Während der Sommerpause der Etüden können wir uns trotzdem noch austoben. Christiane hat für das Etüdensommerpausenintermezzo 12 Worte gesammelt, von denen wir 7 verwenden sollen. Inklusive diesen Satzes
Wie wenig wir einander kennen.
Hier die 12 Worte
Flohzirkus
Flughafen
Herrgottsfrühe
Kulleraugen
Milonga
Regionalbahn
Schatten
Sommerpause
Tischtuch
Ukraine
Wasserrationierung
Wasserratte
Der Text darf so lange sein, wie er halt ist. Keine Worteinschränkungen. Bis zum 4.9. läuft das Intermezzo noch. Also haut in die Tasten
Ich hab ein kleines Worst Case Szenario geschrieben, das wahrscheinlich nicht so unrealistisch ist….wer weiss.
Elena drehte den Wasserhahn auf – ein einsamer Tropfen löste sich. Er platschte ohrenbetäubend in die Spüle. So kam es ihr vor. Sie haben es tatsächlich wahr gemacht. Wasserrationierung. Ihr hat ja keiner geglaubt. Alle hatten abgewunken. „So was würden die doch nie machen. Wir zahlen regelmässig unsere Rechnungen. Wenn das kommt, wenn das kommt…..ja – Mietminderung. Auf jeden Fall. Und was hätten sie denn davon uns so leiden zu lassen? Die werden schon eine Lösung finden“. Es hat keiner geglaubt. Lieber sind sie mit ihrem super Ticket in der Regionalbahn in die Sommerpause gefahren. Es hat keiner geglaubt. Und jetzt war es da. Die Strassen waren verweisst. Die kleinen Läden, die sich tapfer geschlagen hatten: Ihre Schaufenster waren mit Zeitungspapier zugeklebt. Manche waren eingeworfen. Vorallem Elektroläden. Klar – wer will nicht den grössten Fernsehen zu Hause haben, wenn man kein Wasser mehr hat? Wie wenig wir einander kennen, merkt man, wenn man dann bei einer Krise alleine dasteht.
Elena streckte die Beine aus. Was jetzt? Mit grossen Kulleraugen sass sie und blickte aus dem Fenster. Etwas braute sich zusammen.
*
In aller Herrgottsfrühe schlich sich ein Schatten durch die Strassen. Dieser Schatten vergrösserte sich von Tür zu Tür an der er vorbeischlich. Bis es ein Mobb war. Dieser Mobb stand jetzt vor einem prächtigen Haus. Nach und nach wurden die Lampen angeschaltet. Eine Unruhe machte sich breit. Der Mann an der Spitze zischte. „Ruhe. Wir wollen hier keinen Flohzirkus. Die Situation ist ernst.“
Er erhob seine Hand, klopfte schwer an die Tür und wartete. Wartet mit dem Mobb. Die Tür öffnete sich. Jemand stand in der Tür, verschlafen und sich die Augen reibend. Eine bekannte Persönlichkeit. Eine wohlige Wärme drang aus der Tür. Das war der zündende Funken. Ein Tischtuch wurde gereicht. Der bekannten Persönlichkeit wurde dieses Tuch übergeworfen und mit Schnüren wurde sie umwickelt. Wie eine Roulade mit bunten Tupfen dekoriert. Der Mobb war nicht mehr zu halten. Sie stürmten das Haus – der Mann an der Spitze zog die umwickelte Persönlichkeit heraus. Ein Blick auf sein Handy verriet ihm, seine Kameraden in allen anderen Städten, in denen die restliche Elite wohnte, war gerade genau in diesem Moment auf dem selben Stand. Alle posteten Bilder in den sozialen Medien von in Tischtücher eingewickelten Menschen. Und all diese Menschen die meinten das Volk weiter und weiter pressen zu können wurden an einen öffentlichen Platz getrieben. Barfuss, mit verrotteten Gemüse und faulen Eiern beworfen, wurden sie durch die Stadt getrieben. Das Militär, das für solche Zwecke schon bereitgestellt wurde, würde den Eliten nicht helfen. Langsam zogen sie sich zurück. Sie würden sich nicht gegen ihr Volk stellen. Sollten sie doch die Leute vor schlimmen schützen. Was gab es schlimmeres, als sein Volk hungern und frieren zu lassen? Seit Monaten, Jahren wurde das Volk nach und nach versklavt.
*
Elena trat vor die Tür. Hier war ihre Antwort. „Was jetzt?“
Vom Himmel kam ein Getöse. Das Ende nahte. Elena war bereit. Sie wusste, dass es so nicht weiter gehen konnte. Gott hatte endgültig die Schnauze voll.