Hallo ihr Lieben. Es ist wieder Schreibkickszeit. Ich bin dieses mal etwas spät. Es kam bisschen was dazwischen.
Aber hier habt ihr wieder einen kleinen Auszug aus dem Leben meiner schrägen WG.
Heute ist das Thema imaginärer Freund. Wer hatte keinen? Haben Kinder in der digitalen Welt heute noch einen? Ich hoffe es.
Bisher erschienen:
- Schreibkicks – die vererbte Zeitkapsel
- Schreibkicks – Weihnachstspezial – Die Sache mit dem Rentier
- Mach was…mit einer Festtags-Leckerei
- Schreibkicks – Märchen der guten Vorsätze
Mit dabei waren dieses Mal:
Das Thema für den 01. März lautet:
Imaginäre Freunde
Das Jahr war jetzt schon einige Wochen alt. Das Haus sah immer noch ziemlich mitgenommen aus. Ich stand auf einer, wirklich sehr hohen Leiter. Sehr hoch. Ich traute mich kaum hinab zu blicken. Und wieder einmal fragte ich mich, warum ich hier oben stand und nicht einer meiner Mitbewohner. Die meisten davon waren entweder Tot, oder unsterblich. Ganz im Gegensatz zu mir.
Warum stand ich überhaupt auf dieser Leiter? Der Weihnachtsbaum war schon eine Zeitlang weg. Keya, unsere Baumnymphe, hatte sich ihm angenommen und ihm ein schönes Plätzchen in unserem großzügigen Vorhof eingerichtet. Sie hatte mit ihm abgemacht, dass er ab sofort unser Hauptweihnachtsbaum sein würde. Ich glaube, er hat ein bisschen getanzt. Aber ich mag mich auch täuschen.
Jetzt war ich also dabei, Frühjahrsputz zu tätigen. Das macht man doch so, oder? Also ich habe das von damaligen Kolleginnen so mitbekommen. Die sind im Frühjahr immer wie aufgeschreckte Hühnchen durch die Gegend und haben Putztipps ausgetauscht. Mit dem Frühjahrsputz, sollten die Wintergeister vertrieben werden, hatten sie mich aufgeklärt.
Ich stand also auf der Leiter und hatte einen Staubwedel in der Hand um den riesigen Kronleuchter zu entstauben. Ich flüsterte leise vor mich hin. Drehte mich immer mal wieder um und redete wieder.
„Weißt du, ich mag es wirklich hier. Die Leute sind so toll. Stell dir vor – man lebt mit Fabelwesen und es ist immer irgendwas los. Letzt erst….“ Und ich plapperte und plapperte. Dann musste ich wieder lachen. Richard ging an meiner Leiter vorbei und runzelte die Stirn. Zu ihm trat Minerva – unsere Haushexe. Lasst sie bloß nicht wissen, dass ich sie so nenne. Sie ist eine – ich denke Märchenhexe. Eine Böse – wobei sie eigentlich ganz nett ist – aber das soll sie auch nicht hören. Sie gefällt sich in der Rolle der bösen Hexe. Sie blickte Richard fragend an und machte eine drehende Bewegung mit ihrer Hand an ihrer Stirn. Er zuckte mit den Schultern und beide ließen mich, von mir unbemerkt, wieder alleine.
„Was meinst du, Leon? Warum lasse ich das nicht Amelia machen? Sie hat die Möglichkeit hier oben zu spuken und dabei den Kronleuchter zu entstauben. Ich weiß, dass sie Gegenstände bewegen kann, selbst wenn sie immer so unschuldig tut. Ich weiß, dass sie mir immer den Stuhl weg zieht, oder meine Kaffeetasse aus der Reichweite schiebt. Ja, ja. Sie glaubt ich weiß das nicht. Die Bewohner hier, denken ich bin bisschen blauäugig. Ich bekomme mehr mit als sie denken. Doch, doch. Ich bin mir sicher, dass sie sich oft über mich lustig machen. Ich glaube sogar du nimmst mich nicht immer ernst. Ja – ich denke das.“
In dem Moment kam Amelia aus der Decke. „Mit wem redest du die ganze Zeit, das ist unheimlich. Ich erschrak dermaßen, dass ich abstürzte. Hatte ich erwähnt, dass die Leiter sehr hoch war – also war der Weg nach unten wirklich lange – eigentlich nicht so langen. Der Fall ging verdammt schnell. Viel zu schnell. Ich schrie auf und sah mich schon neben Amelia durchs Haus spuken. „Ahhhhh – Leon…..Hilf mir.“ Amelia flog neben mir. „Wer ist Leon?“ Ich blickte sie ungläubig an und wedelte mit den Händen. Der Weg nach unten war doch länger als ich dachte. Kurz vor dem Aufprall wurde ich unsanft gestoppt. Frank stand auf der Treppe, und hatte mich im Sturz, an einem meiner Beine aufgefangen. Ich hing einbeinig in der Luft und schnappte wie ein Fisch an Land, nach Luft. „Musst aufpassen.“ Sagte er, subtil. Frank war eines von Frankensteins Monstern. Wobei bei ihm Monster wirklich sehr ungerecht angewandt ist. Er ist eine Seele von –äh – Menschenteilen? Und kochen kann er…hmmmm. Wahrscheinlich hatte er das Gehirn eines Koches bekommen. Denn die Hände waren eher die eines Holzfällers. Dementsprechend ging viel kaputt. Wir waren schon bei vielen auf Emailegeschirr umgestiegen. Ist auf Dauer einfach günstiger.
Er ließ mich los und ich landete dann doch noch etwas unsanft auf meinem Hintern. „Wer ist Leon und mit wem redest du?“ Fragte Amelia noch mal. Ich stand auf und streichelte mir peinlich berührt über meinen Kopf. „Mein Freund?“ „Ist das eine Frage an mich?“ „Ne, eher an mich.“ Meinte ich. Leon war schon so lange mein Begleiter. Vor kurzem hatte er sich mal wieder bei mir gemeldet. Wahrscheinlich hatte er etwas Probleme gehabt mich nach meinem Umzug zu finden. Dracula erschien. „Was denkst du denn da für komische Gedanken?“ Vor kurzem hatte ich entdeckt, dass ein weiteres Klischee, dem Vampir zutrifft. Gedankenlesen und Manipulation. Er hatte es einige Male versucht. Aber ich spürte das Kribbeln immer und verwarnte ihn. „Ich hab dir gesagt, du sollst aus meinem Kopf draußen bleiben.“ „Ach Lissi, deine Gedanken schreien förmlich. Wie soll ich denn da die Ohren verschließen vor? Sag mir das. Dämpfe deine Gedanken und lass DU mich in Ruhe. Du denkst so schräg manchmal. Da kann man nur mit dem Kopf schütteln. Also was war das mit deinem Freund aus Kindertagen?“ Richard betrat den Raum. „Ach, so einen hatten wir doch alle.“ Die Blicke wandten sich ihm zu. „Oder nicht?“ Fragte er verunsichert. Minerva schwebte die Treppe hinab. Ich beneidete sie um ihre Eleganz. Ich wirkte immer wie ein Trampeltier neben ihr. „Was hatten wir alle in unserer Kindheit?“ Richard antwortete. „Einen imaginären Freund.“ „Einen was?“ „Na einen Freund, den nur du wahrnehmen und dem du alles erzählen konntest. Die schönsten Abenteuer hat man mit ihm erlebt. Das war schon toll. Aber er verlässt einen irgendwann und zieht weiter. Dann sucht er sich ein neues Kind, mit dem er spielen kann.“ „Was? Ihr Menschen spielt mit unsichtbaren „Freunden“?“ Sie legte die Finger in die Gänsezeichen Position und lächelte uns verächtlich an. „Jaaaa. Wir Menschen haben so viel Fantasie.“ Meinte er. „Meiner hieß, Waldemar. Ich habe ihn immer in Hundeform gesehen. Meine Eltern wollten kein Haustier – also habe ich mir eines erschaffen. Beziehungsweise, er tauchte in dieser Form auf.“ Amelia flatterte unruhig hin und her. „Davon habe ich gelesen. Aber sie existieren nicht. Sie sind reine Fantasie. Hab ich so gehört.“ „Nein. Sie existieren. Aber nur für Kinder. Wenn man sie nicht mehr braucht, verlassen sie einen.“ Antwortete er überzeugt. „Blödsinn.“ Meinte Minerva. „Warum redet dann Lissi noch mit ihrem „Freund“? Wieder diese Gänsezeichen. „Ich habe nicht mit ihm geredet. Äh. Mit jemanden geredet. Ich habe vor mich hin geflucht, weil der ganze Hausputz an mir hängenbleibt.“ Erläuterte ich mit geröteten Wangen. „Warum hast du dann nach ihm gerufen, als du stürztest?“ Fragte Amelia, die Hände in die Hüften gestemmt. „Das war nur ein Ausruf von Angst und Erstaunen. Du hast mich ziemlich erschreckt.“ Richard kam auf mich zu. „Ist dein imaginärer Freund immer noch bei dir?“ „Nein?“ „War das eine Frage?“ „Nein?“ Richard stutze. Blickte sich um. „Weißt du was das bedeutet?“ „Nein?“ „Du bist hier in einem magischen Haus. Alles was irgendwie ein Fantasiegebilde ist, wird hier Real. Wie sieht Leon aus?“ „Er ist ein Krake.“ „Eine Krake? Wieso denn eine Krake?“ „Ich weiß nicht. Er ist halt ein Krake.“ „Und wo ist er?“ „Abgehauen, als ihr alle aufgetaucht seid. Er ist bisschen schüchtern.“ „Ruf ihn, wir müssen das klären.“ „Aber nur ich kann ihn sehen.“ „Du wirst dich wundern.“ Meinte Richard. „Leon? Wo bist du, komm her und zeig dich.“ Nichts. „Leon? Alles in Ordnung. Ich hab dir doch von den Leuten hier erzählt, die sind in Ordnung. Sie tun dir nichts, oder?“ Fragte ich etwas ängstlich. „Nein.“ Kam die einheitliche Antwort. Neugierig blickten alle durch die Eingangshalle. Dann, am Geländer, da bewegte sich was. „Er ist ein Chamäleonkrake?“ „Ja, glaube schon.“ Langsam lösten sich die Tentakel von den Streben und am gewundenen Geländerende löste sich sein Kopf. Es platschte und er saß vor uns auf dem Boden. „Leon, hallo.“ Meinte Richard. „Sei willkommen. Warum bist du noch hier? Warum hast du Lissi nicht schon vor langer Zeit verlassen?“ „He, vor langer Zeit, so alt bin ich doch auch noch nicht.“ Er blickte mich strafend an. Leon hob einen Tentakel. „Hallo. Ich bin Leon und ich bin ein imaginärer Freund.“ „Das ist schön, das wissen wir jetzt – aber warum bist du hier?“ „Lissi braucht mich.“ „Nein, sie ist erwachsen. Erwachsene brauchen keine imaginären Freunde.“ „Echt, dann sag das dem kleinen Hund der schon die ganze Zeit um deine Füße hüpft.“ „Was?“ Richard sprang zurück und blickte sich um. Er konnte es nicht sehen. „Ich sehe nichts.“ „Dann öffne dein Herz. Erinnere dich an deine Kindheit und an die Zeit mit deinem besten Freund.“ Richard blickte irritiert und winkte ab. „Quatsch. Waldemar ist schon lange bei einem anderen Kind.“ „Waldemar, was für ein Name. Wuff. Hättest du mir nicht einen coolen Namen, wie Rex geben können. Waldemar. Ich bin doch kein Rentnerhund.“ Richard quickte erschrocken, als an seinen Füssen ein hübscher Mischlingshund erschien. „ Hallo Richard. Endlich bist du wieder da. Ich hab dich so vermisst. Du hast mich so lange warten lassen.“ „W-was? Waldemar? Ich dachte du hättest mich verlassen. Ich war so traurig, als ich dich nicht mehr sehen konnte. Warum?“ „Du hast nicht mehr richtig an mich geglaubt. Deine Freunde waren wichtiger und haben mich nach und nach aus deinen Gedanken verdrängt. Hallo Lissi. Jetzt kann ich dir danken, dass du hier her gekommen bist und uns hier ein Leben ermöglichst.“ „Oh, Richard, der ist ja toll. Ich hatte eh schon überlegt einen Hund anzuschaffen. Waldemar, du bist hier herzlich willkommen. Aber bitte, keine Schuhe anfressen, oder Möbel.“ „Wofür hältst du mich? Ich bin Waldemar – gesittet und brav – wenn ich ein Rex wäre, ja, dann könnte schon einiges passieren. Aber als Waldemar.“ „Leon, komm lass uns in unser Zimmer gehen. Ich habe irgendwie keine Lust mehr auf Frühjahrsputz. Ich würde jetzt lieber ein bisschen schlafen. So ein Sturz aus hoher Höhe macht echt müde.“ Ein platschendes Geräusch verfolgte mich. Ich kannte es schon lange – aber die anderen blickten verwundert hinter her. „Heißt das jetzt wir haben neue Mitbewohner?“ Meinte Dracula. „Ein Hund und eine Chamäleonkrake? Mein Zimmer ist Tabu für euch, dass das klar ist.“ Schnauzte Dracula. „Menschen und ihre Tierliebe. Pft. Das soll einer verstehen.“ „Oh Mann, ich will auch einen imaginären Freund.“ Schmollte Amelia. „Dann könnten wir zusammen hier spuken, ach wäre das toll. Wo bekomme ich so einen „Freund“? Lissi. Wo bekommt man so was her? Richard. Hallo? Irgendwer?“
Liebe Rina,
ich bin überzeugt, dass der frisch ernannte Hauptweihnachtsbaum getanzt hat! Ich kann es gar nicht sagen, WIE SEHR ich diese Geschichten von Dir liebe!!! Ich war schon ganz traurig, als die letzten Tage nichts kam. ;-)
Ich glaube, ich möchte auch ein Monster das kochen kann. Und so ein Chamäleon-Kraken-Freund… auch nicht zu verachten…
Ich hoffe auf mehr – dreist, ich weiß! :D
Liebe Grüße
Nicole
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Haha. Danke – ich hoffe, dass mir das Team noch paar Ideen bringt.
Ich mag die Gruppe auch sehr. Und fühle mich richtig wohl in ihrer Mitte.
Liebe Grüsse
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Das kann man rauslesen, wieviel Spaß Du mit ihnen hast! Und mein Bauchgefühl sagt mir… da kommt noch was! ;-)
Liebe Grüße
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:-) ich hoffe es sehr.
Liebe Grüsse
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Huhu,
auch hierzu bin ich endlich gekommen es zu lesen. Schöne Idee. Das mit dem Haus und den Zauberwesen gefällt mir fast besser als das mit dem Imaginären Freund, aber die Mischung hat echt was. Du wirst immer fantasievoller. Die Geschichten ändern ihre Richtung und werden magischer. Das gefällt mir.
LG Corly
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Danke schön – ja, das mit dem imaginären Freund ist mir nicht so leicht gefallen. Hab ich echt lange überlegen müssen.
Ich mag die Truppe echt gerne mittlerweile – deswegen versuche ich sie weiterhin mit ein zu bauen…wir aber immer schwieriger….
LG
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bitte.
ja, ist aber ganz gut gelungen.
Ja, die truppe hat schon was. Da bin ich gespannt.
LG
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auch das habe ich jetzt noch mal gelesen im Zusammenhang. Süße idee mit dem imaginären Freund. Und Amelia am Ende. Sehr süß.
LG Corly
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Danke – Amelia mag ich irgendwie besonders gerne. Die ist manchmal so süss frech.
LG
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bitte. Ja, sitmmt. Aber sie ist schon ne Liebe.
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:-)
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