Ach – endlich mal wieder Etüden. Ich freue mich über jeden Satz, den ich zustande bekomme. Ist zwar bisschen deprimierend geworden – darüber kann ich mich vielleicht beim trüben Himmel heute beschweren.
Die Wörter für die Textwochen 19/20 des Schreibjahres 2019 kommen von Katharina und ihrem Blog Katha kritzelt.
Die Worte bis zum 19.05.19
Katzenauge
kurios
balancieren.
Das Rädchen im Getriebe
Ben fuhr mit seinem Fahrrad die Strasse entlang. Er versuchte auf der weissen Fahrbahnmarkierung zu balancieren. Das war sein neuestes Steckenpferd. Er nahm die Hände vom Lenker, streckte die Arme senkrecht aus, dann bog er seinen Kopf nach hinten. Der volle Fahrtwind traf ihn und er genoss diese unendliche Freiheit. Die Katzenaugen seines Rads blinkten bei jedem auftreffenden Lichtstrahl munter vor sich hin. Sicherheit geht vor, sagte sein Vater immer.
Sicherheit. Das interessierte Ben wenig. Er war jung und das Leben lag vor ihm. Ihn interessierte nur seinen Spass. Fahrrad, Skateboard, Fussball, Fangen. Es war einfach toll. So könnte er ewig weiter machen. Aber sein Vater und seine Mutter drängten ihn immer wieder zurück in seine unbequemen Grenzen. „Du musst einen guten Schulabschluss bekommen um vielleicht studieren zu können und ein besseres Leben zu haben.“ Gab es denn ein besseres Leben als diese Freiheit? Niemals. Ben fand die Einstellung der Erwachsenen einfach nur kurios. Er konnte sich niemals vorstellen wie seine Eltern zu leben. Aber auch er wurde älter und der Druck von außen erhöhte sich. Die Erwartungen der Gesellschaft sich ein Sicherheitsnetz aufzubauen, lähmten ihn. Er verlor immer mehr von sich und seiner Freude.
Er tat was erwartet wurde. Schule, Ausbildung, Heirat und Kinder. Der Kreislauf des Lebens. Nur selten noch blickte der kleine Ben mal hervor. Er piesackte den grossen Ben und zeigte ihm in seinen Erinnerungen was er verloren hatte. Aufgegeben, um so zu sein wie er sein musste. Um ein Rädchen im Getriebe zu sein.
Eine kleine Träne verliess seine Augen, als er seinen Sohn beim Spielen beobachtete. Ganz stolz fuhr er mit seinem kleinen Rad die Auffahrt hoch und runter, ohne zu wissen dass es irgendwann vorbei sein würde. Ohne zu bemerken, dass er auch nur irgendwann in das Getriebe eingeführt werden würde.
299/300
Schön, nachdenklich machend, ich musste sofort an dieses Lied denken
Liebe Grüße
Alice
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Oh ja – stimmt, das passt wirklich genau dazu.
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Du musst, du musst, du musst. Und was, wenn man es nicht tut? Eins ist sicher, in der Verweigerungshaltung stecken zu bleiben, löst auch nicht die Probleme, wie man die eigene Zukunft gestalten soll. Erkenne dich selbst (und tu, was du tun möchtest/musst, als Konsequenz), das wussten schon die alten Griechen. Oder, moderner formuliert: Der Weise kennt seinen eigenen Namen …
Was für ein Leben, in dem man immer nur die vorgegebenen Spuren lebt und weitergibt …
Liebe Grüße
Christiane
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Ja – ein bitteres Leben. Ich denke die letzten Tage viel daran, was ich vor hatte und wo ich lang gegangen bin. Und in wie viel ich mich habe irgendwie drängen lassen. Es heisst nicht, dass mein Leben gelebt ist….Gott behüte – aber es ist jetzt schwieriger auszubrechen, als gleich den richtigen, vielleicht schwierigeren Weg, zu nehmen.
Liebe Grüsse
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Ja, es wird nicht leichter, wenn man älter ist. Andererseits hat man dann mehr Verstand oder zumindest Erfahrung, findest du nicht? ;-)
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Ich glaube das ist das Problem, Der Verstand behindert einen eher, denke ich. Früher habe ich weniger nachgedacht mehr gemacht. Jetzt überlege ich zuviel, wie ich was machen kann, und mache nichts.
:-/
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Ja, und? Dann ist es eben so. Muss doch nicht immer gleich alles fertig sein.
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Ne um Gottes Willen nicht….es dauert nur bisschen länger jetzt.
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Dein Text ist sehr deprimierend, aber für viele auch wahr. Ich glaube, wenn man materielle Ziele hinter die Wünsche Freiheit, Selbst und Liebe stellt, macht man schon mal einiges richtig.
Grüße, Katharina
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Das stimmt – aber oft ist es so, dass man seine Wünsche wirklich zuspät wieder findet und dann in diesem System festhängt und extrem stark strampeln muss um sich wieder daraus zu befreien. Dabei geht es noch nicht mal um materielles, sondern wirklich was erwartet wird – man soll sich eingliedern und bitte nicht auffällig rebellieren. Vielleicht noch machen was man will….uhhh..
Grüsse.
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Huhu,
das ist irgendwie traurig. Mich erinnert es ein wenig an Peter Pan. Aber auch nachenklich. Hat was.
LG Corly
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Ist schon irgendwie traurig. Aber für die meisten ist es leider so. Die wenigsten sind unzufrieden mit ihrem job und dadurch auch mit dem leben
Lg
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ja das stimmt wohl. LG
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