Schnell erklärt soll das Projekt *.txt der Inspiration dienen. Einmal pro Monat wird ein Wort verkündet, zu dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Texte schreiben. Es gibt keinen Druck, etwas zu schreiben, kein Datum, bis wann die Texte da sein müssen … es soll also in erster Linie Spaß machen!
Für das zehnte Wort hatte ich ursprünglich eine andere Geschichte aufgeschrieben, die aber mal wieder so lange wurde, dass ich sie doch separat mal veröffentliche…aber wohl doch eher im neuen Jahr.
Hier also meine Geschichte zum zehnten Wort.

Marga konnte es nicht fassen. Da lag er doch, der faule Sack. Fauler Sack? Vielleicht eher faulender Sack. Ihn tangierte es mal überhaupt nicht, dass sie um ihn herum tanzte – mit Staubsauger und Staubwedel. Er verfaulte wohl wirklich, denn von ihm ging ein wirklich übler Geruch aus.
„Willst du nicht endlich mal aufstehen und der Couch mal die Möglichkeit geben wieder ihre ursprüngliche Form einzunehmen? Bevor dein Körper eine Gussform aus den Kissen formt.
„Brah.“ Kam es nur. Und der Berg bewegte sich. Von ihm fielen lauter Popcorn und Chips Reste und er rollte mit den Augen. Es musste sich was ändern. So habe ich mir mein Leben wirklich nicht vorgestellt. Nein, nein. Ich muss mein Schicksal selbst in die Hände nehmen.
Sie hatte doch mal was über das Darknet gelesen. Dort fand man irgendwie alles was nicht so öffentlich sein sollte. Ich habe ja Zeit. So schnell wird dieser Fleischklops ja eh nicht verschwinden. Noch nicht! Aber sie würde nachhelfen. Marga konnte sehr engagiert sein. Hatte sie sich was vorgenommen, war sie wie ein fest gebissenerer Pitbull. Also fing sie an zu recherchieren. Natürlich hätte sie ihn einfach verlassen können. Aber alles lief auf seinen Namen. So blöd und blauäugig war sie damals. Wenn sie ging, waren die Jahre verschenkt. Das durfte nicht geschehen. Er musste gehen – dauerhaft und endgültig
Erst mal versuchte sie herauszufinden wie sie ins Darknet kam und in speziellen Foren las sie erst mal ruhig mit. Selbst erledigen oder jemanden beauftragen. Pro und Kontraliste schrieb sie auf. Für selbst erledigen Pro: Nur sie war Zeuge – Kontra: Nur sie war da – keine Hilfe – Pro: spart Geld – Kontra: Nötige Dinge selbst besorgen. So vergingen Tage und Tage und Marga kam keinen Schritt weiter. Bis zu dem Tag als sie auf einen Eintrag stieß. „Suche Frau zum gemeinsamen Recyceln. Austausch von Erfahrungen und tatkräftige Unterstützung.“ War es das was sie dachte?
Der Kontakt war schnell geknüpft. Es gab eine Organisation die Hilfe für ihre geplante Tätigkeit anbot. Sie trafen sich in einem Maniküre Salon. „Hallo. Marga? Ich bin Violett. Eine gute Platzwahl. Da hier alles illegale Einwanderer sind, die kaum ein Wort verstehen, wird hier wohl nie einer etwas ausplaudern, sollten sie doch was verstehen – Tolle Tarnung. Gute Wahl, das muss ich mir merken.“ Nach den üblichen Höflichkeitsfloskeln fing Violett an. „Es gibt drei Optionen, bei denen wir Hilfe anbieten. Selbst machen, einen Profi oder Gefallen.“. „Gefallen?“ „Ja ist recht beliebt. Irgendein Fremder ohne Bezug zu ihnen erledigt das und sie dann für einen anderen. Wie gesagt sehr beliebt und sehr anonym. Es kann aber Komplikationen geben. Man soll es nicht glauben, aber jemand Fremden ohne persönlichen Bezug zu töten, fällt manchen schwer. Also beliebt, aber nicht gerade die einfachste Methode. Am einfachsten aber sehr teuer ist der Profi. Aber nicht so befriedigend. Und es kann mürbe machen, da man nicht weiß wann der Profi zuschlägt. Manche bekommen dann doch noch Skrupel. Wenn die Abneigung dem Partner gegenüber sehr stark ist, empfehle ich selbst Hand anzulegen. Dafür brauche ich Details über das Objekt. Gesundheit, Vorlieben, Stärken, Fitness und, und, und. Ich habe hier einen Katalog, den sie nochmal durchgehen sollten. Natürlich diskret. Verbrennen sie ihn schnellst möglich und kontaktieren sie mich wie beim ersten Mal.“ Getarnt als Nähzeitschrift nahm sie den Katalog an und blätterten ihn im Auto durch. Was wäre die beste Methode? Ich muss darüber schlafen.
Als sie nach Hause kam saß er am Küchentisch und las in einem Sportmagazin. Ha – er und Sport. „Wo warst du? Ich habe Hunger und du gehst shoppen. Du vergisst deine Pflichten. Apropos Pflichten. Da ist noch eine andere als Ehefrau, der du mal wieder nachgehen kannst.“ Dabei grinste er anzüglich und stand auf. Schon zog er sie am Arm die Treppe hinauf und forderte ihre angeblichen Pflichten ihm gegenüber ein. Stinkend und grunzend bewegte er sich auf ihr. Sie schloss die Augen und blätterte in Gedanken den Katalog durch. Als er endlich abließ und von ihr runter rollte, hatte sie sichentschieden. Sie stand auf, richtete sich und ging in die Küche um ihn schnell was zu kochen. Sie streute noch ein Schlafmittel unter die Suppe und musste nur noch auf die Wirkung warten.
Als er endlich schlief, loggte sie sich schnell ins Darknet ein und kontaktierte Violett. „Ich habe mich entschieden. Lass uns treffen.“
Danach verbrannte sie ihre Pro und Kontra Liste samt dem Katalog und trank genüsslich ihren Kaffee. Schon am nächsten Tag trafen sich die beiden Frauen im Park. Während sie die Vögel fütterten teilte Marga Violett ihre Entscheidung mit. „Eine gute Wahl. Das dachte ich mir schon. Hör zu, da du schon fleißig warst und die Details von ihm mitgebracht hast kann ich einen Plan erarbeiten und ich schicke dir die Beste Lösung. Ok? Das Finanzielle regeln wir, wenn alles unter Dach und Fach ist und kein Verdacht mehr auf dich fällt.“ „Hast du keine Angst, dass du dein Geld nicht bekommst?“ „Ach Schätzchen, du vergisst in welcher Branche ich tätig bin. Ich habe mein Geld immer bekommen.“. Violett stand auf und drückte Marga rechts und links einen Luftkuss auf und ging. Wenige Tage später kam ein Päckchen mit einer Flüssigkeit – Nahrungsergänzungsmittel Vitame D3 und K2. Im Darknet teilte ihr Violett mit um was es sich handelte und was es bewirkte. „Du hast hier Adrenalin. Du musst ihm das alle zwei drei Tage ins Essen mischen. Es bewirkt Bluthochdruck und Herzrassen. Wenn er dadurch öfter zum Arzt muss, wird es nicht auffallen wenn du ihm das Kissen aus Gesicht drückst. Bei seinem Lebenswandel dürfte sich keiner über den Tod im Schlaf wundern. Sicherheitshalber schicke ich dann einen Arzt der den Herzinfarkt bestätigt. Keine Angst ich erfahre von seinem Ableben.
Ich werde jetzt diesen Verlauf löschen. Diesen Kontakt gab es nie. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass jemand neugierig wird. Die Rechnung kommt in einem grossen Abstand. Hebe die nächsten Monate regelmäßig unterschiedliche Beträge ab – dann wird keiner stutzig. Sollte jemand Fragen – du warst Essen oder auf dem Jahrmarkt immer wo viel Leute sind und dich keiner bemerkt. Keine Rechnungen sollten auftauchen und ähnliches, dass irgendeine Beweiskraft hat. Ich wünsche dir ein schönes Leben meine Liebe mach was draus“. Der Bildschirm ging aus und ihr PC startete im Recovery Modus. Sie setzte den Rechner neu auf, während sie anfing das Lieblingsessen ihres Mannes zu kochen. Jetzt tangierte sie es nicht mehr. Summend rührte sie die Flüssigkeit unter die Suppe und schwang die Hüften zu ihrem Ohrwurm. „I Will Survive.“
Ende