Schreibkicks, WG

Schreibkicks – Hurrikane

Ich weiss jetzt nicht so genau, ob die Schreibkicks weiter laufen, aber ich möchte mich von meiner WG noch nicht so schnell verabschieden. Deswegen habe ich ein aktuelles Thema gewählt.

Bei uns ist am Sonntag den 18.8 ein kleiner Sturm durchgerauscht, der dem Wald grossen Schaden angetan hat. Hier erfahrt ihr eine kleine Theorie.


Schreibkicks – Hurrikane

Ich war in meinem Zimmer und überlegte ob es vielleicht doch mal eine Klimaanlage sein sollte. So teuer waren die doch nicht mehr, oder? Es war nicht auszuhalten. ich hatte alle viere von mir gestreckt und lag im BH und Boxershorts auf der Decke. Jedes Stück Stoff mehr verbrannte mir, gefühlt die Haut. Und es musste eigentlich so viel erledigt werden. Im Moment vermisste ich meine kleine Wohnung, in der ich ungehemmt nackig herum laufen konnte. Das ging natürlich hier nicht. Das war dann wohl der Nachteil einer WG.

Ein Gedanke schlich sich in mein Gehirn, das war doch nicht meiner? Ich setzte mich auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Verdammt, Dracula, ich hatte dir doch verboten in meine Gedanken einzudringen. Verschwinde aus meinem Kopf.“ „Und ich hatte dir gesagt, du sollst nicht so laut denken. Ich bin auch nur ein Mann und wenn dann jemand so schmutzige Gedanken hier herum schickt. Da kann ich mich nicht erwehren.“ „Das waren keine schmutzigen Gedanken.“ Erläuterte ich. „Oh doch, meine Dame. Ich komme aus einer Zeit, da waren das wirklich schmutzige Gedanken. Und ich muss sagen, sie gefallen mir.“ Ich kappte unsere Mentale Unterhaltung.

Ich erhob mich und zog mir ein luftiges Kleid an und versuchte meine Gedanken verschlossen zu halten, das war wirklich schwer. Verärgert öffnete ich meine Zimmertür. Richard ging gerade vorbei und erschrak. „Hi, Lissi. Alles Okay?“ „Nein, ich werde ihm einen Pflock ins Herz stoßen. Wirklich. Hast du nicht einen Notfall Pflock in deiner Werkstatt? Oder ein zufällig passend abgebrochenes Stuhlbein?“ „Hat Dracula wieder in deinen Gedanken gestöbert?“ Ich schnaufte nur zur Antwort. „Geh zu Minerva – sie kann dir da was zaubern, dass ihn aus deinem Kopf heraushält. Das hättest du schon längst machen sollen. Er ist halt so.“ „Er ist halt so…ihr Männer haltet zusammen, nicht wahr?“ „Hei, greif mich nicht an. Außerdem haltet ihr Frauen doch auch zusammen, also bitte. Geh zu Minerva.“ Ich winkte ab, aber schlug den Weg zu Minervas Zimmer ein.

Leise klopfte ich an ihre Tür. „Komm rein Lissi. Ich hab dich schon erwartet.“ Ich stutzte. Dann öffnete ich seufzend die Tür. „Es wissen wohl schon alle, warum ich komme?“ „Na das war früher oder später doch klar. Du hast ihm viel zu lange Einlass geboten. Das vergiftet das Zusammenleben. Und ich habe tatsächlich einen Notfallpflock. Für den Fall. Man kann ja nie wissen.“ Sie zeigte auf ihr Kopfende am Bett. Dort war sehr dezent ein Pflock eingearbeitet. Ich würde das in Auftrag geben. Ja, auf jeden  Fall. Irgendwann würde ich ihn benutzen. Diesen Gedanken schickte ich ganz provokativ in den Keller. Als Antwort kam nur ein anzügliches Lachen.

„Verbanne ihn aus meinem Kopf. Er macht mich kirre.“ Minerva erhob sich. Sie hatte so fließende Bewegungen an sich, dass mir immer schwindelig wurde, wenn ich ihr zusah. Es war einfach so berauschend. Sie schnippte vor meinen Augen. „Lissi? Bist du da?“ „Äh, ja entschuldige. Also her mit dem Ding, das mich abschottet.“ Sie wühlte in einer sehr hübschen Truhe. So stellte ich mir die Truhen der Damen von damals vor, wenn sie reisten. Und schon war ich wieder weg mit meinen Gedanken – ich sollte mal wieder meinen Plüscheinhornhausschuh nehmen und eine Reise tun.

Wieder schnippte es vor meinen Augen. Ich schüttelte meinen Kopf und wurde leicht rot. „Entschuldige.“ „Das er überhaupt in deinen Kopf will, so oft wie du abwesend bist. Das muss ja ein wahres Chaos da oben sein. Das mag er eigentlich gar nicht.“ „Er nimmt wohl was kommt.“ Schmunzelte ich. Vor mir hielt sie ein Diadem. Ein Diadem? Was sollte ich denn damit? „Ein Diadem? Was soll ich denn damit? Auf einen Ball gehen?“ „Nein, das musst du tragen, das schützt dich vor jeglichem Eindringen in deine Gedanken.“ Etwas verloren hielt ich das Ding in meiner Hand und drehte es hin und her. Dann setzte ich es auf. Es sah ja schon hübsch aus. Aber mich würde ja jeder für eine schrullige Alte halten, wenn ich mit so einem Teil einkaufen gehen würde.“ „Ähm, das ist ja wirklich wunderhübsch. Aber hast du nicht was Dezenteres?“  „Ach ja! Auch noch Ansprüche stellen? Hä. So spät kommen und dann auch noch Forderungen stellen? Du bist nicht alleine mit deinen Wünschen. Wir haben alle wünsche.“ Ich trat einen Schritt zurück. Irgendwie war sie gerade sehr unheimlich geworden.

„Ist alles Okay?“ „Okay? Okay? Als wäre jemals alles Okay.“ Ich blickte nach draußen und der gerade noch strahlend blaue Himmel hatte sich verdunkelt. Als wolle er auf die Erde stürzen, so dick und dunkel wirkten die Wolken. Minerva wütete durch ihr Zimmer und schimpfte vor sich hin. Ihre Hände zuckten dabei hektisch und bei jedem Zucken löste sich ein Blitz. „Was ist denn los?“ „Was los ist? Was soll denn los sein? Nur weil ich eine Hexe bin? Hä? Eine weibliche Hexe? Weil ich nicht wie die anderen bei ihren Schwestern lebe? Hä? Was meinst du denn? Hä?“

„Ich weiß nicht.“ Gab ich kleinlaut von mir. In diesem Moment schlug das Fenster auf und ein Sturm erhob sich. Oh nein. Oh nein. Ein Sturm. Ich würde doch nicht im Lande Oz landen? Ich musste Minerva beruhigen. „Minerva, meine Liebe. Beruhige dich doch, sonst heben wir noch ab und landen bei der Bösen Hexe des Westens.“ Minerva stutzte und blickte mich verwundert an. „Spinnst du? Ist dir die Hitze zu Kopf gestiegen? Oder sitzt das Diadem zu eng und dein Gehirn bekommt kein Blut mehr? Was redest du denn da?“ Ich blickte sie zweifelnd an, hob meine Augenbrauen und schaute mir den dunklen Himmel mit den Blitzen und den kleinen Tornados an.

„Ach shit. War ich das?“ „Sag du es mir.“ „Verdammt. Ich bin wohl etwas unausgeglichen. Ich hab eine Vorladung vom Hexenhammer bekommen.“ „Vom Hexenhammer? Du meinst dieses Hexenbuch bei dem ….“ „Ach nein. Die Ältesten fanden es witzig sich so zu nennen, da die Menschen das damals verwendet haben um uns auszurotten. Es soll uns Hexen bisschen Angst machen.“ Ich nickte „Aha.“ „Ja, die wollen wissen, warum ich in der Menschenwelt lebe und so. Warte, ich muss den Sturm mal bändigen. Ach Mist. Schau was ich angerichtet habe. Die Bäume sind umgeknickt. Oh weh. Da wird Keya aber echt sauer werden.“

Schon erschien Keya vor Minervas Fenster. Sie sah aus wie eine Erscheinung. Und ihr Gesicht war nicht freundlich. „Minerva! Was soll das. Warum hast du meine Freunde verletzt?“ „Ach Keya, das tut mir so leid. Ich hab ein kleines Aggressionsproblem.“ Keya stürmte ihrerseits wie ein kleiner Wirbelwind in Minervas Zimmer. „Was gedenkst du zu tun. Du hast so viel Bäume verletzt.“ „Was kann ich tun?“ „Du musst mit mir kommen, wir müssen sehen, was zu retten ist. Und du wirst kräftig anpacken müssen.“

„Ja, ja natürlich.“ Dann blickte Minerva auf mich. Sie lachte. „Was?“ „Entschuldige. Sie wühlte wieder in ihrer Truhe und holte ein kleines Etui heraus. „Gib mir das Ding auf deinem Kopf. Das war ein Scherz.“ Ich atmete erleichtert aus. „Hier, trag die Kette, sie wird dich abschotten.“ „Danke.“

„Wir werden etwas weg sein, ich hab wohl einiges auszubügeln.“ „Alles klar. Mach dir keine Sorgen. Dein kleiner Hurrikane-Ausbruch bleibt unter uns.“ „Von wegen.“ Herrschte mich Keya an. Alle sollen es wissen. Sie muss sich zusammenreisen.“ Minerva nickte geknickt. „Ja, stimmt schon.“ Und weg waren sie.

Ich verließ den Raum und traf schon wieder auf Richard. „Na hat sie dir was gegeben?“ „Ja“ Ich zeigte ihm die Kette. Er brummte. „Ich hatte eine Krone, die sie mir gegeben hatte. Stell dir vor, wie dich die Leute anschauen würden. Sie kann ganz schön gemein sein.“ „Ja und unberechenbar.“

„Hm?“ „Der Sturm – das war sie.“ „Ach. Mist. Ich wollte gerade schauen, was kaputt gegangen ist.“ „Ich komme mit.“

Wir standen vor unserem Haus. Es war unversehrt. Unsere Bäume um das Haus herum auch. Aber Den Hügel hinab hatte ein kleiner Hurrikane eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Viele Bäume waren abgeknickt. Es sah aus wie nach einem Krieg. Ich schlug die Hände vor den Mund und Tränen liefen mir die Wange hinab. „Ach Minerva.“

ENDE

Bisher erschienen

  1. Schreibkicks – die vererbte Zeitkapsel
  2. Schreibkicks – Weihnachstspezial – Die Sache mit dem Rentier
  3. Mach was…mit einer Festtags-Leckerei
  4. Schreibkicks – Märchen der guten Vorsätze
  5. Schreibkicks – Rückkehr der Freunde
  6. Schreibkicks – Die Welt bei Nacht mit einem Hausschuh.
  7. Schreibkicks – Im Spiegel lauert die Gefahr
  8. Schreibkicks – Mai – Lachen heilt alle Wunden
  9. Schreibkicks 2 in 1 – Auf dem Dach vom Glück gegrüsst. Part 1 v 2
  10. Schreibkicks 2 in 1 – Auf dem Dach vom Glück gegrüsst. Part 2 v 2
  11. Schreibkicks – Hitzefrei.
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13 Gedanken zu „Schreibkicks – Hurrikane“

  1. Ich mag die WG und wäre traurig, nichts mehr über sie zu lesen.
    Stelle mir btw vor wie Lissi mit Diadem und den Hausschuhen ausgesehen hätte. 😅 Wie immer spannend und unterhaltsam.
    Grüße, Katharina

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    1. Vielen Dank. Ja, das war bestimmt ein witziges Bild. Und die Vorstellung sie hätte tatsächlich so einkaufen gehen müssen…hihi…

      Ich bin auch noch nicht bereit die WG zu verlassen. Ich hab sie so ins Herz geschlossen.
      Einen schönen Sonntag.
      Grüsse

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  2. Oh wie schön! Ein weiterer Teil aus dem WG Leben! <3 Ich mag ja Dracula, also nicht dass ich möchte dass er in meine Gedanken eindringt, aber der Typ ist irgendwie cool… liegt vielleicht am Blutmangel ;-)
    Liebe Grüße und ich freu mich aufs Weiterlesen!
    Nicole

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    1. :-) Ja er hat schon was. So cool lässig, aber doch manchmal nett. In meinem Kopf will ich ihn auch nicht – obwohl in meinem ist er ja schon – hihi….
      Schön, dass es dir noch gefällt. Ich freue mich auch schon aufs weiterschreiben.
      Liebe Grüsse

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    1. Sie muss auf jeden Fall ganz schön zu Kreuze kriechen. Mal sehen ob das vielleicht zu einen Frühlingsthema passt – da sie da beim Aufforsten helfen muss :-)
      LG

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