Wenigstens eine Geschichte wollte ich im April noch schreiben. Ich habe zwei Themen miteinander kombiniert, da sie perfekt zu meiner Geschichte passen für den Writing Friday passen.
Ich muss wieder mal eine obligatorische Warnung vorweg schicken…es kann ein bisschen eklig werden.
Schreibe eine Geschichte die mit dem Satz “Luis konnte nicht aufhören und musste wieder…” beginnt
und
Schreibe das Ende einer Geschichte, dabei lautet der letzte Satz; Doch damit war es noch lange nicht beendet.
Luis konnte nicht aufhören und musste wieder aus dem Fenster starren. Er konnte nichts sehen. Sein Atem setzte immer wieder aus, er musste sich ständig daran erinnern, die Luft in seine Lungen einzuziehen. Er konnte nicht mehr anders. Er ging an die Tür. „Nein. Stopp, wenn du die Tür öffnest sind wir tot.“ Die Stimme kam aus der anderen Ecke des Zimmers. Eva saß dort im Dunkeln. Ihr Pullover war ihr zwei Nummern zu groß. Sie sah so verloren darin aus. „Aber wir müssen doch was machen.“ „Was willst du machen? Alle da draußen sind verloren. Nur die, die sich Unterschlupf suchen konnten, haben eine Chance zu überleben.“ Luis stampfte wie ein kleines Kind auf, das nicht bekam was es wollte und fing wieder an hin und her zu laufen. Keiner hielt ihn auf. Sie waren zu viert in dem Haus. Mit ihm und Eva befanden sich noch Chris und Cathy bei ihnen. Die beiden waren Kalkweiß im Gesicht und wippten ständig vor und zurück. Von ihnen war keine Hilfe zu erwarten. Luis stand wieder vor der Tür, aber er hielt seine Hände unten. Eva hatte Recht. Öffnete er die Tür, würden sie alle sterben.
Luis drehte sich zu Eva. „Meinst du Emma hat es geschafft?“ Sie zuckte mit den Schultern. „ Woher soll ich das wissen? Wenn sie schnell genug reagiert hat und sich irgendwo verstecken konnte – ja – dann wird sie es wohl geschafft haben. Aber ob wir sie je wieder finden? Das bezweifle ich im Moment.“ Luis nickte. Ja, Eva hatte Recht. Sollten sie jemals wieder heraus kommen, wäre es ein Wunder Emma wieder zu finden. Er konnte nur hoffen, dass sie lebte und es auch weiterhin überlebte. Noch konnten sie alle nicht wirklich sagen, was denn passiert war. Sie waren auf einer Uni Party. Das Semester war zu Ende und das sollte gehörig gefeiert werden. Viele würden für die Ferien im Ausland ein Praktikum machen. Luis war pleite – er würde arbeiten müssen. Von ihrer Clique war er der einzige, der keine reichen Eltern hatte. Alle anderen würden entweder verreisen, oder halt sich im Ausland präsentieren. Nach diesen Ferien sollte das letzte Semester starten. Luis war nicht gerade der beste Student. Er musste auch während des Semesters arbeiten. Da litten natürlich seine Leistungen. Aber er sah das ganz locker. Wenn es so weit war, würde er auch einen Job finden.
Das wird jetzt wohl mein geringstes Problem sein – einen Job finden.
Während sie tanzten und ihr Bier tranken gab es einen Knall und die Luft fing an zu summen. Etwas flog durch die Dunkelheit. Erst dachten alle es wäre Konfetti aus einer dementsprechenden Kanone. Nun, sie irrten sich. Das war kein Party Gag. Was war es?
Um sie herum flogen irgendwelche Insekten, die äußerst penetrant waren. Sie stachen und versuchten in Mund, Nase und Ohren einzudringen. Die Partygäste begannen zu schreien, um sich zu schlagen und zu rennen. Aber viele stolperten und wurden dabei einfach übertrampelt. Luis konnte Emma nicht sehen. Sie wollte drinnen Getränke holen. Er hatte keine Chance ins Innere des Gebäudes zu gelangen. Die Massen drängten ihn einfach davon. Er konnte Personen auf dem Boden sehen, die seltsam zuckten. Als würden sie unter Elektroschock gesetzt werden. In manchen Ecken hatten sich schon Gruppen gesetzt, die nur noch halbherzig versuchten nach den Insekten zu schlagen. Ihre Gesichter waren angeschwollen. Wohl von den Stichen. Er wollte über einen Körper vor ihm springen. Nur blieb er wir angewurzelt stehen. Es war ein Mädchen, leicht bekleidet – ihr Bauch war frei. Wobei frei hier eine neue Bedeutung bekam. Er war offen. So wie es aussah von innen nach außen. Er wollte sich hinunterbeugen, als sich ein Schwarm Fliegen von ihm erhob, zurück blieb eine wuselnde Menge Maden. Schnell schnappte er sich sein Halstuch und band es vor Mund und Nase. „Nicht einatmen – verschließt eure Münder und Nasen. Sie fressen uns von innen auf.“ Keiner achtete auf ihn. Er rannte und da sah er Eva. Sie rannte an den Strand, der in Campusnähe war. Schnell hängte er sich hinten dran. Von der rechten Seite kamen noch Chris und Cathy. Ihr Ziel war eine der Strandhütten. Natürlich waren die meisten verschlossen. Aber viele hatten ihre Schlüssel unter der Matte oder auf dem Türrahmen versteckt.
Eva schloss mit zittrigen Fingern die Tür auf. Luis hielt den Atem an: Lass bloß diesen beschissenen Schlüssel nicht fallen, lass bloß nicht fallen. Sagte er sich ständig wie ein Mantra vor. Und dann klickte es. Schnell stießen sie die Tür auf und fielen fast polternd über die Schwelle. Chris schlug sie zu und lehnte sich schwer schnaufend dagegen. „Wir müssen die Ritze verschließen. Schaut euch nach Handtüchern, oder sonstigen brauchbaren Dingen um.“ Cathy fuchtelte aufgeregt mit ihren Händen hin und her und zeigte gleichzeitig in die verschiedenen Ecken.
Unorganisiert vielen sie durch die Hütte, öffneten Schränke mehrfach bevor sich vor ihnen ein Haufen Stoffe auftürmte. Es gab einen Wassereimer in den es geregnet hatte – das Wasser war schon etwas brackig, aber das störte Cathy nicht. Sie stopfte alles hinein und dann verschlossen sie mit den feuchten Handtüchern und Stoffen sämtliche Schlitze unter denen Licht hineinfiel. Die Fenster hatten solch altmodische Fensterläden, die man von nur durch das geöffnete Fenster verschließen konnte. Das kam natürlich nicht in Frage.
Eva schnappte sich die Tagesdecke von der Liege und versuchte sie über das Fenster zu hängen. Luis schüttelte die Starre ab und half ihr. An herausstehenden Nägeln ließ sich die Decke mehr schlecht als recht befestigen – aber die Sicht nach außen war wenigstens versperrt. Chris durchsuchte derweil die Hütte und warf alles nützlich Aussehnende in die Mitte. Flaschen mit Wasser, paar alte Energieriegel, Insektenspray. „Insektenspray – meint ihr die würden gegen diese Viecher helfen?“ Cathy klang hoffnungsvoll bei ihrer Frage. „Ich glaube nicht.“ Meinte Eva. „Es hilft kaum gegen die normalen Mücken – und das waren mal bestimmt keine normalen Mücken. Was war das?“ Chris drehte sich zu ihnen. „Das waren bestimmt im Labor gezüchtete Insekten – oder welche durch Umweltverschmutzung mutierte.“ „Und der Knall davor? Das waren bestimmt keine durch Umweltverschmutzung mutierten Insekten. Die kommen aus einem Labor. Und sie wurden auf uns Menschen los gelassen. Sie wollen uns doch eh dezimieren.“ „Oh man Luis, hör mit der Scheiss Verschwörungstheorie auf. Du gehst uns damit auf die Nerven. Warum sollte unsere Regierung so was machen?“ „Hallo – McFly jemand zu Hause? Schon mal was von Überbevölkerung gehört?“ Luis rollte mit den Augen und verzog sich schmollend.
„Egal was es war und woher es kommt. Habt ihr gesehen was sie machen?“ „War ja kaum zu übersehen. Sie fallen uns an und, was? Fressen uns von innen auf?“ „Ja.“ Kam die nüchterne Antwort von Luis. Er konnte nicht aufhören wieder und wieder ans Fenster zu gehen um hinter das Laken zu schauen.
Die anderen hatten sich zurückgezogen und warteten. Auf was? Auf den Tod? Auf ein Wunder?
Der Regen – wann hatte der Regen eingesetzt?
„Hei Leute – der Regen!“ „Was ist mit dem Scheiss Regen?“ Schnauzte Chris. „Regen, denkt mal nach. Bei Regen fliegen keine Insekten. Das ist unsere Chance hier raus zu kommen.“ Und wohin, du Genie?“
„Hast du eine bessere Idee?“ blaffte Luis Chris an. Dieser kam ebenfalls ans Fenster. Gemeinsam blickten die beiden hinaus. Durch den strömenden Regen war nichts zu erkennen. Noch nicht mal die Lichter vom Pier. „Wir müssen aufs Wasser.“ Sagte Eva. „Auf dem Wasser gibt es keine Insekten.“ Alle drehten sich zu ihr. „Ja, sie hat Recht. Aufs Wasser.“ „Was ist mit Emma?“ „Luis, es tut mir leid. Wir können sie nicht suchen. Es ist zu gefährlich.“ Luis schlug die Hände vor das Gesicht. Er konnte nicht ohne Emma gehen. Sie war sein Leben. „Geht voraus und sucht ein Boot. Ich versuche mein Glück und suche Emma. Spätestens wenn der Regen weniger wird, dann wartet nicht mehr auf mich. Okay?“ Chris wollte schon dagegen wettern, als Cathy sagte: „Ja gut. Es wäre schön, wenn das einer für mich machen würde.“ Dabei blickte sie finster in Richtung Chris. „Wir warten. Eine Stunde, oder wenn der Regen weniger wird.“
Vorsichtig schob Luis die nassen Handtücher von der Tür weg und öffnete sie einen Spalt. Durch den Regen war fast die Hand vor Augen nicht zu erkennen. Das einzige, das zu hören war, war das Rauschen des fallenden Wassers. Er schlich sich hinaus. Die anderen warteten paar Sekunden und folgten ihm. Sie sprachen nicht – ein Kopfnicken reichte und sie trennten sich.
Luis lief Richtung Campus und die anderen drei Richtung Pier. Überall lagen Leichen herum. Ihr Anblick war widerlich. Nur nicht stehen bleiben und genau gucken, sonst muss ich kotzen. Dachte Luis. Bewaffnet mit einer Fliegenklatsche, die er in der Hütte gefunden hatte, stieg er die Stufen zum Unigebäude hoch. Emma wollte was zu trinken holen. Er hoffte sie dort zu finden. Vorsichtig drückte er gegen die Tür. Sie war nicht verbarrikadiert. Ein Seufzer der Erleichterung entwich ihm. Leise ging er hinein und blickte sich um. Die Bar hatten sie in der Lobby aufgebaut. Aber Emma war nicht dort. Er hörte entferntes Summen und hielt die Luft an. Das Summen kam näher. Wild fuchtelte er mit der Fliegenklatsche um sich herum. „Platsch.“ Ein roter Fleck tauchte auf der Klatsche auf. „Ha, Drecksvieh, getroffen.“ Er ging nach rechts, dort waren die Toiletten. Schnell bewegte er sich auf die Türen zu. Sie waren verbarrikadiert. „Emma? Emma, bist du da drin?“ „Nein, Arschloch. Geh weiter, hier gibt es keine Emma.“ Er ging weiter und klopfte an mehreren Türen – immer dieselbe Reaktion, oder gar keine. Auch auf der anderen Seite des Ganges
Er wollte schon aufgeben. Die letzte Tür, dann hau ich ab. „Emma? Bist du da drin?“ „Luis? Luis, bist du das?“ Luis stand steif – das konnte nicht sein. „Emma. Ja ich bin es Luis. Geht es dir gut.“ „Gut wäre übertrieben, aber ich lebe.“ „Lass mich rein.“ Eine ihm unbekannte Stimme fauchte. „Auf keinen Fall. Wir wissen nicht, was da draußen ist.“ „Da ist nichts. Hier fliegt nichts.“ „Nein, wir machen diese Tür nicht auf.“ „Dann lasst sie wenigstens raus. Ich jage die Fliegern davon. „Nein, die Tür bleibt zu.“ „Hei, lass mich raus, du Penner. Verpiss dich von der Tür, sonst trete ich dir mal wohin.“ Luis hörte ein rumpeln und einen stöhnenden Schrei. Dann öffnete sich die Tür einen Spalt. Gerade so, dass Emma hinaus gelangte – sie wurde noch hinaus gestoßen, damit die Tür wieder zugeschlagen werden konnte.
Luis schloss sie in die Arme. Da begann das Summen wieder. Hektisch blickten sie sich um. Emma zeigte in eine Richtung. Da kam ein Schwarm Stechmücken. Luis fuchtelte nervös mit der Fliegenklatsche. Es klatschte eklig und das Summen wurde weniger. Außer Atem blickten sie sich hektisch um. „Wir müssen hier raus. Es regnet, da sind wir sicher.“ Sie sprinteten Richtung Ausgang. Hinter ihnen erhob sich ein grimmiges weiteres Brummen. Sie rissen die Tür auf und flüchteten in den Regen.
Emma blieb stehen und drehte sich um. Ihnen folgten keine Insekten. „Komm, wir müssen schnell zum Pier. Dort warten die anderen, dann fahren wir mit einem Boot aufs Wasser. Sie verstand und rannte Luis hinter her.
Am Pier konnte Luis schon das ausgesuchte Boot erkennen. Eva wartete und winkte schon heftig. Der Regen ließ langsam nach. Sie mussten sich beeilen. „Bloß nicht stolpern, Bloß nicht stolpern.“ flüsterte Emma. Chris löste schon das Tau und sie konnte Cathy erkennen wie sie mit dem Paddel versuchte sie vom Pier zu stoßen. „Schneller, komm schneller Emma.“ Seitenstechen machte sich bei Emma breit. Sie biss die Zähne zusammen. Nur noch paar Meter, dann wären sie in Sicherheit. Der Regen wurde immer weniger. „Emma, komm schon, ich kann sie hören, komm, komm.“ Sie stolperte und fiel. Oh nein, das war es. Luis drehte sich um rannte zurück und zerrte an ihr. Sie versuchte aufzustehen. Ungeschickt gelang es und Luis fuchtelte wieder mit seiner Fliegenklatsche um sie herum. Nur noch paar Meter, nur noch paar Zentimeter. Sie sprangen aufs Boot. Chris hatte den Motor angeschmissen und Cathy gab den letzten Stoß. Sie fuhren und ließen den Pier hinter sich. Sie hatten es geschafft. Doch damit war es noch lange nicht beendet.
Insekten, die einen von Innen töten… gruselig. Eine sehr spannende Geschichte, vor allem weil man nicht recht erfährt warum jetzt auf einmal Insekten angreifen. Ich mag ja Weltuntergangsszenarien.
Grüße, Katharina
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Das hätte bisschen den Rahmen gesprengt. Obwohl ich mal in Buch gelesen habe, da wurden Insektendrohnen eingesetzt – war auch ziemlich gut – da gab es auch keine Erklärung….ist heute irgendwie so…..
Ich mag diese Szenarien auch immer wieder gerne..
Grüsse
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Hy Rina!
Ich mag deine Schreibstil und deine Geschichte sehr gerne. Das Lesen war zwar gruselig und aufwühlend, aber genau das macht eine gute Geschichte aus.
LG Tamii
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Vielen Dank. Das freut mich sehr, dass es dir gefällt und auch bisschen aufwühlt.
Liebe Grüsse
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Ich finde es richtig cool konntest du gleich zwei Schreibthemen miteinander verbinden! Die Geschichte ist überaus gruselig geworden super gut geschrieben! <3
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Danke schön.
Ja das Ende hat so perfekt gepasst.😁
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Insekten, die einen von Innen töten… Das ist was für mich :)
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:-):-) Fand ich auch spannend – und recht realistisch – Insekten wären die perfekten Waffen.
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Das stimmt… Erinnert mich an meine Grundidee einer Story:
https://brickfantasy.wordpress.com/2013/07/23/death-in-life-prolog/
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Huhu,
so, die hab ich jetzt auch durch. Interessante Story. Die Bienen oder was das sind sind ja heftig. Gibts da eine Fortsetzung zu? Sind Emma und Luis zusammen?
LG Corly
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Geplant war es nicht – obwohl es mich schon reizen würde – ich müsste mal eine Liste machen, welche Geschichten sich für eine Fortsetzung eignen.
Wenn es eine Fortsetzung gäbe, würde ich ein Pärchen aus den beiden machen – er hat sich so Mühe gegeben sie zu retten.
LG
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