Abenteuer, Drama, Was wäre wenn...

Was wäre wenn…..du fliegen könntest?

Jeden Freitag möchte uns Sarah eine kreative Schreibaufgabe stellen. Heute bin ich auch endlich mal dazu gekommen was zu schreiben.

Quelle

Was wäre, wenn du Fliegen könntest?

Hier mein Versuch.

Elvira saß am Strand – es war ein bisschen frisch, da es den ganzen Tag geregnet hatte. Aber der Sonnenuntergang entschädigte sie dafür, dass sie leichte Gänsehaut hatte. Die roten Strahlen verwandelten das Wasser vor ihn einen feurigen Lavasee.

Ihr Herz wurde schwer. Wie schön wäre es, wenn sie das mit jemand teilen könnte. Ihre letzte Beziehung war eine Katastrophe gewesen. Er war so besitzergreifend. Sie hatte richtig Angst vor ihm gehabt. Als er dann einmal so wütend war, dass er die Kaffeekanne durch die Küche warf, packte sie ihre Sachen und verließ ihn. Sie brauchte keinen weiteren Warnschuss.

Ihr Blick wanderte über das rot schimmernde Wasser. Was war das? Eine Flasche. Die Menschen waren furchtbar. Immer wieder fand sie mal Abfall am Wasserrand. Sie fluchte und stand mühsam auf. Der nasse Sand hatte ihre Glieder etwas steif werden lassen. Sie fischte die Flasche heraus – eine schöne verschnörkelte Flasche. Das Etikett war von dem Wasser gelöst worden. In der Flasche sah sie eine Papierrolle. Eine Flaschenpost. Sie freute sich. Das war etwas, das man als Kind machte. Sie selbst hatte es auch gemacht, aber ihre Flasche wollte nie so wirklich weg. Enttäuscht hatte sie es damals aufgegeben.

Elvira drehte sich um und blickte zu der Hütte, in der sie zur Zeit wohnte. Auf der Terrasse leuchtete eine einladende Lampe und in ihrem Schaukelstuhl lag eine wärmende Decke. Die Thermoskanne mit heißem Kakao hatte sie auch schon zu Recht gestellt. Schnell huschte sie mit ihrem Schatz in die Wärme des einladenden Lichtes. Mit einem Plumps versank sie in ihrem gemütlichen Schaukelstuhl, schenkte sich einen Kakao ein und stellte die Flasche auf den Tisch vor sich. Mit beiden Händen umfasste sie die warme Tasse. Der Geruch von starker Schokolade umschmeichelte ihre Nase und sie schloss genüsslich die Augen. Ein Schluck und sie spürte wie sich der intensive Geschmack auf ihrer Zunge bis zu ihrem Herzen ausbreitete. Es gab wenig, das eine heiße Tasse Schokolade nicht gerade biegen konnte.

Neugierig betrachtete sie die Flasche auf dem Tisch. Was würde sie finden? Was würde auf dem Zettel stehen? Etwas von einem Kind? Oder eine so alte Nachricht von einem Seemann? Die Flasche sah schon alt aus. Sie konnte nicht  mehr warten. Mit einem Plopp löste sich der Korken aus der Flasche und sie schüttelte das Papierröllchen heraus. Das Papier war schon alt, irgendwo heraus gerissen.

Mit Spannung entrollte sie das Papier und strich es glatt. Die Schrift war etwas ungelenk.

„Hallo.

Hallo, ich freue mich, dass sie meine Flasche heraus gezogen haben. Wir schreiben das Jahr 1901. Mein Name ist Emilia. Ich bin gefangen. Warum? Weil ich eine Frau bin. Mein Vater hat mich in den Turm gesperrt. Ich soll heiraten. Einen alten Mann. Ich bin gerade mal vierzehn. Das ist so, sagt er. Ich bringe ihm nichts und koste nur. Schon die Aussteuer. Und der alte Mann nimmt mich auch ohne Aussteuer. Meine Brüder haben es gut – Männer haben es gut. Ich sitze hier schon – lass mich schauen –zwei Monate. Die Hochzeit soll in einem Monat sein. Ich kann nichts dagegen machen. Ich sitze hier in dem Turm und beobachte die Vögel. Was wäre, wenn ICH fliegen könnte? Ich wäre frei. Frei überall hinzufliegen. Mich meinen Fesseln zu entledigen. Ein neues Leben könnte ich beginnen. Ich könnte fremde Länder bereisen. Ich bräuchte nichts, außer dem Wind unter meinen Flügeln. Frei, frei, frei. Kein Käfig könnte mich halten. Kein Mann könnte mich binden. Keine Pflichten hemmen. Was wäre wenn ich fliegen könnte? Lieber Leser, oder Leserin. Was wäre wenn du fliegen könntest?

Ich danke dir, dass du dir die Zeit zum Lesen meiner Worte genommen hast. Mein Schicksal ist besiegelt. Aber vielleicht kannst du für mich fliegen?“

Emilia.

Elvira zog ihre Brille ab. Sie wischte sich über die Augen. Der Brief war so innig und gefühlvoll. Sie Überlegte – was wäre wenn sie fliegen könnte. Kann sie für Emilia fliegen – kann sie Für sich fliegen?

Sie sollte.

Ende

Abenteuer, writing friday

[#WritingFriday] Week 24 – Gwenny´s Abenteuer

Hallo ihr Lieben.

Wir haben wieder #writing friday und ich hätte fast ausgesetzt. Ich habe gestern etwas angefangen zu tippen, aber es hat nicht so ganz gepasst, also dachte ich mir – gut Pause. Heute so kurz vor dem richtigen Wach werden ist mir dann doch noch was eingefallen. Ein bisschen Groschenroman zum Wochenende.

Ich habe heute morgen Max Rhode – Blutschule angefangen – was hat das hier zu suchen? Das Buch nichts, aber das kleine Interview am Start. Da wurde er gefragt, wie er so zu seinen Ideen kommt. Und er antwortete, dass es einfach aus dem Alltag geschieht. Er sieht vielleicht am Badestrand einen Mann liegen und schon fängt er an zu überlegen was passiert sein könnte.

Ist das nicht oft so. Man läuft, sitzt, fährt und auf einmal kommt einem eine Idee? Ich habe oft Einfälle im Dämmerzustand. Meist eigentlich vor dem Einschlafen, aber dieses mal vor dem Wach werden…Hier mein kleiner Mini-Groschenroman.


Gwenny hatte nun endlich begriffen, dass sie weg gehen musste.

Sie saß in der Taverne hinter dem Tresen und beobachtete die Gäste. Es war wie jeden Abend. Ihr üppiges Dekolleté verschaffte ihr immer gutes Trinkgeld, aber auch einige unangenehme Grabscher. Sie hasste es für ihren Onkel zu arbeiten. Es blieb ihr nur nichts übrig. Ihre Eltern waren früh an einer Grippe gestorben und ihr blieb entweder die Taverne ihres Onkels oder eines dieser Furchtbaren Kinderheime. Dort war es bei weitem schlimmer. Viele Kinder kamen dort nicht mehr lebend heraus. Also wählte sie die Taverne. Es war trocken und es gab was zu Essen. Nur – sie war jetzt eine erwachsene Frau und die Übergriffe der Männer wurden ihr mittlerweile wirklich zu heftig. Und die Blicke ihres Onkels zu schmierig. Sie befürchtete, dass er, um das Geschäft anzukurbeln, irgendwann auf die Idee kommen würde sie anzubieten. Ihre Jungfräulichkeit würde er teuer versteigern. Nein, nein – die würde sie ganz bestimmt anders verlieren.

Aber was sollte sie machen, als Frau – unverheiratet. Da sprang die Tür auf. Eine Horde Männer drang laut grölend ein. Sie erkannte sofort, dass es Seemänner waren. Auf See. Frauen würden nie auf See fahren. Eine Frau an Bord brachte Unglück. Aber – musste sie eine Frau bleiben? Sie hatte schon von einigen Frauen gehört, die als Männer durch die Gegend reisten.

Ihr üppiger Busen würde ein Problem werden. Aber sie müsste sich eigentlich nur etwas fülliger auspolstern, da würden sie, wenn sie sie eng wickelte, nicht auffallen.

Endlich schloss die Taverne und Gwenny war hundemüde. Sie stank nach Bier und fühlte sich von den vielen grabschenden Händen beschmutzt. Schnell ging sie auf ihr Zimmer um sich zu säubern. Sie war so ungeduldig. Hatte sie doch mitbekommen, dass Roro – der Pirat, in den frühen Morgenstunden wieder auslaufen wollte. Sie wusch sich und wühlte in ihrer Kleidertruhe nach Leinen, den sie in Streifen riss um sich die Brust abzubinden. Uh, das war unangenehm, aber sie würde sich dran gewöhnen. Alles war besser, als hier zu bleiben. Dann polsterte sie die Lücke unter ihrem Busen etwas auf um es wie einen Bauch aussehen zu lassen. Aus der Wäschetruhe hatte sie sich Kleidung ihres Onkels besorgt. Sie schlüpfte hinein und betrachtete sich vor dem Spiegel. Oh ja. Es sah gut aus. Aber was sollte sie mit ihren langen Haaren machen? Abschneiden? Sie schniefte etwas. Ihre Haare waren mit das schönste an ihr. Egal, sie würden auch nachwachsen. Trotzdem hatte sie noch das Problem ihres Gesichtes. Es wirkte so zart und weiblich. Schmutz. Sie musste ihr Gesicht unkenntlich machen. Seeräuber waren eh immer schmutzig. Sie ging zum Kamin und schmierte sich die Asche ins Gesicht. Schon viel besser. So sah sie wie ein dicklicher Jüngling aus. Sie packte ein kleines Bündel und kletterte in eine neue Zukunft aus dem Fenster.

In der Zwischenzeit wankte die halbe Mannschaft samt Kapitän aus dem naheliegenden Bordell. „Leute.“ Grölte Roro. „Ich liebe alle Weiber. Ob dick, hässlich, alt. Alle Frauen haben was. Sie sind einfach ein Geschenk Gottes und so sollten wir sie auch behandeln. Sie lesen uns die Wünsche ab und wenn man sie gut bezahlt, machen sie auch alles was man sich wünscht. Harharhar. Nur auf dem Schiff,  da kommt mir kein Weibsbild drauf.“ Das werden wir ja mal sehen, dachte sich Gwenny und schloss sich der Gruppe an. Sie würde einfach mit auf das Schiff gehen und sich unterschmuggeln. Wenn sie erstmal auf See waren, würden sie sie schon nicht über die Planken gehen lassen, das hoffte sie wenigstens.  So geschah es. Sie hängte sich an einen betrunkenen Piraten und er zog sie mit in die Unterkunft unter Deck. Dort suchte sie sich eine Ecke und machte es sich bequem. Eine große Herausforderung wartete auf sie. Ein raues Leben auf See mit rauen Burschen, die niemals erfahren durften, dass sie eine Frau ist, sonst würde es ihr ans Leder gehen. Vielleicht würde sie irgendwann einen Hafen ansteuern und sie würde ein neues Zuhause finden. Aber solange freute sie sich auf die Abenteuer mit der Mannschaft des Kapitän Roro.

 

Abenteuer, Mach was mit...

Mach was mit…Feuerwerk. – Das erste Silvester

Dieses Mal bei Herba

Mach was mit Feuerwerk. Noch bis zum 06.01.18

Wir knallen nicht – wir haben Tier und die haben furchtbare Angst – also machen wir die Musik ganz laut und singen schief mit,dass die Hunde nicht soviel mitbekommen.

Ich kann mich an mein erstes Silvester leider nicht erinnern – aber vielleicht war es so wie in meiner kleinen Geschichte.

Ich wünsche euch viel Spass beim Feiern und kommt gut rüber.


Anna war so aufgeregt – sie war jetzt schon sechs Jahre und endlich durfte sie aufbleiben. Ihr erstes Feuerwerk. Ihre Mutter sagte, sie hätte schon welche erlebt, weil  das so laut sei, dass sie jedes Mal aufgewacht war. Aber sie konnte sich nicht erinnern. Naja sie war da ja auch noch ein Baby gewesen. Jetzt war sie ja schon bald ein Schulkind. Ihr Vater hatte gesagt, da sie ja jetzt ein großes Mädchen sei, dürfte sie bis Mitternacht wach bleiben. Ach, das war eine Uhrzeit, die hatte sie noch nie erlebt. Und wie lange der Tag doch war.  Sie schaute auf die Uhr, die sie jetzt schon lesen konnte – es war erst sechs Uhr Nachmittag. Sie zählte an ihren Fingern ab – noch sechs Stunden. Das war ganz schön lange. Ihr Vater hatte auch bisschen Feuerwerk gekauft. Er meinte, nur für sie, weil sie ja das erste Mal dabei wäre. Aber er wollte nicht so viel kaufen, weil er immer an die armen Tiere denken musste, die hatten immer so viel Angst bei dem Lärm, den das Feuerwerk machte. „Anna, Süße. Komm wir legen uns noch mal ein bisschen hin, dass wir nachher fit sind, wenn es losgeht. Sonst schlafen wir noch vor dem Feuerwerk ein. Das wäre doch schade.“ „Ach Mami – ich bin gar nicht müde. Große Mädchen sind doch nicht mehr müde. Ich schaff das schon.“ „Dann mach es uns zu liebe. Wir sind doch schon so alt – wir brauchen bisschen schlaf. Du weißt doch – alte Leute schlafen immer auf der Couch ein. Sonst verpassen wir das noch.“  „Ach Mano. Na gut. Aber ich will bei euch schlafen. Ich trau euch nicht – ihr lasst mich sonst schlafen.“  „Na, wir würden dir doch dein erstes Silvester nicht verderben. Auf, auf kleine Maus – hüpf ins Bett. Wir kommen gleich.“

Anna freute sich schon bisschen. Sie lag gerne bei ihren Eltern im Bett. Aber da sie ja jetzt groß war, machte sie das nicht mehr so oft. Es war einfach ein so schönes und gemütliches Gefühl. Schnell schlüpfte sie in ihren Schlafanzug und huschte unter die Bettdecke. Ihre Eltern kamen nach und schnell war sie eingeschlafen. Sie hatte nicht damit gerechnet, bei ihrer Aufregung schlafen zu können, aber sie hatte sich kaum umgedreht, da waren ihr schon die Augen zugefallen.

„Süße – Anna, aufwachen.“ Ihr Vater hob sie aus dem Bett und wickelte sie in eine Decke. Anna war so müde, sie wusste gar nicht warum sie denn jetzt aufstehen sollte. Da hörte sie es. Die ersten Kracher gingen los. Es war Silvester und sie würde ihr erstes Feuerwerk sehen. Schnell war sie wach. „Lass mich runter, ich will das sehen.“ Sie schnappte sich ihre Jacke und schlüpfte in ihre Boots. Dann rannte sie, so schnell sie konnte die Treppe hinunter auf die Straße.

Im ersten Moment erschrak sie. Das war vielleicht laut. Sie hielt sich die Ohren zu und schloss die Augen. Sie hatte etwas Angst. Es stank furchtbar und es war so laut. Aber da kam schon ihr Vater und stellte sich hinter sie. Sie lehnte sich an, öffnete die Augen und hob ihren Kopf. Da sah sie es. Ihr erstes Feuerwerk. Die Farben explodierten am Himmel. Blumen, Regen, Leuchten in allen möglichen Farben. Es war wie in einem Märchen. So stellte sie sich es vor, wenn alle  Menschen glücklich wären. Wie ein Feuerwerk im Herzen.

ENDE

 

Abenteuer, Projekt TXT*

Das neunte Wort | 2017 – abgehen – in die Freiheit.

Was ist das Projekt *.txt?

Schnell erklärt soll das Projekt *.txt der Inspiration dienen. Einmal pro Monat wird ein Wort verkündet, zu dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Texte schreiben. Es gibt keinen Druck, etwas zu schreiben, kein Datum, bis wann die Texte da sein müssen … es soll also in erster Linie Spaß machen!


Sollte ich nicht irgendwo abgehen? Hatte er nicht gesagt Links-Links-Rechts-Links?  Oder? War doch mehr rechts als links dabei? Verdammt. Ich hätte es im Navi eingeben lassen sollen, wo ich doch einen so guten Orientierungssinn habe. Ich verlaufe mich schon im Supermarkt. Na toll. Dabei wollte ich nur schnell weg aus dem Mist. BlaBla, wenn du da lang gehst, dann kannst du gemütlich abgehen und bist auf dem sicheren Weg in die Freiheit. Pah – vielleicht wäre es doch besser gewesen mit meinen Freunden mit zu gehen. Es war eine Party geplant – da hätte ich auch abgehen können. PARTY. Nein, ich wollte nur weg von der Kontrolle. Seit der neuen Regierung wurde es nur schlimmer. Immer mehr Kameras. Nirgends konnte man mehr unbeobachtet sein. Ich befürchte sogar in privaten Bereichen beobachten sie uns. Dann kam die Abschaffung des Bargeldes. Dumm nur, dass ich meine grosse Klappe nicht halten kann. Seit dem sind meine Konten eingefroren und mein Führerschein gesperrt. Zur Familie kann ich nicht, denn wenn die auf einmal, denn wenn auffallen würde, dass sie auf einmal mehr verbrauchen würden. Das kann ich nicht verantworten. Getoppt wird es jetzt noch. Ein paar der Schlafschafe, die sich tatsächlich freiwillig mit RFID-Chips impfen lassen. Tut ja nicht weh und man kann damit nicht nur alle seine Türen öffnen sondern auch noch sicher zahlen. Also wirklich, WIRKLICH? Denkt ihr nur das kann man mit den Chips machen? Wenn du nicht spurst, wirst du einfach abgeschaltet. So einfach ist das.

Nein – nein ich muss weg. Ah – da ist doch der Weg, der abgehen soll. Schnell sprinte ich auf den Weg zu. Er ist zugewachsen. Wo soll ich durch schlüpfen? Da bewegt sich was – ein Mann, er stoppt mich.

„Hei, du bist hier falsch. Die Party ist am anderen Ende der Stadt.“ „Ich will nicht zur Party, ich will nur hier abgehen.“ „Ich sehe, du kennst die Parole. Bist du dir sicher?“ „Absolut. Ich will keine Marionette werden. Ich will frei sein.“

„Das ist aber kein Happening. Es wird viel Einschnitte geben.“ „Nichts kann schlimmer sein, als das was hinter mir liegt. Nicht kann schlimmer sein, als absolute Kontrolle und Beschneidungen der geistigen Freiheit. Niemals. Ich bin bereit für Leben.“ „Gut, Mädchen. Willkommen im Widerstand.“

ENDE

Abenteuer, Drama, Projekt TXT*

Das achte Wort | 2017 – Glücksschmied


Was ist das Projekt *.txt?

Schnell erklärt soll das Projekt *.txt der Inspiration dienen. Einmal pro Monat wird ein Wort verkündet, zu dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Texte schreiben. Es gibt keinen Druck, etwas zu schreiben, kein Datum, bis wann die Texte da sein müssen … es soll also in erster Linie Spaß machen!


 

Mir ist einfach nichts zu Glück eingefallen. Als ich auf dem Weg zur Arbeit war kam mir dann  auf einmal die Eingebung. So mitten auf der Autobahn ist mir was eingefallen. So – wie soll man das notieren? Ich habe also versucht an nichts anderes zu denken um diesen zerbrechlichen Gedanken nicht zu verlieren. Sobald ich konnte bin ich rechts ran gefahren und habe es im Handy notiert. Weiter gefahren und die Gedanken sprudelten. Ach herrjeh – wenn das so weiter gehen würde, käme ich zu spät auf die Arbeit. Auf dem Firmenparkplatz noch schnell den rest eingetippt. Puh – geschafft. Einfacher wäre es gewesen, wenn ich den Rekorder auf dem Handy gefunden hätte. Jetzt weiss ich wo der abgelegt ist – für den nächsten kreativen Schub in unmöglichen Situationen. ;-)


Glücksschmied

Die Tränen liefen die Wange hinab und tropften auf die Oberlippe.  Ich zog die Nase hoch und konnte mich gerade noch zurück halten um sie nicht am Ärmel abzuwischen. Lieber nahm ich das angebotene Taschentuch.  Gekündigt.  „Sehen sie es doch als Glück an, Frau Wanderer. Diese Arbeit war doch sowie so nicht ihr Ding. Büroangestellte – man hat ihnen das schon von weitem angesehen, dass sie diese Tätigkeit verabscheuen. Jetzt werden sie quasi gezwungen sich umzuorientieren und finden vielleicht was Besseres für sich. Ihr Glück vielleicht.“ Ich sah ihn durch den Tränenschleier an und er konnte wirklich froh sein, dass ich die Kiste mit meinen persönlichen Sachen schon in der Hand hatte. Sonst hätte er, statt der Hand meine Faust bekommen.

Er sah mich unbehaglich an. Es musste in meinen verquollenen Augen erkennbar sein, was ich dachte. Ich gehörte wahrlich nicht zu den Frauen, die niedlich aussehen, wenn sie weinen. Nein – keiner kommt dann und wischt mir die Tränen von der Wange und nimmt mich tröstend in den Arm. Ich bekomme hässliche rote Flecken im Gesicht, meine Augen schwellen zu roten Ringen an und meine Nase wird zu den Niagarafällen. Ich bin wirklich nicht süß, wenn ich weine.

Das förderte meist keinen Mitleid meines Gegenüber sondern eher das Bedürfnis sich schnell umzudrehen um das Elend nicht länger betrachten zu müssen. Aber Herr Paulus war ein Profi – er war der Personaler und hatte schon einige Leute heulen sehen, nach dem er ihnen die Kiste für ihre Habseligkeiten überreichte.

Mit verachtenden Blick und der verrotzten Nase schnaubte ich wie ein Stier und verließ das Büro. Ich konnte den Kollegen ansehen, dass sie aufatmeten. Alle waren froh, dass es nicht sie getroffen hatte. Ja – ich war die Letzte die kam und die Erste die gehen musste. So war das halt. Klar hat mir der Job keinen Spaß gemacht – aber das interessiert weder meinen Vermieter noch die Kreditkartenvermittler. Alle wollten sie Geld und das bekam man halt nur wenn man arbeitet.

Ich ging zum Auto.  Natürlich regnete es.  Das Universum verhöhnte mich.  Soll ich euch noch erzählen, dass ganz klassisch der Schlüssel aus der Tasche auf den Boden fiel? Und die Kiste in der meine Sachen waren so durchweicht war, dass der Inhalt gerade auf dem Boden verteilt wurde? Als ich endlich – Tratsch nass im Auto saß – leuchtete noch die Motorkontrollleuchte auf. Ich sah gen Himmel und musste lachen. Da oben meint es wirklich jemand besonders gut mit mir.

Tropfend stand ich vor der Wohnungstür und versuchte sie aufzuschließen Ich trat in den Flur und ließ die Kiste aus dem Büro einfach fallen.  Ich hörte meine Tasse klirrend.  Das war es wohl dann auch für sie.  Ich schleuderte die unbequem Schuhe von den Füssen und zog meine nassen Klamotten im Laufen aus.  Die ließ ich gerade so liegen und schlüpfte im Bad unter die warme Dusche.  In meinen kuscheligen Bademantel gewickelt setzte ich mich in meinen Lieblingsessel.  Das Telefon blinkte.  Ich hörte es ab.  „Hi Maureen. * Räusper*.  Ich muss dir was sagen“.  Er macht Schluss. Am Telefon – Perfekt. Wenn das kein Tag für Depressionen war, welcher dann.

Ich ging an den Kühlschrank um die Eislade zu öffnen.  Da stand nur noch ein halber Eimer drin auf dem sich schon Kristalle gebildet hatten.  Egal.  Der würde jetzt den friedlichen Eistod  sterben.  Mit verheulten Augen, einer Liebesschnulze im DVD Player und dem Eisbecher saß ich finster auf der Couch.

Ich war ganz alleine. Meine Eltern waren gestorben, als ich gerade 19 war. Ich hatte keine Geschwister und auch sonst keine Angehörigen. Es war also tatsächlich Zeit  das Leben, das ich gerade führte zu überdenken.

Was jetzt.  Jetzt wurde ich das Glück am Schopfe greifen.  Eine neue Zukunft. Ich hätte die Chance endlich was zu finden das mich erfüllen könnte.  Nie wieder einen Job der mich nicht glücklich machen würde.  Für irgendwelche Idioten arbeiten. Vor allem keinen Null-Acht-Fünfzehn Typen nur um nicht alleine zu sein. .  Nein ich war mehr wert.  Das Glück sollte jetzt endlich mal bei mir anklopfen. Ich würde es auf jeden Fall mit offenen Armen empfangen.

Jetzt war ich dran – ich musste meines Glückes Schmied sein.

Entspannt löffelte ich das kristallisierte Eis und lachte über die romantische Komödie. Ein Silberstreif am Horizont hatte sich gezeigt. Ich würde ihm folgen, bis ich am Ziel ankam. Wo und was auch immer es sein würde.

ENDE

Abenteuer, Schreibkicks

Schreibkicks – Abkühlung – Der Stammtisch

Schreibkicks. Hier wird von Sabine immer zum 1. des Monats ein neues Thema bekannt gegeben, dass dann am folgenden 1. des kommenden Monats auf seinem Blog gepostet wird

Das Schreibkick-Thema für den 1.7.2017 lautet: Abkühlung

Mit dabei sind diesen Monat


„Wie, zum Teufel, sind wir denn hier her gekommen?“

„Ja, was fragst du mich? Ich bin auch gerade erst aufgewacht und das auch nur, weil es hier Arschkalt ist. Das letzte woran ich mich erinnere war unser Stammtisch und die so was von geniale Abkühlung durch ein leckeres Bier. Wie wir von Bier trinken und über die Welt quatschen hier gelandet sind, weiß ich  nicht. Apropos, wo ist überhaupt hier?“

Matt rappelte sich auf und versuchte sich aus dem Schlafsack zu befreien. Wer hat ihn denn überhaupt in einen Schlafsack gepackt. Wie viel hatten sie denn getrunken? Er schaute sich um und in der hinteren Ecke sah er noch zwei weitere Rucksäcke. Also waren alle vom Stammtisch hier gelandet. Sehr seltsam. Er stand auf und wackelte zu den anderen beiden Schlafsäcken und rüttelte an ihnen.

„Hei, aufwachen. Wir müssen reden.“

Anton hatte sich in der Zwischenzeit auch schon aus dem Schlafsack befreit. Er kam zu Matt und sah auf die beiden schlafenden Freunde hinab.

„Irgendeine Vermutung was passiert sein könnte?“ Fragte er Matt.

„Nö – vielleicht Ralph und Sven.“

Mittlerweile waren die anderen beiden erwacht und versuchten sich auch gerade aus den Säcken zu entwirren. Sie wirkten noch verschlafen und blickten aus verquollenen Augen durch die Gegend.

„Auf, ihr beiden, es ist wichtig. Wir müssen rausfinden, was geschehen ist. Und wo wir uns befinden. Warum ist es so verdammt Kalt hier?“

Sie setzten sich zu viert an den Tisch, der in der Mitte des Raumes stand. Anton hatte für alle einen Kaffee gekocht, den er in dem Schrank fand.

„Ok. Wir sind alle einigermaßen wach und  müssen versuchen zu rekapitulieren. Hat irgendjemand eine Erinnerung an den vergangenen Tag?“

„Auf keinen Fall, und wer weiß ob es nur ein Tag ist.“ Meinte Ralph.

„Das Problem werden wir später erörtern. Erst mal sollten wir herausfinden was denn geschehen ist.“

Sie standen auf und gingen zu den Fenstern. Das einzige was sie sahen war eine weiße Wüste. Schnee soweit das Auge blicken konnte.

„Lasst uns hier mal umschauen. Vielleicht entdecken wir einen Hinweis.“

Sie traten aus der Tür in den Flur und schauten zu beiden Seiten. Entschlossen gingen sie nach rechts. Sie fanden mehrere Schlafräume, die aber alle leer waren. Die Küche und die Bäder – alles leere Räume. Sie waren alleine hier.

Im Flur fanden sie eine Garderobe. Sie schnappten sich jeder einen dicken Anorak und betrachteten die Karte, die an der Ausgangstür hing. Sie waren an der Antarktis. Wie waren sie an die Antarktis gekommen. Es war unbegreiflich.

Die Tür öffnete sich und sie sahen die Pfosten, die in den Schnee getrieben waren. Und die Führungsstricke. Mit dem Karabiner schlossen sie sich an die Stricke und begannen vorwärts zu gehen. Es war nichts zu sehen. Keine weitere Hütte, keine Fahrzeuge, nichts. Nichts als eine weiße Fläche.

„Lasst uns wieder rein gehen.“ Meinte Matt.

Wieder versammelt an dem Tisch in der Mitte, versuchten sie die letzten Minuten, an die sie sich erinnern konnten zusammen zu setzen.

„Okay. Wir hatten einige Biere und haben uns über die Welt unterhalten. Wir fingen beim Wetter und Manipulationen an und endete damit, dass die Erde eine Scheibe ist. Und eingeschlossen von der Antarktis.  Das wurde heftig. Und irgendwie erinnere ich mich an eine Wette. Wir wollten an die Antarktis und beweisen, dass die Erde eine Scheibe ist und wir von einem Ring Eis umgeben sind. Nun – wir sind hier. Jetzt sollen wir wohl den Beweis bringen. Aber wer hat das veranlasst?“

„Hör mal zu“. Meinte Sven. „Ich habe das in der Kneipe schon erwähnt, was hätte man denn davon das zu behaupten? Es gibt doch keinen Vorteil, oder Nachteil. Und keiner hat bis jetzt eine Erklärung dazu.“

„Darum geht es erst mal nicht. Es geht um die größte Lüge unserer Zeit. Warum wird das behauptet, und warum ist es nicht möglich diesen Eisring zu durchqueren? Was ist dahinter? Warum ist das Sperrbezirk? Ich weiß nicht, wer uns hier her gepackt hat, aber irgendwas sollen wir wohl erledigen.“ Meinte Matt.

Sven schmollte etwas. Und stand auf um noch mal einen Kaffee aufzustellen. Ralph hatte den Raum verlassen und kam etwa eine halbe Stunde später wieder. „Ich habe was gefunden. Hier, ein Aufnahmegerät.“

Sehr geehrte Gäste. Sie werden ziemlich verwirrt sein, was denn geschehen ist. Wie sie ja ausgiebigst diskutiert haben, wissen sie, dass sie überall abgehört werden. Smartphones sind da eine tolle Erfindung. Ja – wir haben ihren Theorien zugehört und dachten uns – wer wenn nicht sie, als Hobby Forscher – so haben wir sie eingeschrieben – könnten da vielleicht tatsächlich hinter die Wahrheit kommen. Wir haben sie direkt an die Grenze gebracht. Sie müssen irgendwie herausfinden, was die Armee vor der Menschheit verheimlicht. Warum es verheimlicht wird, dass die Erde eine Scheibe ist. Und was befindet sich hinter dem Eisring? Das wird ihre Aufgabe sein. Vorher gibt es keine Möglichkeit diese Gegend zu verlassen.“

Die vier schauten sich an und Matt meinte: „Nun unter ein-nettes-Bierchen-zur-Abkühlung hatte ich mir doch was anderes vorgestellt. Ich dachte nicht, dass die Aussage „Abkühlung“ dann doch so wörtlich genommen wird.“ Er zuckte mit den Schultern und griff nach seinem Kaffee.

Sven wurde nervös. „Was meint er damit, wir müssen das herausfinden? Wie sollen wir das denn schaffen. Spinnen die? HALLO! Spinnt ihr? Wir sind doch keine Spione oder Wissenschaftler oder Armeeangehörige. Wir sind Nobodys, die sich einmal die Woche zum Stammtisch treffen. Verflixt nochmal. Ihr und eure blöden Verschwörungstheorien. Ich sagte euch doch, dass das alles Blödsinn ist. Wegen eurer Spinnereien sitzen wir jetzt irgendwo am Arsch der verflixten kalten Welt.“ Er stand auf und tigerte unruhig durch den Raum.

Matt antwortete: „Wenn das tatsächlich alles Blödsinn ist, warum bitte schön wurden wir entführt und hier abgelegt? Hä? Du Idiot. Mach doch mal die Augen auf und schau mal hinter die Mainstream Medien. Glaubst du wirklich die erzählen uns die gesamte Wahrheit. Von wegen Klimaveränderung und Eispole die Schmelzen. Ich wette mit dir, wenn wir hier eine Exkursion machen, treffen wir bald auf die Haarps, die dafür verantwortlich sind. So und jetzt kommst du und willst und erzählen, was nicht in den Mainstream Medien zu sehen ist, gibt es nicht? Wach auf man!“

Matt stand auf und verließ wütend den Raum. So ein ignoranter Idiot. Ralph folgte ihm. „Matt, warte. Reg dich ab. Du weißt  doch wie Sven ist. Schon immer ein Skeptiker.“ „Skeptiker ist ja ok, wenn er nur an den richtigen Stellen skeptisch wäre. Warum hängt er denn überhaupt mit uns ab? Wir anderen denken doch alle so. Es muss ihm doch jedes Mal die Galle hoch kommen, wenn wir anfangen zu thematisieren. Versteh ich echt nicht.“ „Ich weiß es auch nicht. Vielleicht will er ja auch so denken, aber er traut sich nicht, weil er nicht anecken will.“ „Ja von mir aus in seiner heilen Welt, aber doch nicht bei uns.“ „Komm, egal jetzt, wir müssen das Problem lösen. Lass und mal schauen ob wir irgendwas brauchbares hier finden. Karten, oder Berichte.“

Sven und Anton blieben in dem Raum und schwiegen sich an. „Sag mal Sven. Glaubst du wirklich, wir spinnen? Es gibt so viel Beweise für unsere Theorien. Mehr für unsere als für die der Gegenseite. Du sitzt Woche für Woche mit uns und trinkst dein Bier. Ist da nicht einmal ein Zweifel bei dir aufgekommen, dass uns die Medien und die Regierung verarschen? Ich kann das schlecht nachvollziehen.“

„Oh Mann, muss das jetzt sein. Klar sind auch  mal Zweifel aufgekommen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass eure Theorien so verheimlicht werden können. Und das weltweit. Was für ein Verwaltungsaufwand solche Verschleierungen zu initiieren. Das macht keinen Sinn für mich.“ „Okay, das ist mal was für den nächsten Stammtisch. Aber jetzt müssen wir erst mal das Problem hier lösen. Und sollten wir nichts beweisen, dann ist deine Ansicht ja auch bestätigt.“ „Okay, das sehe ich ein, also lass uns die anderen suchen und endlich hier abhauen.“

Die zwei verließen ebenfalls den Raum und machten sich auf die Suche. Währenddessen fanden Matt und Ralph eine Art Zentrale. Dort fanden sie Karten aus der Gegend. Und seltsame Markierungen. Ein PC stand ebenfalls dort und sie starteten ihn.

Sofort erschien ein Video. „So – sie haben die Einsatzzentrale gefunden, nun das sollte ja auch keine große Herausforderung gewesen sein. Sie haben die Karten gefunden? Die Markierungen auf den Karten zeigen ihnen den Weg. Dort müssen sie irgendwie die Möglichkeit finden weiter zu kommen. Ihr Vorteil:  Die Wachen sind alle eher unaufmerksam. Sie sitzen schon seit Jahren hier in der Kälte und sind schon ziemlich abgestumpft und rechnen nicht mit „Besuch“. Sie müssen irgendwie einen Weg durch diesen Eisring finden. Und, ich glaube ich brauch  nicht extra zu erwähnen, dass sie natürlich auf eigenes Risiko arbeiten und niemand sie kennt. Ist klar, oder? Ach sie würden bestimmt noch gerne wissen wer wir denn überhaupt sind. Ja – ich kann ihnen nur so viel sagen, wir sind die Anderen. Die Wahrheitssuchenden. Mehr kann ich leider nicht preisgeben. Viel Erfolg.

Mit einem leisen Plop ging das Video aus und der PC fuhr selbständig herunter.

Matt und Ralph schauten sich fragend an und dann auf die Karte. Es lag noch ein kleines Notizbuch dabei, in dem sie blätterten. „Schau, hier muss es einen Schuppen geben. Den haben wir wohl übersehen. Da befinden sich – hör, doch auf – Schneeschuhe? Wir sollen laufen? Oh Mann.“ Matt lachte. „Das ist ja fast wie bei Charlie Chaplins Goldrausch. Ich hoffe wir müssen unsere Schuhe nicht auch noch essen. Hahahaha.“ „Schön, dass du dich darüber amüsieren kannst. Komm lass uns zurück zu den anderen beiden gehen und einen Plan machen.“

Matt kicherte immer noch, ob dieser seltsamen Situation in der sie sich befanden. Auf dem Weg zurück zum Aufenthaltsraum liefen sie Sven und Anton in die Arme. „Kommt lasst uns zurückgehen und planen.“

Einen erneuten Kaffee aufstellend, verfiel Matt ins Grübeln. Wie sollen wir das schaffen, untrainiert und fachfremd. Die werden uns gleich abknallen, wenn wir uns dieser Mauer nähern. Mauer, Eis  – Ich bin bei der Nachtwache. Hahaha.  Er war kurz davor seinen kleinen Scherz mitzuteilen, als er in die ernsten Gesichter seiner Freunde schaute. Er ließ es bleiben.

Ralph war gut in Planungen und übernahm die Führung. „Heute können wir nichts mehr machen, außer vielleicht nach diesem Schuppen suchen, damit wir die Ausrüstung hier her holen. Morgen früh machen wir uns dann auf den Weg in diese Richtung.“ Er zeigte ihnen den Weg auf der Karte und alle nickten. „Gut, dann lasst uns noch  mal nach draußen gehen.“

Sie sammelten um sich anzuziehen und wieder nach draußen zu gehen. Wieder hängten sie ihre Karabiner an die gespannten Seile um nicht vom Weg abzukommen. Sie schauten sich die einzelnen Stränge an und entschieden sich den zu wählen, der anscheinend um die Station führte.

Und tatsächlich. Da war die Hütte. Schnell gingen sie drauf zu, denn es war verdammt kalt und auch noch windig. Das mit der Abkühlung, muss ich mir wirklich das nächste Mal besser wünschen. Das ist mir zu kalt. Dachte Matt. Sie schnappten sich ihre Schneeschuhe und noch andere nützlichen Werkzeuge, wie Eispickel und Skistöcke.

Wieder zurück in der Station bereiteten sie ihre kleinen Zimmer vor und legten sich schlafen, keiner hatte mehr Interesse sich zu unterhalten. Sie waren definitiv zu lange und zu eng zusammen gewesen, jetzt benötigte jeder seinen kleinen Freiraum.

Am nächsten Morgen trafen sie sich schweigend. Alle waren Morgenmuffel und die Situation regte auch nicht gerade zu der Motivation an. Nach einem Kaffee und ein Frühstück fing Ralph mit der Planung an. „Also Jungs. Jetzt wird es ernst. Wir müssen uns dick anziehen und am besten mit Seilen verbinden, damit uns keiner verloren geht. Dann werden wir weiter planen, wenn wir an der Mauer ankommen. Wenn wir überhaupt so weit kommen.

Gemeinsam starteten sie sich auszurüsten. Ihre Scheeanzüge waren weiß – eine perfekte Tarnung. Die Schneeschuhe würden sie nur bei Bedarf anlegen. Der Weg schien gestern fest gefroren zu sein. Zögerlich sammelten sie sich beim Ausgang. Ralph schaute sich um und drückte jedem die Schulter. „Wir werden das schaffen. Und wenn wir das nächste Mal an unserem Stammtisch sitzen, steigen wir auf Kamillentee und Gespräche über Downton Abbey um. Alle klar?“ Sie nickten stumm. Dann traten sie vor die Tür. Die Kälte traf sie wie ein Faustschlag.

Langsam gingen sie voran. Es war nicht so einfach sich an der Karte zu orientieren. Alles um sie herum war weiß. Eine Wüste aus Schnee und Eis. Es gab keine Eckpunkte zur Orientierung. Aber Ralph war wirklich ziemlich gut und hatte sogar an einen Kompass gedacht. Ein Planer.

Es war zu windig um sich zu unterhalten. Das war ihnen auch ganz recht. Sie hätten sich nur gegenseitig verrückt gemacht.

Sie näherten sich dem Ziel. Schnell legten sie sich hin um die Gegend auszukundschaften. Sie sahen die Wachen und sie sahen auch, dass sie entweder schliefen oder auf ihre Handys schauten – hier gibt es empfang? Selbst hier ist der Internetempfang besser als bei mir zu Hause. Unfassbar. Dachte Mark. Die anderen Wachen unterhielten sich oder schauten Fernsehen.

Ralph flüsterte: „Das dürfte wirklich nicht so schwer sein. Wir lassen alles Unnötige hier und robben langsam nach vorne. Er nahm das Fernglas und schaute an der Mauer entlang. Irgendwo dort musste es doch einen Durchgang geben. Konzentriert und Millimeter für Millimeter blickte er an der Mauer entlang  – und da – da war ein Spalt. Das musste es sein. „Dort – dort ist ein Spalt, der muss es sein, der wird uns durch bringen, da bin ich  mir sicher. Er liegt direkt unter dem Ausblick, auf dem die Wachen sitzen. Die sind so abgelenkt, das dürften wir ohne Probleme schaffen. Wir bleiben unten und bewegen uns in Zeitlupe. Wir dürften nicht auffallen. Höchstens als Schneewehe. Also los geht’s.“

Ralph robbte voraus und die anderen folgten ihm. Sie bewegten sich wie in einem Zeichentrick. Zeichnung für Zeichnung eine Bewegung verändernd. Es dauerte ewig. Die Bäuche und andere hängende Dinge wurden langsam ziemlich abgekühlt. Hoffentlich würde das keine Erfrierungen geben. So manches wollten sie noch gebrauchen.

Sie kamen endlich an der Wand an. Sie konnten sich aufrichten. Sie drückten sich an die Wand und schlichen in Richtung des Spaltes. Die Wachleute, bekamen nichts mit. Das Geld könnten sie sich sparen. Endlich erreichten sie den Spalt und rutschten hinein. Jetzt waren sie nicht mehr zu sehen und sie konnten aufatmen.

„Wir haben es geschafft.“ Sven hüpfte aufgeregt hoch und runter. Sie hielten sich die offenen Handflächen zum Einschlagen hin. „So jetzt müssen wir sehen was uns hinter der Mauer erwartet. Lasst uns weiter gehen. Ich will das jetzt endlich hinter uns bringen.“ Meinte Matt.

Schnell gingen sie weiter. Es war noch ein langer Weg. Die Mauer war verdammt dick. Und dann sahen sie es. Ein Licht, das den Ausgang markierte. Dort vorne würden sie endlich erfahren ob die Erde eine Scheibe wäre und was sich hinter der Hochsicherheitsmauer befinden würde.

Sie stoppten. Ehrfürchtig schauten sie zu dem Spalt, der zu unbekannten Gefilden führen würde. Was würden sie vorfinden? Was war es, was unbedingt geheim gehalten wurde? Gleich würden sie es sehen.

Diesmal ging Matt vor. Sie gingen aus dem Spalt heraus und blieben verwundert stehen. Was sie vorfanden war unaussprechlich, das würde ihnen nie jemand glauben. Matt wollte gerade etwas zu seinen Freunden sagen, als ein hoher monotoner Laut ihn unterbrach. Dieser Ton war unheimlich nervig. Dann stoppte er. Erleichtert gingen die vier weiter und wollten gerade den Auslöser der Kamera drücken um endlich den Beweis zu haben. Das würde endlich die Wahrheit enthüllen.

Da  – schon wieder – dieser schrille monotone Laut, der einen fast einen Herzinfarkt bescherte. Matt drehte sich um die Quelle dieses Lautes zu finden, als er einen Tritt verspürte. Und eine Stimme schraubte sich in seinen Gehörgang. “Verdammt Matt – mach den verflixten Wecker aus, es ist Samstag, du hast schon wieder vergessen den auszustellen. Ahhh.  Gestern war wohl mal wieder das letzte Bier schlecht, oder was? Oh Mann. Sieben Uhr – das rächt sich – dafür gehst du Brötchen holen.“ Fluchte Matts Frau Marnie.

Ein Traum? Oh Mann. Ein Traum, uff. Was für ein Glück. Ich habe nur geträumt. Ich sollte am Freitagsstammtisch wirklich nicht mehr so viel trinken und vielleicht sollten wir demnächst weniger aufregende Themen diskutieren. Fußball – ja das wäre besser, da gibt es auch genug aufzuregen.

Matt stellte den Wecker aus und drehte sich noch mal, um erneut einzuschlafen.

Ralph wachte auf. Sieben Uhr – ich friere. Mir ist so elend kalt. Das versteh ich gar nicht. Es ist Sommer und mein Wecker zeigt 24°C hier an. Warum ist mir denn so kalt. Das muss an dem verrückten Traum liegen über die Antarktis. Brrrr. Was für ein verrückter Traum.  Und schon war er wieder eingeschlafen.

Auch Sven wurde wach. Diese blöden Diskussionen über Verschwörungen. Da bekomme ich schon Alpträume. Ich sollte die Clique verlassen. Ich habe eh keine Gemeinsamkeiten  mit den anderen drei. Die sollen sich doch weiter verrückte Ideen diskutieren. Er hatte keine Lust mehr darauf.

Anton war wach. Er war immer wach. Sie hatten das Geheimnis gelöst. Oder haben sie doch alles nur geträumt? Es war bestimmt nur ein Traum. Denn wer hätte schon was davon die Wahrheit zu vertuschen?

ENDE