Fast hätte ich das vergessen – es ist ja Freitag. Freitag =#Writing Friday.
Schreibe eine Geschichte und flechte darin folgende Wörter ein: Malkasten, Sonnenblumen, hungrig, Orange, Unglück
Irina saß am Tisch. Die Schulstunde wollte und wollte nicht enden. Dabei war heute Freitag. Freitag war doch immer alles so viel besser. Die Lehrer waren gut gelaunt, die Mitschülerinnen nicht so zickig. Das Wetter war traumhaft. Die Sonne schien und der Himmel war Babyblau. Sie würde heute zu ihrer Großmutter fahren. Das durfte sie einmal im Monat. Ihre Eltern waren ganz froh, etwas Zeit für sich zu haben und Irina auch. Es war so anstrengend den Vorstellungen der Eltern zu entsprechen. Aber heute konnte sie wie sie wollte.
Es klingelte. Schnell schnappte sich Irina ihre Tasche und versuchte ihre Jacke von der Stuhllehne zu befreien. Dabei fiel ihr der Stuhl um. Sie zog und rüttelte an der Jacke, sie löste sich einfach nicht. Dann endlich. Schnell weg.
„Irina.“ Rief der Lehrer. Sie stoppte. „Was soll das denn? Heb gefälligst den Stuhl auf.“ Irina rollte mit den Augen, blickte genervt auf das Hindernis. Warum passierte immer etwas, wenn sie schnell weg wollte? „Na, wird’s bald. Je schneller du das erledigst, desto schneller kannst du gehen.“ Sie stampfte auf ihrem Platz, hob den Stuhl hoch und stampfte Richtung Ausgang. „Herzlichen Dank und ein schönes Wochenende.“ „Ja, ja.“ Maulte sie.
Als sie an der Haltestelle ankam, war der Bus schon weg. „Verflixt, heute geht doch aber auch alles schief.“ Schniefte sie. Was ein Unglück. Der nächste Bus würde erst in dreißig Minuten kommen. In ihrem Kopf hörte sie ihre Großmutter. „Wenn du irgendwo unerwartet warten musst, nutze die Zeit, Dinge zu erledigen, die du nicht magst – wie Hausaufgaben.“
Irina überlegte. Sie kramte in ihrer Schultasche und hangelte die Matheaufgaben heraus. Das war nicht viel und sie hasste sie. Das könnte sie in dreißig Minuten schaffen. In die Aufgaben vertieft bemerkte sie kaum, dass sich ihr Malkasten aus der Tasche befreit hatte. Fast wäre er auf den Boden gefallen, wenn eine ältere Dame sie nicht darauf aufmerksam gemacht hätte. Der Bus kam nicht. Irina verzweifelte. Der vorwitzige Malkasten ließ sich nicht zurück stopfen. Also öffnete sie ihn. Neben ihr hatte sich eine kleine Pfütze gebildet. Sie tunkte den Pinsel ein und fing an zu malen.
Sie liebte es zu malen und war sogar recht gut darin. Tief versank sie in das Gelb der Sonnenblumen, die vor ihren geistigen Augen zu leben erwachten. Sie konnte den Wind hören, der raschelnd durch die Felder wehte. Sie roch die Orange, die sie sich heute Morgen in die Tasche gesteckt hatte. Es roch herrlich. Dabei bemerkte sie, dass sie hungrig war. Der Pinsel bewegte sich weiter und ein Haus erschien. Daneben stand eine alte Frau mit weißen Haaren und winkte ihr. Sie wollte gerade zurück winken, als endlich der Bus erschien. Die ältere Dame blickte das Bild an und meinte: „Das ist ja wunderschön geworden.“ „Ja – das ist meine Großmutter. Dort lebt sie und ich freue mich so sehr heute dort hin zu fahren.“ Die alte Dame nickte. „Ja mein Kind. Wenn es mal nicht so läuft wie man gerne hätte, hilft es immer sich etwas hinzu setzen und in sich zu gehen. Einen Pinsel oder Stift in die Hand nehmen und los malen, oder schreiben. Das hellt die Seele auf. Und du kannst, ohne dich weiter über den Tag zu ärgern, dich auf den Rest freuen.“
Irina dachte nach und auch heute noch, wenn der Tag ganz so bescheiden ist, und sie nicht weiter weiß, setzt sie sich hin, nimmt ein Blatt, malt oder schreibt. Sie versinkt so tief in ihre Gedanken, dass sie die schlechten dann einfach abstreichen kann, wie unerwünschten Staub.
ENDE
Die alte Dame hat absolut recht. :) Schöne Geschichte.
Grüße, Katharina
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Danke schön.
Man sollte sich wirklich immer öfter mal hinsetzen und durchatmen und in sich gehen
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Liebe Rina,
das ist ja schon fast eine „Postkarten-Lebensweisheit!“ Wunderbar.
Gefällt mir gut, deine Geschichte – und ja, ich habe immer Schreibzeug dabei, sogar im Wanderrucksack (und inzwischen manchmal auch Farbstifte).
Danke dir und schönen Abend,
Judith
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Danke schön. Stimmt eigentlich ist es eine Einstellung.
Cool, dass du für Ideen immer gewappnet bist. Das finde ich toll.
Ein schönes Wochenende
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Wunderbar was du aus den Wörtern gemacht hast! <3
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Vielen Dank
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Huhu,
das hab ich nun auch endlich gelesen. Interessante Idee. Die hat was. Aber einen guten Tag hatte sie ja nicht unbedingt.
LG Corly
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Ja – es gibt so miese Tage – da ist es schön, wenn man einen Ausgleich hat.
LG
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das stimmt. Das ist es.
LG Corly
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