
Schnell erklärt soll das Projekt *.txt der Inspiration dienen. Einmal pro Monat wird ein Wort verkündet, zu dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Texte schreiben. Es gibt keinen Druck, etwas zu schreiben, kein Datum, bis wann die Texte da sein müssen … es soll also in erster Linie Spaß machen!
Das vierte Wort lautet:

Ich habe lange an dieser kleinen Apokalypse geschrieben. Es gab viel Pausen dazwischen und am Ende war es ein totales Durcheinander. Aber eine gute Übung einen Text zu überarbeiten. Das könnte aber auch der Grund sein, dass es vielleicht manchmal etwas holprig wirkt. Der Text ist etwas länger geworden.
Warnung: Es kommen blutige Szenen vor.
Marvin hatte Biologie studiert – Mikrobiologie. Er hatte gerade mit seiner Doktorarbeit begonnen. Er fühlte sich jetzt schon wahnsinnig genervt. Die Diplomarbeit hatte ihm schon nicht zugesagt, aber da er nicht unbedingt der fleißigste Student war, hat er halt angenommen, was ihm sein Professor. angeboten hatte.
Er sollte einen bestimmten Wirkstoff aus einem psychoaktiven Pilz extrahieren und aufschlüsseln. Eine langweilige Aufgabe. Er sollte diesen Wirkstoff dann an verschiedenen Versuchstieren testen und dessen Auswirkungen dann erfassen. Dieser Pilz war eine neue Gattung, die ein Biologe bei seinen Exkursionen im Himalaya Gebirge entdeckt hatte. Noch absolut unerforscht. Aber die Wirkung solle sehr heftig sein. Selbst die Einheimischen hatten vor diesem Pilz gewarnt. Sie meinten da stecke der Teufel drin.
Marvin kitzelte es in den Fingern, selbst mal einen kleinen Versuch zu starten. Schließlich würden auch irgendwann Menschenversuche stattfinden müssen. Noch hatte er sich nicht getraut. Aber ihm schwante schon ein Opfer vor. Einer der IT-Boys die sich so aufspielen und ihn immer wieder ärgerten, sollte sein Versuchsopfer werden. Aber solange saß er am Photonenmikroskop und untersuchte die einzelnen Pilzkomponenten. Was bei einem Pilz ja nicht wirklich viel ist. Da diese Aufgabe natürlich auch wirklich sehr, sehr langweilig war, passierte es, dass Marvin einschlief. Während er gerade versuchte die DNS zu entschlüsseln. Dumm nur, dass der Laser an war. Man brauchte kein Wissenschaftler zu sein um sich zu denken, dass das nicht gut ausging.
Im ersten Moment geschah natürlich nichts. Nach dem Marvin seinen Kopf von dem voll gesabberten Tisch hob, erschrak er. Schnell schaltete er den Laser aus und schaute sich die Werte am PC an. Auf den ersten Blick war nichts zu erkennen. Beruhigt verließ er das Labor und ging zur Pause.
Vollgegessen und träge schleppte sich Marvin wieder an seinen Platz. Den Vorfall mit dem Laser hatte er schon längst vergessen. Der extrahierte und unbeabsichtigt bestrahlte Wirkstoff, wollte er dann in eine Ratte spritzen. Damit fing seine eigentliche Doktorarbeit an. Überwachen und notieren. Einige Stunden später hatte er Kopfschmerzen und tränende Augen. Nichts passierte. Was sollte auch passieren? Er machte Schluss für diesen Tag. Der nächste würde vielleicht mehr bringen.
Gähnend schloss er am nächsten Tag sein Labor auf – er war, wie immer, der erste. Kaffee kochen, Tasse hinstellen und setzen. Das waren die ersten Dinge, die er tag täglich machte. Ein Blick auf seine Ratte ließ ihn aufspringen. Was war geschehen? Ein Monster saß im Käfig und blickte ihn mit rot unterlaufenen Augen an. „Wow – ich glaube nicht, dass das passieren sollte?“ Er wusste nicht ober er seinen Doktorvater kontaktieren sollte? Ihm fiel schließlich doch noch ein, dass der Wirkstoff vielleicht denaturiert war.
Das Beste wäre die Ratte zu eliminieren, den Wirkstoff zu eliminieren und das Ganze zu vertuschen. Das wäre das einfachste gewesen. Aber was ist schon einfach. Wenn etwas schief geht, dann gewaltig. So auch hier. Marvin beobachtete, dass eine Stechmücke versuchte aus dem Käfig zu entkommen. Prinzipiell ja nichts schlimmes, wenn diese Ratte nicht so entartet wäre. Marvin wollte sie verjagen – aber sobald er in die Nähe des Käfigs kam, rastete die Ratte aus. „Oh – wow.“ Marvin sprang zurück. So also, die musste weg. Er nahm den Käfig – sehr vorsichtig und ging zum Tierkreamtorium, dort landeten alle misslungenen Versuche. Er schob den Käfig in die Gaskammer und öffnete das Ventil. Gas strömte in den Käfig. Das dauerte – die Ratte war hartnäckig. Aber dann fiel sie doch noch um. Er öffnete den Verbrennungsofen und lies die Rattenleiche hineingleiten. Schnell drückte er auf den Startknopf und seine Verfehlung war Asche. Die Probe des Wirkstoffs landete im toxischen Abfall zur Sonderentsorgung. „Uff.“ Zurück in seinem Labor, trat Lea ein. Er stand auf Lea – hatte sich aber noch nie getraut sie um ein Date zu bitten. Jetzt fühlte er sich aber mutig. Er hatte eine Monsterratte vernichtet. Er war ein Held. „Hi Lea, wir geht es?“ „Hi Marvin – gut danke. Hier. Professor Brent sucht die Unterlagen zu diesem extrahierten Wirkstoff aus dem Pilz. Die müssten bei dir sein.“ „Äh – ja hier. Du sag mal hast du vielleicht mal Lust mit mir auszugehen?“ Lea stutze. „Ja klar, warum nicht. Weißt du was? Heute passt perfekt. Lass uns von hier aus zum Essen gehen. So in einer Stunde?“ „Echt – ja super. Ich warte auf dich.“ „Okay – bis in einer Stunde. Autsch. Verdammtes Vieh. Mich hat so eine miese Stechmücke erwischt. Ich hasse dieses Vogelfutter. Also bis später.“
Lea lief zu Professor Brent um ihm die Unterlagen zu bringen. Sie fühlte sich beschwingt und freute sich, dass Marvin endlich gefragt hatte. Sie schmachtete ihn schon eine ganze Weile an. An der Tür zum Labor wurde ihr etwas schwummrig. „Das ist bestimmt die Vorfreude.“ Sie trat ein und wurde schon erwartet. „Hier die Unterlagen von Marvin.“ „Ah – danke Lea. Geht es ihnen gut? Sie haben rote Placken im Gesicht.“ Erschrocken führte sie die Hände in ihr Gesicht und ging zum Spiegel. „Oh nein. Wie sehe ich denn aus? Oh Mann. So kann ich mich ja nicht zeigen.“ Sie griff in ihre Handtasche um sich etwas Make-up zu greifen und fing an diese Flecken zu überschminken. Gerade heute musste sie so einen hässlichen Ausschlag bekommen. Verdammt.
Zur Verabredeten Zeit ging es Lea richtig schlecht. Aber sie hatte solange gewartet, dass Marvin aus seinem Schneckenhäuschen kam, dass sie auf keinen Fall absagen wollte. Sie begab sich zu Marvins Labor und klopfte. Er musste schon hinter der Tür gestanden haben, so schnell öffnete er. „Hallo. Schön, ich hatte schon Angst, dass ich es geträumt habe.“ Er schloss die Tür und nahm sie am Arm. „Wie wäre es mit Buckys gegenüber?“ Lea hustete und räusperte sich. „Ja – da gehe ich gerne hin. Eine gute Wahl.“
Im Buckys entschuldigte sich Lea und ging auf Toilette. Ihr ging es richtig schlecht. Schnell ging sie in eine Kabine um sich zu übergeben. Hatte sie sich einen Magen-Darm-Virus eingefangen? Dieses Schicksal. Es machte ihr schon wieder einen Strich durch die Rechnung. Sie wusch sich schnell und ging zurück. Wie sie den Abend überstehen würde, wusste sie noch nicht. Aber sie würde.
Sie biss die Zähne zusammen und bestellte sich einen Burger englisch Style. Im Moment hatte sie einen Heißhunger auf Rohes. Bekam sie ihre Periode? Aber da hatte sie eher Heißhunger auf Schokolade. Nach dem Burger ging es ihr tatsächlich besser. Unerwartet, aber erfreulich. Sie taute auf und hatte einen wirklich witzigen Abend mit Marvin. Er begleitete sie nach Hause und vor ihrer Tür stammelte er leicht beschämt: „Äh – d-das war ein w-wirklich netter Abend. Das können wir mal wiederholen, oder?“ Lea ging es schon wieder etwas schlechter und sie unterdrückte einen Rülpser. „Ja, auf jeden Fall. Ich hatte viel Spaß.“ Sie reckte sich etwas nach vorne und Marvin beugte seinen Kopf in ihre Richtung. Er küsste sie. Allerdings schmeckte sie sehr seltsam. Wie verdorbenes Essen. Er unterdrückte seinen Ekel. Das lag vielleicht an dem fast rohen Burger. Schnell verabschiedete er sich. Er war leicht verstört. „Das war echt eklig. Das nächste Mal gehen wir vegetarisch Essen.“
Lea stürzte zur Toilette und übergab sich. „Uff – mich hat es ganz schön erwischt, das war bestimmt das Tunfischsandwich zum Frühstück – sowas vertrag ich dann wohl doch nicht mehr.“ Schmunzelte sie, da sie sich anhörte wie ihre Mutter. Wacklig stand sie auf und machte sich frisch. „Am besten gehe ich gleich schlafen, damit ich morgen wieder fit bin. Vielleicht kann ich mit Marvin zu Mittag essen, das wäre schön.“
Marvin schwebte nach Hause. Der Abschied war zwar etwas eklig, aber seine Schmetterlinge im Bauch hinderte das nicht ihn im Magen zu kitzeln. Er war definitiv verliebt. Schon freute er sich auf morgen. „Ich werde ihr nachher noch eine Nachricht schicken, ob sie mit mir zum Mittag essen will.“ Er unterdrückte ein hüpfendes Laufen.
Am nächsten Morgen erwachte Lea nicht mehr. Oder? Doch sie stand auf. Aber es war nicht mehr Lea.
Marvin holte sich einen Coffee-to-go auf dem Weg zur Arbeit. Beschwingt öffnete er die Tür zum Labor und schaute auf sein Handy. Lea hatte noch nicht geantwortet. Starke Enttäuschung machte sich bereit. Vielleicht fand sie es nicht so gut wie er? Er wollte nicht warten und rief sie an. Es klingelte. Lange. Dann nahm jemand ab. „Lea? Wo bist du, ich wollte mit dir zu Mittag essen. Hast du meine Nachricht nicht bekommen?“ „Wrrrgggg“ „Lea? Alles in Ordnung – ich habe kein Wort verstanden.“ „Arrrggg, wrrrrgggg.“ „Geht es dir nicht gut? Soll ich vorbei kommen?“ „Jaarrrrrggg“. Hm – ihr ging es gestern schon nicht so gut, das hat man ihr angesehen. „Ich komme vorbei. Warte auf mich.“ Schnell packte Marvin seine Sachen zusammen und meldete sich früher ab. Etwas Persönliches. Dann rief er ein Taxi. Vor ihrer Tür angekommen, klingelte er. Aber keiner öffnete. Er wolle gerade bei einem Nachbarn klingeln, als die Tür sich öffnete und ein junger Mann mit Kopfhörern, seinen Blick auf sein Handy gerichtet, heraus kam. Schnell schlüpfte er hinein und stieg zu Leas Wohnung hinauf. Er klopfte – keiner öffnete. Aber sie war da. Er konnte sie stöhnen hören und es polterte, als würde sie die Einrichtung auseinander nehmen. Zögerlich klopfte er. „Lea?“
Es wurde ruhig. Er hörte ein Schlurfen. Etwas stimmte hier ganz und gar nicht. Er wurde unruhig. Sein Instinkt riet ihm zu fliehen. Ein Schatten lugte unter dem Türspalt am Boden heraus. Etwas – er war sich ziemlich sicher, dass es ein Etwas war – drehte den Türknopf. Aber es geschah sehr unbeholfen und die Tür öffnete sich nicht. Dann klappte es. Das Schloss klackte. Die Tür öffnete sich. Marvin war bereit zu fliehen, als die Tür aufgezogen wurde. Rot leuchtende Augen blickten ihn aus dem offenen Spalt entgegen. Lea. Sie war kaum wieder zu erkennen. Marvin sprang zurück. Lea wollte die Tür aufreißen, aber sie hatte die Kette vorgelegt. Was sollte Marvin jetzt machen? Die Polizei rufen? Seinen Professor rufen. Er ahnte, dass diese Verwandlung etwas mit ihren Versuchen zu tun hatte. Das spürte er. Er zog die Tür zu und kramte nach seinem Handy. „Professor Brent.“ „Professor? Hier ist Marvin. Hören sie mir zu. Ich bin gerade bei Lea – irgendwas stimmt mit ihr nicht. Sie – sie ist mutiert, oder sowas.“ Lea rüttelte an der Tür. Sie war ziemlich stark. „Marvin, wovon reden sie?“ „Ganz ehrlich? Ich stehe gerade vor Leas Wohnung und sie sieht aus wie ein Statist aus The Walking Dead. Sie sollten ihre Tasche packen und sofort herkommen. Mischen sie etwas zusammen, das das hier rückgängig macht, oder wenigstens verhindert. Beeilen sie sich, ich weiss nicht wie lange ich diese Tür zu halten kann.“ Ohne auf eine Antwort zu warten legte Marvin auf.
Professor Brent hielt sein Handy vor sich und schnaufte. Es wirkte. Es wirkte. Es konnte nur der Wirkstoff sein, den Marvin extrahiert hatte. In den Unterlagen konnte er nachlesen, wie weit Marvin schon war. Es konnte nur der Wirkstoff sein. Alles andere müsste er noch klären. Er könnte es ans Militär verkaufen. Könnte er? Wollte er? Ja. Nein. Während er hin und her überlegte mischte er schnell etwas zusammen, das ein Gegenmittel sein könnte. Er hoffte es wenigstens. Allerdings würde es den Wirkstoff nur unterdrücken. Lea würde immer eine Zeitbombe bleiben. Eine Gänsehaut lief ihm über die Arme. ER hatte es tatsächlich geschafft. Eine perfekte biologische Waffe. Aber erst musste er Lea betrachten und untersuchen. Dann erst konnte er das Verteidigungsministerium kontakten. Erst musste alles hieb und stichfest sein.
Er erreichte Leas Adresse in Rekordzeit. Schnell klingelte er bei mehreren Nachbarn. Einer öffnete immer. So war es auch und er rannte die Treppen hoch. Marvin kämpfte verbissen dagegen an, dass Lea die Tür öffnete. „Ah – Professor. Was machen wir jetzt?“ „Das ist mein erster Fall. Ich weiß selbst noch nicht wie ich vorgehen muss. Irgendwie müssen wir Lea ins Labor schaffen. Wir müssen sie irgendwie ruhig stellen mit diesem Mittelchen hier.“ Er wühlte in seiner Tasche und zog eine Spritze und einen zusammen geschobenen Stab mit einer Schlinge am Ende hervor. Sowas verwendeten Tierfänger, dachte Marvin. „Sie öffnen die Tür und ich versuche das hier über ihren Kopf zu stülpen. Dann bugsieren wir sie erstmal rein, warten bis es dunkel wird und schaffen sie zum Auto.“ „Haben sie einen Impfstoff zusammen mischen können?“ „Öh –ja – hier. Das müssen wir spritzen. Es wird sie beruhigen. Marvin, wir müssen sie untersuchen und studieren. Das ist so wichtig für die Zukunft. Glauben sie mir, ich werde ihr helfen, aber erst muss ich sie untersuchen.“ „Spinnen sie? Sie ist ein Mensch, keine Laborratte.“ „Ich kann ihr nur im Labor helfen.“ Marvin war skeptisch. Er kannte seinen Professor und wusste, wie gerne er einen Auftrag des Militärs hätte. Aber es gab keine andere Möglichkeit.
Als es dunkel war, schafften sie Lea ins Auto. Sie hatten sie gefesselt und einen Sack über den Kopf gestülpt. Sich ständig umschauend, schafften sie sie ins Auto. Im Labor angekommen war es nicht schwierig Lea hinein zu bringen. Aus Kosten Ersparnis gab es keinen Wachmann mehr, so konnten sie im Dunkeln ungesehen ins Labor schlüpfen. Sie gingen einen Gang lang, den Marvin nicht kannte. „Wo sind wir hier?“ „Äh – das ist der geheime Trakt für geheime Forschungen.“ „Geheime Forschungen, ohne Wachmann?“ „Äh – ja meine geheimen Forschungen. Der Trakt ist eigentlich stillgelegt. Ich habe mir die Freiheit genommen, einen Raum für meine Zwecke einzurichten. Das ist doch ideal. Mit Lea könnten wir nicht oben bei den anderen forschen. Um Gottes Willen, was meinen sie, was hier los wäre?“ Marvin blieb skeptisch, aber es war natürlich logisch. So konnten sie in Ruhe an einer Heilung für Lea arbeiten.
In dem Raum stand ein mannshoher Käfig. Marvin stutzte? In der hinteren Ecke entdeckte er noch einen. „Professor? Diese Käfige? Hatten sie etwas geahnt?“ „Öhm. Befürchtet und auch bisschen erhofft.“ „Erhofft?“ „Ja, verurteilen sie mich nicht. Die Wissenschaft ist so. Skrupellos. Geld regiert auch hier die Welt. Das werden sie vielleicht auch noch irgendwann mal erfahren.“ Marvin schwor sich, dass er das nie erfahren wollte. Er würde sich nie kaufen lassen.
Lea war eingesperrt – sicher weg gesperrt. Marvin hasste sich dafür, aber er sah die Notwendigkeit diese Erkrankung zu erforschen. Vor allem den Ursprung. Dass es irgendwas mit seiner Doktorarbeit zu tun hatte, dessen war er sich sicher. In seinem Gedächtnis erwachte die Erinnerung an den Laserstrahl, der den Wirkstoff eventuell denaturiert hatte. Niemals würde er das dem Professor sagen – nicht auszudenken, wenn er tatsächlich eine Waffe daraus entwickeln würde. Aber wie wurde sie infiziert. Sie hatte keinen Kontakt mit dem Erreger gehabt. Die Ratte war schon entsorgt und Lea war ihr nicht zu nah gekommen.
Wenige Stunden später gab er auf. „Professor, ich bin einfach ratlos. Ich werde mir die Aufnahmen aus meinem Labor beschaffen. Vielleicht war sie noch mal da und wurde verletzt. An ihr ist nichts zu erkennen, ihr Körper ist einfach zu entstellt.“
„Oh ja – das ist eine gute Idee.“ Marvin ging zur Security und besorgte sich die Aufnahmen. Er wählte den Tag ihres ersten Dates. Es dauerte nicht lange, da sah er ihre Bewegung. Sie versuchte eine Mücke zu erwischen, und schlug sich dabei auf den Arm. Er lehnte sich im Stuhl zurück und schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen. Er hatte vergessen, dass er eine Stechmücke im Käfig der Ratte gesehen hatte. Eine Mücke. Eine kleine Mücke hatte Lea infiziert. Es war schlimmer als er angenommen hatte. Wie aggressiv war dieser Wirkstoff? Traurig schaute er Lea an, die ihn ruhig aber hungrig beobachtete. Sein Professor betrat den Raum. Marvin berichtete ihm von seiner Entdeckung. „Haben sie ein Gegenmittel gefunden?“ „Äh – Marvin. Ich habe Leas Blut getestet. Ihr ist nicht mehr zu helfen. Sie lebt nicht mehr.“ „Was soll das denn bedeuten, sie steht doch lebend hier vor uns.“ „Ich weiß nicht genau was passiert ist, aber ihre Zellen sind tot. Da teilt sich nichts mehr. Warum sie dennoch hier steht, das kann ich nicht erklären.“ „Soll das heißen sie ist eine Art Zombie?“ „Ja – grob geschätzt, kann man das so nennen.“ Nickte der Professor hektisch mit dem Kopf.
In diesem Moment hätte er am liebsten den Professor gegen Leas Käfig gedrängt und seine Medizin kosten lassen. „Was soll denn das?“ Fragte Marvin. Seine Stimme überschlug sich vor Zorn. „Sie spielen mit dem Leben der Menschen? Wie kann man denn so was Furchtbares entwickeln wollen?“ „Junge, beruhigen sie sich. Waffen, in jeglicher Form, sind immer furchtbar. Aber Krieg ist Krieg und der nächste steht schon vor der Tür. Und Krieg bedeutet Geld. Das ist schon immer so gewesen. Oder warum meinen sie, dass die Amerikaner ständig krieg führen? Deren Kassen sind immer leer und aufgefüllt werden sie durch Krieg. Warum soll ich da nicht auch mitmischen?“ „Sie sind ein Schwein. Ein egoistisches Schwein. Schauen sie sich Lea an. Sie ist unschuldig – genau wie viele andere, die sie skrupellos ihrer Geldgier opfern würden. Aber damit lass ich sie nicht durchkommen. Es gibt nämlich etwas, das sie nicht wissen. Etwas was passiert ist, während der Extraktion des Wirkstoffes aus dem Pilz.“ Marvin lachte bösartig. „Sie werden niemals diesen Wirkstoff entwickeln. Niemals.“ „Marvin – machen sie sich doch nicht lächerlich. Sagen sie mir, was sie gemacht haben und ich werde mich großzügig zeigen. Es soll nicht ihr Schaden sein. „Niemals, niemals. Werde ich so etwas unterstützen. Ich bin nicht käuflich. Ich habe noch Ehre und bin nicht so abgestumpft.“ In diesem Moment sprang der Professor auf Marvin zu. Diese Geschwindigkeit hätte er ihm gar nicht mehr zugetraut. Marvin stolperte und taumelte gegen den Käfig. Lea ließ diese Chance nicht ungenutzt und griff nach Marvins Haaren. Und sie biss zu. In seinen Kopf. Marvin konnte sich losreisen, indem er einige seiner Haare in ihrer Hand beließ. Er hielt sich den Kopf und blickte auf seine blutige Hand. Entgeistert streckte er sie dem Professor entgegen. „Professor? Professor, ich – sie hat mich gebissen.“ „Marvin, sagen sie mir was sie gemacht haben, dann kann ich ein Gegenmittel entwickeln und sie retten.“ Marvin schüttelte ungläubig seinen schmerzenden Kopf. „Nein, nein, nein. Ich – mir wird übel.“ Und schon erbrach er sich. Er blickte auf den Professor. „Sie – sie sind schuld an dem Ganzen. SIE.“ Schrie er, als er sich auf den Professor stürzte. Ein Brieföffner war in seiner Hand gelandet. Darüber machte er sich keine Gedanken mehr. Er konnte fast nicht mehr klar und deutlich sehen. Er sah im wahrsten Sinne rot. Er stolperte dem Professor entgegen, der sich an die Tür gewandt hat. Aber Marvin war schneller. Er drückte mit seiner Hand gegen die Tür, so dass der Professor nicht mehr hinauskam. Dann stach er zu. Mitten in den Hals – die Schlagader. Das Blut spritze Marvin ins Gesicht. Er leckte sich über die Lippen. Hmmmm. Welch ein Genuss. Dann rutschte er an der Wand hinunter und blickte auf Lea. Lea rüttelte am Käfig. Sie war wild, sie war hungrig. Ihr Mund war Blutverschmiert, sie sah nie besser aus. Marvin erhob sich mit seinem letzten klaren Gedanken und öffnete ihren Käfig. Sie griff ihn nicht an – er war schon der ihre. Sie begaben sich zur Tür und öffneten sie. Gemeinsam leiteten sie die Apokalypse ein.
ENDE