Horror

Drabble Dienstag 2.0 – Als die Lampe erlosch

Die Regeln: 100 Wörter, 3 davon sind die Gewürfelten. Beugen geht, ebenso wie Mehrzahl und zusammengesetzte Begriffe. Synonyme gehen nicht.


Der Drabble-Dienstag wird im Moment von Grinsekatze ausgerichtet.


Erstaunt stand die Polizei vor dem Loch. Der Stein, der das Grab zierte war umgefallen. Man konnte genau sehen, wie die kleinen Erdklumpen sich verteilten. Es konnte kein Zweifel geben. Es hat sich jemand von innen nach aussen gebuddelt. Mark drehte sich im Kreis. Sie waren von Getreide umgeben. Ein Grab mitten im Getreidefeld. Und die Quelle seiner Gänsehaut war somit klar. Wo war der Leichnam? Sein Chef leuchtete mit einer Taschenlampe in das dunkle Loch. Nebel kam auf. Ein Raunen strich durch die Halme. Eine dunkle Silhouette bahnte sich einen Weg zu ihnen. Ein kehliges Lachen. Die Lampe erlosch.

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Horror, Schreibaktionen

Drabble Dienstag 2.0 – Der Dachboden

Die Regeln: 100 Wörter, 3 davon sind die Gewürfelten. Beugen geht, ebenso wie Mehrzahl und zusammengesetzte Begriffe. Synonyme gehen nicht.


Der Drabble-Dienstag wird im Moment von Grinsekatze ausgerichtet.


Vorsichtig steckte Anton seinen Kopf durch die Dachluke. Ein Geräusch von hier, war so laut, dass es durch die Kopfhörer drang. Es war dunkel. Durch das kleine Fenster kam ein Lichtstrahl. Der Jahre alte Staub tanzte darin. Ängstlich trat Anton ein. Seine Augen gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit. Gegenüberliegenden konnte er ein Kreuz sehen. Ein Altar stand darunter. Er ging langsam darauf zu. Die Szene wirkte bedrohlich. Bubum – wieder dieser Schlag. Er drehte sich erschrocken. Sein Blick fand das Kreuz. Es stand auf dem Kopf.  Die Luke fiel zu. Seltsame Gesänge erhoben sich. Eine kalte Hand berührte seine Schulter.

Horror

Drabble-Dienstag – Urban Legend

Was ist ein Drabble? Ein Text der exakt aus 100 Worten besteht. Nicht mehr nicht weniger. Eine ziemliche Herausforderung. In den Text werden drei vorgegebene Worte eingebaut.

Mehr dazu findet ihr bei Klapperhorn.  #drabbledienstag

Abwehr – Stock – Ruine


„Leute,“ Olli stürzte ins Zimmer, schnappte sich einen Energiedrink und nahm davon einen grossen Schluck. „Ich bin auf dem Weg zu euch an der Ruine vorbei gegangen. Zum Glück hatte ich zur Abwehr einen Stock in der Hand um damit einfach in der Luft rumzuwirbeln wie so ein Jedi. Auf einmal greift mich ein Tier an. Ein Hund, oder so. Ich rannte so schnell ich konnte, aber dieses Vieh erwischte mich. Dann liess es einfach ab.“ Er schnaufte. Seine Freunde sahen die Bisswunde an seinem Handgelenk an. Olli war neu hier – er wusste nicht, was dieser Biss zu bedeuten hatte.

Allgemein, Humor, Mystery

Drabbel-Dienstag – So ein Agentenleben

Was ist ein Drabble? Ein Text der exakt aus 100 Worten besteht. Nicht mehr nicht weniger. Eine ziemliche Herausforderung. In den Text werden drei vorgegebene Worte eingebaut.

Mehr dazu findet ihr bei Klapperhorn.  #drabbledienstag

Schultern – Tabelle – Zuerst

„Also zuerst musst du mal diese Taste drücken. Nein, nicht da“ ich konnte das Augenrollen tatsächlich hören. Die Augen schienen direkt an den Augenhöhlen zu schaben.

„Hier – diese Tabelle ist jetzt deine Priorität. Hier musst du schauen, ob die Namen in der Spalte mit den Taten passen. Es gibt einiges zu Schultern. Es darf kein Fehler passieren. Fatal, wir würden echt Probleme mit dem da oben bekommen.“ Er deutete mit seinem Zeigefinger nach oben. Mein Blick folgte ihm. Dabei dachte ich an meine Mission. Ein Agentenleben im Höllenfeuer ist schon wirklich hart. Das passierte, wenn man zu schnell HIER ruft.

 

Allgemein, Mystery

Drabble Dienstag – Die andere Seite

Was ist ein Drabble? Ein Text der exakt aus 100 Worten besteht. Nicht mehr nicht weniger. Eine ziemliche Herausforderung. In den Text werden drei vorgegebene Worte eingebaut.

Mehr dazu findet ihr bei Klapperhorn.  #drabbledienstag

Die Woche dieser Woche: Mond – Würfel – Taschenlampe


Ich fror. Schwer öffnete ich die Augen. Alles kam mir fremd vor. Ich setzte mich auf. Ein mir unbekanntes Zimmer umschloss mich dunkel. Ich blickte mich um – keine Taschenlampe. Durch den schweren Vorhang versuchte der Mond, mit seinen silbernem Licht, seinen Weg in dieses erdrückende Zimmer. Mir blieb nichts übrig als aufzustehen. Auf dem Tisch vor mir stand ein seltsamer Würfel. Er leuchtete schwach. Durch das Leuchten angezogen begab ich mich zu ihm. Ich blickte in das seltsame Licht. Verschwommen konnte ich mein Zimmer erkennen. Meine Eltern und mich – wie tot auf meinem Bett liegend. Ich schrie ihnen zu – ungehört.

Mystery, [abc.etüden]

Schreibeinladung für die Textwochen 23.24.22

Die Schreibeinladung zu den Etüden kommen von Christiane

Ist schon wieder bisschen her. Aber da ich gerade in den Urlaub schlittere, hoffe ich auf mehr Schreiblust

Die Wortspende für die Textwochen 23/24 des Jahres 2022 stammt von Anja mit ihrem Blog Annuschkas Northern Star. Sie lautet:

Yachtclub
besenrein
abspecken.


Das alte Schiff

Andrea hatte ihre Wohnung verloren und sollte diese auch noch besenrein verlassen. Eigentlich hätte sie rebellischer sein sollen. Hätte sie doch die Wohnung einfach so gelassen. Was soll´s. Sie war halt doch einfach zu gut erzogen.

Ein gutes hatte es. Da sie pleite, arbeitslos und wohnungslos war, würde sie jetzt gehörig abspecken. Somit würde es nur Tütensuppen und trocken Brot geben.

Sie sollte zum Yachtclub  gehen. Vielleicht könnte sie bei jemandem anheuern. Hier hielt sie nichts mehr. Was blieb ihr übrig? Andrea grübelte während sie mit ihren sieben Sachen langsam Richtung Hafen lief.

Als Andrea durch ihr Adressbuch im Smartphone ging,  scrollte sie auf die Nummer ihrer Eltern und ihr Daumen schwebte darüber. Ein „Pft“ entfleuchte ihr.

„Ich gehe erstmal zum Hafen. Ich schau mal was es da gibt.“

Andrea schlurfte perspektivlos Richtung Hafen. Dort angekommen war es neblig und schon diesig. Eine Gänsehaut kroch ihr über den Rücken. „Wie gruselig“. Ein altes Schiff erschien aus dem Nebel vor ihr. Es war ziemlich heruntergekommen und die Segel waren zerfetzt. Aber am grausigsten war der Anblick der Galionsfigur. Eine Meerjungfrau. Ihr Schwanz war abgebrochen, ihre Arme nur noch Stummel. Und ihr Gesicht – es war bestimmt mal hübsch – war jetzt entstellt.

Traurig streckte Andrea ihre Hand in Richtung der Meerjungfrau.

„Du Arme – was ist dir den wiederfahren?“

„Der Fluch.“ Raunte es. Andrea zog erschrocken ihre Hand zurück. Drehte sich um und wollte rennen. Aber sie wurde von irgendetwas zurück gehalten. In ihren Ohren rauschte es. „Der Fluch – bis zu dem Zeitpunkt, bis ich jemanden treffe, der Mitleid hat – dann bin ich frei. Es tut mir leid.“ Das war das letzte was Andrea hörte. Seit dem wurde sie nicht mehr gesehen. Dieses alte Schiff erscheint manchmal verirrten Seefahrern und alle bewunderten diese hübsche, aber traurig aussehende Galionsfigur.

Horror, Mystery

Drabble-Dienstag

Was ist ein Drabble? Ein Text der exakt aus 100 Worten besteht. Nicht mehr nicht weniger. Eine ziemliche Herausforderung. In den Text werden drei vorgegebene Worte eingebaut.

Mehr dazu findet ihr bei Klapperhorn.  #drabbledienstag

Die heutigen Worte sind:

AUGE-FRAGE-MAGNET


100 Worte sind eine extreme Herausforderung.


Der Magnet hing schon immer am Kühlschrank. Eine Frage drängte sich in Majas Köpfchen. Sie petzte ein Auge zu, öffnete es wieder und dann das andere. Sie leckte an ihrem Eis. Ihre Zunge war schon blutrot und es lief ihr wie Blut die Hand herab. Sie bewegte ihren Kopf hin und her

„Mami?“

„Was denn?“

„Was ist das für ein Motiv da?“ Sie deutete auf den Magneten.

„Da haben Mami und Papi sich kennen gelernt.“

„Und was ist das, was da dran hängt?“

„Das? Deine Geburtsurkunde.“

„Warum steht da Helltown?“ Fragte sie ihre Mutter, deren Antwort ein dämonisches Grinsen war.

Horror, Mystery, [abc.etüden]

Schreibeinladung für die Textwochen 06.07.22

Die Schreibeinladung zu den Etüden kommen von Christiane

Die Wortspende für die Textwochen 06/07 des Jahres 2022 stammt von Kain Schreiber mit seinem Blog Gedankenflut. Sie lautet:

Zwerg
quer
fühlen.

Für alle die Zwerge auch ein bisschen gruselig finden

Der volle Mond schien auf die Ebene und legte der Umgebung ein mystisches Gewand um. Es war ruhig und wenn man sich auf den Boden legen würde, könnte man die eisige Kälte des Winters fühlen. Wenn man sein Ohr auch auf den Boden legen würde, könnte man das knacken des Bodens hören, der sich von der Eiskruste befreien wollte. Aber noch war nicht die Zeit. Geduld war angesagt. Denn mit dem aufbrechen der Eiskruste würde auch anderes aufbrechen. Erinnerungen, die versucht wurden in den heimischen Öfen zu verbrennen. Mythen, die einem des Nachts Alpträume bescherten. Sobald sich die Natur befreit hätte, konnte man quer über die Wiesen und Wälder Bewegungen wahrnehmen, die einem Gänsehaut bereiten könnten. Besser sei es, man vergesse nicht, was man sich so munkelt. Es gäbe seltsames in den Nächten die noch gefroren seien, aber schon den Frühling erahnen ließen. In den entlegenen Dörfern, in denen der ein oder andere ältere Bewohner noch glaubt, und überzeugen kann, ist man sicher. Aber wehe in den Dörfern in denen die Jugend übermacht hat und alle alten Legenden als Humbug abwinkten – in diesen Dörfern konnte man mehr und mehr dieser seltsamen Bewegungen an den Dorfrändern erkennen. Die wenigen Alten, die ungehört blieben, wussten es – sie kannten die Geschichten aus der Vergangenheit, als die Menschen lernen mussten, was da draussen erwachte. Diese Alten konnten nur den Kopf schütteln und über die ganz kleinen Wachen. Denn wenn die Erde sich die Eiskruste vom Leibe schüttelte und man ein leises Kratzen im Boden vernahm, ist es besser des Nachts nicht draussen herum zu laufen. Denn diejenigen, die Bodenschätze schützten und horteten, diese kleinen Wesen, die wollt ihr nicht auf eurer Türschwelle sitzen haben. „Ein kleiner Zwerg“, werdet ihr erfreut aufrufen. Seit gewarnt – sie wollen nichts Gutes euch.

Geschichtenzauber, Horror, [abc.etüden]

Schreibeinladung für die Textwochen 03.04.22 | ABC-Etüden

Nach zwei Jahren Schreibblockade versuche ich mich einfach mal wieder an einer Etüde. Irgendwie muss doch diese Blockade zu brechen sein. Ist mir auch ein bisschen schwer gefallen, da ich total eingerostet bin. Drückt mir die Daumen, dass ich vielleicht endlich diese Blockade überwinden kann.

Also hier meine Etüde zu Christianes ABC-Etüden

Wortspende kommt diesmal von Tanja mit ihrem Blog Stachelbeermond. Sie lautet:

Wackelpudding
unverdrossen
knistern.

Ich weiss nicht ob ich hier eine Triggerwarnung setzten muss. Wer als Angst vor Dunklen Räumen hat. Bleibt lieber draussen


Zu den heutigen erschwerten Bedingungen, war es kaum noch möglich einen passenden Partner zu finden. Deswegen hatte sie sich bei einer dieser seltsamen Datingapps registriert.

So verlieben wir sie heute. Unverdrossen wischte und klickte sie. Es kam ihr vor wie ein Spiel. Und es war langweilig. Wo war das knistern, das man erlebte, wenn Blicke sich trafen? Die Dates waren ebenfalls langweilig. Natürlich stimmten achtzig Prozent der Profile nicht mit dem im Internet überein. So verlor sie schnell die Lust daran. Bis auf einmal ein Pop-up aufploppte.

„Gelangweilt von herkömmlichen Datingapps? Probieren Sie Extrem-Dating aus. Garantierte Trefferquote“

Ja, warum nicht, das Leben war einfach zu öde geworden. Sie brauchte eine Herausforderung. Schnell waren die erforderlichen Daten ausgefüllt und nun wartete sie. Es war anders, als bei den üblichen Portalen. Hier wurde der passende Partner von der App ausgewählt. Und man wurde zu einem Blind Date geschickt.

Es dauerte nicht lange und eine Message erreichte sie. Datum, Ort und Uhrzeit wurden übermittelt.

Verhaltensregeln: Keine.

Sie fragte sich ob sie noch sexy Unterwäsche hatte und wühlte sich durch ihre Schublade. Extrem-Dating. Da spielten ihre schmutzigen Gedanken Karussell. Der Tag war da. Nervös bestellte sie einen Fahrdienst und kam kurze Zeit später an.

Ein schmuddeliger Hinterhof mit Unrat komplettierte den gruseligen Eindruck. Eine Tür öffnete sich. Eine junge, uninteressierte Frau hielt ihr ein Klemmbrett unter die Nase. Geheimhaltungsklausel. Sie unterschrieb und trat ein. Dunkel umgab sie. Stunden später, sie hatte kein Zeitgefühl mehr, trat sie wieder heraus. Ihre Beine fühlten sich an wie Wackelpudding. Sie blickte mit glasigen Augen auf ihre Hände. Blutverschmiert wischte sie sie an ihrem zerrissenen Rock ab.

„Kommen sie bald wieder.“ Hörte sie noch hinter sich. Sie drehte sich um, und nahm den neuen Anmeldebogen entgegen.

Dating-Extrem – Jedes Date ein todsicherer Erfolg.“😈

Horror, Mystery, Weihnachten, writing friday

#Writing Friday – Knut – oder der unwillige Weihnachtsbaum

Ein neues Jahr und neue Geschichten erwarten uns am #Writing Friday. Ich freue mich auf die kommenden Themen und fange gleich mit einer Idee an, die eigentlich beim Whatsappen mit Corly entstanden ist – Dank Autokorrektur hat sich die Idee hierzu gebildet. Es gibt allerdings eine kleine Vorgeschichte, die ihr gerne lesen könnt, aber nicht unbedingt nötig ist um diese hier zu verstehen. HIER könnt ihr Jan bei einem anderen seltsamen Weihnachtsphänomen kennen lernen.


DEin Tannenbaum möchte nicht entsorgt werden, berichte von seiner Flucht.


Knut – oder der unwillige Weihnachtsbaum

Ich saß an meinem Schreibtisch und schaute die leere Zigarettenverpackung in meiner Hand an. Ein guter Vorsatz für das neue Jahr sollte sein, damit aufzuhören. Ich knäulte die Verpackung zusammen und warf sie in den Mülleimer unter meinem Tisch. Neuerliche Sparmaßnahmen bedeuteten, dass wir unseren Mülleimer selbst leeren sollten. Die Reinigungsfirma sei nur noch zum Putzen da. Was für Zeiten. Mein Mülleimer war übervoll. Die leere Verpackung fiel daneben. Gerade überlegte ich, ob ich sie aufheben und den Eimer endlich leeren sollte, als mein Handy summte. Ich griff danach und nach der leeren Verpackung. Während ich den Bildschirm entsperrte, deponierte ich die verknäulte Verpackung auf dem Müllberg meines Eimers. Vorsichtig zog ich meine Hand weg, ohne eine Erschütterung zu verursachen und damit eine Mülllawine zu verursachen. „Ha, na das geht doch. Sieht gut aus.“ Ich blickte auf den Absender der Nachricht in meinem Handy. Eva. Ein Gedanke blitzte auf. In letzter Zeit trafen wir zu oft aufeinander. Bilder glücklicher Zeiten, die verdrängt wurden, von Streit und Neid. Polizisten waren einfach nicht für Beziehungen gemacht. Ich öffnete die Nachricht: „Hallo Jan, alles klar? Erinnerst du dich an unseren letzten Fall? Wie könnte ich den vergessen? Es war der Weihnachtsabend und wir wurden zu einer Familientragödie gerufen. Eine Familie, die gerade beim Essen war, wurde grausam dahin gemetzelt. Der Mörder war kein normaler Mensch. Ein kurzer Flashback. Ich sah mich aus einem Fenster blicken und ein Mann in brauner Robe mit einem Korb auf dem Rücken und einer Rute in der Hand winkte mir lachend zu.

Natürlich hatte mir damals keiner geglaubt und der Fall wurde nie offiziell abgeschlossen. Es gab aber noch einen inoffiziellen Raum, in dem Akten seltsamer Phänomenen lagerten – da hatte ich meinen Bericht, den originalen Bericht, einsortiert.

Ich antwortete Eva: „Wie könnte ich den vergessen? Gibt es was Neues, habt ihr den Mörder?“ Ich wartete, oben am Rand erschien: Eva schreibt…. “Nein, da wird es wohl auch nie eine Festnahme geben. Vergiss ihn. Wir haben aber wieder einen seltsamen Mord. Ich könnte deine Unterstützung brauchen.“

Eva, DIE Eva, brauchte meine Unterstützung. Das ich das noch erleben durfte. Ich zögerte. „Ich bin unterwegs. Schick mir die Adresse.“

Etwa zehn Minuten später stand ich am Eingang zur genannten Wohnung. Es sah friedlich aus. Vereinzelt waren noch Weihnachtsdekorationen zu sehen. Aber viele Fenster waren schon abgeschmückt. Man konnte noch Reste von Klebeband oder Schneespray erkennen. Auch klebten noch an manchen diese Fensterbildchen. Es wirkte irgendwie trostlos. Ich vermisste jetzt schon die bunte Weihnachtsbeleuchtung. Das neue Jahr war noch nicht so alt. Knut hatte angefangen. Ich musste lachen. Ein bisschen Werbung gestört erinnerte ich mich an die, dieses einen Möbelhauses mit den Blau-Gelben Schriftzug. Mir war kurz der Name entfallen. Aber das war auch nicht wichtig. Es lagen auf jeden Fall schon einige Weihnachtsbäume auf der Straße. Tot und verwelkt. Ein kleiner Weihnachtsbaumfriedhof. Zwischen den, teilweise, kahlen Ästen konnte man noch Lametta erkennen. Ich schüttelte diese unangebrachten Gedanken ab.

Im ersten Stock sah ich am Fenster noch einen Baum stehen. Er war sogar noch geschmückt. Irgendwie ahnte ich, dass dies wohl der Tatort sein würde. Ich stand noch etwas in den vereinzelten Schneehaufen und blickte zum Fenster hoch. Der Baum bewegte sich. Es schien, als würde er sich drehen. Die Lichter schienen ein Gesicht zu formen. Ich zog die Augenbrauen in die Höhe und runzelte die Stirn. Mir schwante böses. Ich schüttelte mich.

Tief atmete ich ein und trat auf den Eingang zu. Die Tür stand offen. Leise trat ich auf die Treppenstufen zu. Ich konnte Geräusche aus dem ersten Stock hören. Gemächlich, mich auf das erwartete Szenario einstimmend, stieg ich die Stufen hoch. An manchen Türen im Parterre hingen noch Kränze mit Herzen, Kugeln und Schleifen. Im ersten Stock angekommen, war es nicht schwierig zu ermitteln welches die Wohnung war, die ich betreten würde. Die Tür stand offen und ich hörte geschäftiges Treiben. Ich stand im Türrahmen und beobachtete die vermummten Spurensammler. Ein Mann, der mir wage, aus dem letzten Fall bekannt vorkam, stand schon vor mir und drückte mir die Schuhüberzieher an. „Anziehen, Kontamination.“ Sagte er recht einsilbig. Ich lehnte mich an die Wand und zog die Überzieher an. Ich blickte mich nach dem Kästchen mit den Handschuhen um und fand sie. Oh ungepudert. Das war ja endlich mal fortschrittlich. In der Wohnung blickte ich mich sogleich nach Eva um. Sie stand am Fenster. Die Hände in die Hüfte gestemmt. Sie schüttelte ratlos den Kopf. Mit großen Schritten durchquerte ich den Raum. Nicht ohne ständig einem Techniker vor den Füssen zu haben. „Fenster kontrollieren.“ Sagte ich nur. Sie blickten mich fragend an und zuckten desinteressiert mit den Schultern. „Eva, hallo.“ „Ach Jan, da bist du ja.“ Sie trat beiseite und ich konnte das Ausmaß der Tat sehen. Vor mir lag ein Mann. Er war etwa Mitte bis Ende Dreißig. Links von ihm standen aufgereiht einige Pappkartons. Ich nahm an für die Weihnachtsdekoration. Er war wohl gerade dabei gewesen seinen Weihnachtsbaum abzuschmücken.

Ich trat näher an den Baum und betrachtete ihn genau. Ein Schütteln der Äste ließ mich zurückzucken. Eva sah mich stirnrunzelnd an. „Ich weiß nicht, was das auslöst, das macht der Baum jedes Mal, wenn man ihm zu nahe kommt. Vielleicht was Elektrisches?“ Ich ging in die Hocke, um mir das genauer anzusehen. Wieder rüttelten die Äste und ich meinte ein leises Fauchen zu hören. Ich ging näher. Vielleicht saß die Katze im Baum? Näher und näher. Ich kniete mich hin, um den Baum noch genauer zu betrachten. Der Stamm war in einem handelsüblichen Christbaumständer eingeklemmt. Die Schrauben waren noch nicht losgedreht. Ich legte mich unter den Baum, um mir das Innenleben genauer zu betrachten. Als ich auf dem Rücken lag, um zu sehen, was sich da bewegt, regnete ein Schwall Nadeln auf mich herab. Ich schloss rechtzeitig die Augen. Sie landeten in meinem Gesicht. „Autsch. Verdammt.“ Ich robbte schnell auf dem Rücken liegend hervor. Eva schlug sich die Hand vor den Mund. Wie ich erkennen konnte, nicht vor Entsetzen, sondern um sich das Lachen zu verkneifen. Was sie aber nicht schaffte. Sie lachte herzhaft und schlug sich dabei auf die Knie. „Na danke. Das schmerzt.“ „Hahaha. Oh Mann, das sieht so witzig aus. Hier Schau mal.“ Sie hatte schon ein Foto geschossen. Ich musste zugeben. Mein dämlicher Blick, gespickt mit grünen Tannennadeln sah wirklich witzig aus. „Entschuldige. Warte. Gib mir mal jemand eine Pinzette. Halt still.“ Sie näherte sich mit der Pinzette und zupfte die einzelnen Nadeln heraus. „Ahhh – Mensch das tut weh.“ Eva betrachtete die gerade entfernte Nadel. „Da sind kleine Widerhaken dran.“ Ich nahm ihr die Pinzette ab und schaute mir die Nadel genauer an. Kein Wunder, dass das so schmerzhaft war. Mein Gesicht war etwas taub. „Isch glaube in den ätherischen Ölen ist irgendein Gift. Mein Gesicht wird Taub.“ Eva beobachtete besorgt, wie sich meine Geschichtszüge langsam grotesk verformten. „Es füllt sisch bisschen komisch an.“ Nuschelte ich. „Ach, so schlimm sieht es gar nicht aus.“ Winkte sie ab. Was ich ihr nicht so glaubte. Ich ging auf das Opfer zu, das auf dem Boden lag. Auch er hatte Nadeln im Gesicht, im Hals, an den Händen. Aber da war auch eine kleine Blutspur zu erkennen. Etwas hatte sich durch sein Herz gebohrt. Ich drehte mich zum Baum zurück und sah mir erneut die Äste genauer an. An einem tropfte etwas herab. Auf dem Boden darunter war schon eine kleine Lache entstanden. Ich streckte meinen Finger aus und zog ihn zurück. Blut. Ich bewegte meinen Kopf in Richtung Leiche und wieder zurück. Dann zeigte ich auf den Ast und meinte zu Eva: „Das ist die Mordwaffe.“ „Der Ast? Meinst du jemand hat ihn gestoßen?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich glaube der Baum hat ihn erstochen. Wahrscheinlich, als er gerade dabei war ihn abzuschmücken.“ Eva blickte mich skeptisch an. „Sind das die Nadeln? Hast du Halluzinationen?“ „Du hast mich doch gerufen. Und bestimmt nicht, weil du denkst, das war ein normaler Mord, oder? Ich glaube, der Baum hat gesehen, was seinen Kameraden geschehen ist und wollte das verhindern. Erst hat er den Mann mit den Nadeln benebelt und dann hat er zugestochen.“ Dabei machte ich eine Vorwärtsbewegung mit ausgestreckten Arm und einem imaginären Ast in der Hand. Eva sprang erschrocken zurück.

„Wir müssen den Baum verhaften.“ Sagte ich, nicht ohne ein Schmunzeln in meiner Stimme. Ich blickte mich im Raum um. Dann ging ich zur Couch. Dort lag die Transporthülle, damit der Baum nicht zu viel Nadeln abwarf. Schnell schnappte ich mir diese Hülle und ging zurück. „Komm, hilf mir“ Wir breiteten die Hülle aus. In dem Moment bewegte sich der Baum. Er hüpfte. Seine Äste schlugen aus und die Nadeln flogen in unsere Richtung. Er hüpfte weiter durch den Raum und seine Äste trafen uns schmerzhaft. Todesmutig stürzte ich mich mit der Hülle in den Händen auf den Baum zu. Ich sprang und warf dabei den sich wehrenden Baum um. Schnell schlang ich die Hülle um seine schlagenden Äste. Nicht ohne einige davon abzubekommen. „Schnell helft mir.“ Die Kollegen lösten sich aus ihrer Starre und kamen mir zur Hilfe. Schnell war auch ein Seil da und wir wickelten dieses um die Hülle. Fest verschnürt lag der Baum vor uns. „Ich verhafte dich wegen Mordes und Angriff auf einen Polizeibeamten. Alles, was du jetzt sagst oder tust, kann gegen dich verwendet werden. Ob es Anwälte für Weihnachtsbäume gibt, weiß ich nicht.“ Eva stand neben mir und klopfte mir anerkennend auf den Rücken. „Du weißt, dass uns das keiner glauben wird?“ „Ja, ja. Das weiß ich. Wir bringen ihn am besten zur Entsorgung. Schreiben einen Bericht, bei dem der Mörder flüchtig und unbekannt ist und einen für den Raum der besonderen Fälle.“ Eva nickte zustimmend und wir taten, wie besprochen. Später saßen wir an meinem Schreibtisch und tranken einen Kaffee mit Schuss.

Ich zog die Schublade auf und entnahm einige Seiten vorgedruckten Papiers. Eva blickte mich fragend an. „Wir haben den Bericht doch fertig.“ Ich nickte. „Das ist kein Bericht. Das sind Urlaubsanträge. Nächstes Jahr Weihnachten reiche ich Urlaub ein.“

Ende.