Denkt dran – bis zum 29.10 gibt es ein Anthologiebüchlein bei Amazon, bei dem einige Blogger aus WordPress mitgeschrieben haben – ich auch ;-) – Hier könnt ihr es runterladen. 
So – jetzt aber zur Mitmachaktion – eine kleine süsse Herbstgeschichte.

Die Blätter fallen, der Herbst ist da. Und wenn es windig ist, sieht man immer mal wieder Leute, die einen Drachen steigen lassen. Ich selbst kann mich nicht mehr erinnern, wie das so war – ich glaub ich war nicht wirklich geschickt darin.
Es ist wieder Zeit für das kreative Blogprojekt von Herba und die Pö
Diesen Monat ist das Thema
Mach was…mit Drachen, die man steigen lassen kann
Ich hab eine kleine Geschichte geschrieben.
Es war einmal ein kleiner Drache. Er war schon etwas älter. Da er nicht so schön bunt wie seine Kameraden war, wurde er auch gerne übersehen. Keiner wollte mehr als einen Blick auf ihn verschwenden. Er wurde lächelnd erschaffen. Und obwohl ihm sein kleines Drachenherz so schwer war, lächelte er immer. War er denn wirklich so hässlich, dass ihn nicht ein einziges Kind wollte?
Im Laufe der Jahre staubte er furchtbar ein. Der Staub legte sich auf seine Schnüre, die im Wind eigentlich lustig flattern sollten. Sie hingen schlaff herab. Sein Schwanz war schon verschlissen. So würde er eh nicht abheben können.
Dann, eines Tages, kam ein Mann in den Laden. Er sah sehr traurig aus. Wühlte in seiner Tasche und zählte sein Geld. Langsam ging er durch den Laden und blickte die hübschen Drachen an. Er griff nach jedem einzelnen und schüttelte immer wieder den Kopf.
„Kann ich ihnen helfen?“ Fragte ihn der Ladenbesitzer.
Der Mann blickte ihn schüchtern an.
„Ja, gerne. Ich suche ein Geschenk für meinen Sohn. Wir hatten eine schwere Zeit und ich würde ihn gerne mal wieder lachen sehen. Aber ich habe nicht viel Geld und ihre Drachen sind zwar wunderhübsch – aber leider zu teuer für mich.“
Der Ladenbesitzer nickte verständnisvoll mit dem Kopf. „Warten sie mal. Vielleicht habe ich da was für sie.“ Er verschwand hinter dem Vorhang, den der Laden von dem vorderen Bereich abtrennte.
Der Mann hörte wie Kisten hin und her geschoben wurden. Ein leises ächzen drang an sein Ohr. Er wurde etwas unruhig. Es war ihm unangenehm, dem Ladenbesitzer so viel Mühe zu machen.
Etwas verstaubt trat dieser wieder in den Laden. In der Hand hielt er den traurigen kleinen Drachen, der so verstaubt und mitgenommen aussah. Der Mann sah den kleinen Drachen an. Erst war er skeptisch. Dieser Drachen war wirklich schon sehr mitgenommen. Aber dieses lächelnde Gesicht wirkte so sympathisch. „Ja, den nehme ich. Ich werde ihn bisschen herrichten, dann sieht er aus wie neu. Was bekommen sie dafür?“
„Nichts – wenn ich einen traurigen Jungen damit glücklich machen kann, ist mir das Lohn genug.“ „Ich kann ihnen gar nicht genug danken.“ „Warten sie.“ Sagte der Ladenbesitzer. „Sie können mir doch etwas geben. Kommen sie mit ihrem Sohn am ersten Tag, an dem sie den Drachen steigen lassen wollen vorbei, und nehmen sie mich mit. Es gibt nichts Schöneres für die Ohren eines alten Mannes, als ein Kind Lachen zu hören.“
Sie gaben sich die Hand und der Mann ging glücklich hinaus. Es dauerte noch einige Tage, bis er Zeit hatte, den Drachen zu richten. An einem Abend, als sein Sohn schon schlief, schlich er in die Garage und nahm den Drachen zur Hand. Erst mal wusch er ihn ganz sanft. Der Drachen genoss die Berührung. Er erwachte aus seiner Lethargie und nahm war, dass er nicht mehr in dem staubigen Lager lag. Jemand hatte ihn mitgenommen. Jemand wollte ihn steigen lassen. Er richtete sich auf und schüttelte sich. Der Mann blickte etwas erstaunt und ließ ihn los. Der Drache blieb stehen. Er blinzelte, und wackelte mit seinen Seitenbuscheln. „Was bist du?“ Fragte der Mann. „Ich bin einfach nur glücklich. Weißt du, glücklich sein ist ein bisschen wie Magie. Ich freue mich, dass ich bald die Luft auf meinem Körper spüren werde. Also mach schnell. Mach mich hübsch, dass wir hinaus können.“ Der Mann lachte erstaunt und tat wie gewünscht.
Am nächsten Morgen frühstückte er gemütlich mit seinem Sohn. Zog ihm seine dicke Jacke an, da der Herbstwind stark blies. Dann ging er mit ihm in die Garage und zeigte ihm den Drachen. Er hatte die Schnüre erneuert und ihm ein bisschen Farbe gegönnt. Die Bänder wurden ersetzt. Ein strahlen ging von dem Drachen aus, dem sich der Junge nicht entziehen konnte. Er hüpfte aufgeregt um seinen Vater rum und drückte ihn. Dann setzten sie sich ins Auto und fuhren zu dem Laden. In dieser Zeit hatte der Junge den Drachen auf seinen Schoss. Er streichelte ihn und drückte ihn ganz vorsichtig. Der Drache schmiegte sich an den Jungen und wusste – hier war er richtig. Dafür hatte es sich gelohnt solange missachtet zu werden.
Als er endlich, das erste Mal in seinem Leben, den Wind spürte, war der Drachen glücklich. Das war ein Leben, das eines Drachen würdig war. Er zog an der Schnur und wäre gerne weiter geflogen – aber er wusste, dass er damit einen Jungen traurig machen würde – und das war nicht sein Ziel. Er wollte glücklich sein und Glück verbreiten.
Jedes Mal wenn es windig war ging der Junge mit dem Drachen auf das Feld, um ihn steigen zu lassen. Und dies behielt er auch mit seinen eigenen Kindern aufrecht. Der Drache, von der Magie des Glückes beschenkt, brachte den Kindern so viel Freude. Niemals wieder würde er einstauben.
ENDE
