Heute kommt der 2. Part meiner Schneekugelgeschichte vomWriting Friday
HIER findet ihr den ersten Teil.
Fortsetzung
Was bisher geschah:
Miriam arbeitet in einem Reisebüro. Da sie ungebunden und ohne Familie ist, schickt ihr Chef sie los um ein Hotel zu testen. Dabei macht sie Zwischenstation in einem kleinen verschneiten Dörfchen.
Das Dorf war um einen wunderschönen Dorfplatz errichtet worden. Pflastersteine zierten den Weg zur Mitte. Ein wundervoller Weihnachtsbaum war aufgestellt worden. Seine Spitze rang mit dem Kirchturm um die Höhe. Viele bunte Lichter waren dran gehängt worden. Strohsterne, Kugeln, Holzfiguren, Schleifen. Alles zierte diesen wundervollen Baum.
Ging man weiter, gelangte man an eine Krippe. Sie war, wie man sie sich vorstellte. Die Krippenfiguren waren lebensecht und auch die Tiere wirkten fast wie echt. Es war atemberaubend. Meine Kamera kam nicht mehr zum Stillstand. Eigentlich wäre es eine Schande, dieses Dorf dem Tourismus anzubieten. Kommerz würde es zerstören. Die Fenster, der kleinen Geschäfte waren allesamt weihnachtlich geschmückt. Diese Szenen konnten doch nicht echt sein. Ich verliebte sich. Mein Herz klopfte ruhig und ich bemerkte ein wohlig warmes Gefühl in meiner Bauchgegend. Hier gehörte ich hin.
Die Kirchenglocken holten mich aus meinem Traum hervor. Es wurde dunkel. Schnell ging ich zurück zum Haus, um die anderen zu treffen.
Sie warteten schon auf mich. Eleonore winkte mir und sie kamen auf mich zu. „Ah da sind sie ja. Kommen Sie, bald beginnt das Weihnachtssingen. Schnell, schnell. Hier nehmen sie die Lebkuchen, aber nicht mehr naschen. Es gibt noch so viel anderes, was sie probieren müssen. Schnell, schnell.“ Noah blickte mich belustigt an und zuckte mit den Schultern. Wir kamen auf dem Weihnachtsmarkt an. So was hatte ich bisher nur auf Postkarten gesehen? Kleine Buden, Schnee auf den Dächern. Die Menschen lachten, begrüßten sich und aßen. Es duftete in jeder Ecke nach etwas anderem. So musste es sein. Wir genossen diese Stunden. Weihnachtsmusik. Eine kleine Weihnachtsaufführung der Kinder und viel Glühwein.
Müde und zufrieden trafen wir wieder bei dem Bed and Breakfast ein. Diesmal zeigte mir Edgar mein Zimmer. Eleonore brachte mir noch eine Schokolade. „Mit dem besonderen Gewürz. Meine Liebe. Das müssen sie noch trinken. Sonst funktioniert das alles nicht.“ Ich konnte nicht mehr so klar denken und trank einfach das köstliche Getränk. Die Welt versank um mich und ich träumte von einem kleinen Dorf, einem hübschen Haus mit weißem Zaun und wunderschönen Weihnachtsbaum im Vorgarten.
Am nächsten Morgen erwachte ich und dachte, mir hätte jemand einen Wattebausch in den Mund gesteckt. Zuviel Glühwein, war meine Diagnose. Etwas schwindelig stand ich auf. Eine Dusche später fühlte ich mich etwas besser. Ich packte meine Tasche, nicht ohne Wehmut. Und verließ das gemütliche Zimmer. Unten angekommen stand ich an der Rezeption und wollte bezahlen. Noah kam gerade aus der Küche. „Sie verlassen uns schon? Schade, ich dachte wir könnten uns bisschen kennenlernen.“ Ich lächelte unsicher. Ja, das wäre schön gewesen. Ich mochte ihn. Aber die Arbeit rief. Ich hatte es versprochen. „Haben sie Edgar oder Eleonore gesehen?“ „Nein. Das Essen war schon vorbereitet. Ich weiß nicht, wo sie sind. Soll ich was ausrichten?“ „Ja, sagen sie ihnen herzlichen Dank. Ich lasse meine Daten für die Rechnung hier.“ Er nickte und winkte mir zum Abschied. Ich nahm meine Tasche und verließ das Haus. Es hatte geschneit. Nein, es schneite immer noch. Sanft berührten mich die Schneeflocken. Wo war mein Auto? Ach da. Mein Weg zum Auto war schwer. Ich hatte das Gefühl von Backsteinen in der Tasche. Ich warf die Tasche auf den Rücksitz und stieg ein. Der Motor startete ohne Probleme. Leider. Ich fuhr los. Am Ortsausgang blieb ich stehen. Es war kein Weg mehr zu erkennen. Hier endete die Straße. Ich stieg aus und ging voran um mich zu orientieren. Dabei stieß ich mir den Kopf. Was war das? Ich langte nach vorne und meine Hände spürten einen kühlen Widerstand. Meine warmen Hände hinterließen einen Abdruck auf der Scheibe. Eine Scheibe? Ich verstand nichts. „Miriam?“ Ich drehte mich um. Dort standen Edgar und Eleonore. „Hallo, was ist denn hier los? Ich komme nicht weg von hier.“ Sie blickten mich unsicher und traurig an. „Ja, wie sollen wir es ihnen erklären? Sie sind in einer Schneekugel“ „In einer was? Schneekugel? Ja klar. Der Glühwein. Ich vertrage ihn nicht. Das weiß ich.“ Ich drehte mich wieder Richtung des Glases. Ich ging näher, um durch das Glas zu blicken. Ich konnte nichts erkennen. „Ich verstehe nicht –„ „Ich weiß nicht wie ich ihnen das schonend erklären soll, mein Kind. Alle paar Jahre werden die Gläser durchlässig. Es können Menschen in unser Dorf kommen. Aber nur diejenigen, die ausgewählt wurden.“ „Was soll so besonders an mir sein?“ „Es ist eher, das was sie ersehnen.“ „Ersehnen. Nichts. Ich hab nichts, dass ich ersehne.“ Meinte ich abwertend. „Oh doch. In ihrem Herzen ist so viel Platz. Sie haben keine Familie. An Weihnachten arbeiten sie. Sie ersehen sich sehr viel. Nämlich das hier.“ Eleonore machte eine ausholende Geste und fasste damit das Dorf ein. Verständnislos blickte ich sie an. „Erinnern sie sich an das Gefühl, dass sie hatten, als sie das erste Mal hier erwachten.“ Ich nickte. „Das Gewürz, was haben sie mir in die Schokolade gemischt?“ „Äh – ja sie müssen etwas schrumpfen, um hier hineinzupassen. Entschuldigung.“ „Was wenn ich das hier nicht will?“ „Unmöglich. Sie hätten den Weg niemals hier hergefunden, wenn das hier nicht ihr sehnlichster Wunsch gewesen wäre. Familie, Freunde, Zusammenhalt, Frieden.“ Ich wusste nicht mehr weiter. Wieder drehte ich mich zu der Glasbarriere. Ich legte meinen Kopf an das kühle Glas. Eleonore hatte recht. Ich wollte hier nicht mehr weg. Ich wollte immer hier bleiben. Aber jetzt musste ich, wollte ich das? Ich drehte mich zu ihnen um. Dann ließ ich mich am Glas hinunterrutschen, sodass ich im Schnee zum Sitzen kam. Ich blickte mich um. Es schneite. Im Hintergrund hörte ich die Kirchenglocke. Eleonore kam zu mir. Sie hielt mir ihre Hand hin. Ich griff zu. Sie zog mich auf und umarmte mich. „Willkommen mein Kind.“ Ich ließ mich von ihr an der Hand führen. Wir gingen zurück zum Haus. Auf der Treppe stand Noah mit einem dampfenden Becher in der Hand und winkte mir. „Was ist mit ihm?“ „Ja, er auch.“
Ein Lächeln auf den Lippen ging ich ihm entgegen und nahm den Becher heißer Schokolade entgegen. Er lächelte mich sanft an. Seine grünen Augen leuchteten. Meine blauen Augen antworteten ihm.
ENDE
Damit habe ich nicht gerechnet, bin aber positiv überrascht. Ein schönes Ende. :)
Grüße, Katharina
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Danke schön. Richtig schön kitschig wie es sich für Weihnachten gehört 😊😊🌲
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Aber nicht zu sehr. ;) Da schießen ja leider Filme und Konsorten gerne drüber.
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Jaa, das ist manchmal echt zu dick…da kann man nur mit den Augen rollen
:-)
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Huhu,
so auch das habe ich endlich durch. Interessante Idee. Könnte man vielleicht noch etwas ausbauen. Gerade das verschneite Dörflein gefiel mir richtig gut. Wirkt alles etwas mystisch.
LG corly
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Danke schön – man hätte bisschen mehr machen können – aber dann findet man so schlecht ein Ende – ich wäre gerne noch bisschen auf die beiden gestrandeten eingegangen – gerade er kommt ja bisschen kurz. Das Dörfchen ist wirklich genau richtig für eine Schneekugel – hab mir extra paar angeschaut – da gibt es ja sooo hübsche Kugeln..
LG
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bitte gerne. Ja, stimmt. Mit den Enden hab ich auch so meine Probleme. Das kenne ich ganz gut.
LG Corly
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:-)
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