Horror, Mystery, Weihnachten, writing friday

#Writing Friday – Knut – oder der unwillige Weihnachtsbaum

Ein neues Jahr und neue Geschichten erwarten uns am #Writing Friday. Ich freue mich auf die kommenden Themen und fange gleich mit einer Idee an, die eigentlich beim Whatsappen mit Corly entstanden ist – Dank Autokorrektur hat sich die Idee hierzu gebildet. Es gibt allerdings eine kleine Vorgeschichte, die ihr gerne lesen könnt, aber nicht unbedingt nötig ist um diese hier zu verstehen. HIER könnt ihr Jan bei einem anderen seltsamen Weihnachtsphänomen kennen lernen.


DEin Tannenbaum möchte nicht entsorgt werden, berichte von seiner Flucht.


Knut – oder der unwillige Weihnachtsbaum

Ich saß an meinem Schreibtisch und schaute die leere Zigarettenverpackung in meiner Hand an. Ein guter Vorsatz für das neue Jahr sollte sein, damit aufzuhören. Ich knäulte die Verpackung zusammen und warf sie in den Mülleimer unter meinem Tisch. Neuerliche Sparmaßnahmen bedeuteten, dass wir unseren Mülleimer selbst leeren sollten. Die Reinigungsfirma sei nur noch zum Putzen da. Was für Zeiten. Mein Mülleimer war übervoll. Die leere Verpackung fiel daneben. Gerade überlegte ich, ob ich sie aufheben und den Eimer endlich leeren sollte, als mein Handy summte. Ich griff danach und nach der leeren Verpackung. Während ich den Bildschirm entsperrte, deponierte ich die verknäulte Verpackung auf dem Müllberg meines Eimers. Vorsichtig zog ich meine Hand weg, ohne eine Erschütterung zu verursachen und damit eine Mülllawine zu verursachen. „Ha, na das geht doch. Sieht gut aus.“ Ich blickte auf den Absender der Nachricht in meinem Handy. Eva. Ein Gedanke blitzte auf. In letzter Zeit trafen wir zu oft aufeinander. Bilder glücklicher Zeiten, die verdrängt wurden, von Streit und Neid. Polizisten waren einfach nicht für Beziehungen gemacht. Ich öffnete die Nachricht: „Hallo Jan, alles klar? Erinnerst du dich an unseren letzten Fall? Wie könnte ich den vergessen? Es war der Weihnachtsabend und wir wurden zu einer Familientragödie gerufen. Eine Familie, die gerade beim Essen war, wurde grausam dahin gemetzelt. Der Mörder war kein normaler Mensch. Ein kurzer Flashback. Ich sah mich aus einem Fenster blicken und ein Mann in brauner Robe mit einem Korb auf dem Rücken und einer Rute in der Hand winkte mir lachend zu.

Natürlich hatte mir damals keiner geglaubt und der Fall wurde nie offiziell abgeschlossen. Es gab aber noch einen inoffiziellen Raum, in dem Akten seltsamer Phänomenen lagerten – da hatte ich meinen Bericht, den originalen Bericht, einsortiert.

Ich antwortete Eva: „Wie könnte ich den vergessen? Gibt es was Neues, habt ihr den Mörder?“ Ich wartete, oben am Rand erschien: Eva schreibt…. “Nein, da wird es wohl auch nie eine Festnahme geben. Vergiss ihn. Wir haben aber wieder einen seltsamen Mord. Ich könnte deine Unterstützung brauchen.“

Eva, DIE Eva, brauchte meine Unterstützung. Das ich das noch erleben durfte. Ich zögerte. „Ich bin unterwegs. Schick mir die Adresse.“

Etwa zehn Minuten später stand ich am Eingang zur genannten Wohnung. Es sah friedlich aus. Vereinzelt waren noch Weihnachtsdekorationen zu sehen. Aber viele Fenster waren schon abgeschmückt. Man konnte noch Reste von Klebeband oder Schneespray erkennen. Auch klebten noch an manchen diese Fensterbildchen. Es wirkte irgendwie trostlos. Ich vermisste jetzt schon die bunte Weihnachtsbeleuchtung. Das neue Jahr war noch nicht so alt. Knut hatte angefangen. Ich musste lachen. Ein bisschen Werbung gestört erinnerte ich mich an die, dieses einen Möbelhauses mit den Blau-Gelben Schriftzug. Mir war kurz der Name entfallen. Aber das war auch nicht wichtig. Es lagen auf jeden Fall schon einige Weihnachtsbäume auf der Straße. Tot und verwelkt. Ein kleiner Weihnachtsbaumfriedhof. Zwischen den, teilweise, kahlen Ästen konnte man noch Lametta erkennen. Ich schüttelte diese unangebrachten Gedanken ab.

Im ersten Stock sah ich am Fenster noch einen Baum stehen. Er war sogar noch geschmückt. Irgendwie ahnte ich, dass dies wohl der Tatort sein würde. Ich stand noch etwas in den vereinzelten Schneehaufen und blickte zum Fenster hoch. Der Baum bewegte sich. Es schien, als würde er sich drehen. Die Lichter schienen ein Gesicht zu formen. Ich zog die Augenbrauen in die Höhe und runzelte die Stirn. Mir schwante böses. Ich schüttelte mich.

Tief atmete ich ein und trat auf den Eingang zu. Die Tür stand offen. Leise trat ich auf die Treppenstufen zu. Ich konnte Geräusche aus dem ersten Stock hören. Gemächlich, mich auf das erwartete Szenario einstimmend, stieg ich die Stufen hoch. An manchen Türen im Parterre hingen noch Kränze mit Herzen, Kugeln und Schleifen. Im ersten Stock angekommen, war es nicht schwierig zu ermitteln welches die Wohnung war, die ich betreten würde. Die Tür stand offen und ich hörte geschäftiges Treiben. Ich stand im Türrahmen und beobachtete die vermummten Spurensammler. Ein Mann, der mir wage, aus dem letzten Fall bekannt vorkam, stand schon vor mir und drückte mir die Schuhüberzieher an. „Anziehen, Kontamination.“ Sagte er recht einsilbig. Ich lehnte mich an die Wand und zog die Überzieher an. Ich blickte mich nach dem Kästchen mit den Handschuhen um und fand sie. Oh ungepudert. Das war ja endlich mal fortschrittlich. In der Wohnung blickte ich mich sogleich nach Eva um. Sie stand am Fenster. Die Hände in die Hüfte gestemmt. Sie schüttelte ratlos den Kopf. Mit großen Schritten durchquerte ich den Raum. Nicht ohne ständig einem Techniker vor den Füssen zu haben. „Fenster kontrollieren.“ Sagte ich nur. Sie blickten mich fragend an und zuckten desinteressiert mit den Schultern. „Eva, hallo.“ „Ach Jan, da bist du ja.“ Sie trat beiseite und ich konnte das Ausmaß der Tat sehen. Vor mir lag ein Mann. Er war etwa Mitte bis Ende Dreißig. Links von ihm standen aufgereiht einige Pappkartons. Ich nahm an für die Weihnachtsdekoration. Er war wohl gerade dabei gewesen seinen Weihnachtsbaum abzuschmücken.

Ich trat näher an den Baum und betrachtete ihn genau. Ein Schütteln der Äste ließ mich zurückzucken. Eva sah mich stirnrunzelnd an. „Ich weiß nicht, was das auslöst, das macht der Baum jedes Mal, wenn man ihm zu nahe kommt. Vielleicht was Elektrisches?“ Ich ging in die Hocke, um mir das genauer anzusehen. Wieder rüttelten die Äste und ich meinte ein leises Fauchen zu hören. Ich ging näher. Vielleicht saß die Katze im Baum? Näher und näher. Ich kniete mich hin, um den Baum noch genauer zu betrachten. Der Stamm war in einem handelsüblichen Christbaumständer eingeklemmt. Die Schrauben waren noch nicht losgedreht. Ich legte mich unter den Baum, um mir das Innenleben genauer zu betrachten. Als ich auf dem Rücken lag, um zu sehen, was sich da bewegt, regnete ein Schwall Nadeln auf mich herab. Ich schloss rechtzeitig die Augen. Sie landeten in meinem Gesicht. „Autsch. Verdammt.“ Ich robbte schnell auf dem Rücken liegend hervor. Eva schlug sich die Hand vor den Mund. Wie ich erkennen konnte, nicht vor Entsetzen, sondern um sich das Lachen zu verkneifen. Was sie aber nicht schaffte. Sie lachte herzhaft und schlug sich dabei auf die Knie. „Na danke. Das schmerzt.“ „Hahaha. Oh Mann, das sieht so witzig aus. Hier Schau mal.“ Sie hatte schon ein Foto geschossen. Ich musste zugeben. Mein dämlicher Blick, gespickt mit grünen Tannennadeln sah wirklich witzig aus. „Entschuldige. Warte. Gib mir mal jemand eine Pinzette. Halt still.“ Sie näherte sich mit der Pinzette und zupfte die einzelnen Nadeln heraus. „Ahhh – Mensch das tut weh.“ Eva betrachtete die gerade entfernte Nadel. „Da sind kleine Widerhaken dran.“ Ich nahm ihr die Pinzette ab und schaute mir die Nadel genauer an. Kein Wunder, dass das so schmerzhaft war. Mein Gesicht war etwas taub. „Isch glaube in den ätherischen Ölen ist irgendein Gift. Mein Gesicht wird Taub.“ Eva beobachtete besorgt, wie sich meine Geschichtszüge langsam grotesk verformten. „Es füllt sisch bisschen komisch an.“ Nuschelte ich. „Ach, so schlimm sieht es gar nicht aus.“ Winkte sie ab. Was ich ihr nicht so glaubte. Ich ging auf das Opfer zu, das auf dem Boden lag. Auch er hatte Nadeln im Gesicht, im Hals, an den Händen. Aber da war auch eine kleine Blutspur zu erkennen. Etwas hatte sich durch sein Herz gebohrt. Ich drehte mich zum Baum zurück und sah mir erneut die Äste genauer an. An einem tropfte etwas herab. Auf dem Boden darunter war schon eine kleine Lache entstanden. Ich streckte meinen Finger aus und zog ihn zurück. Blut. Ich bewegte meinen Kopf in Richtung Leiche und wieder zurück. Dann zeigte ich auf den Ast und meinte zu Eva: „Das ist die Mordwaffe.“ „Der Ast? Meinst du jemand hat ihn gestoßen?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich glaube der Baum hat ihn erstochen. Wahrscheinlich, als er gerade dabei war ihn abzuschmücken.“ Eva blickte mich skeptisch an. „Sind das die Nadeln? Hast du Halluzinationen?“ „Du hast mich doch gerufen. Und bestimmt nicht, weil du denkst, das war ein normaler Mord, oder? Ich glaube, der Baum hat gesehen, was seinen Kameraden geschehen ist und wollte das verhindern. Erst hat er den Mann mit den Nadeln benebelt und dann hat er zugestochen.“ Dabei machte ich eine Vorwärtsbewegung mit ausgestreckten Arm und einem imaginären Ast in der Hand. Eva sprang erschrocken zurück.

„Wir müssen den Baum verhaften.“ Sagte ich, nicht ohne ein Schmunzeln in meiner Stimme. Ich blickte mich im Raum um. Dann ging ich zur Couch. Dort lag die Transporthülle, damit der Baum nicht zu viel Nadeln abwarf. Schnell schnappte ich mir diese Hülle und ging zurück. „Komm, hilf mir“ Wir breiteten die Hülle aus. In dem Moment bewegte sich der Baum. Er hüpfte. Seine Äste schlugen aus und die Nadeln flogen in unsere Richtung. Er hüpfte weiter durch den Raum und seine Äste trafen uns schmerzhaft. Todesmutig stürzte ich mich mit der Hülle in den Händen auf den Baum zu. Ich sprang und warf dabei den sich wehrenden Baum um. Schnell schlang ich die Hülle um seine schlagenden Äste. Nicht ohne einige davon abzubekommen. „Schnell helft mir.“ Die Kollegen lösten sich aus ihrer Starre und kamen mir zur Hilfe. Schnell war auch ein Seil da und wir wickelten dieses um die Hülle. Fest verschnürt lag der Baum vor uns. „Ich verhafte dich wegen Mordes und Angriff auf einen Polizeibeamten. Alles, was du jetzt sagst oder tust, kann gegen dich verwendet werden. Ob es Anwälte für Weihnachtsbäume gibt, weiß ich nicht.“ Eva stand neben mir und klopfte mir anerkennend auf den Rücken. „Du weißt, dass uns das keiner glauben wird?“ „Ja, ja. Das weiß ich. Wir bringen ihn am besten zur Entsorgung. Schreiben einen Bericht, bei dem der Mörder flüchtig und unbekannt ist und einen für den Raum der besonderen Fälle.“ Eva nickte zustimmend und wir taten, wie besprochen. Später saßen wir an meinem Schreibtisch und tranken einen Kaffee mit Schuss.

Ich zog die Schublade auf und entnahm einige Seiten vorgedruckten Papiers. Eva blickte mich fragend an. „Wir haben den Bericht doch fertig.“ Ich nickte. „Das ist kein Bericht. Das sind Urlaubsanträge. Nächstes Jahr Weihnachten reiche ich Urlaub ein.“

Ende.

Werbung
Allgemein, Weihnachten, writing friday

Die Wahl der Schneekugel Part 2 von 2

Heute kommt der 2. Part meiner Schneekugelgeschichte vomWriting Friday

HIER findet ihr den ersten Teil.

Fortsetzung

Was bisher geschah:

Miriam arbeitet in einem Reisebüro. Da sie ungebunden und ohne Familie ist, schickt ihr Chef sie los um ein Hotel zu testen. Dabei macht sie Zwischenstation in einem kleinen verschneiten Dörfchen.

Das Dorf war um einen wunderschönen Dorfplatz errichtet worden. Pflastersteine zierten den Weg zur Mitte. Ein wundervoller Weihnachtsbaum war aufgestellt worden. Seine Spitze rang mit dem Kirchturm um die Höhe. Viele bunte Lichter waren dran gehängt worden. Strohsterne, Kugeln, Holzfiguren, Schleifen. Alles zierte diesen wundervollen Baum.

Ging man weiter, gelangte man an eine Krippe. Sie war, wie man sie sich vorstellte. Die Krippenfiguren waren lebensecht und auch die Tiere wirkten fast wie echt. Es war atemberaubend. Meine Kamera kam nicht mehr zum Stillstand. Eigentlich wäre es eine Schande, dieses Dorf dem Tourismus anzubieten. Kommerz würde es zerstören. Die Fenster, der kleinen Geschäfte waren allesamt weihnachtlich geschmückt. Diese Szenen konnten doch nicht echt sein. Ich verliebte sich. Mein Herz klopfte ruhig und ich bemerkte ein wohlig warmes Gefühl in meiner Bauchgegend. Hier gehörte ich hin.

Die Kirchenglocken holten mich aus meinem Traum hervor. Es wurde dunkel. Schnell ging ich zurück zum Haus, um die anderen zu treffen.

Sie warteten schon auf mich. Eleonore winkte mir und sie kamen auf mich zu. „Ah da sind sie ja. Kommen Sie, bald beginnt das Weihnachtssingen. Schnell, schnell. Hier nehmen sie die Lebkuchen, aber nicht mehr naschen. Es gibt noch so viel anderes, was sie probieren müssen. Schnell, schnell.“ Noah blickte mich belustigt an und zuckte mit den Schultern. Wir kamen auf dem Weihnachtsmarkt an. So was hatte ich bisher nur auf Postkarten gesehen? Kleine Buden, Schnee auf den Dächern. Die Menschen lachten, begrüßten sich und aßen. Es duftete in jeder Ecke nach etwas anderem. So musste es sein. Wir genossen diese Stunden. Weihnachtsmusik. Eine kleine Weihnachtsaufführung der Kinder und viel Glühwein.

Müde und zufrieden trafen wir wieder bei dem Bed and Breakfast ein. Diesmal zeigte mir Edgar mein Zimmer. Eleonore brachte mir noch eine Schokolade. „Mit dem besonderen Gewürz. Meine Liebe. Das müssen sie noch trinken. Sonst funktioniert das alles nicht.“ Ich konnte nicht mehr so klar denken und trank einfach das köstliche Getränk. Die Welt versank um mich und ich träumte von einem kleinen Dorf, einem hübschen Haus mit weißem Zaun und wunderschönen Weihnachtsbaum im Vorgarten.

Am nächsten Morgen erwachte ich und dachte, mir hätte jemand einen Wattebausch in den Mund gesteckt. Zuviel Glühwein, war meine Diagnose. Etwas schwindelig stand ich auf. Eine Dusche später fühlte ich mich etwas besser. Ich packte meine Tasche, nicht ohne Wehmut. Und verließ das gemütliche Zimmer. Unten angekommen stand ich an der Rezeption und wollte bezahlen. Noah kam gerade aus der Küche. „Sie verlassen uns schon? Schade, ich dachte wir könnten uns bisschen kennenlernen.“ Ich lächelte unsicher. Ja, das wäre schön gewesen. Ich mochte ihn. Aber die Arbeit rief. Ich hatte es versprochen. „Haben sie Edgar oder Eleonore gesehen?“ „Nein. Das Essen war schon vorbereitet. Ich weiß nicht, wo sie sind. Soll ich was ausrichten?“ „Ja, sagen sie ihnen herzlichen Dank. Ich lasse meine Daten für die Rechnung hier.“ Er nickte und winkte mir zum Abschied. Ich nahm meine Tasche und verließ das Haus. Es hatte geschneit. Nein, es schneite immer noch. Sanft berührten mich die Schneeflocken. Wo war mein Auto? Ach da. Mein Weg zum Auto war schwer. Ich hatte das Gefühl von Backsteinen in der Tasche. Ich warf die Tasche auf den Rücksitz und stieg ein. Der Motor startete ohne Probleme. Leider. Ich fuhr los. Am Ortsausgang blieb ich stehen. Es war kein Weg mehr zu erkennen. Hier endete die Straße. Ich stieg aus und ging voran um mich zu orientieren. Dabei stieß ich mir den Kopf. Was war das? Ich langte nach vorne und meine Hände spürten einen kühlen Widerstand. Meine warmen Hände hinterließen einen Abdruck auf der Scheibe. Eine Scheibe? Ich verstand nichts. „Miriam?“ Ich drehte mich um. Dort standen Edgar und Eleonore. „Hallo, was ist denn hier los? Ich komme nicht weg von hier.“ Sie blickten mich unsicher und traurig an. „Ja, wie sollen wir es ihnen erklären? Sie sind in einer Schneekugel“ „In einer was? Schneekugel? Ja klar. Der Glühwein. Ich vertrage ihn nicht. Das weiß ich.“ Ich drehte mich wieder Richtung des Glases. Ich ging näher, um durch das Glas zu blicken. Ich konnte nichts erkennen. „Ich verstehe nicht –„ „Ich weiß nicht wie ich ihnen das schonend erklären soll, mein Kind. Alle paar Jahre werden die Gläser durchlässig. Es können Menschen in unser Dorf kommen. Aber nur diejenigen, die ausgewählt wurden.“ „Was soll so besonders an mir sein?“ „Es ist eher, das was sie ersehnen.“ „Ersehnen. Nichts. Ich hab nichts, dass ich ersehne.“ Meinte ich abwertend. „Oh doch. In ihrem Herzen ist so viel Platz. Sie haben keine Familie. An Weihnachten arbeiten sie. Sie ersehen sich sehr viel. Nämlich das hier.“ Eleonore machte eine ausholende Geste und fasste damit das Dorf ein. Verständnislos blickte ich sie an. „Erinnern sie sich an das Gefühl, dass sie hatten, als sie das erste Mal hier erwachten.“ Ich nickte. „Das Gewürz, was haben sie mir in die Schokolade gemischt?“ „Äh – ja sie müssen etwas schrumpfen, um hier hineinzupassen. Entschuldigung.“ „Was wenn ich das hier nicht will?“ „Unmöglich. Sie hätten den Weg niemals hier hergefunden, wenn das hier nicht ihr sehnlichster Wunsch gewesen wäre. Familie, Freunde, Zusammenhalt, Frieden.“ Ich wusste nicht mehr weiter. Wieder drehte ich mich zu der Glasbarriere. Ich legte meinen Kopf an das kühle Glas. Eleonore hatte recht. Ich wollte hier nicht mehr weg. Ich wollte immer hier bleiben. Aber jetzt musste ich, wollte ich das? Ich drehte mich zu ihnen um. Dann ließ ich mich am Glas hinunterrutschen, sodass ich im Schnee zum Sitzen kam. Ich blickte mich um. Es schneite. Im Hintergrund hörte ich die Kirchenglocke. Eleonore kam zu mir. Sie hielt mir ihre Hand hin. Ich griff zu. Sie zog mich auf und umarmte mich. „Willkommen mein Kind.“ Ich ließ mich von ihr an der Hand führen. Wir gingen zurück zum Haus. Auf der Treppe stand Noah mit einem dampfenden Becher in der Hand und winkte mir. „Was ist mit ihm?“ „Ja, er auch.“

Ein Lächeln auf den Lippen ging ich ihm entgegen und nahm den Becher heißer Schokolade entgegen. Er lächelte mich sanft an. Seine grünen Augen leuchteten. Meine blauen Augen antworteten ihm.

ENDE

Weihnachten, writing friday

Die Wahl der Schneekugel Part 1 von 2

Der Writing Friday steht voll im Zeichen von Weihnachten

Meine heutige Geschichte teile ich wieder in zwei Parts, damit ihr nicht auf einmal soviel lesen müsst.

Du wachst auf in einer Schneekugel – wie sieht deine Welt darin aus?


Heute war ich in einem kleinen Dorf angekommen. Ein wunderhübsches Dorf. Es war schon dunkel und ich konnte die hübsche Weihnachtsbeleuchtung in den Fenstern und auf dem Dorfplatz bewundern. Da ich unangemeldet ankam, hoffte ich ein Zimmer zu bekommen. Ich fragte eine nette ältere Dame und sie antwortete mir, dass in dem großen Haus auf dem Hügel ein Bed and Breakfast angeboten würde.

Ich startete den Wagen und fuhr langsam die verschneite Straße nach oben. Leider war es zu dunkel um die Gegend zu erkennen. Eine wunderschöne, mit Lichterketten geschmückte Einfahrt hieß mich Willkommen. Ich stellte den Wagen ab und klopfte an die Tür.

Von Innen hörte ich ein Schlurfen. Es war schon spät und ich war mir bewusst, dass es schon unhöflich war, um diese Zeit an jemandes Tür zu klopfen. Ich hoffte, dass die alte Dame Recht hatte und es hier ein Zimmer für mich gab. Das würde mein schlechtes Gewissen wenigstens etwas mildern.

Die Tür öffnete sich und ein älterer Mann im karierten Bademantel und Schlafmütze öffnete mir die Tür. Ich riss erschrocken meine Augen auf. „Oh, es tut mir so leid, dass ich sie aus dem Bett geholt habe. Mir wurde gesagt, hier wäre ein Bed and Breakfast.“ Der alte Mann betrachtete mich von oben herab. Ich dachte, er würde mir jetzt die Tür vor der Nase zuschlagen, als ich im Hintergrund eine Stimme vernahm. „Edgar? Wer ist denn da?“ „Ein Gast.“ Brummte er. „Eine junge Frau.“ Hinter Edgar vernahm ich erneut ein Schlurfen und eine schmale Hand legte sich auf seine Schulter, um ihn unsanft beiseite zu ziehen. „Hallo meine Liebe, kommen sie doch rein, es ist ja so kalt hier draußen. Haben sie Gepäck?“ „Äh, ja im Kofferraum. Ich hole es schnell.“ „Nein, nein. Edgar, sei so lieb und hol doch das Gepäck.“ Er blickte sie verdattert an und fügte sich. Grummelnd ging er zu meinem Auto und holte meinen kleinen Reisekoffer. „Oh, viel haben sie ja nicht, sie bleiben wohl nicht lange?“ Fragte die Frau. „Nein ich bin nur auf der Durchreise.“ „Ach wie schade. Nun kommen sie schon. Ich mach ihnen schnell ein Sandwich und eine heiße Schokolade. Dann zeige ich ihnen das Zimmer. Formalitäten erledigen wir dann morgen. Okay?“ Ich nickte nur überwältigt von ihrem Elan. „Okay. Ach ich heiße Miriam.“ „Oh ein hübscher Name. Ich bin Eleonore und das ist Edgar. Hier setzen sie sich, ich bin gleich wieder da. Edgar, bring doch ihren Koffer schon hoch und geh zurück ins Bett.“ Er grummelte immer noch und ging langsam, mit meinem Koffer nach oben. Das Haus war zauberhaft. Ein geräumiger Flur führte zu einer hübschen breiten Treppe, in der Mitte des Raumes. Sanft geschwungen lud sie einen ein, nach oben zu gehen. Das Geländer war mit Girlanden und hübschen roten Schleifen geschmückt. Ein kleiner Weihnachtsbaum stand in der linken Ecke. An den Wänden hingen weihnachtliche Bilder und überall glitzerten Sterne und Girlanden. „Das ist so schön geschmückt bei ihnen.“ „Oh ja – wir lieben Weihnachten einfach. So ist es immer bei uns.“ Ich überhörte das Immer. Immer an Weihnachten halt.

„Was machen sie denn hier zu dieser Jahreszeit?“ Fragte Eleonore mich. „Arbeit. Mein Chef hat mich zu einem Hotel geschickt, dass von uns getestet werden soll. Ich arbeite in einem Reisebüro. Und da ich alleinstehend, ohne sonstige Familie bin, musste ich fahren.“ „Ach wie schön, äh schade, dass sie so alleine sind. Weihnachten ist das Fest der Familie und Freunde. Setzen sie sich, ich komme sofort wieder.“ Ich befand mich in einem kleinen gemütlichen Zimmer mit einem Kamin und vielen Bücherregalen. Ach, das war auch so schön geschmückt. Eher nostalgisch mit viel Holzfiguren und Schleifchen. Sehr gemütlich. Im Kamin glommen noch die letzten Holzscheite und es war noch gemütlich warm. Ich schaute mich um und setzte mich in einen bequemen Ohrensessel. Schon kam Eleonore zurück und drückte mir einen Teller mit einem Sandwich in die Hand und stellte eine Tasse dampfender Schokolade auf den Beistelltisch.

„So, hier essen sie was und trinken sie die leckere Schokolade. Mit einem ganz besonderem Gewürz. Das gibt es nur hier bei uns und ist sehr geheim. Aber es schmeckt so hervorragend – sie werden nie wieder hier wegkönnen – ähm wollen.“ Ich stutzte. Eleonore verhielt sich wirklich etwas seltsam. So aufgedreht. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich sie aus dem Bett geholt habe. „Wie lange bleiben sie, hatten sie gesagt?“ „Eigentlich nur heute Nacht.“ Aber in Gedanken sah ich mich hier schon ein paar Tage länger aushalten. Vielleicht konnten wir dieses gemütliche Bed and Breakfast in unseren Katalog aufnehmen. Ich nahm mir vor, morgen das Dörfchen zu erkunden. Ich würde ein paar Fotos machen und meinem Chef vorlegen. Warum nicht mal Weihnachten in einem traditionellen Dorf?

Das Sandwich und die heiße Schokolade taten ihre Wirkung. Ich wurde schläfrig. Eleonore verließ das Zimmer und kam mit einer Decke wieder. Dieser Sessel war so groß und bequem, dass ich sofort einschlief. Im Dämmerzustand hörte ich Eleonore mit ihrem Mann flüstern: „Willst du sie hier liegen lassen?“ „Ja, ja. Die Schokolade hat ihren Dienst erfüllt. Sie soll schön schlafen und morgen werden wir weiter sehen. Es wird ihr schon hier gefallen. Ich spüre es. Sie hat das gewisse Etwas. Sie gehört hier her. Warte bis morgen noch Noah kommt.“ „Noah? Wer ist denn Noah?“ „Ach, hörst du mir denn überhaupt mal zu. Das ist der andere Neuankömmling. Er wird morgen erwartet.“ Edgar rollte mit den Augen. „Zu viel neue Bewohner.“ Murmelte er. „Schnick-Schnack. Es wird Zeit. Es ist jetzt schon Jahrhunderte her, dass wir neue Bewohner bekommen haben. Es wird Zeit.“

Miriam fiel in einen tiefen Schlaf. Tief und traumlos. Sie erwachte ausgeruht und so entspannt wie schon lange nicht mehr. Im ersten Moment war sie etwas orientierungslos. Sie war in diesem super bequemen Sessel eingekuschelt. Ein kleines Feuer prasselte in dem Kamin mit dem hübschen Kaminsims. An dem Sims waren mehrere Socken angebracht. Sie entfaltete sich aus dem Sessel und wickelte die Decke um sich. Kleine unsichere Schritte führten sie zu diesem Kamin. Auf den Socken standen Namen. Eleonore, Edgar und zwei weitere waren noch unbestickt. Dieses Zimmer wirkte wie aus einem Bilderbuch auf Miriam. Es strahlte eine Wärme aus. Sie fühlte sich so geborgen. Wehmütig dachte sie an die Tage, die vor ihr liegen sollten. Ein unpersönliches Hotelzimmer und Weihnachten im Hotelrestaurant. Sehr romantisch.

Ein dumpfes Klopfen hallte durch das Haus. Miriam erschrak aus ihren düsteren Gedanken. Sie ging zur Tür dieses Zimmers und öffnete sie lautlos. Wieder hatte Edgar die Eingangstür geöffnet. Eine Männerstimme war zu vernehmen. Sie klang angenehm. „Guten Tag. Ich bin auf der Suche nach einem Zimmer. Ist bei ihnen was frei?“ Edgar brummelte schon wieder. Miriam musste lächeln. Das war also nicht nur, weil sie ihn aus dem Bett geklingelt hatte. Schnell schloss sie die Zimmertür und trat ans Fenster. Ein atemberaubender Blick eröffnete sich ihr. Das Dörfchen schien in einer Art Kessel zu liegen. Um das Dorf befanden sich verschneite Hügel, die mit dichten Tannenwäldern bewachsen waren. Die Tannen waren weiß bestäubt, als hätte Gott sein Sieb mit Puderzucker ausgepackt und darüber gestreut.

Aus den benachbarten Häusern konnte man aus den Schornsteinen die Rauchwolken erkennen. Alle Häuser waren hübsch geschmückt. Einige mit Lichterketten. Andere im klassischen Stil mit Tannenzweigen, Holzfiguren und Schleifen. Es war einfach traumhaft. Miriam drehte sich um und ging zurück zum Sessel. Er nahm sie auf wie einen alten Freund. Sie kuschelte sich wieder ein und zog die Decke bis unter das Kinn. Hier stimmte alles. Ein zaghaftes Klopfen ließ sie aufschrecken. „Ja bitte?“ „Guten Morgen meine Liebe. Haben sie gut geschlafen?“ „Herrlich. Ich fühle mich so entspannt und ausgeruht, wie schon lange nicht mehr.“ „Ich sagte doch, das geheime Gewürz in der Schokolade.“ Schmunzelte Eleonore. „Wir haben sie hier schlafen lassen. Ich hoffe, das war okay so?“ „Oh ja – der Sessel ist so bequem, da braucht man gar kein Bett.“ Lachte Miriam. „Was haben sie heute geplant, meine Liebe?“ „Eigentlich müsste ich ja weiter fahren. Aber ich will unbedingt dieses hübsche Dorf betrachten.“ „Oh, das ist toll. Wir haben einen neuen Gast. Vielleicht könnten wir sie auf unseren Weihnachtsmarkt begleiten. Heute Abend. Ein so schöner traditioneller Weihnachtsmarkt. Den müssen sie einfach sehen.“ „Oh ja. Das klingt toll. Ob ich einen Tag früher oder später in diesem neuen Hotel ankomme – wen interessiert das schon?“ „Ach, das freut mich. Kommen sie. Das Frühstück steht bereit.“

Miriam folgte Eleonore in die Küche. Es roch nach Weihnachten. „Ohh – hier riecht es aber toll.“ „Ja, ich habe schon mit der Weihnachtbäckerei angefangen. Dort hinten stehen die Lebkuchen.“ Ich drehte meinen Kopf und konnte so viel verschiedene Ausführungen des leckeren Gebäcks sehen. Ich konnte nicht verhindern, dass mir das Wasser im Mund zusammen lief. Eleonore lachte. „Bedienen sie sich nur.“ Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Schnell stand ich auf und nahm mir von jeder Sorte einen.

Es klopfte am Türrahmen. Ein junger Mann stand in der Tür und blickte uns unsicher an. „Äh, guten Morgen. Der Mann am Eingang hat mich hier hergeschickt. Ich soll mir hier ein Frühstück abholen? Das wäre toll, mir knurrt schon der Magen, so doll, dass ich Angst habe eine Schneelawine auszulösen.“ Ich lächelte schüchtern. Der Mann vor mir war etwa in meinem Alter. Er war nun wirklich keine Augenweide. Seine Haare waren braun und standen in alle Richtungen ab. Der Grund war wohl die Mütze, die er in der Hand hielt und unsicher knetete. Er trug ein Holzfäller Hemd eine Latzhose und hohe gefütterte Stiefel. Seine Augen waren grün und leuchteten. Sie waren das, was mich sofort gefangen nahm. Diese leuchtend grünen Augen. So musste ein Mensch aussehen, der zufrieden mit seinem Leben war. „Ja, natürlich, kommen sie doch herein und setzen sie sich. Wir vertilgen gerade meine Lebkuchen. Möchten sie auch einige oder lieber was Herzhaftes?“ „Ich sage nicht nein zu beiden.“ Meinte er. „Ah, schön. Ein junger Mensch mit gesundem Appetit. Kommen Sie, setzen sie sich. Das ist Miriam, unserer anderer Gast.“ Ich blickte ertappt auf, hatte ich mir doch gerade einen kompletten Lebkuchen in den Mund gestopft. Mit vollen Backen und Schokolade verschmierten Lippen, versuchte ich zu lächeln. Ich hoffte innigst, dass ich nicht zu schräg aussah. „Hallo, ich bin Noah. Sind sie länger hier?“ Immer noch nicht in der Lage zu sprechen, schüttelte ich den Kopf. Ich versuchte diesen Lebkuchen zu schlucken. Er weigerte sich standhaft. Vor mir stand eine Tasse Schokolade. Ich griff zu und nahm einige herzhafte Schlucke. Und er war frisch aufgekocht. Ich riss die Augen auf und öffnete erschrocken meinen Mund. „Uhhh – heiß, heiß, heiß. Uff.“ Noah blickte mich befremdlich an. Ich hatte einen perfekten ersten Eindruck hinterlassen. „Ähm, Entschuldigung. Ich bin eigentlich nicht so verfressen, aber diese Lebkuchen sind so genial. Ich bin Miriam und nur auf der Durchreise. Ich bleibe nicht lange.“ Er nickte und setzte sich neben mich. Dabei blickte er auf meinen Teller, auf dem ein Schlachtfeld hinterlassen wurde. Angebissene Lebkuchen und Krümel.

Eleonore rettet mich in dem sie ihm sein Frühstück präsentierte. Gebackene Eier mit Speck. „Wir wollten heute auf den Weihnachtsmarkt gehen. Sie kommen doch mit uns? Den dürfen sie nicht verpassen.“ Noah stopfte sich gerade eine Gabel mit Eiern in den Mund und hielt inne. Mit vollem Mund antwortete er: „Ja, aber natürlich.“ Es gab Menschen, die konnten mit vollem Mund reden, ohne dass ihnen etwas herausfiel. Ich gehörte nicht dazu. „Oh, das ist ja toll, dann treffen wir uns bei der Dämmerung hier. Toll, toll, toll. Ich überlasse sie dann mal ihrem Schicksal. Bis später.“

Eleonore verließ die Küche und wir beide blieben unbequem berührt zurück. „Äh, ja ich will mich dann auch mal aufmachen und mich bisschen umgucken. Wir sehen uns ja dann später?“ fragte ich. „Ja, klar, bis später.“

Schnell verließ ich die Küche. Ich war erleichtert. Mit Fremden auf persönlicher Ebene kam ich nicht so klar. Ich schnappte mir meine Tasche, in der meine Kamera war und trat nach draußen. Wieder konnte ich das atemberaubende Bild aus dem Fenster von vorher sehen. Die sanften Hügel schlossen dieses Dorf ein, wie eine gewölbte Hand, die etwas sanft aufhob. Ich hüpfte die Stufen hinab und begab mich nach rechts Richtung Dorf.

Weihnachten, writing friday

Writing Friday – Das Interview.

Schreibe eine Geschichte und flechte darin folgende Wörter ein: Karussell, Zimtschnecken, bitterkalt, große Augen, Liebe

Der Writing Friday steht voll im Zeichen von Weihnachten


„Marc, bist du so weit? Stehen die Zimtschnecken bereit? Das Licht, stell doch einer mal das Licht richtig ein. Ich will hier gemütliches Schimmern. Wir leuchten kein Fußballstadion aus. Ja, Michael, so ist es besser. Schön. Frederike? Kannst du noch den Weihnachtsbaum noch bisschen in Szene setzen? Und der Kamin im Hintergrund, mit den Socken am Kaminsims, der muss noch bisschen mehr glitzern. Bringt noch paar hübsche Girlanden. Petra, Petra? Stell den Sessel noch etwas schräger. Sodass man die ganze Familie gut sehen kann. Habt ihr einen Kinderstuhl? Ich weiß nicht ob Mary ihren Sohn auf dem Schoss sitzen lässt. Ach am schönsten wäre wir hätten ein Karussell in der Ecke – so ein schön nostalgisches, in dem der Junge sitzen könnte. Das wäre herrlich. Ja, ich weiß, das Budget. Dann muss es halt so gehen. Okay, jetzt können sie kommen. Sind sie denn schon da?“

Kaum hatte Tina die Frage gestellt, hörte sie auch schon Glocken klingen. Es rumpelte auf dem Dach des Studios. Ein Scharren, wie von Hufen, war zu vernehmen. Ein lautes „Hoooo“ war zu hören. „Ja, ich denke, sie sind da.“ Meinte Michael. „Schnell, lasst uns hochgehen und sie willkommen heißen“.

Jeder zog schnell eine Jacke über. Keiner wollte die Ankunft der Weihnachtsfamilie verpassen. Das war das Ereignis des Jahres. Ein Interview mit dem Weihnachtsmann und seiner Frau. Noch nie hatte jemand das geschafft. Tina war so stolz auf sich. Sie hatte Mary Christmas angeschrieben. Einen Wunschzettel an die Frau des Weihnachtsmannes geschickt. Darin bat sie um ein Interview, um den Menschen Weihnachten wieder näherzubringen. Der Glaube an den Weihnachtsmann wurde immer weniger. Tina hatte das Gefühl, dass damit auch der Glanz der Weihnacht verschwand. Keine Kinder mehr, die mit großen Augen vor den hübsch geschmückten Schaufenstern standen und sich die Nasen platt drückten. Weihnachtslieder hörte man kaum noch. Die Weihnachtsbeleuchtung war eher schlampig angebracht. Lämpchen waren kaputt und wurden nicht ersetzt. Die Weihnachtsbäume, die die Innenstädte schmückten, wurden immer mickriger oder verschwanden ganz. Es war traurig. Weihnachten verschwand. Die Menschen wurden immer abgestumpfter und wütender. Kleinigkeiten versetzten sie schon in Wut. Deswegen hatte Tina diese kleine Bitte an die Frau des Weihnachtsmanns geschickt. Und sie hatte zugesagt. Sie hatten beide zugesagt. Tina war so aufgeregt. Oben auf dem Dach angekommen, stieg die Familie Weihnacht gerade aus dem Schlitten. Mary hob gerade den kleinen Nick aus dem Schlitten und hielt ihn seinem Vater hin. Da schaute sie zu Tina und kam mit schnellen Schritten auf sie zu. „Hallo, sie müssen Tina sein. Das ist schön, dass wir uns mal kennenlernen. Nach ihrer Anfrage habe ich ihre Show verfolgt. Das Format gefällt mir, uns. Aber lassen sie uns doch hereingehen. Es ist wirklich bitterkalt heute.“

Tina war sprachlos. Mary war so hübsch und so offen. Ihr blondes Haar hatte sie zu einem Bauernzopf geflochten. Der rote Mantel mit dem weißen Kragen stand ihr hervorragend. Ein Strahlen ging von ihr aus. „Chris, komm und sag Tina hallo. Und gib mir Nick.“ „Nein, lass nur, ich trage ihn. Hallo Tina. Ich bin Chris.“ Tina stand sprachlos vor dem Weihnachtsmann. Er war groß. Bestimmt einen Kopf größer als sie und das war groß. Tina selbst war schon nicht gerade klein, für eine Frau. Er war gar nicht dick. Stattlich. Gut gebaut und muskulös. Seine Gesichtszüge waren Markant aber sehr offen und freundlich. „Äh, ja. Lassen Sie uns doch hereingehen. Es ist wirklich kalt.“

Als sie im Studio ankamen, ließen sich die Familie Weihnachtsmann die Mäntel abnehmen. Darunter waren sie in den Farben Grün und Rot gekleidet.

„Bitte setzen Sie sich doch. Chris, vielleicht setzen sie sich hier hin, damit ihre Frau auch noch gut zu sehen ist. Bleibt Nick bei ihnen? Wir haben auch einen Kinderstuhl.“ „Oh nein, er bleibt am besten auf meinem Schoss. Er ist im Moment bisschen launisch. Er bekommt Zähne.“ Tina nickte und gab dementsprechende Anweisungen den Stuhl zu entfernen. Auf dem Tisch stand ein Adventsgesteck. Es brannten schon drei Kerzen.

„Gut, sind sie so weit? Das wird ein live Interview. Ich stelle ihnen ein paar Fragen und sie können ganz entspannt antworten. Nur kein Druck. Haben sie noch irgendwelche Fragen?“ „Kann ich eine Zimtschnecke essen?“ „Chris! Du hast doch erst eine Ladung Lebkuchen verdrückt.“ Er blickte sie an und man konnte die tiefe Liebe sehen, die er für sie empfand. Tina wurde ganz warm ums Herz. Was für ein Paar. Sie strahlen. Man hätte fast keine Studiobeleuchtung gebraucht. Sie räusperte sich. „Natürlich können sie. Greifen sie zu.“ Chris ließ sich nicht lange bitten. Mary lächelte und schüttelte den Kopf.

„So, wir wären so weit. Es geht los, in drei, zwei, eins. Hallo liebe Zuschauer. Wie wir ihnen ja schon diese Woche angekündigt haben, habe ich heute ein ganz besonderes Paar als Interviewgäste. Die Familie Weihnachten mit ihrem Sohn Nick.“

Die Kamera schwenkte auf die Familie und wieder zurück zu Tina. „Hallo Chris, Hallo Mary und Hallo Nick. Es ist schön, dass sie es einrichten konnten, für ein kurzes Interview in meine Show zu kommen. Gerade so kurz vor Weihnachten muss das schwierig gewesen sein einzurichten?“

„Hallo Tina, danke für die Einladung.“ Entgegnete Mary. „Ja, es war etwas schwierig. Aber wir konnten das dann doch noch gut einrichten. Unsere Elfen sind ein tolles Team und bekommen das auch gut mal ohne uns hin. Hallo Elfen. Danke für eure tolle Arbeit.“ Winkte Mary in die Kamera.

„Chris, wie ist das so als Weihnachtsmann? Wird man dazu geboren oder erwählt. Wie sind sie Weihnachtsmann geworden?“

„Hallo Tina. Ja wie wird man Weihnachtsmann. Es gibt keine Anzeige in der Zeitung oder ähnliches. Es gibt die Möglichkeit, als künftiger Weihnachtsmann geboren zu werden. Wenn es aber keine direkte Erben gibt, kann es auch mal sein, dass ein Mensch dazu erkoren wird, diesen Posten zu übernehmen.“

„Und wie war das bei ihnen?“

„Mein Vorgänger war leider Kinderlos. Ich wurde tatsächlich ausgewählt.“

„Was hat sie so besonders gemacht? Wer hat sie ausgewählt?“

„Es gibt ein magisches Komitee. Das schaltet sich ein, wenn es um Erwählung von Fabelwesen, wie auch der Zahnfee oder dem Sandmännchen geht.“

„Ach ja, die Zahnfee gibt es wirklich?“

„Ja natürlich.“

„Das ist echt spannend. Aber sagen sie, wie wurden sie erwählt?“

„Eher zufällig. Der Schlitten des vorhergehenden Weihnachtsmanns hat mich überfahren.“

Tina riss erschrocken die Augen auf. „Was? Überfahren. Wie konnten sie das überleben?“

„Eigentlich ist das ein Geheimnis, aber ich sage es ihnen. Es steckte Magie in mir. Ja. Ich wusste nichts davon. Diese Magie hat mich gerettet und zum nächsten Weihnachtsmann auserkoren. Nachdem der Rat zugestimmt hat, wurde ich Weihnachtsmann. Mein Vorgänger konnte nach dem Unfall nicht mehr. Hallo Fritz. Ich hoffe, dir geht es gut? Lass mal was von dir hören. Entschuldigen sie.“

„Nein ist schon gut. Und Nick, er wird dann ihr Nachfolger?“

„Ja so ist es geplant. Ich hoffe, er ist bereit dazu. Wir haben nicht vor ihn zu zwingen. Wir hoffen, dass Weihnachten in ihm steckt.“

„Okay. Wie haben sie ihre Frau, Mary, kennengelernt? Wenn ich so indiskret sein darf.“

Mary errötete leicht. „Ja natürlich dürfen sie. Ich habe ihn überrascht. Als Kind habe ich ihn erwischt, wie er gerade die Geschenke unter den Baum legen wollte. Er war gerade dabei durch den Kamin zu verschwinden, als ich herunterkam. Ich hatte ein Geräusch gehört. Ich kam also herunter und sah gerade noch seinen schwarzen Stiefel im Kamin hervorlugen. Aber meine Kekse hatte er nicht gegessen. Also hielt ich ihn fest. Ich zog so kräftig ich konnte und er plumpste wieder in den Raum. Dann schimpfte ich mit ihm. Ich hätte mir so viel Mühe beim Backen gegeben und ganz frische Milch beim Bauern geholt. Und er hatte noch nicht mal probiert. Er lächelte mich an und griff nach den Plätzchen. Denn hob er mich hoch und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Da wusste ich, ich würde seine Frau werden, wenn ich erwachsen wäre.“

„Hahahaha.“ Ein tiefes Lachen erklang aus der Ecke des Weihnachtsmanns. „Sie glauben ja nicht, wie böse sie mich angeschaut hatte. Sie war so mutig und trotzig. Ich hab sie in mein Herz geschlossen. Jedes Jahr hat sie mich erwartet. Bis sie dann erwachsen war. Da machte sie mir einen Heiratsantrag. Ist das zu fassen? Aber wer kann diesen Augen widerstehen?“ Er blickte seine Frau zärtlich an. Tina kniff die Augen zusammen um die Tränen weg zublinzeln. Wie romantisch.

„Hmh. Das ist ja so romantisch. Meine Damen. Sie sehen. Hartnäckigkeit zahlt sich aus.“ Sagte Tina zu ihrem Publikum am Fernsehen. „Wie lange ist das denn her?“ „Uh – Schatz?“ Mary antwortete. „175 Jahre.“

„175 Jahre! Ach du meine Güte. Das ist ja grandios.“ Tina war ganz aus dem Häuschen. Ihre Beziehungen hielten meistens nicht mal ein Jahr. Wie beneidenswert.

„Kommen wir doch zur Frage aller Fragen. Wie oft wurden sie das wohl schon gefragt? Wie schaffen sie es, alle Geschenke rechtzeitig abzuliefern? Das ist doch nicht möglich, oder?“

Chris rollte gespielt mit den Augen. „Ich glaube diese Frage wurde unzählige Male erörtert. Natürlich ist das nur mithilfe von Magie möglich. Die Zeitzonen unterstützen das Ganze.“ Er drehte sich zur Kamera. „Leute, es ist doch ganz klar, dass ich das nicht in der normalen Geschwindigkeit schaffen könnte. Das würde ich in 365 Tagen nicht schaffen. Es ist alles eine Frage der Magie. Oder glaubt ihr es wäre ein Fake, dass die Rentiere meinen Schlitten am Himmel entlang ziehen und ich durch die Schornsteine einsteige?“

„Das wäre meine nächste Frage gewesen. Wie passen sie durch den Schornstein und was ist, wenn ein Haus keinen hat?“

„Genau die gleiche Antwort wie eben. Magie. Ein bisschen magischer Staub und schon ist alles so, wie ich es mir wünsche.“

„Könnte man dann nicht durch Magie die Geschenke verteilen? Ist es dann noch notwendig, dass sie alles persönlich verteilen?“

Mary meldete sich zu Wort. „Tina – was für eine Frage. Natürlich ist es notwendig, dass Chris das alles persönlich erledigt. Kein Fest ist persönlicher als Weihnachten. Die Wünsche der Kinder sind uns wichtig. Und deswegen hat auch jedes Kind es verdient persönlich vom Weihnachtsmann besucht zu werden. Etwas anderes würde gar nicht infrage kommen. Dann könnte man auch alles von den Versandhäusern ausliefern lassen und eine bedruckte Karte beifügen lassen mit dem Wortlaut: alles Liebe zu Weihnachten. Dein Weihnachtsmann Hohoho. Nein, nein. Das wird immer ein persönliches Handwerk sein.“

„Das ist toll. Ich finde auch, Weihnachten sollte wirklich traditionell bleiben. Weihnachtsbaum, Lichter, Glitzer, Weihnachtslieder, Plätzchen und ganz viel Liebe. Es war so schön, dass sie uns ein bisschen ihrer wertvollen Zeit geopfert haben. Vielen Dank für ihren Besuch. Ich bin so gerührt.“ Tina drehte sich zur Kamera. „Liebe Menschen da draußen vor den Fernsehgeräten. Vergesst nicht die Magie, die Weihnachten ausmacht. Aus so vielen Haushalten ist Weihnachten mittlerweile verschwunden. Viele Kinder glauben nicht mehr an den Weihnachtsmann. Aber seht, hier steht er. Er ist echt. Und wenn ihr Menschen da draußen ihm einen kleinen Gedanken opfert und ihn wieder in euer Herz lasst, verspreche ich euch, ihr werdet wieder lachen können und euch auf diese wundervolle Zeit freuen. Das war ein Interview mit der Weihnachtsfamilie von Tina. Wir wünschen euch allen frohe Weihnachten.“ Tina wartete und lächelte in die Kamera, bis das erlösende „Cut“ erscholl.

Tina wand sich zu Weihnachtsfamilie um. Nick war mittlerweile eingeschlafen und sah einfach zum knuddeln aus, mit seinem Schnuffeltuch und dem Weihnachtsmannschnuller. „Es war wirklich so toll, dass ihr mir die Ehre erwiesen habt. Ich hoffe, dass dies die Magie von Weihnachten wieder aufleben lässt. Es ist so lange schon her, dass in den Städten schöne Weihnachtsbeleuchtungen hingen oder Weihnachtsbäume standen. Und wenn nur ein Kind sich den Glauben bewahrt, dann war diese Sendung erfolgreich. Vielen, vielen Dank.“

Mary erhob sich und drückte Tina ganz herzlich. Sie drückte ihr ein kleines Präsent in die Hand. „Hier, das ist für sie. Für ihren unermüdlichen Glauben an uns. Es wird sie immer erfreuen.“ Tina betrachtete das Geschenk. Es war eine Schneeflocke. Eine sehr große Schneeflocke. „Ist die echt?“ „Ja – sie ist echt. Eine magische Schneeflocke. Sie wird über sie wachen und sie in traurigen Tagen durch ihren Schimmer trösten.“ Tina musste schon wieder mit den Tränen kämpfen. Was für eine Familie. Chris drückte sie auch schnell und trieb seine Frau dann zur Eile an. „Der Nordpol wartet. Entschuldigen sie.“

„Oh ja, natürlich.“ Sie gingen alle wieder aufs Dach. Die Familie stieg in den Schlitten. Chris stand am Zügel und winkte zum Abschied. Er strahlte so viel Autorität und Macht aus. Man konnte sich dem Anblick nicht erwehren. Es war majestätisch. Er ließ die Zügel schnalzen und die Rentiere erhoben sich ohne Probleme. Das Klingen ihrer Geschirre war himmlisch. „Hohoho – Frohe Weihnachten.“, rief Chris zum Abschied.

Ende

Weihnachten, [abc.etüden]

12 – Eine selige Weihnacht | Adventüden

Heute hinter dem 12. Türchen bei Christianes Adventskalender – meine Kleine Geschichte

Irgendwas ist immer

Zum Thema Inhaltshinweise/CN/Triggerwarnungen in den Adventüden bitte hier lesen.

Eine selige Weihnacht (Rina, Geschichtszauberei)

Armut durchflutete die Gassen. Man konnte sie riechen, schmecken, gar sehen. Schaute man durch die verschmutzen Scheiben, sah man Hunger. Kinder saßen am Kamin in Handschuhe, Schal und Pudelmütze eingepackt, der Kälte trotzend. Von Weihnachten war hier nichts zu sehen. Vereinzelt fand man einen mickrigen Tannenzweig. Die Eisblumen an den Fenstern dienten als Fensterschmuck.

In einem dieser Häuser lebte Eileen. Mit ihren acht Jahren fühlte sie sich sehr erwachsen. Sie half der Mutter im Haushalt und dem Vater beim Holz holen. Überall, wo sie entlanglief, schienen die Menschen aufzublühen. Statt grimmig zu gucken lächelten sie. Sie war die gute Seele dieses Dorfes. Schneite es, ging sie mit einer heißen Suppe zur alten Erna, die so schwach war. Mit neuen Geschichten fiel sie in die Wirtsstube ein und erzählte von Weihnachten, Engeln, dem Christkind…

Ursprünglichen Post anzeigen 171 weitere Wörter

Weihnachten, writing friday

Writing Friday – Weihnachten in Gefahr Part 2 v. 2

Hier ist der 2. Part zum Writing Friday, über die Entführung des Weihnachtsmanns.

Wer noch mal nachlesen will. HIER findet ihr Part 1.


Part 2

Was bisher geschah: Der Weihnachtsmann wurde entführt. Mitten in der Vorweihnachtszeit. Ein Videobeweiß bestätigte Frau Weihnachtsmann, dass hier irgendetwas faul war.

Frau Weihnachtsmann bestellte eine heiße Schokolade und paar Vanillekipferl. Es gab nichts, was Vanillekipferl nicht wieder hinbekommen würden (Zitat aus Silber von Lottie).

Glitzer saß mit Sparkle in der Cafeteria und sie genossen die leckeren Lebkuchen der Köchin, mit einem kleinen Weihnachtspunsch. Es war schließlich schon nach achtzehn Uhr, da durfte man auch mal einen Schuss Alkohol trinken. Vor allem bei dem Chaos, das herrschte. „Meinst du das Weihnachtsfest ist in Gefahr?“ Sparkle knabberte an seinem Lebkuchen und blickte verdrossen in die Runde. Keiner wusste Bescheid und es herrschte reges Treiben. Ein kommen und gehen. Ein beruhigendes Gemurmel, der kleinen Helferlein. Sie waren so unbedarft. Sparkle wünschte sich in ihre Situation. Es war ein Desaster. Was wenn der Weihnachtsmann nicht gefunden wurde? Frau Weihnachtsmann würde das schon regeln. Ja, da war er sich sicher.

„Meinst du es war vielleicht der Grinch oder vielleicht Jack Frost? Ach je, das ist echt aufregend.“ Er schaute sie an und bemerkte wie ihre Wangen leicht erröteten. Sie genoss dieses Abenteuer. „Das wird schon gut ausgehen. Das ist nicht die erste Krise, die wir zu bewältigen haben. Und der Weihnachtsmann ist auch nicht das erste Mal verschwunden. Gut dieser hier schon. Aber es gab andere vor ihm, die sind auch schon mal nicht aufzufinden gewesen. Einmal musste der Bruder des Weihnachtsmanns ausfliegen. Oh Mann, das war was. Der hat die Hälfte der Geschenke vertauscht. Was ein Chaos sag ich dir.“ Er lächelte vor sich hin. Damals war er noch ein Jung-Wichtel. „Komm, wir sollten ihn suchen gehen. Vielleicht ist er nur irgendwo eingeschlafen. Du weißt wie gerne er ein Nickerchen macht.“ Die beiden erhoben sich und verließen die Cafeteria. Draußen war es kalt und Glitzer zitterte. Sparkle legte ihr seinen Schal um und zog sie leicht an sich. Sie war schon ein süßes Wichtelmädchen. Er würde sie nach dem ganzen Chaos mal zu einem Glühwein einladen. Er brauchte einfach mal mehr Kontakt zu anderen.

Frau Weihnachtsmann wartete am Waffelstand auf Stampy. Sie hatte herausgefunden, was sie an dem Video störte, wollte aber erst mal den Bericht der Spitzel. „Hallo Stampy. Hier ein Kakao und eine Waffel. Lass uns dahinten in die Ecke gehen. Da hört uns keiner.“ Als sie sich setzten, bereitete Stampy einige Berichte aus. „Also, ich hab den Eisbären, die Pinguine, Robben und die Weihnachtshäschen gefragt. Sie haben den Weihnachtsmann gesehen. Er ist mit einem vermummten Mann unterwegs gewesen. Freiwillig, wie es aussah.“ „Das habe ich mir gedacht. Der Schuft. Ich sage dir was ich auf dem Video entdeckt habe.“ Sie verfiel ins Flüstern. Stampy stand erstaunt auf und stemmte die Hände in die Hüfte. „Nein!“ „Doch, da bin ich mir sicher. Ich sage dir, wir gehen jetzt mit dem gesamten GSG Weihnacht Team zu dem Entführer. Der wird erstaunt sein, dass wir ihn so schnell entdeckt haben. Und dann werden wir sehen, wie es weiter geht.“ „Alles klar, ich lasse die Schlitten anspannen.“

„Glitzer, Sparkle kommt mit, wir wissen, wo der Weihnachtsmann zu finden ist.“ Die beiden taten wie ihnen befohlen. Sie setzten sich in den Schlitten und deckten sich zu. Glitzer genoss die Nähe zu Sparkle und legte ihre kleine Hand direkt neben seine. Er ließ es zu und sie strahlte ihn an. Frau Weihnachtsmann hatte ihren roten Mantel mit dem weißen Pelzkragen an und eine weiße Pelzmütze. Sie selbst führte einen der Wagen. Sie machte eine stattliche und einschüchternde Figur, wie sie so mit den Zügeln in der Hand im ersten Wagen stand. „Hiha – auf ihr Rentiere. Wir holen jetzt den Weihnachtsmann nach Hause.“ Die GSG Weihnacht Wichtel waren alle hell angezogen, sodass sie nicht im Schnee auffallen würden. Vermummt und schwer bewaffnet, standen sie diszipliniert in den Schlitten und fuhren los. Die Rentiere zogen die Schlitten ohne Problem nach oben. Ihre Hufe machten keinerlei Geräusche. Sie traten in der Luft und bewegten sich sicher vorwärts.

Etwa eine Stunde später rief Frau Weihnachtsmann: „Stopp, hier müssen wir landen, damit wir unauffällig stürmen können. Dort hinten müsste der Weihnachtsmann gefangen gehalten werden. Ein diabolisches Grinsen huschte über ihre Lippen. Die würden sich umgucken, wenn sie gleich stürmten. Sie gab den leisen Befehl sich anzuschleichen. Natürlich ließ sie es sich nicht nehmen, voran zu schleichen. Als sie vor dem Eingang standen, blickte sie durch das Fenster. Das hatte sie sich gedacht. Dort konnte sie den Weihnachtsmann sehen. Und den Entführer. Der Schuft. Der würde sich gleich umgucken.

Mit der Hand gab sie den Befehl zu stürmen. Mit einer Türrame öffneten die Spezialisten die Tür. Geduckt enterten sie das Wohnzimmer. „Hände hoch. Keine Tricks. Wir schießen ohne Vorwarnung.“ Der Weihnachtsmann und der Entführer schossen aus den Sesseln und ließen ihre Arme nach oben zucken. Dabei fielen die Tassen und Pfeifen auf den Boden. Hoheitsvoll betrat Frau Weihnachtsmann den Raum. Sie blickte sich kalt um und ignorierte die beiden Männer. Dann schaute sie mit eisigem Blick zu ihrem Mann. „So, so, so.“ Sagte sie langgezogen. Bei jedem Ton zuckte der Weihnachtsmann zusammen. „Äh – es ist nicht so wie es aussieht. Ich stehe unter dem Stockholmsyndrom, glaube mir Liebste. Ich hatte wahnsinnige Angst das hier nicht zu überleben. Und so.“

„Ahm, ahm, ahm…Ja mein Schatz, das kann ich sehen. Wie umsichtig von deinem Entführer, dass du deine gepackte Tasche mitnehmen konntest. Ja, ich habe auf dem Video gesehen, wie du sie am Rand des Bildes hervorgeholt hast. Ihr habt nicht aufgepasst in dem Moment. Die Kamera hat es aufgenommen. Hast du denn immer eine gepackte Tasche für den Fall einer Entführung in deinem Büro stehen, hm?“ Der Weihnachtsmann errötete und wand sich. „Ach nein mein Hase, das ist doch für den Notfall, wenn ich mal ins Krankenhaus muss.“ „So, so. Weil der Weihnachtsmann ja auch krank wird. Du bist ein magisches Wesen – du wirst nicht krank. Also, was ist los. Und seit wann bist du so dick befreundet mit dem Grinch?“ Sie drehte sich fragend zu dem grünen Kerl um, der unter ihrem Blick zusammensackte. „Wir haben uns halt angefreundet im Laufe der vielen Jahre.“ „Mit dem Grinch? Ist Jack Frost vielleicht auch hier irgendwo?“ Die beiden Schuldigen blickten sich unsicher an. „Ach kommt schon. Echt jetzt? Jack? Wo bist du? Ihr seid aufgeflogen. Komm schon und gesell dich zu uns. Es könnte gemütlich werden.“ Die Tür zur Linken öffnete sich und ein schuldbewusster Jack Frost erschien. „Hallo Frau Weihnachtsmann. Gut sehen sie aus. Das Rot steht ihnen.“ „Ich trage immer Rot. Natürlich steht mir das. Das soll ja auch so sein. Also erzähl mir doch bitte, geliebter Gatte, was das Theater sollte.“

Er räusperte sich. „Ähm. Ja ich habe Burn Out.“ „Burn Out!?“ Sie drehte sich zu ihrem Gefolge um. “Burn out. Nein so was.“ sagte sie sarkastisch. “wie wäre es denn mit einem Gespräch gewesen? Wir hätten doch gemeinsam mit den Ratsmitgliedern eine Lösung fingen können. Und was soll das heißen, Burn out. Du hast vielleicht mal vier richtig stressige Wochen. Den Rest der Zeit kannst du dich ausruhen und machen was du willst. Nicht zu fassen. Warum macht das keine Frau? Warum ein Mann. Die sind einfach nicht belastbar. Ich kann das nicht verstehen. Gut, jetzt pack dein Zeug, schlüpfe in deinen Anzug und komm mit nach Hause.“ Kleinlaut verabschiedete sich der Weihnachtsmann von seinen neuen Freunden und stieg zu seiner Frau in den Schlitten. Die Fahrt verlief ruhig. Schmutzige Wäsche wusch man nicht vor dem Personal.

Zu Hause angekommen, ging das GSG Weihnacht zurück zur Basis. Glitzer ließ sich von Sparkle zu einem Glühwein einladen und Ehepaar Weihnacht zogen sich in ihre privaten Gemächer zurück.

„So, mein Lieber. Wie lange sind wir jetzt verheiratet? Hä? Genau. 425 Jahre. Genauso lange wie du Weihnachtsmann bist. Warum sagst du mir denn nicht, dass du nicht mehr willst? Hä?“

„Ähm.“ Er scharrte mit seinen Füßen und druckste herum.“ Ich wollte nicht schwächlich vor dir wirken. Du bist immer so stark. Du liebst Weihnachten und alles was damit zusammen hängt.“ „Du doch auch.“ „Ja schon, aber ich will nicht mehr Weihnachtsmann sein. Ich will einfach ein normaler Mann sein, der immer mal wieder in die Fabrik kommt und mitmacht. Ich will nicht mehr.“ Sie griff sich ans Kinn. „Gut. Gut. Dann wird es wohl Zeit.“ Sie ging ans Telefon. Ein kurzes Gespräch brachte Klarheit. Ein Ersatz war da. „Nicky kommt nach Hause.“ „Ist er denn schon so weit?“ „Bitte, er ist kein Kind mehr. Er ist jetzt schon 250 Jahre alt. Es wird Zeit, dass er in die Fußstapfen seines Vaters tritt. Er wird der neue Weihnachtsmann. Und eine Frau scheint auch schon vorhanden zu sein. Er bringt ein Mädchen mit.“ Eine Träne kullert dem Weihnachtsmann die Wange hinunter. Er trat auf seine Frau zu und nahm sie zärtlich in die Arme. Ihr Gesichtsausdruck wurde sanfter und sie drückte ihm einen zimtigen Kuss auf die Lippen. „Ja, ich denke es wird Zeit, dass wir in den Ruhestand gehen. Ab sofort werden unser Sohn und seine zukünftige Frau sich um den Nordpol, mit dem gesamten Weihnachtsgeschäft kümmern. Die nächste Generation ist jetzt dran.“ „Ja, Weihnachten wird es immer geben. Einen Weihnachtsmann wird es immer geben. Hohoho. Frohe Weihnachten euch allen.“

Ende

Weihnachten, writing friday

Writing Friday – Weihnachten in Gefahr Part 1 v. 2

Der Writing Friday steht voll im Zeichen von Weihnachten und was wäre, wenn der Weihnachtsmann verschwinden würde? Hier ein Szenario, wie es hätte passieren können.

Die Geschichte werde ich auf zwei Parts aufteilen, damit ihr nicht soviel auf einmal zu lesen habt.


Der Weihnachtsmann war verschwunden, wer würde Weihnachten jetzt… die Geschenke verteilen? Hier eine Lösung für den Ernstfall

Sparkle ging, mit Ordnern bewaffnet in Richtung Weihnachtsmanns Büro. Dafür musste er durch den Kontrollraum, in dem die Wunschstatistiken geführt wurden. Von dort aus kam man in den Auftragsraum. Dort wurden die Wunschzettel abgearbeitet. Eine der abgehenden Türen, führte in den wohl wichtigsten Raum der ganzen Stadt. In den Artig/Unartig Raum, dort kam man auch nur mit einem besonderen Ausweis hinein. Hier wurde mit äußerster Konzentration gearbeitet. Jeder Elf saß nur eine halbe Stunde an den Listen und wurde dann ausgetauscht. Es durften keine Fehler passieren. Auch wurden die Listen immer gegengeprüft. Vor vielen, vielen ungezählten Jahren war ein Fehler passiert und ein artiges Kind bekam kein Geschenk. Dieses Kind verlor seine Magie. Es wurde zum Grinch. Deswegen war dies, neben dem Postamt, die wichtigste und heikelste Abteilung.

Sparkle wollte eigentlich nur die neuesten Auswertungen zum Weihnachtsmann bringen. Für ihn war es Tradition, einen letzten Blick über die Listen der artigen und unartigen Kinder zu werfen.

Natürlich war auch der Nordpol mit der Technik mitgegangen. Bei den vielen Menschenkindern war das gar nicht anders mehr umsetzbar. Deswegen hantierte der Weihnachtsmann nicht mehr mit einem dicken Buch herum, in dem die Namen der Kinder standen, sondern hatte sich von der IT-Abteilung eine App programmieren lassen. Dort wurden von allen Kindern auf der Welt die Taten eingespeist. Das war heute überhaupt kein Problem mehr. Da sowieso alle in Social Medias unterwegs waren, immer alles posten und man auch die Kameras anzapfen konnte – alles für Weihnachten, versteht sich – nichts wurde ausspioniert, hatte man alle Taten sofort bereit. Es gab eine Sondergenehmigung für dieses „Überwachen“. Ich will hier nichts von Lauschangriff oder Überwachungsstaat hören. Oder wollt ihr vielleicht keine passenden Geschenke? Wunschzettel waren eigentlich nur noch eine sentimentale Angelegenheit. Wichtig für die Moral.

Glitzer kam ihm entgegen. „Hallo Sparkle, bist du unterwegs zum Weihnachtsmann? Ich sehe, du hast das Tablett dabei. Wie weit seit ihr schon?“

„Hallo Glitzer. Wie geht es dir? Ja, ich muss zum Chef. Du weißt ja, er will noch einen letzten Blick auf die Liste werfen, bevor wir mit den abarbeiten der Wünschen anfangen. Aber so läuft es ganz gut. Danke der Nachfrage. Wo bist du hin unterwegs?“

„Ich gehe schnell in die Küche. Es wird Zeit für die Wichtel, Lebkuchen und Milch Nachschub zu besorgen. Sie werden langsam unkonzentriert. Vorhin hat Otis einen Elefantenkopf auf ein Nilpferd genäht. So ein bisschen Zucker tut da schon mal gut. Eine kleine leckere Pause.“

„Stimmt. Bist du so lieb und bringst mir und dem Weihnachtsmann auch was?“

„Ja natürlich.“ Lächelte Glitzer und wurde Rot. Jeder, außer Sparkle, wusste, dass Glitzer für Sparkle schwärmte. Aber er war immer nur im Arbeitsmodus. „Vielen Dank. Ich muss jetzt weiter. Bis später.“ Winkte er ihr zu und drehte sich schon weg. Glitzer schaute ihm verträumt nach, bevor sie sich ebenfalls wieder auf ihren Weg in die Küche machte.

Sparkle war am Büro vom Weihnachtsmann angekommen. Er atmete tief durch, straffte sich und klopfte an. Der Weihnachtsmann war ein gütiger Mann, aber wenn er zu viel Stress hatte, konnte er auch wirklich böse werden. Er klopfte noch mal. „Weihnachtsmann? Bist du da?“ Keine Antwort. Vorsichtig öffnete er die Tür, um ihn nicht zu wecken, sollte er eingeschlafen sein. Er trat ein und blickte sich im Raum um. Es war sehr schön dekoriert. Das übernahm immer Frau Weihnachtsmann. Sie war verrückt nach Weihnachtsdeko. Überall waren Tannengirlanden verteilt. Sie hatte sie über die Tür gehängt, das Fenster damit eingerahmt und den Tischrand damit verziert. In ihnen glitzerten kleine Sterne und hübsch bemalte Kugeln. Schleifchen und Glöckchen hingen ebenfalls in den Girlanden. Gläser mit Zuckerstangen waren überall verteilt und eine moderne Maschine, die Kakao kochte, stand in der hinteren Ecke. Beim Weihnachtsmann im Büro roch es immer nach Schokolade und Plätzchen mit Zimt. Sehr lecker.

Aber der Raum war leer. Der Weihnachtsmann war nicht, wo er sein sollte. Das war jetzt nicht so ungewöhnlich. Oft ging er in die Werkstatt, um nach den Produktionen zu schauen. Er langte auch gerne mal selbst an. Das ließ ihn nostalgisch werden und er erinnerte sich an seine Anfänge, als er für die Kinder in den Dörfern Figuren geschnitzt hatte. Ach, da seufzte er immer so theatralisch und erzählte immer wieder dieselben Geschichten. Da Wichtel von Natur aus höflich waren, hörten sie ihm immer zu und rollten dann doch hinter seinem Rücken mit den Augen. Aber sie liebten ihren Weihnachtsmann. Er war einfach der Beste. Und wie er es immer wieder schaffte, die Geschenke rechtzeitig auszuliefern. Das war einfach genial.

Sparkle setzte sich in den Sessel des Weihnachtsmanns und versank bis zur Nase hinter dem wuchtigen Schreibtisch, der den ganzen Raum dominierte. Dunkles Holz mit weihnachtlichen Schnitzereien. Ein Unikat.

Es klopfte und Glitzer kam herein. Auf dem Tablett heiße Schokolade und Plätzchen. Für ihn und den Weihnachtsmann.

„Sparkle – hier sind die gewünschten Plätzchen“. Lächelte sie liebevoll. „Ist alles OK. Du siehst so verwirrt aus.“ Er blickte hoch, dafür musste er sich richtig in die Länge strecken, sodass Glitzer sein gesamtes Gesicht sehen konnte. „Ach, hallo Glitzer, danke für die leckeren Sachen. Ich kann den Weihnachtsmann nicht finden. Er sollte eigentlich hier sein.“ „Vielleicht ist er in der Werkstatt?“ „Hm, ja vielleicht. Aber das ist gar nicht seine Art. Er wusste doch, dass ich komme. Ich komme immer zur selben Zeit.“ Antwortete er in Gedanken. „Geh doch einfach in die Werkstatt. Oder geh in die IT-Abteilung – die sollen die Überwachungskameras mal überprüfen.“ Jetzt dürft ihr natürlich nicht glauben, dass der Weihnachtsmann seinen Wichteln nicht trauen würde und deswegen die Kameras installiert hatte. Nein, nein. Das hatte mit den Neidern zu tun. Immer wieder wurden sie boykottiert oder auch mal angegriffen. Der Grinch hatte es einige male versucht. Auch Jack Frost wollte sich hier am Nordpol alles unter den Nagel reißen.

Sparkle nickte und die beiden gingen zur IT – Abteilung. „Hey. Jingels, wie geht es“ „Hallo Sparkle, Glitzer. Gut, danke und euch?“ „Geht so, wir vermissen den Weihnachtsmann. Hast du ihn auf deinen Monitoren irgendwo gesehen?“ Jingels ließ seine kleinen Fingerchen über die Tastatur schweben. Sie konnten die Bilder im Monitor hin und her hüpfen sehen. Einzelne Abteilungen wurden abgesucht. Der Stall der Rentiere und die Garage in der der Schlitten steht. Auch auf dem kleinen Weihnachtsmarkt schauten sie sich um. Nichts. Der Weihnachtsmann war nicht zu sehen.

„Kannst du mal zurückgehen und uns sehen lassen, wann er das letzte Mal hier war und was danach passierte?“ „Klar Mann, warte kurz.“ Jingels drehte an einigen Knöpfen und sie konnten die Wichtel beim hektischen Rückwärts gehen und demontieren der Geschenke beobachten. „Da, stopp. Da ist er.“ Der Weihnachtsmann saß in seinem Büro. Der Zeitstempel zeigte etwa vor einer Stunde an. Dann öffnete sich die Tür und jemand betrat den Raum. Dunkel gekleidet, schien der Besucher über die Kameras Bescheid zu wissen. Er drehte der Kamera immer den Rücken zu oder stand direkt darunter, sodass man nie sein Gesicht sehen konnte.

Der Weihnachtsmann stand auf und ging in auf den Besucher zu. Sie gaben sich die Hand und alles sah recht entspannt aus. Der Weihnachtsmann lachte und hielt sich seinen Bauch. Das war so eine Macke von ihm. Das hatte er sich vom Fernsehen abgeguckt. Er war der Meinung, dass die Menschen das so wollten und er imitierte den Fernseh-Weihnachtsmann. Ziemlich albern, wie Sparkles meinte. Sie blickten weiter auf den Monitor, als sich die Situation änderte. Die dunkle Gestalt richtete eine Waffe auf den Weihnachtmann. Dieser blickte erst böse und dann erschrocken. Es war eine Weihnachtskanone. Eine verbotene Waffe im Weihnachtsdorf für Privatwichtel. Wie konnte sie hineingebracht werden? Sparkle wurde nervös. Diese Waffe war wirklich gefährlich. Man konnte verschiedene Stufen einstellen. Harmlos war mit Lametta gefesselt zu werden. Die nächste Stufe waren Girlanden, die sich beim Wehren ins Fleisch schneiden konnten. Am schlimmsten waren die Lichterketten. Diese standen unter Strom und wirkten wie ein Teaser. Glitzer schlug sich die Hand vor den Mund und griff nach Sparkles Arm. „Oh nein. Was passiert denn da?“ „Ich glaube der Weihnachtsmann wird entführt.“ Meint Jingles.

Sparkle blickte sich hilflos um. Was sollte er tun? Frau Weihnachtsmann musste gerufen werden. „Schnell, ruf Frau Weihnachtsmann an. Sie muss herkommen.“ „Ja, ja natürlich.“ Glitzer rannte an das Telefon. Ein rotes Telefon. Wenn das benutzt wurde, wusste die Familie Weihnachtsmann, es war ernst. Glitzer sprach schnell und erklärte Frau Weihnachtsmann alles. Es dauerte keine fünf Minuten, da war sie durch die Geheimgänge in der Sicherheits-Abteilung. „Was ist hier los?“, donnerte sie. Jingles ließ den Film erneut abspielen. Sie stand mit in die Hüften gestemmten Armen da und beobachtete das Schauspiel. „Verdammt. Wer ist das?“ Die Wichtel zuckten alle mit den Schultern. In diesem Moment piepste das Fax Gerät. Erschrocken drehten sich alle in dessen Richtung. Frau Weihnachtsmann ging zu dem Gerät und zog das bedruckte Papier heraus.

„Wir haben den Weihnachtsmann. Wir fordern das sofortige Einstellen von Weihnachten. Die Menschen wissen das ganze Fest nicht mehr zu schätzen und haben es nicht verdient. Das Weihnachtsfest soll abgeschafft werden. Alle Lichter und glitzernden Gegenstände gehören verboten und Weihnachtslieder auf den Index. Vor allem „Last Christmas“. Dem Weihnachtsmann wird nichts passieren, wenn unsere Forderungen erfüllt werden. Sobald Weihnachten abgeschafft ist, werden wir ihn frei lassen. Die Weihnachtshasser.“

Ein dumpfes Stöhnen kam aus Frau Weihnachtsmanns Kehle. „Die Weihnachtshasser. Diese Blödmänner. Weihnachten wird auf keinen Fall ausfallen. Sparkle, geh zur GSG Weihnacht. Sie sollen sich bereit machen. Der weihnachtliche Geheimdienst soll ermitteln. Wir werden ihn finden und nach Hause bringen. Solange wird hier nichts in die Öffentlichkeit dringen. Ist das klar?“

Alle nickten. „Aber wer soll denn dann die Weihnachtsgeschenke verteilen, wenn der Weihnachtsmann nicht rechtzeitig gefunden wird?“, fragte Glitzer eingeschüchtert.

Frau Weihnachtsmann strich dem kleinen Wichtelmädchen über den Kopf. „Keine Angst Glitzer. Das wichtigste ist, die anderen Wichtel dürfen nichts erfahren. Sie sind so fürsorglich. Sie werden sich nicht mehr auf ihre Arbeit konzentrieren können. Das darf nicht passieren, ist das klar?“ Die letzten Worte kamen scharf aus ihrem Mund. Die Wichtel waren beeindruckt. Es gab schon immer Gerüchte, dass hinter dem Weihnachtsmann, Frau Weihnachtsmann die gesamte Organisation übernahm. Dies schien sich hiermit zu bestätigen. Hinter jedem erfolgreichem Mann steht eine starke Frau.

„Operation, rettet Weihnachten, startet jetzt.“ Sagte Frau Weihnachtsmann. Sie drehte sich schwungvoll um und verließ den Raum durch den Geheimgang. Die ersten Minuten standen die Wichtel verloren im Raum. Dann schubste Glitzer Sparkle. „Auf, geh zur GSG Weihnacht und starte die Operation.“ Sparkle schüttelte den Kopf, als müsste er wach werden. Er straffte die Schultern und ging los. Er hoffte, dass ihn niemand aufhalten würde. Denn er war kein guter Schauspieler. Und wenn ihn jemand etwas fragen würde, über den Weihnachtsmann, könnte er eventuell die Nerven verlieren. Aber wenn es die Situation nötig machte, würde er das schaffen. Das wichtigste war Weihnachten zu retten.

In der Zwischenzeit setzte sich Frau Weihnachtsmann mit dem Chef der Weihnachts-Geheim-Polizei in Verbindung und berichtete ihm was vorgefallen war. „Stampy, ich sage dir, ich habe einen Verdacht. Aber das muss ich dir direkt sagen, ich weiß nicht, ob hier jemand mithört, es ist keine sichere Leitung.“ „Meinst du es war der Grinch?“ „Hmmm – vielleicht, aber nicht so wie wir denken. Da ist irgendwas faul auf dem Video. Ich kann es noch nicht erklären, aber ich werde es herausfinden. In der Zwischenzeit musst du deine Spione mal ausquetschen. Vielleicht ist einer dabei, der mehr weiß und gegen eine kleine Belohnung was erzählt.“ „Alles klar Weihnachtsfrau. Ich setze gleich alle meine besten Spitzel dran. Ich melde mich.“ „Alles klar. Ich werde meinerseits Erkundungen anstellen.“ Die beiden legten auf. Vorher hatten sie noch ein Treffen ausgemacht. Sie wollten sich in einer Stunde vor dem Waffelladen auf dem Weihnachtsmarkt treffen. Bis dahin hofften beide, dass sie schon etwas herausgefunden hatten.

 

Fortsetzung folgt

Schreibkicks, Weihnachten

Schreibkicks – Weihnachtsspezial – Unter dem Weihnachtsbaum

 

Bei Sabines Schreibkick gibt es heute ein Weihnachstspezial.

Quelle

Allen ein frohes Weihnachtsfest und eine schöne besinnliche Zeit mit euren Familien und Freunden.

Mit dabei waren:

Das Thema für den 1.1.18 ist: Jahresuhr

Hier meine kleine Geschichte.


Unter dem Weihnachtsbaum

Annacat lief die Mauern entlang – alles war weiß. Sie mochte zwar wie es aussah, aber nicht wie es sich an ihren sanften Pfoten anfühlte. Natürlich blieb es nicht aus, manchmal halt doch in das weiße Nass zu springen. Aber meist konnte sie es vermeiden in dem sie über die Mauern, Fensterbänke und sonstige Vorsprünge lief.

Sie liebte diese Zeit. Alles war ruhig und friedlich – außer man kam in die Innenstadt – da war es einfach nur furchtbar. Die Menschen waren immer schon schlimm, aber zu dieser besonderen Zeit – die Menschen nennen sie Vorweihnachtszeit – waren sie einfach unausstehlich. Da war es schon besser, man ging ihnen aus dem Weg. Sonst konnte es schon mal passieren, dass man auf den Schwanz getreten bekam oder sogar getreten wurde. Annacat, kannte das schon ausführlich. Schon einige Jahre beobachtete sie das Schauspiel. Deswegen mied sie zu dieser Zeit die Innenstadt – meist ging sie abends hin, wenn alle weg wäre, da stöberte sie nach Essensresten, die hier sehr großzügig verteilt auf dem Boden lagen.

So auch heute – sie schlenderte in die Stadt – ihr Fell sah so toll aus. Sie liebte ihr Winterfell – es war immer so schön fluffig und weich und hielt sie so schön warm – einfach eine Pracht. Es war einfach immer was Besonderes an den beleuchteten Schaufenstern vorbei zu laufen – es blinkte und blitze – es waren schöne Gegenstände und Kulissen aufgebaut.

Weihnachten – das war wirklich die schönste Zeit – Die Menschen hatten ihre Häuser geschmückt und alles wirkte einladend. Manchmal wünschte sie sich ein Zu Hause – aber sie war schon so lange auf der Strasse – ob sie es überhaupt bei Menschen aushalten würde. Sie blickte oft durch die Fenster und gerade in den Nächten wenn es wirklich klirrend kalt war und sie die Hauskatzen in ihren Kissen vor den Kaminen liegen sah, oder auf dem Schoss ihrer Menschen und sich den Bauch kraulen ließen – da war sie schon mal neidisch. Aber wer würde schon eine alte Katze aufnehmen?

Sie seufzte tief und ging weiter  – die Lichter blinkten und begleiteten sie zu den Essensresten des Weihnachtsmarktes. Da roch es einfach so herrlich – das war zwar immer eine harte Zeit – aber Essen fand Annacat immer. Während sie weiter suchte lief sie an einer Bank vorbei. Dort saß ein kleiner Kater – er sah etwas struppig und verwahrlost aus.

„Hei – Hei – was ist los mit dir – warum siehst du so mitgenommen aus? Hier gibt es doch so viel zu essen.“

Er blickte verwirrt in ihre Richtung – Er zitterte und seine Augen füllten sich mit Tränen. „Hei – was ist denn mit dir?“ Annacat flitze zu ihm und strich um ihn herum um ihn zu beruhigen. „Ist was passiert?“

Er schluchzte „I-ich h-hab mich verlaufen.“ „Wie verlaufen? Wie kann sich denn eine Katze verlaufen?“

„Ich weiß nicht, wir sind erst hergezogen und ich konnte nicht abwarten und bin durch ein offenes Fenster ausgebüxt. Aber alles riecht hier so fremd und sieht so fremd aus. Ich weiß nicht wo ich hin muss.“

„Ach du Armer. Was machen wir denn jetzt? Oh weh – jetzt komm erst mal und wärm dich auf. Dort hinten ist eine tolle Wärmequelle.“ Sie zog ihn am Ohr und er kam mit hängenden Schultern hinter ihr her.

Vor einem besonders schön geschmückten Schaufenster blieb sie stehen. Er kam neben sie und wunderte sich. „Was ist das alles hier?“ „Das – das ist was der Mensch Weihnachten nennt. Aber leider hat er vergessen um was es wirklich geht an Weihnachten. Ich kannte eine alte Frau, bei der ich immer mal untergekrochen bin – sie erzählte mir oft von dem Weihnachten ihrer Kindheit. Die Menschen trafen sich in der Kirche und hörten den Gottesdienst – danach gingen sie heim, schmückten ihre Bäume mit Nüssen und Plätzchen und Beeren. Die Kinder bekamen in ihre Socken Obst, Nüsse, Plätzchen und das ganz besondere war eine Orange – die waren selten und kostbar. Der Geruch und Geschmack. Einmalig. Nichts für uns – uns beißt es in der Nase – aber für die Menschen ist es ein solcher Wohlgeruch – und eine Geschmacksexplosion.

Sie freute sich das ganze Jahr auf diese eine Orange – das war das schönste Geschenk. Und heute – hast du die Menschen mal beobachten können?“ sie blickte den kleinen Kater an und der zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht – ich bin ja erst noch so klein – ich kenne gar nichts. Das ist mein erstes Weihnachten.“ „Ach –ja klar – aber heute rennen sie von Laden zu Laden und kommen mit Tüten beladen wieder heraus. Manche haben ihre Welpen dabei die, die ganze Zeit nur rumnölen. Das ist nicht das, was ich mir vorstelle, wenn ich an die Geschichte der alten Frau denke.“

„Ich habe bei einer Frau gewohnt – sie war auch schon älter – sie hat mich auf der Straße gefunden, meine Mutter war weg und meine Geschwister habe ich auch verloren. Ich wäre fast gestorben, als sie mich entdeckte. Seit dem lebe ich bei ihr – aber ich muss immer wieder raus. Sie hat mir gesagt, ich soll mich noch bisschen gedulden – aber ich wurde so kribbelig.“ „Keine Angst Kleiner – wir werden schon eine Lösung finden – jetzt genieß die Wärme, die von hier unten kommt und das schöne Schaufenster. Hier eine kleine Wurst.“

Während der Kleine sich zusammenkauerte und die Wärme genoss schlief er ein. Annacat hatte das Gefühl, dass er schon lange unterwegs sein musste. Er war wirklich erschöpft gewesen. Wie sollte sie ihn wieder nach Hause schaffen? Sie hatte schon Anschläge von Katzen auf Bildern an den Bäumen gesehen und die Menschen belauscht – das waren Vermisstenanzeigen. Vielleicht gab es von ihm auch so was. Da sah sie was – eine Kapsel an seinem Halsband, das von dem dichten Fell verdeckt war. So was hatte sie schon mal gesehen. Da sind meist die Adressen der Katzen enthalten. Aber wie sollte sie das denn aufbekommen – außerdem konnte sie ja nicht lesen. Sie bräuchte Hilfe. Und sie wusste auch genau wo. Es gab eine nette junge Frau, die ihr immer mal wieder ein Schälchen Sahne heraus gestellt hatte. Wenn sie mit dem Kleinen dahin ging und er erbärmlich jammern würde, würde sie ihn bestimmt hochnehmen und die Kapsel entdecken. JA. Das war die Idee. Sanft rüttelte sie den Kater wach. „Ich habe die Lösung – auf komm mit. Ich habe jemanden, die uns helfen wird.“ Noch wackelig vom Schlaf folgte er ihr.

Langsam tapste er hinter ihr her. „Du – Annacat – was ist das eigentlich für ein weißes Zeug, das  meine Pfoten so kalt werden lässt?“ „Hm? Ach das – ja das sieht schön aus, gell. Das nennt man Schnee – Wenn es richtig kalt ist, kommt statt Regen der Schnee – er sieht so viel schöner aus, als Regen. Aber es kann ganz schön  unangenehm werden. Deswegen musst du über Mauern und Fensterbänke laufen – komm ich zeig es dir.“ Und schon sprang sie auf eine Fensterbank – dort blieb sie sitzen und blickte hinein. „Schau – da – die Katze dort – die hat es gut – sie liegt im Warmen und muss sich nie Gedanken um Futter machen. Ich werde alt – sollte es auch einen Weihnachtsmann für Katzen geben wünsche ich mir ein Zuhause.“ Morton – so hieß der kleine Kater – blickte in das Fenster und wurde sofort traurig. „So war das bei  mir auch. Ich hoffe ich finde wieder nach Hause. Außerdem wird sich meine Mitbewohnerin schon sorgen machen.“ „Das wird schon. Warts ab.“

Sie schlüpfte um die Ecke und Morton hechtete hinter ihr her. „Wir sind da – schau Cassie ist da – sie wird uns helfen. Jetzt bist du dran – du musst so erbärmlich wir du nur kannst jammern.“ „Wie so dass denn?“  Annacat klärte Morton auf und er nickte. Cassie sah die beiden und bückte sich. „Hallo Freundin – na hast du deinen Sohn dabei?“ Annacat schüttelte sich – Sohn – nein – Kinder hatte sie nie. „Der Kleine ist aber bisschen struppig – bist du ein Ausreiser?“ Das war Mortons Stichwort. Sofort fing er so herzzerrreisend wie er konnte zu jammern. „Meeoooow.“ „Ach du Armer – komm her – ich tröste dich bisschen. Ha – schau – du hast eine Adresskapsel – dann lass uns doch mal sehen, wer auf dich wartet.“  Sie drehte die Kapsel auf und fand die Adresse darin. „Das ist nicht so weit von hier – warte ich hole meine Jacke – dann bring ich dich da hin – und dich auch meine alte Freundin?“ Annacat schlich um ihre Beine – eigentlich würde sie lieber bei Cassie leben – aber Cassie hatte ihr schon erklärt, warum sie sie nicht aufnehmen kann – sie war nie zu Hause. Ihr Job war sehr Zeitaufwendig und sie wollte kein schlechtes Gewissen haben, dass Annacat so lange alleine wäre. Annacat verstand das – sie wollte ja auch einen Menschen, an den sie sich schmiegen könnte.

Cassie schnappte ihre Jacke und einen Korb in den sie die beiden Katzen setzte. „So ihr zwei – auf geht’s.“  Und sie lief los. Es dauerte etwa Fünfzehn Minuten da waren sie da. Sie klingelte und die Tür öffnete sich. Eine ältere Frau öffnete die Tür und sah Cassie verwundert an. „Ja bitte?“ „Hallo, mein Name ist Cassie – ich habe ihre Katze gefunden.“ „Ach – Was – oh kommen sie doch rein. Ich dachte Morton wäre für immer weg. Er ist schon seit zwei  Wochen verschwunden, der kleine Racker. Ich hatte ihm gesagt, er muss noch bisschen warten, bis er raus kann. Kommen sie, kommen sie.“ Cassie streckte ihr den Korb entgegen und die Frau stutzte. „Zwei Katzen?“ „Ja – sie hier ist eine alte Freundin von mir – sie hat Morton zu mir gebracht, so dass ich die Adresse lesen konnte – sie hat ihren Morton gefunden. Eine tolle Katze. Was meinen sie – könnten sie ihr vielleicht ein Zuhause geben und dürfte ich sie manchmal besuchen? Ich weiß, das ist eine große Bitte – aber es ist bald Weihnachten und vielleicht könnte das ein kleines Weihnachtswunder werden? Was meinen sie?“ „Jetzt kommen sie erst mal rein. Wir trinken einen Kaffee und essen Plätzchen. Dann reden wir.“ „Ja gerne.“

Sie gingen in das Wohnzimmer. Dort stand ein Weihnachtsbaum. Morton war verzückt. Es roch so toll und er sprang schnell auf den Baum. Annacat ging etwas langsamer und blickte sich um. Es wirkte alles sehr gemütlich und liebevoll. Diesmal zog Morton Annacat am Ohr. „komm, komm – hier ist es toll. Ich bin zu Hause  und du bleibst bei mir. Ich weiß es. Schau – hier ist mein Körbchen, das ist groß genug für uns beide. Da unter dem Weihnachtsbaum. Siehst du?“ Annacat war gerührt. Die beiden Frauen kamen mit Tassen und Teller zurück und setzten sich. „Natürlich darf die Katze hier bleiben. Schauen sie. Morton hat sie schon eingeladen. Da kann ich doch  nicht nein sagen. Und ich würde mich sehr freuen, wenn sie mich immer mal besuchen würden. Das wäre wirklich sehr schön.“ Die beiden Frauen unterhielten sich noch etwas und Annacat blendete sie aus. Das einzige dass sie noch sah, war das blinken und leuchten des Weihnachtsbaums. Draußen, vor dem Fenster hörte sie kleine Glocken und sie huschte schnell hin. Sie sah hinauf in den Himmel und sie meinte zu sehen, wie ein Schlitten am Firmament entlang flog und sie glaubte ein tiefes dunkles Lachen zu hören. „HoHoHo – Auch für Katzen. Ein herzliches HoHoHo.“

ENDE

Mystery, Projekt TXT*, Weihnachten

Das zwölfte Wort | 2017- Die Lebkuchenmann-Liebe

Was ist das Projekt *.txt?

Schnell erklärt soll das Projekt *.txt der Inspiration dienen. Einmal pro Monat wird ein Wort verkündet, zu dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Texte schreiben. Es gibt keinen Druck, etwas zu schreiben, kein Datum, bis wann die Texte da sein müssen … es soll also in erster Linie Spaß machen!

Das neue Wort passt doch sehr gut zu Weihnachten. Bei dem vielen Dekorationszeug…

Die Lebkuchenmann-Liebe

Anton parkte seinen SUV in der Garage. Als er ausstieg bemerkte er die große Lücke an der linken Wand. Er schaute einige Sekunden hin und zuckte dann mit den Schultern. Maggie hatte wohl endlich mal ihre Kisten entrümpelt, die sie vor einigen Monaten mitgebracht hatte, als sie bei ihm einzog. Wie sie den Platz in seinem Haus nach und nach eingenommen hatte. Immer mehr von ihrem Kitsch und immer weniger von seinen Sachen fand man. Oft hatte er sich gefragt, ob es wirklich so eine gute Idee gewesen war sie zu bitten bei ihm einzuziehen. Damals erschien es ihm logisch. Keine Minute wollte er ohne sie sein.

Jetzt elf Monate später, zweifelte er immer öfter und kam auch immer öfter später nach Hause. Wieder zuckte er mit den Schultern. Bald war Weihnachten und dann das neue Jahr. Wer weiß was sein neuer Vorsatz werden würde.

Müde und mit hängenden Schultern betrat er das Haus. „Maggie? Ich bin zu Hause. Wo bist du?“ „Ich bin im Wohnzimmer. Sorry, ich hatte keine Zeit zu kochen. Ich schiebe gleich eine Pizza in den Ofen.“ Während sie sprach kam sie um die Ecke in die Küche getanzt. Anton betrachtete sie und stutzte. War das ein Weihnachtspulli? Innerlich stöhnte er auf. Nein, nein, nein, oh nein. Neben ihren komischen Deckchen, Rüschen und Kissen der nächste Kitsch. „Äh, was hast du denn da an?“ Sie blickte an sich hinunter und zog den Pulli straff um das Motiv besser sehen zu können. „Ist es nicht toll? Mein liebster Weihnachtspulli. Den ziehe ich immer an, wenn ich schmücke. Den habe ich schon ewig. Er ist magisch. Sobald ich ihn anziehe, stellt sich alles in mir auf Weihnachten ein. Hier Schatz – heiße Schokolade mit Marshmallows.“ Anton nahm verdutzt die heiße Tasse und verzog das Gesicht. „Ein Kaffee wäre mir lieber gewesen.“

Maggie runzelte leicht die Stirn und fing gleich wieder an zu plappern. „Heute habe ich alles schon weihnachtlich geschmückt. Innen und außen.“ „Ja und morgen kannst du alles wieder abmachen. Ich hasse Weihnachten.“ „Was? Was! Im Leben nicht. Kein Weihnachten? Niemals. Komm mit und lass dich doch verzaubern.“ Maggie bemerkte Antons Abneigung und das entsetzte sie. Wie konnte man Weihnachten nicht mögen? Der Duft, die Lichter, die Musik. Sie könnte immer Weihnachten feiern. Er würde es ihr doch nicht vermiesen? „Maggie, ich sagte ich will diesen Kitsch nicht im Haus haben. Das ist reine Geldmacherei und ich steh einfach nicht drauf.“ „Komm schon – schau doch erst mal.“ „NEIN! Mach den Mist ab, sonst mach ich das, und das willst du  nicht wirklich. Wenn ich morgen von der Arbeit komme, ist alles weg, verstanden?“ Sie blickte ihn trotzig mit Tränen in den Augen an, während sie auf dem Brett über der Anrichte verschiedene Lebkuchenmänner hin und her schob.

Er betrachtete sie einige Zeit. Diese Lebkuchenmänner sahen schon sehr skurril aus. Fast lebendig. Sehr gute Arbeit, musste er schon zugeben. „Aber, aber, “ stotterte sie. „Ich liebe Weihnachten.“ Maggie betrachtete Anton. Sie spürte es schon einige Zeit. Er zog sich immer weiter von ihr zurück, und jetzt das noch. Das war es dann wohl gewesen. Sie würde auf keinen Fall nachgeben. Weihnachten war ihr Leben. Dafür würde sie allesmachen. „Ich gehe schlafen. Genieße deine Arbeit. Morgen ist alles weg.“ Damit drehte es sich um und verließ die Küche. Maggie drehte sich zu ihren Lebkuchenmännern um. „Ach ihr Lieben. Ich glaube, das wird ein Problem werden. Ihr wisst ja wie das so mit mir und all dem tollen Weihnachtskitsch ist. Und was passiert, wenn man es mir verbieten will. Da kann ich sehr ungehalten werden.“

Während sie  mit ihnen sprach, streichelte sie Gedankenverloren über ihre Köpfe. Schob sie zurecht und ließ etwas Platz. Morgen früh würde sie einen neuen Lebkuchenmann dazustellen. Zärtlich drückte sie allen einen Kuss auf die vollen Lippen und löschte das Licht.

Mach was mit..., Weihnachten

Mach was….mit Adventskalender

Ein Gemeinschaftsprojekt bei Herba und . Ein Wort weckt die Kreativität in uns. Ein Wort, das uns zum Schreiben, Basteln, Kochen, Backen, Fotografieren animiert. Diesemal: Adventskalender

Quelle

Der erste Adventskalender

Emilia war aufgeregt. Es war der 30.11 und am nächsten Tag konnte sie endlich das erste Schächtelchen öffnen. Ein Adventskalender. Es war das erste mal, dass sie einen hatte. Sie erinnerte sich noch an die vergangenen düsteren Weihnachtszeiten. Sie war alleine auf der Strasse unterwegs. Ihr Kittel war zerschlissen, die Handschuhe bestanden mehr aus Löchern als aus Stoff. Sie hatte immer Hunger und fror. Es gab kein zu Hause in das sie gehen konnte. Das Waisenhaus war furchtbar. Niemals wieder würde sie dorthin gehen. Die Leiterin war ein Teufel. Sie zwang die Kinder zu betteln und zu stehlen. Aber behalten durften sie nie etwas. Zu essen gab es Brei und eine Kohle pro Kind für den Ofen. Nein, dort würde sie nie mehr hingehen. Lieber würde sie unter Brücken schlafen. Vielleicht schaffte sie es ja in den Süden zu kommen. Dort war es immer warm. Sie würde nie wieder frieren oder Hunger leiden müssen. Die Früchte wuchsen auf den Bäumen und sie konnte immer welche pflücken. Ja das sollte ihr Ziel werden. Spanien oder Italien. Der Gedanke an die Sonnenstrahlen dort, wärmte das arme Mädchen.

Emilia hatte sich einen Platz hinter einer Bäckerei sichern können. Der Bäckergeselle gab ihr oft eine Semmel vom Vortag. Aber er war jetzt einige Zeit nicht da gewesen. Ob ihm etwas zugestoßen war? Emilia hoffte es ging ihm gut. Guten Menschen durfte nichts Schlimmes zustoßen. Das durfte nicht geschehen.

Emilia stand vor dem Adventskalender und erinnerte sich an den letzten 30.11. Die Bäckerei war wieder in Betrieb. Sie konnte durch das Fenster in die Backstube schauen. Eine Frau stand dort. Eine ihr unbekannte Frau. Sie hatte vor sich kleine Schachteln, die sie mit allerlei Süßen und Nüssen füllte. Sogar kleine Spielfiguren aus Holz konnte Emilia erkennen. Was das wohl  werden würde?

Am nächsten Tag sah Emilia einige Leute vor dem Schaufenster der Bäckerei stehen. Dort war ein Häuschen aufgebaut in denen kleine Schachteln eingelassen waren. Es standen ungeordnet die Zahlen 1-24 darauf und war wunderschön mit weihnachtlichen Motiven bemalt. Drei der Schachteln waren heraus gezogen und standen offen. Sie konnte die Sachen erkennen, die die unbekannte Frau Tags zuvor eingepackt hatte. Ein Schildchen stand davor und darauf stand:

Adventskalender – versüßen sie sich und ihren Kindern die Zeit bis zum Weihnachtsfest. Jeden Tag eine kleine Überraschung steigert die Vorfreude.

Emilia war entzückt von der Idee und traurig, weil sie wohl nie einen eigenen Adventskalender haben würde. Traurig ging sie weiter.

Die nächsten Tage mied sie die Bäckerei, da sie so traurig war keine Familie zu haben mit der sie diese schöne Zeit verbringen konnte. Aber sie hatte Hunger. So ging sie zur Bäckerei, in der Hoffnung auf eine Semmel.

Der Geselle  sah sie ankommen und rief sie zu sich; „Da bist du ja endlich. Komm schon her, Kind. Wir haben ein Angebot für dich. Wir brauchen noch ein Mädchen für alles. Hättest du Interesse für uns zu arbeiten? Du bekommst essen und eine Unterkunft und auch etwas Geld.“ Emilia konnte ihr Glück kaum fassen. Arbeit? Oh und ob sie wollte.

Die fremde Frau, war die Ehefrau des Gesellen und hatte schnell einen Narren an Emilia gefressen. Eines Abends lagen sie im Bett: „Carl? Was hälst du von Emilia?“ „Sie ist ein Sonnenschein und so fleißig und wissbegierig. Sie kann schon so gut helfen und lernt so schnell. Wieso fragst du?“ „Wollen wir ihr nicht ein zu Hause geben? Eine Familie?“ „Puh – ich weiß nicht. Was ist wenn wir eigene Kinder bekommen?“ „Was soll da schon sein? Sie wird eine tolle große Schwester werden.“ Sagte sie und strich sich leicht über den Bauch. „Nun gut- Es soll so sein. Ich überlasse sie deiner Obhut. Bei mir wird sie das Bäckerhandwerk lernen und von die die Hausfrauentätigkeiten. Kein leichtes Unterfangen, aber wenn es einer schafft, dann du mein Herz.“

Die Bäckerin war so glücklich – sie konnte kaum schlafen, weil sie die Neuigkeit unbedingt Emilia sagen wollte. Am nächsten Tag erzählten sie Emilia was sie planten und warteten auf ihre Reaktion. Emilia traute ihren Ohren nicht. Familie? Sie sollte eine Familie bekommen? Mit Tränen in den Augen, stürmte sie auf das Ehepaar zu und drückte die beiden so fest sie konnte.

Emilie blickte auf die Uhr. Es war Mitternacht. Jetzt konnte sie ihr erstes Schächtelchen öffnen. Sie stand vor dem Adventskalender. Hinter ihr erschien die Bäckerin mit dem Säugling auf dem Arm. „Ich dachte mir, dass du nicht schläfst. Komm, mach die erste Schachtel auf.“ Emilia hielt die Luft an, zog sie hinaus und öffnete sie.

Ein kleiner hölzerner Engel lag darin. Sie nahm ihm heraus und betrachtete ihn lange. Ihr Schutzengel. Mit Tränen in den Augen ließ sie sich von der Bäckerin in die Arme nehmen. Sie war endlich zu Hause und ein Teil einer Familie.

ENDE