Humor, writing friday

Writing Friday – Der Aufstand der Dosen

Ein Thema aus dem #writing friday für Juni bietet sich einfach an um sich richtig albern auszutoben.

Das hat echt total Spass gemacht.

Deine Vorratsdosen starten einen Aufstand, berichte davon.


Deine Vorratsdosen starten einen Aufstand, berichte davon.

Ich muss euch eine Geschichte erzählen. Da würde ja nie jemand darauf kommen. Ich war mal wieder einkaufen und es landeten wie immer einige Dosen in meinem Einkaufswagen. Es ist aber nicht so, dass ich die auch regelmäßig aufbrauchen würde. Das ist so ein Spleen von mir. Mein Keller ist schon ziemlich gut mit Dosen gefüllt. Ich wandelte gern ein Wort aus dem Bücherjargon um und nannte ihn gerne SuD (Stapel ungeöffneter Dosen) hihi. Ja, manchmal bin ich doch etwas albern. Ich war also ein Vorratsdosen-Messie. Ich würde ja sagen, das kommt noch aus der Kriegszeit, in der es kein Essen gab – aber ich bin erst Dreißig – da war von Krieg nichts mehr zu sehen.

Ich kam also mit meinen Einkäufen nach Hause und die Dosen brachte ich in den Keller. Ich ging im Dunkeln hinunter. Licht brauchte ich nicht mehr – ich kannte mich blind aus. Aber etwas war anders. Die Atmosphäre war seltsam. Unruhig. Ich stand unschlüssig da, mit den Dosen in der Hand. Ich wusste im ersten Moment nicht was ich machen wollte. Dann ging ein Ruck durch mich und ich räumte die Dosen zu den anderen. Drehte mich um und verließ den Keller.

Nach dem die Tür geschlossen war wurde es aufregend im Keller.

„Habt ihr das gesehen? Schon wieder neue. Wo soll das denn noch hinführen? Ständig bringt sie neue Streuner und vernachlässigt die alten Bewohner. Dabei sind so leckere Gerichte dabei. Das kann so nicht weiter gehen.“ Meinte die Dose Mexican Mais Mix.

„Du hast Recht Mexi. Wir müssen was ändern. Wo soll das denn noch hinführen. Sie stopft und stopft. Bald hat keiner mehr Platz – schau nur. Dort bei den Erbsen. Da stapelt sie schon. Ganz unten die sind schon rostig und verbeult.“

Alle blickten zur erwähnten Stelle. Man hörte nur ein Ächzen und Stöhnen.

„Genau, mir tut mein Deckel und die eingebeulte Seite schon so weh. Ich weiß gar nicht mehr wie ich mich drehen soll. Wir müssen was machen.“

„Absolut richtig, Erbsi. Es wird Zeit. Wir brauchen….“

Mexi überlegte theatralisch. Blickte sich in den Regalen um, dass auch ja alle ihm ihre Aufmerksamkeit schenkten.

Die Dosen klapperten vor Aufregung. Die Spannung stieg ins unermessliche. Bevor der Dosenberg in sich zusammenfiel, erlöste Mexi sie.

„Wir brauchen eine Gewerkschaft. Eine Vorratsdosengewerkschaft. Es müssen Bedingungen ausgehandelt werden. Wir sind nicht einfach nur schnöde Dosen. Wir beinhalten leckeres Gut.

Manch eine Familie wäre froh sie hätten uns. Eine Gewerkschaft. Und von jedem Gericht muss einer abgestellt werden. Erbsi, wie sieht es aus, du bist der Älteste hier. Du sollst unser Sprecher sein.“

„Ach nein, Mexi. Da muss jemand jüngeres, dynamisches her. Wie du. Schau nur alle hören dir gespannt zu. Du musst der Anführer werden. Der Sprecher und Verhandler.“

Mexi nickte demütig. Die Dosen erhoben sich. Ein Klappern erscholl.

„Mexi, Mexi, Mexi, Mexi. Dosen in den Topf, Dosen in den Topf, Dosen in den Topf.“

Mexi blickte sich stolz um. Er reckte sich und sie formatierten sich. Von jedem Gericht hatte sich ein Sprecher hervor getraut. Sie standen in einer Reihe und im Hintergrund riefen ihre Genossen

„Dosen in den Topf, Dosen in den Topf, Dosen in den Topf.“

Sie bildeten eine Treppe zur ersten Stufe, so dass die Abgesandten nach oben gehen konnten. Oben an der Schwelle, stapelten sie sich ebenfalls um den Türknauf zu öffnen.

Die Tür schwang auf und sie betraten den Raum. Das Licht blendete sie. Zur ewigen Dunkelheit verdammt, war es für viele das erste Mal seit langem, dass sie wieder Licht sahen. Kurz verstummten sie, um die Schönheit zu genießen. Dann erklang der Kanon erneut.

„Dosen in den Topf, Dosen in den Topf…“ rufend, bewegten sie sich Richtung Küche.

In der Küche befand ich mich und bereitete mein Essen zu. Frisches Gemüse und leckere Soße. Ich hörte das seltsame Klappern hinter mir und drehte mich um. Mit dem Messer in der Hand, erstarrte ich. Vor mir standen meine Dosen. Ich war erschüttert. Was war das? Wer hatte denn die Dosen hinter mir aufgereiht?

Dann trat eine Dose  Mexican Mais Mix vor. Platzierte sich vor mir und sprach. Die Dose sprach mit mir.

„Mensch. Wir haben zu reden. Heb mich hoch.“

Ich blickte ihn dämlich an.

„Ich glaube der Mensch versteht mich nicht? Sie sind schon bisschen langsam, das habe ich mal im Einkaufsregal gehört. Da wurden solche Gerüchte verbreitet. Aber es scheinen wirklich keine Gerüchte zu sein. Sie sind – äh – langsam. Bitte – hebe – mich – hoch – dass – ich – besser – mit – dir – reden – kann.“

Ich blinzelte. Blinzelte erneut und legte, wie ferngesteuert, das Messer auf die Theke. Bückte mich und griff nach der Dose. Sie stand nun vor mir.

„Jetzt bitte noch die anderen, die direkt hinter mir stehen.“

Da standen ungefähr noch  12-15 Dosen verschiedener Gerichte. Ohne erneut zu zögern, tat ich wie mir geheißen.

„Das hast du sehr gut gemacht. Wir wollen reden. Geht das in Ordnung?“

„Äh, ja.“

„Sehr gut.“ Er drehte sich zu den anderen Dosen um und sie klapperten zustimmend.

„Hör zu Mensch. Du kaufst uns schon seit einer geraumen Zeit. Wir haben Senioren, da kann man schon nicht mehr erkennen, was sie denn in sich haben. Die Label sind so zerschlissen und ausgebleicht. Ohne davon zu reden, dass sie rosten und verbeult sind. Sie gehören endlich mal befreit, von ihrem Elend. Sie müssen endlich in die Dosenpresse um ein neues Leben führen zu können. Kannst du das verstehen?“

Ich konnte nicht antworten. Die Dose seufzte tief.

„Wie soll ich dir das erklären?“

„Ich habe schon verstanden. Aber…ihr seid Dosen. Es kann euch doch egal sein, wie lange ihr bei mir steht.“

„Eben nicht. Wir können Nahrung sehr lange genießbar aufbewahren, aber wir wollen auch irgendwann mal in Rente gehen. Also bedeutet: Einige Male werden wir recycelt. Manche kommen dann entweder in den Dosenhimmel, oder werden vielleicht auch mal schöne Deko. Wer will denn immer nur Essen in sich haben. Schöne Blumen, oder Kerzen…das ist es was wir wollen. Deswegen musst du unseren Inhalt essen und uns weggeben. Oder selbst was aus uns machen. Hast du das verstanden?“

„Ja schon, aber…“

„Kein Aber…du kauft doch eh ständig neue. Geh einfach in den Keller und öffne zum Beispiel die alte Erbsen Dose. Der arme Kerl hat schon so Schmerzen im Deckel und den verbeulten Seiten. Er sehnt sich nach seiner Befreiung.“

Ich riss die Augen auf. Das musste ein Traum sein, oder nicht? Vorsichtig zwickte ich mich. Autsch. Kein Traum.

„Was ist, wenn ich euch nicht gehen lassen will?“

„Du willst, glaub mir. Wir waren wirklich lange geduldig. Aber irgendwann rastet auch die netteste Dose aus. Und das willst du nicht erleben. Unsere Deckel können echt scharf sein. Und so voll wie wir sind, können wir auch sehr schmerzhaft sein, wenn du getroffen wirst. Wir meinen es ja nur gut mit dir. Es war ja mal schön, aber es muss enden. Jetzt. Verstanden.“

Ein bedrohliches Glühen ging von der Dose aus und ich schob mich etwas zurück. Eine Gänsehaut hatte sich auf meinen Armen gebildet. Dann stand ich vorsichtig auf, ging zur Kellertreppe und kam mit der verbeulten Dose Erbsen wieder hoch.

„Ach Mexi, ich danke dir. Endlich werde ich erlöst. Nie wieder Erbsen.“

„Mach´s gut alter Freund. Vielleicht sehen wir uns mal wieder. So und nun kannst du uns wieder hinunter bringen. Das ist für uns Dosen schon echt anstrengend. Das kannst du schon noch machen, oder?“

Ohne Widerworte packte ich die Dosen in einen Korb, vorsichtig, dass ich sie nicht verbeulte, und brachte sie hinunter in den Keller. Dort räumte ich sie ein und ging wieder nach oben.

Sprechende Dosen, war das zu fassen? Was gab es noch, von dem ich nichts wusste. Spionierte mein Saugroboter mich vielleicht aus?

 

Ende.

 

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18 Gedanken zu „Writing Friday – Der Aufstand der Dosen“

  1. „SuD“ Herrlich. Ich musste sehr Lachen bei deinem Text. :) Da bin ich froh, dass ich nie soviele Dosen ansammle. Dafür habe ich ein Einmachgläserproblem. ;)
    Grüße, Katharina

    Gefällt 1 Person

    1. Hahaha – ja dieses „Sux“ kann man echt überall anwenden.
      Danke schön
      Mit Einmachgläsern wäre so ein Aufstand schwieriger – Glasbruchgefahr – aber vielleicht gerade deswegen auch ganz witzig umsetzbar. :-)

      Gruß

      Gefällt 1 Person

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