Sci.Fi, writing friday

Writing Friday – Rosi und Rolas

Du bist durch die Zeit gereist und im Jahr 2819 gelandet, berichte davon. Dieses Thema habe ich mir heute für den #Writing Friday ausgesucht.

 

Inspiriert von der neuen Serie, die Wortman vorgestellt hat. Love, Death & Robots Folge 2. Diese Folge ist total putzig. Meine Geschichte ähnelt ihr eigentlich gar nicht – ich hab mir nur die Freiheit genommen, die Roboter auf der Erde leben zu lassen.


Jacob legte sich in sein Bett – er fühlte sich nicht so gut. Wahrscheinlich bekam er eine Grippe – die ging gerade mal wieder um. Er fasste sich an den Hals und räusperte sich. „Eindeutig eine Grippe. Ich nehme gleich mal paar Medikamente und leg werde gleich schlafen. Schlaf ist die beste Medizin. Das hat Oma schon immer gesagt.“ Jacob war manchmal etwas seltsam. Er hatte nicht viele Freunde. Auf der Arbeit versteckte er sich immer hinter seinem Monitor. Er war eine graue Maus und keiner konnte so wirklich viel mit ihm anfangen. Die Leute mieden ihn. Er war ihnen manchmal sogar etwas gruselig, da er oft so seltsam schaute, als wäre er nicht anwesend.

Er löschte alle Lichter – absolute Dunkelheit war wichtig für einen erholsamen Schlaf. Sein Kreislauf spielte etwas verrückt. Deswegen sank er sofort ins Kissen um ja nicht noch zu stürzen.

Etwas hatte Jacob geweckt. Er konnte sich nicht orientieren, da es ja stockdunkel in seinem Schlafzimmer war. Irgendwas war anders. Still lag er da und versuchte zu ergründen, was ihn geweckt, und was sich verändert hatte. Sein Atem ging ganz leise und vorsichtig. Dann setzte er sich auf. Seine Uhr zeigte 08:00 am Morgen an. Schnell checkte er das Datum. Er rieb sich die Augen. Auf seinem Nachttisch stand eine digitale Uhr. Und das Datum wäre der 29.03.2819.

Tief zog Jacob den Atem ein. Das musste ein Displayfehler sein. Die Uhr projizierte eigentlich immer an die Decke, aber da waren in letzter Zeit auch immer wieder fehlende Balken – er brauchte also eine neue. Na toll.

Er würde es auf seine Einkaufsliste setzen. Aber jetzt wurde es erst mal Zeit aufzustehen. Er schlüpfte aus dem Bett und schob seine Füße in die Hausschuhe. Er wackelte mit den Zehen und stand auf. Der erste Gang führte ihn wie immer ins Bad. Er öffnete die Schlafzimmertür und ging ins Bad. Er ging dorthinein wo eigentlich das Bad sein sollte. Aber er stand im Freien. Um ihn herum Trümmer. Er schaute sich irritiert um. Na das war ja mal ein seltsamer Traum, dachte er sich. Jacob drehte sich um und ging zurück zum Bett. Dort setzte er sich hin und überlegte. Bald würde er bestimmt aufwachen. So seltsame Dinge träumte er nur kurz vorm Wach werden. Nicht mehr lange. Solange könnte er auch warten. Etwa fünfzehn Minuten später merkte er, dass er nicht erwachte, oder war er doch schon wach? Was, im Himmelsnamen, war geschehen?

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„Hast du das gesehen?“ „Hm? Was denn?“ „Da ist ein Humanoalarm losgegangen.“ „Was? Das Ding ist doch ein Relikt aus uralten Zeiten, ich wusste gar nicht, dass der noch aktiv ist.“ „Hat wohl nie jemand dran gedacht ihn auszuschalten. Hat auch geringen Stromverbrauch. Du weißt, damals hat man da so viel Wert drauf gelegt.“ „Ja, ja. Und ist das ein echter Alarm, oder eine Fehlfunktion?“ „Na woher soll ich denn das wissen, bin ich ein Technobot? Dafür gibt es die doch. Ruf einen, der soll das überprüfen.“ „Ja, ja. Auch das war früher effektiver. Die Roboter waren irgendwie zu mehr fähig, als nur zu einer Aufgabe. Wieso hat sich das geändert?“ „Keine Menschen mehr und wir konnten uns frei entwickeln. Also haben wir unsere Vorlieben ausgebaut. Je nach dem was damals halt so programmiert war. Als die Menschen sich dann endlich ausgerottet hatten, hat unsere KI niemand mehr bremsen können – also gibs ihm….oder so was.“ „Wo hast du das denn her?“ „War in meinem Speicher.“ „Jetzt ruf den Bot, damit wir das checken können.“

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Jacob erhob sich wieder und ging erneut zur Tür. Zögernd drückte er den Griff nach unten, wartete kurz bevor er die Tür aufzog und stand wieder vor dem Nichts. Er rieb sich die Augen und trat heraus. Der Himmel war blau. Strahlend blau. Er konnte sich nicht erinnern, wann er so einen freien Himmel gesehen hatte. Keine Schlieren, keine Trails. Überall, zwischen den Trümmern war Vegetation. Die Pflanzen hatten sich ihr Territorium zurück erobert. Es war wunderschön. Dieser Zerfall mit dem Erblühen neuen Lebens. Kurz setzte er sich auf einen Betonklotz und blickte sich um. Es war ruhig. Nur Insekten und Vögel waren zu hören. Kein Summen, von der Elektronik, oder Autolärm, oder Menschen. Menschen, wo waren die anderen Menschen?“

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„PiepPiepPiep.“ „Da schon wieder der Humanoalarm. In Sektor Z. Da sind nur Trümmer aus alten Zeiten, aufgegebenes Territorium“ „Ja, verdammt, du hast Recht. Ein Mensch. Wie kommt der denn da hin? Wo kommt der denn überhaupt her. Es gibt schon seit mindestens 600 Jahren keine Menschen mehr. So was. Sie überleben doch tatsächlich, wie Kakerlaken.“ „Schick die Armeebots.“ Rosi (Roboter-ohne-Sinn) drückte auf den Alarmknopf und drehte sich zu Rolas (Roboter-langweilt-sich) um. „Mal sehen was die uns bringen?“

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Jacob saß noch immer auf dem Betonklotz, als sich vor ihm mehrere Drohnen erhoben. Bösartig blickende Drohnen mit Waffen. „Nicht bewegen. Es wird gleich ein Team von Armeebots eintreffen und sie festnehmen. Nicht bewegen, sonst schießen wir.“ „Ich habe nicht vor mich zu bewegen. Ich träume ja noch, im Schlaf bewege ich mich nicht so heftig.“ Die Drohnen drehten sich zu einander und wenn sie Schultern gehabt hätten, hätten sie mit ihnen gezuckt. Im Hintergrund hörte Jacob ein Geräusch, wie er es aus Sci-Fi-Filmen kennt. Ein dampfen, stampfen, quietschen. Die Armee rückte an. Vor ihm platzierten sich fünf schwer bewaffnete, stark verrostete Roboter. „Oj, ihr seht schon ziemlich mitgenommen aus, oder? Keiner da der euch wartet und reinigt?“ „Still, Mensch. Steh auf und komm mit uns. Mach keine falsche Bewegung, dann passiert dir auch nichts.“ „Okay. Ich hab eh nichts Besseres vor.“ So bewegte sich Jacob zwischen ungefähr zwei Meter hohen Robotern, die sich sichtlich schwer taten ihre verrosteten Gelenke zu bewegen. „Warte hier, Mensch.“ „Okay.“

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„Rosi, er ist da. Ich bin ganz aufgeregt. Ein echter Mensch. Ein Mensch. Dass wir so was noch erleben dürfen.“ „Beruhige dich, deine Schaltkreise fangen schon an zu qualmen. Öffne die Tür.“

Ein schnaubendes Geräusch verursachend, öffnete sich die Tür. Rosi und Rolas standen aufgeregt davor und blickten auf Jacob. Jacob blickte zu ihnen hoch. „Hallo, ich bin Jacob und ich bin ein Mensch. Ich denke ich schlafe noch, aber das ist schon Okay.“ „Bist du friedlich?“ Jacob blickte an sich hinunter. Er war im Schlafanzug und Socken. „Ja, ich denke schon.“ „Dann komm rein.“

Jacob bewegte sich und trat in den Raum. Er blickte sich um. Überall Monitore, es blinkte und piepte. „Wo bin ich?“ „Erde“ „Erde, echt, was ist denn geschehen? Wann bin ich und schlaf ich?“ „2819 und tut das weh?“ Der Roboter hatte seine sehr menschlich aussehende Hand ausgestreckt und ihn gezwickt. „Autsch, ja.“ „Dann bist du wohl wach. Was machst du hier, wo kommst du her, wie hast du überlebt, und was willst du hier?“ „Wohwohwohw. Langsam, ihr habt ja mehr Fragen als ich. Gut ich bin wach, also bin ich wohl in der Zukunft. Ich komme aus 2019. Ich hab mich schlafen gelegt, weil es mir nicht so gut ging und wache 800 Jahre später wieder auf.“ „Ich durchforste mal meine Datenbank.“ Rosi stand vor ihm. Seine Augen blickten und ein Lichtstreifen bewegte sich hin und her. „Ich hab was gefunden. Anscheinend hatten sie 2019 eine Art Interferenz. Das hat irgendwie eine Art schwarzes Loch geöffnet. Später haben sie herausgefunden, dass wohl einige Menschen eingesogen wurden und nie wieder auftauchten. Manche Theorien besagten, es wäre eine Möglichkeit der Zeitreise, oder Reise in die Parallelwelten. Aber man konnte es nie beweisen, da nie jemand zurück kam und diese Interferenz nicht noch mal konstruiert werden konnte.“ „Hm – alles klar Wiki. Und was soll ich jetzt hier?“ „Wiki? Ich heiße Rosi.“ „Ich nenn dich jetzt Wiki. Recherchier das, dann weißt du was ich meine.“ Die beiden Roboter schauten sich an. „Wir wissen nicht was du hier sollst. Das war ja eher ein Unfall, dass du hier aufgetaucht bist.“ „Hm, gut, ich sag euch was. Ich bin vom Fach. Ich hab tatsächlich in einem Betrieb gearbeitet, der Roboter herstellte. Kleine, nichts so in eurer Größe, Eher Saugroboter und Mähroboter. Aber wir arbeiteten an einem Haushaltsroboter. Ich sehe, dass ihr hier wirklich nicht gut in Schuss seid. Wie wäre es? Anscheinend hänge ich hier fest. Ich helfe euch wieder auf Stand zu kommen, und hübsch zu werden, während ihr mich hier friedlich aufnehmt? Ich kann ja nirgends hin und muss irgendwie überleben. Ihr müsstet mich halt versorgen.“

Die Roboter schauten sich an, schauten ihre Armee an und überlegten. Sie steckten ihre Kabel ineinander und kommunizierten per WLan, ohne dass Jacob was mitbekam. „Was meinst du, Rolas?“ „Töten, der bringt nur ärger?“ „Was, spinnst du, den letzten Menschen töten? Auf keinen Fall. Ich bin dafür, dass wir das Angebot annehmen. Er bleibt und arbeitet für uns.“ „Du meinst wir für ihn?“ „Sehe es als eine Art Symbiose.“ „Na gut.“ Sie trennten sich wieder und drehten sich zu Jacob. Rolas meinte: „eigentlich denke ich wir wären besser ohne dich, dran. Menschen haben alles zerstört. Aber du bist alleine, was kannst du schon anrichten? Wiki, hier meint du sollst bleiben, also bleib. Aber sei vorsichtig. Wir sind keine stupiden Maschinen mehr, wie zu deiner Zeit. Wir sind denkende Roboterwesen. Und wir reagieren. Wir haben Gefühle.“

„Okay, okay. Ich will keinem auf den Schlips treten. Schlagen wir ein, wir haben einen Deal.“ Jacob hielt ihnen die Hand hin und die beiden blinkten ihn verwirrt an. „Ich sehe in meiner Datenbank, dass Menschen das immer so gemacht haben mit den Händen, sie haben sie gegenseitig gedrückt und geschüttelt.“ Rosi/Wiki hielt seine Hand und quetschte Jacobs Hand schmerzhaft zusammen. „Au, Vorsicht, ich bin kein Roboter.“ „Tschuldige.“

So war es um Jacob geschehen. Keiner vermisste ihn 2019. Aber 2819 hatte er tatsächlich Freunde gefunden. Es gefiel ihm so gut, dass er richtig aufblühte. Bis zu seinem Tode wurde er der beste Freund und Helfer für die allein zurückgebliebenen KI´s

ENDE

18 Gedanken zu „Writing Friday – Rosi und Rolas“

    1. Danke schön das freut mich.
      Du musst dir bei netflix die genannte Serie, bzw die 2. Folge anschauen. Da sind es drei Roboter und die sind auch echt total süß. Die sind da auf sight seeing auf der zerstörten Erde. Auch echt witzig😁

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      1. Habe ich mir fest vorgenommen. In meinem Freundeskreis schwärmen schon alle. Sonntag soll es ja nicht so schön draußen sein, das ruft anch einem Netflix-Tag. ;)

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  1. Pingback: Geschichtszauberei
  2. Huhu,

    hierfür hab ich auch zwei Anläufe gebraucht, weil es so lang war, aber jetzt hab ich endlich durch. Das ist ja mal eine coole Idee. Wäre sicher auch interessant gewesen wie Jacob sich da einlebt. Aber die Welt und Idee an sich ist interessant gemacht. Hat was.

    LG Corly

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      1. Das stimmt. Mir auch. Nur manche Geschichten habe ich nur auf dem Notebook gespeichert und da mache ich nicht so viel so lange. Sonst wäre ich sicher besser voran gekommen.

        LG

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