Sci.Fi, writing friday

[#WritingFriday] Week 23 – ein Tag offline

Freitag – oh der beliebteste Tag der Woche. Der Heimattag des writing friday. (By the Way – ich hatte mal einen wirklich witzigen Writing Prompt – Wenn der Wochentag eine Person wäre. Wer mag kann mal reinschnuppern und vielleicht sogar mal mitmachen. HIER)

Diese Woche:

 

Ein freier Tag ohne Smartphone, Internet und Co, schreibe auf wie dieser bei dir aussehen würde.

Es ist eine leicht autobiographische Geschichte. Nur angelehnt. Manches stimmt, manches ist frei interpretiert.

Viel Spass bei einem fiktiven, oder nicht ganz so fiktiven Tag offline. Ich kann aber schon ganz gut klar kommen ohne die elektronischen Lieblinge. Wie ist das bei euch?


 

Ich kam nach einem anstrengenden Tag nach Hause. Meine Schuhe wollte ich mir nur noch von den Füssen kicken – aber meine Füße waren so geschwollen, dass ich kurz überlegte die Schuhe entweder anzulassen, oder einfach von den Füssen zu schneiden. Kurz überlegte ich – aber da mein Budget für neue Schuhe ausgeschöpft war, zog ich einfach kräftig dran und wäre dabei, nach dem Plop den sie machten, fast vom Stuhl gefallen. Da lagen sie, die Folterwerkzeuge. Harmlos vor sich hinstinkend. Ich missachtete sie und ging in die Küche. Kaffee musste her. Ich bereitete alles vor und drückte die Maschine an. Währenddessen checkte ich mein Smartphone. Kein Empfang? Hm. War die Rechnung bezahlt? Ich musste wirklich überlegen, da beim Rechnungsbingo manche nach hinten rutschten. Aber Handy und Internet achtete ich immer drauf, dass sie bezahlt waren, da dies zu den wenigen Dinge gehörte, die ich mir noch leisten konnte. Ausgehen war kaum noch drin. Und wenn, sehr schmerzhaft im Geldbeutel.

Ich gähnte herzhaft. Die Kaffeemaschine gluckerte glücklich und ich grummelte. Gut – dann mal ins Internet. Ich klappte den Laptop auf und drückte den Powerknopf. In der Zeit in der der PC hochfuhr ging ich zurück in die Küche und stand hungrig und nicht hungrig vorm Kühlschrank. Ich verhungere – aber ich habe keine Lust auf das was ich habe. Hm. Und ich griff nach einem kalten Stück Pizza. „Brauch ich nicht warm machen – schmeckt auch so.“ Einen Teller gönnte ich mir dennoch. Bisschen Etikette musste sein. Die Kaffeemaschine spuckte ihren letzten Tropfen Kaffee aus und blinkte mich glücklich an. Ich lobte sie und ich glaube sie blinkte ein bisschen schneller.

Bevor ich an den PC ging zog ich mir noch schnell was Bequemes an. Es waren mehr Löcher in der Jogginghose als Stoff – Egal – Hauptsache angezogen. Auf der Startseite meines Browsers hatte ich meine Favoriten eingerichtet. 404 – Page not found. WasS? Oh Mann. Ich sitze doch jetzt. Na gut. Ich ging an den Router – nichts leuchtete. Was war jetzt los? Das mit der Rechnung hatten wir schon. Ich zog den Stromstecker und ging nochmal in die Küche. Ich wollte meine Kaffeemaschine noch mal glücklich machen. Denn der erste Kaffee würde nicht lange in der Tasse verweilen. Sie zischte mich an – ich war zu früh. Eigentlich mochte sie es, erst etwas abzukühlen. Ich streichelte sie um sie zu beruhigen und sie gluckerte glücklich.

Zurück am Router fummelte ich den Stecker wieder in dieses winzige Loch an der Rückseite. Nicht ohne zu fluchen und ihm zu drohen ihn durchzuschneiden. Danach flutschte es. Er steckte und es tat sich nichts. „h Mann. Kein Smartphone, kein Internet. Was mach ich denn jetzt?“

Ich drehte mich um. Die Pizza lag brav auf dem Teller, mein Kaffee dampfte verführerisch in seiner hübschen Tasse. Ich würde nie eine hässliche Tasse für meinen Kaffee verwenden. Auch ein Kaffee will hübsch verpackt sein.

Ich ließ mich auf den Stuhl fallen und fuhr den PC runter und wieder hoch. Nichts. Kein Internet. Ich blickte mich wieder um. In der Küche stapelte sich ungespültes Geschirr. Das könnte ich mal erledigen. Vielleicht ging es ja danach. Gut. Ich streichelte meinen Kaffee und tröstete ihn. „Ich komm gleich wieder.“ Und biss herzhaft in die kalte Pizza. Mein Magen reagierte sofort mit leisem schnurren.  er hatte mir schon mit lautem Knurren  gedroht,  mich von innen heraus aufzufuttern, wenn ich nicht gleich was einschiebe.  Erstmal beruhigt. Geschirr war gespült. Ich ging zurück zum Router – immer noch leuchtete nichts. Ich konnte noch nicht mal die Störungsstelle anrufen. Ging ja auch kein Telefon oder Handy. Sollte ich bei den Nachbarn fragen? Aber dann würde ich wieder den Kontakt suchen. Ich war froh, dass er auf das übliche nicken und winken reduziert war. Nein. Das musste nicht sein. Ich ging unruhig durch die Wohnung. Was habe ich denn früher gemacht, vor PC und Handy? „Du bist bummeln, ohne kaufen gegangen, in die Leihbücherei, auf der Bank zum Beobachten gesessen. Und deine Wohnung war ordentlicher.“ Ja  – ein Argument. Ich könnte  mal aufräumen. Könnte ich – oder ich könnte mich schlafen legen. Der Tag war echt anstrengend. Ein Buch. „Ja – ich  könnte mein Buch beenden. Ach was, ich gehe einfach spazieren. Örg. Dann muss ich  mich wieder anziehen. Neee. Kein Bock. Ich nehme mein Buch, mein Kaffee, meine Pizza und setze mich auf dem Balkon in die Sonne. Jep.“

Ich packte einen kleinen Beutel und ging auf meinen Balkon. Ich erwischte mich dabei einen sehnsuchtsvollen Blick auf den Router zu werfen – tot. Seufzend setzte ich  mich und schlug  das Buch auf. Der Kaffee war abgekühlt – egal ich trinke ihn auch kalt. Ich knabberte an der Pizza und konnte mich einfach nicht konzentrieren. Ständig wanderte mein Blick aufs Handy  und den Router. „Nein, das wird nichts.“ Ich packte meine Sachen und ging wieder hinein. Tigerte wieder durch die Wohnung und richtete einige Dinge gerade. Schlafen? Schlafen wir es doch einfach aus. Während ich das dachte, ging ich – von mir wirklich unbewusst – an den Kleiderschrank, zog eine Jeans und ein T-Shirt heraus. Schlüpfte in die Schuhe. Dann ging ich in den Flur und schnappte meine Tasche, meinen Schlüssel und zog die Tür hinter mir zu. Irritiert stand ich vor meiner Wohnung. Ich drehte mich um und überlegte den Schlüssel wieder ins Schloss zu stecken. „Nein. Ich bin jetzt draußen und jetzt gehe ich weg.“

Ich ging. Es war befremdlich einfach so herum zu laufen. Ohne Ziel und Eile. Ich erwischte mich, in meiner Tasche nach dem Handy zu wühlen. Ich hatte es nicht mitgenommen. Leicht entblößt fühlte ich mich dabei. Etwas ungeschützt. Ich musste die Menschen anschauen. Sonst vergrub man sich in sein Display und hoffte nirgendwo dagegen zu laufen. Es war, als würde ich die Welt neu entdecken. Dieses Graffiti, das war neu. Hübsch. Oh ein Bäcker – ich hatte Lust auf ein Stückchen. „Mein Kaffee wird hoffentlich nicht sauer, wenn ich einen fremden trinke?“ Ich wühlte im Portemonnaie –ja dafür reichte mein Geld noch. Mit einem leckeren Puddingteilchen und einem Coffee-to-go zog es mich in den nahgelegenen Park. Oh war der schön hergerichtet. Soviel Pflanzen blühten und die Hunde spielten mit den Kindern. Ich setzte mich an den Rand und beobachtete. Aß mein Stückchen und trank meinen Kaffee. Ich genoss die Sonne auf meinem Gesicht. Die vorherige Unruhe, weil ich kein Netz hatte, legte sich langsam. Ich atmete tief ein und hörte den Vögeln zu. Ein wunderbarer Tag. Ich genoss ihn in vollen Zügen. Ich sog jeden Moment auf um daraus zu zehren. Denn ich wusste, wenn ich wieder online war, würde ich wieder in den alten Trott verfallen. Aber vielleicht – vielleicht würde ich paar Mal meine Rechnung nicht pünktlich zahlen um gezwungen zu sein mich offline zu setzen.

ENDE

19 Gedanken zu „[#WritingFriday] Week 23 – ein Tag offline“

  1. Hallo Rina! Ein grossartiger Text, den ich nur allzu gut nachvollziehen kann. Es gibt durchaus Leute, die sich wohl „nackt“ fühlen ohne ein Handy… was ja eigentlich tragisch ist¨!

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    1. Ja – das ist wirklich tragisch. Zum Glück gehört das bei mir zum fiktiven Part. Aber ich merke schon wie oft ich da hin greife um nach Nachrichten zu schauen. Manchmal muss ich mich ganz bewusst bremsen und mir sagen – du hast doch eben erst geschaut.
      Schon heftig.

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  2. Hallo Rina,
    eine sehr schöne Geschichte. Mir gefällt, dass dieser ohne-Netz-Tag nicht geplant war und wie er sich dann positiv entwickelt hat. Manchmal wäre es schön, wenn wir dazu etwas regelmäßiger gezwungen werden würde, oder?

    Ich habe das gleiche Thema gewählt und der Einstieg ist ähnlich unfreiwillig. :-D HIER findest du meinen Beitrag.
    Wünsche dir ein schönes Wochenende,
    glG vom monerl

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    1. Huhu – ich hab bei dir schon gelesen. Haben uns wohl gerade gegenseitig besucht. Hihihi.

      Ja – gerade bei schönem Wetter sollte man sich echt immer mal wieder einen Offline-Tag gönnen.
      Liebe Grüsse

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  3. Hey Rina,
    ich befürchte ich wäre so eine Kandidatin ohne Internet erstmal Panik zu schieben, auch wenn ich auch ohne super klar komme. Sehr schön geschrieben. Der plastische Moment mit den Schuhen am Anfang hat mich schmunzeln lassen. 😉
    Greetz, Katharina.

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    1. ;-) Danke schön.
      Es ist irgendwie immer was anderes, wenn man freiwillig mal offline ist. Aber wenn man muss – ist wie Diät. Dann hat man einfach immer hunger ;-)
      Liebe Grüsse

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  4. Hallo Rina,
    dein Text hat mich fast etwas betroffen gemacht. Du hast so wunderbar diese Abhängigkeit beschrieben, die innere Unruhe, die sich aufbaut – aber auch, wie du das überwunden hast.

    Mir haben auch die kleinen Details gut gefallen, z.B., dass du deinen Kaffee nur in einer hübschen Tasse trinkst. Und später, ob dein Kaffee zuhause es dir wohl übel nimmst, wenn du „fremdtrinkst“. :D

    Danke für deinen Besuch bei mir!
    LG
    Daniela

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  5. Ich mag, wie du die Gedanken hier so direkt aufschreibst. Hatte auch schon Routerausfälle – meist abends, wenn ich Serien gucken will und dann der sehnsuchtsvolle Blick, die Hoffnung *seufz* letztlich hab ich dann meist aufgeräumt oder gelesen :P

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    1. Danke. Ja wir haben auch oft Ausfälle. Da nutze ich die Zeit auch für nützliches oder lesen. So kommt man wenigstens mal dazu😂😂
      Liebe Grüße

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  6. Huhu,

    oh, ja. So ein Leben ohne Internet kann schon seltsam sein. Hatte ja lezten Monat wieder einen Tag ohne. Aber es entspannt auch. Oh, Puddingteilchen. Die mag ich auch gern.

    LG Corly

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    1. Ich denke so ein Tag, oder vielleicht zwei würde ich jetzt auch nicht so schlimm finden. Man kann lesen, DvDs gucken, spazieren gehen – aber länger, würde mir schon was fehlen…bis dann wieder diese Abhängigkeit vorbei wäre…..aber das will ich eigentlich nicht. Ich mag das Inet.

      Ich liebe Puddingteilchen..hmmmm.

      LG

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      1. Ja, stimmt. Mir würde es auch so gehen. Es würde etwas fehlen. Das Internet ist ja auch so vielseitig. Da kann man so viel machen. Man ist es einfach so gewöhnt.

        LG Corly

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