Humor, Mach was mit..., Tiere

Mach was…mit einem Award/Preis

Es ist wieder Zeit für das kreative Blogprojekt von Herba und die Pö

Mach was…mit einem Award/Preis

Ich bin so gar kein Anhänger der Verleihungen, egal welcher – eigentlich geht es mir ziemlich vorbei. Deswegen hatte ich auch echt Probleme, dass mir etwas eingefallen ist. Soviel erste Sätze, die aber alle nicht funkten. Dann blickte ich an das Fussende meines Mannes und Pling – die Idee war da…

Und nun kommt meine Preisverleihung.


Mach was…mit einem Award/Preis

„Wieder ist es mal soweit. Es wird der Preis für den hübschesten, besten, effektivsten und kreativsten vergeben. Wer wird es dieses Mal sein. Kommt heute Nacht zur Präsentation. Pünktlichkeit ist ein Muss. Und bitte, geht vorher austreten, das war im letzten Jahr doch wirklich eklig. Esst zu Hause, da wir nicht auf alle Allergien, und Essgewohnheiten Rücksicht nehmen können. Ihr und eure Betreuer wissen das am besten. Und für so manch einen langhaarigen Zottel würde ich mir noch eine Wäsche wünschen. Es roch übel nach nassem Hund letztes Mal. Wenn ihr die kleinen feinen Regeln befolgt, dürfte da eigentlich nichts schief gehen. Ach – und bitte, lasst die Schuhe zu Hause. Das ist nicht schön anzusehen.“

Immer wieder dasselbe dachte Max. Da macht man mal Urlaub und will relaxen. Dann nerven einen die ständigen Durchsagen der Animateure. Max erhob sich und stellte sich vor den Spiegel. Seine Haare standen in alle Richtungen ab. Ob ich mich mal zum Friseur begebe? Er drehte sich und drehte sich, dann roch er an sich. Eigentlich rieche ich doch normal. Ob ich bei Wendy mal vorbei schaue und sie probeschnüffeln lasse. Ich lasse mir ja nicht gerne hinter her sagen, dass ich stinke. Schließlich würde das auch ein schlechtes Bild auf meine Nominierung werfen, oder? Ja, das mache ich.

Max schüttelte sein Haar und ging durch die Tür nach draußen. Wendy war die mit Abstand schönste hier. Warum machte man eigentlich keine Schönheitswettbewerbe, da könnte man doch auch einen Preis verleihen. In anderen Resorts wurde so was gemacht, das hatte er schon im Fernsehen gesehen. Vielleicht sollte er das für das nächste Jahr mal vorschlagen. Wendy würde natürlich gewinnen, aber so könnte man mal den Markt erkundschaften. Alle konnte man ja in der kurzen Zeit, die man hier verbrachte nicht kennen lernen.

„Wendy, hallo. Hast du die Durchsage gehört? Für den Award heute?“ „Natürlich hab ich den gehört, ich bin doch auch als Preisrichterin dabei. Also wirklich Max. Was willst du?“ Je abweisender, desto reizvoller, dachte er. „Genau, deswegen bin ich da, meinst du ich bräuchte einen Friseurbesuch mit Wäsche.“ „Na wenn du schon fragst, weißt du es doch. Hast doch gehört, dass wir keinen Nassen-Hund-Geruch wollen. Und wenn du schon dabei bist, dein Atem riecht auch nicht gerade nach Veilchen. Einen Besuch beim Dentisten, würde ich dir auch empfehlen.“ Das war ja klar. „Okay, dann sehen wir uns heute Abend?“ „Das wird sich kaum vermeiden lassen, wir haben ja alle jemanden vorgeschlagen und wollen dass unsere Auswahl gewinnt, oder? Cheerio, Max.“

Meine  Güte, was war sie arrogant, dass konnte sie sich auch nur erlauben, weil sie so eine tolle Rassefrau war. Max begab sich zum Friseur.

„Oh schaut doch mal wer da kommt. Max-Müffel.“ „Ja, ja ist ja schon gut. Dann mal das Komplettpaket.“  Angel klapperte mit ihren roten Krallen auf einer Tastatur und schon kam meine Wellness Beraterin. „Na wen haben wir denn da?“ Ja, wen haben wir denn da? Dachte Max: deinen Kunde. Er brummte und sie verwuschelte sein Haar. „Da hat es aber einer nötig, junger Mann. Puh, das ist schon bisschen her, oder? Na dann komm mal mit, erst mal ein schönes Bad, dann bisschen Trimmen und eine tolle Massage mit feinen duftenden Ölen.“ Klang alles furchtbar in Max Ohren, aber dann sah er Wendy vor sich und ließ sich in den nächsten freien Raum führen.

Etwa eine Stunde später trat Max aus der Kabine. „Oh, welch ein Glanz in meiner bescheidenen Hütte.“ „Lass gut sein Angel. Setz es auf die Rechnung und hör auf so frech zu grinsen.“ „Es war uns ein Vergnügen, komm nächstes Jahr wieder, dann haben wir immer diesen tollen Vorher-Nachher-Effekt. Ich hoffe deine Wellness-Beraterin hat es fotografiert.“ Er verließ den Laden mit einem schallenden Gelächter in seinem Rücken. Er schaute nach oben. Der Mond ließ sich langsam blicken. Er sollte schnell noch einen kleinen Snack zu sich nehmen, sich entleeren, und dann wäre es schon so weit. Die Snackbar lag auf dem Weg. Max trottete gemütlich dort hin und setzte sich vor den Tresen. Durch Knopfdruck konnte man sich sein Essen zusammenstellen. Nichts was einen ekligen Atem hinterlassen würde. Hmmm? Dann wohl etwas mit guten Kräutern. Schnell drückte er die Tasten und vor ihm erschien eine Schüssel seiner Wahl. Schnell schlang er es herunter – keine Zeit für Manieren. Er erhob sich und ging schnell weiter, da es schon drückte. Oben rein, unten raus, dachte er hämisch.

Der Gong – er rief zum Event des Sommers. Der Award. Mist, ich muss mich beeilen. Schnell ging er zum Abort und hinterließ dort sein Geschäft. Ich muss mich beeilen, dass ich einen guten Platz bekomme mit freier Sicht auf Wendy. Nie sah man so viele gestylte Gestalten wie an dem Abend der Awards. Da waren Schleifchen in die Haare gebunden und Fliegen um den Hals geschnürt. Es war zum Kotzen, aber ein Muss, für jeden Resort Besucher, der etwas auf sich hält. Und Max war ziemlich stolz auf sich. War er doch ein Womanizer.

Er hatte einen guten Platz ergattert und saß schräg gegenüber von Wendys Juroren Tisch. Ganz lässig nickte er ihr zu und sie strahlte. Schnell kam sie zu ihm. „Max, das steckt ja ein ansehnliches Kerlchen hinter dem Haar und Schmutz. Hm und du riechst so gut. Lass uns nach dem ganzen hier doch noch auf einen Absacker gehen, was meinst du?“ So lässig wie er konnte antwortete er:“ Wendy, das wird mir eine Ehre sein.“ Sein Herz wollte aus der Brust springen. Innerlich hüpfte er wie zehn Jahre jünger.

„Schön dass ihr alle hier seid. Es ist wieder soweit. Die Nominierung der Betreuer des Resorts. Jeder konnte einen in den Topf schmeißen und konnte auch eine kleine Erklärung dazu geben, wieso gerade dieser oder diese Hundesitterin die beste wäre und einen kleinen Preis verdient hätte.

Ein Gejaule und Gebelle erhob sich und der ein oder andere knurrende Laut erschallt. „Ruhe, ruhe, wir wollen doch kein Ärger haben, oder Freunde. Jedes Jahr veranstalten wir im Hunderesort zur glücklichen Pfote einen Award. Der beste Betreuer, wird geehrt und bekommt von uns allen einen kleinen Preis.“ „Was ist es denn dieses Jahr, Wendy?“

Wendy drehte sich zur Stimme um. Sie hielt es hoch, ein Halsband mit einer goldenen Marke. „Best Caretaker“ blinkte darauf mit Strasssteinen.“ist es nicht wunderbar?“ Wieder erhob sich ein Hundegebell. „Also legen wir los. Starten wir mit ….

Und der Best-Caretake-Award geht an….

ENDE


Unsere Hündin lag friedlich schlafend am Fussende und ich dachte mir, wenn sie einen Preis verleihen könnte wem, für was…und da war die Idee….

Bis zum nächsten Mal….

Fantasy, Ich erzähl dir eine Geschichte..., Tiere

Schneewanderung mit Haustier

Bei Annie gibt es ein neues Projekt, das auch wöchentlich stattfinden wird. Hier wird es jede Woche ein neues Thema geben.

Diese Woche:

Es ist ein ruhiger Januarmorgen. Du gehst mit deinem Haustier auf einem schneebedeckten Feld spazieren. Auf einmal nimmt dein Haustier die Fährte auf. Was wirst du finden?


Ich habe lange vor dem weissen Monitor gesessen – mein Haustier hatte ich schnell gefunden. Ich mag diese Tiere.

Aber was sollte dieses Tier denn finden und was wäre so besonders dran. Das ist mir schwer gefallen. Dann habe ich laut gedacht und meinem Mann erzählt, was die Aufgabe ist. Dann hat er gelacht und es als schräg tituliert…Aber so ist das mit der Fantasy.


 

Ich hasste ja die kalten Winter bei uns. Aber auch ich konnte mich dem schönen Schimmern einer unberührten Schneedecke nicht entziehen. Gerade an einem Sonntagmorgen, wenn die Welt noch einem alleine gehört. Da schnappe ich mir mein Haustier, ziehe mich dick an und laufe los. Wenn wir dann vor dem Feld stehen und unsere Spuren hinterlassen – ist es wie wenn wir einen neuen Planeten betreten. Der Schnee knirscht unter den Schuhen und wir laufen los. Ich genieße die Stille.

„Huahuahuahihihihhhhhhuhuhu“ Ich rollte mit den Augen und drehte mich zu Ariana. „Das war jetzt schon irgendwie klar, dass du hier lachen musst, oder?“ Ariana schaute mich treu an und lachte. Was hatte ich mir nur dabei gedacht eine Hyäne aufzunehmen. Ich hörte immer noch Kyle: „Komm schon Vera. Das ist mal was Außergewöhnliches. Einen Hund oder eine Katze hat jeder – aber eine Hyäne. Sie ist ein Welpe und braucht unbedingt Liebe. Ihre Mutter ist von Wilderern getötet worden – sie konnte sich gerade so verstecken. Sie braucht dich.“ Kyle hatte selbst süße Welpenaugen, denen man einfach nicht widerstehen konnte. „Aber sie sind so hässlich – diese nackten Gesichter.“ „Nein – Ariana ist eine wirklich hübsche und nicht so nackt im Gesicht – komm ich zeig sie dir.“ Schwer seufzend folgte ich ihm. Er öffnete die Tür zum Zwinger, und um mich war es geschehen. Vor mir saß eine ganz entzückende Hyäne. Sie saß auf ihren Hinterbeinen. Der Bauch war wie bei Hunden nackt und ein freches Grinsen zierte ihren Mund. Die Ohren standen weit ab und die braunen Augen blickten mich neugierig an. Sie war einfach zum Verlieben. „Komm, lernt euch kennen.“ Ich trat in den Käfig und ging in die Knie. Ariana kam neugierig auf mich zu. Immer noch grinsend. Dann fing sie an zu lachen. Und dieses Lachen war so ansteckend. Ich konnte mich nicht zurück halten und wir lachten gemeinsam. Und genau dieses Lachen brauchte ich oft nach einem anstrengenden Tag.

Aber wenn man so ruhig spazieren ging, war ein solch aufdringliches Lachen, manchmal nervig.

Manchmal ließ ich Ariana auch frei laufen. Gerade bei solch Wetter, war die Gefahr jemanden mit Hund zu treffen gering. So richtig traute kein Hundebesitzer meiner Hyäne – sie haben einfach einen schlechten Ruf – dabei jagen sie doch eher selten. Und wenn sie satt sind schon mal gar nicht.

Ich leinte Ariana ab und schaute ihr zu wie sie durch den Schnee tanzte. Es war so beruhigend sie beim Spielen, Springen und die Schnauze in den Schnee steckend zu sehen. Wer hätte gedacht, dass ein Tier aus Afrika so auf Schnee abfahren würde? Dann auf einmal sprintete sie fort. „Ariana, nicht so weit weg. Warte, warte doch. Ich komme gar nicht hinter her.“ Ich stapfte durch den wadenhohen Schnee – was war das anstrengend. Mein Workout hatte ich also schon hinter mir. Schnaufend und ächzend, nass geschwitzt und einen Blutmond roten Kopf kam ich endlich bei Ariana an. Sie hatte etwas gefunden. „Bitte, lass es keinen ekligen Kadaver sein, bitte lass es keinen Kadaver sein.“ Murmelte ich vor mir her. Ich trat an sie heran und konnte erst mal gar nicht sehen. Da lag etwas im Schnee. „Was hast du denn da gefunden. Lebt es noch? Was ist das?“ Ich bückte mich und das Tier vor mir zuckte. Ich wusste nicht wie, was – WAS….ich plumpste in den Schnee und konnte meinen Augen nicht trauen.

Ariana erhob sich und beschnüffelte das Tier vor ihr. Sie leckte über das kleine Wesen und blickte mich lächelnd an. „Ja, Ariana – ich sehe es – ich kenne es – aber ich wusste nicht, dass es so was gibt.“ Ariana kam zu mir und schubste mich an. Ich krabbelte auf das kleine Geschöpf zu. Es fing an zu zittern. „Keine Angst – ich tue dir nichts. Das ist Ariana, ich bin Vera. Und du bist –„ ich musste noch mal schlucken. „- ein Einhorn. Ich glaube es nicht. Ich hab ein kleines Einhorn gefunden.“ Ariana schubste mich schon wieder. „Ja, du hast es gefunden. Was machen wir denn jetzt mit dir? Bist du verletzt?“ Es blickte mich an – diese süßen Knopfaugen. Ich war sofort verloren .Verliebt in ein Einhorn. Das Horn glitzerte und das Schneeweiße Fell schimmerte wie Kristall. Es erhob sich. Schüttelte sich und stolperte. Fast wäre es wieder gestürzt. Schnell stand ich auf und stützte es. „Hast du dir dein Bein verstaucht?“ Ein nicken und mein Mund stand offen. Es verstand mich? „Komm – ich bring dich zu mir. Ich wohne schön abgelegen. Da kommt kein Mensch hin. Ich hab einen schönen warmen Stall – direkt am Haus. Da kannst du dich erholen und aufwärmen.“ Es blickte mich an und ich verlor mich in seinen Augen. Eine innere Ruhe und Frieden erfasste mich. Eine Zufriedenheit und Glückseligkeit durchströmte mich und die Kälte verschwand. Mir war warm, als würde ich vor einem knisterten Kamin sitzen.

Ariana und ich nahmen das Einhorn zwischen uns – ich blickte mich um, dass wir auch ja noch alleine waren. Dann gingen wir los. Schnell waren wir bei mir angekommen. Ich öffnete die Scheune. Stellte schnell Wasser hin und schaute nach dem Heu. Auf der Plattform in der Scheune lag noch Heu vom Vorbesitzer. Es war gut und roch angenehm. Ich hoffte, dass Einhörner Heu fraßen. Fraßen sie überhaupt was? Regenbögen? Keine Ahnung. Auf jeden Fall holte ich mehrere Decken und machte ein gemütliches Lager. Das wunderbare Geschöpf legte sich hin und schnaufte erleichtert. „Danke schön Vera.“ Ich verschluckte mich und musste furchtbar husten. „Du, du kannst sprechen. Ja klar, du bist ja auch ein Fabelwesen. Träume ich? Schlaf ich vielleicht noch und die Kälte bringt mir so wärmende Träume?“ „Nein, nein – du schläfst nicht. Außerdem musst du was Besonderes sein. Denn Menschen sehen mich meist nicht als Einhorn – meist bin ich ein Pferd für sie.“ „Wie kommst du hier her – gibt es keine Welt für euch?“ „Eigentlich nicht – es gibt sichere Bereiche in Wäldern, die meist durch einen Zauber vor Menschen geschützt sind – aber manche von uns  sind zu neugierig und wollen einfach eure Welt kennen lernen.“ „Also du.“ Ich glaube Einhörner können rot werden. Ich schmunzelte. „Ja – so wie ich.“ „Aber was ist passiert?“ „Die Geräusche – bei euch ist es so laut. Ich bin so erschrocken, da etwas über mich hinweg geflogen ist, dass so viel grösser als eine Elfe war und so laut. Ich bin gerannt und hängen geblieben.“ „Und jetzt – kannst du zurück in deinen geschützten Wald?“ „Ja, aber ich muss erst heilen. Das geht zum Glück schnell bei uns. Eins, zwei Tage, dann kann ich zurück. Willst du mich begleiten? Du bist was Besonderes und ich kann mir vorstellen, dass es dir bei uns gefällt“ „Ich – äh“ Ich schaute zu Ariana, die mich so treu, verliebt anblickte. „Nein – ich kann sie nicht alleine lassen.“ „Das musst du nicht. Ariana ist herzlich willkommen. Tiere sind immer willkommen.“ Ich überlegte. Einen Zauberwald besuchen – dort vielleicht leben. „JA! Ich komme mit.“ „Aber überlege es dir noch genau – wenn du dort bist, kannst du nicht zurück. Es ist ein One-Way-Ticket.“ „Ich schlafe drüber. Ich werde genau überlegen.“ „Gut – ich würde gerne etwas schlafen. Wir sehen uns dann morgen.“ Ich nickte und streichelte schüchtern über seinen Rücken. „Komm Ariana – wir haben einiges zu besprechen.“

Im Schlafzimmer überlegte ich lange. Es hielt mich die halbe Nacht wach. Als ich dann endlich einschlief, träumte ich. Ich sah kleine Wesen um mich herum fliegen. Die Blumen hatten einen so lieblichen Duft, der mich verführte zu tanzen. Die Sonne warf warmes Licht durch die Bäume. Und Feen tanzten auf den Lichtungen. Sie winkten mir zu, dass ich mit ihnen tanzen sollte und ich fühlte mich zu Hause. Meine Entscheidung war gefallen. Ich würde mit dem Einhorn gehen.

ENDE

Action, Projekt TXT*, Tiere

Das elfte Wort | 2018 – Nein – Tödliches Campen

Das elfte Wort von Projekt TXT lautet dieses mal NEIN

Diese Geschichte entstieg einem Traum. Und zwar hatte ich einen seltsamen Traum mit einer Schneisse zu einem Bunker in dem Tierspuren zu sehen waren in einem Grauen Sand. So wie ich es beschrieben hatte. Nur die Nebenszenen hatten was mit meiner Arbeit zu tun…Seltsamer Mix. Aber das Bild hat mich verfolgt und so ist diese Story entstanden….Achtung – mal wieder blutig. 


Eine Gruppe Studenten will sich vom Unistress erholen und planen einen Campingausflug. Es verschlägt sie auf ein ehemaliges Miltärübungsgebiet mit vielen Bunkern und seltsamen Spuren. In der Nacht merken sie, dass sie nicht alleine auf diesem Gelände sind. Etwas will nicht, dass sie sich dort aufhalten. Der einzige Weg zum Überleben ist der Kampf.


Irgendwie war das eine komische Idee gewesen. Mark wollte unbedingt mal was anderes. Den Uni-Stress mal ablegen und offline gehen. Wir hatten die letzten Monat nur gelernt und Praktika  absolviert. Hausarbeiten und Referate. Wir standen alle kurz vor einem Burn Out.

„Campen. Äch. Neee – warum nicht in irgendeinen tollen Spa? Sich verwöhnen lassen. Massieren, Hot Stone, Klangmuschel?“ Fragte Camille. „Ich brauch was Bodenfestes. Etwas was mich wieder erdet und mir zeigt, dass ich den richtigen Weg eingeschlagen habe. Diese ganze Lernerei und für was? Dass ich noch Jahrelang einem Prof den Kaffee vortragen kann und seine Sekretärin spielen darf?“ Antwortete Mark. „Nein – ich brauche frische Luft, Sonne und Freiheit. Wenn du nicht mitwillst- Wir Männer können auch gut einen Männertrip machen, hä Jungs?“ Im Hintergrund hörte man die Jungs Beifallklatschen. „Siehst du, wir brauchen keine Frauen, geht ihr nur schön ins Spa.“ Meinte er höhnisch.

„Nein – ich will nicht in ein Spa.“ Meinte ich. „Ich brauch auch was Waschechtes. Dreck, Grillen, Bier, Gespenstergeschichten am Lagerfeuer. Für mich kein Spa. Tut mir leid Camille.“ „Pah – na gut, dann wälze ich mich halt in einer Wildschweinkuhle, dann hab ich auch mein Schlammbad.“ Schmollte sie. „Super. Wer kommt noch mit?“ „Ich, Jan, Patrick und Wolle. Bei euch Mädels?“ „Camille, ich, vielleicht bekomme ich noch Maritta und Anita an den Start, die könnten auch mal Abstand gebrauchen. Dann wären wir zu acht. Haben wir so viel Platz?“ „Platz? Wir sind in der freien Natur – wenn die nicht genug Platz für uns hat…..Morgen um acht Uhr geht es los. Seid pünktlich Andrea – und ungeschminkt. Hahaha“. Ich zeigte ihm den Stinkefinger und streckte ihm die Zunge raus.

Bis ich euch die Geschichte weiter berichte, stelle ich uns kurz vor. Wir sind Studenten. Alle aus verschiedenen Bereichen, die sich in einem Kurs – Statistik – treffen. Das ist ein Fach, das nun wirklich keiner braucht. Wie sagte der Prof? Trau keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. Toll, oder. Das ist auch nicht unbedingt mein stärkstes Fach. Aber wir sind uns alle einig – in der Situation in der wir uns bei unserem Trip befanden, hätte kein Studienzweig etwas gebracht – keiner studierte etwas Brauchbares. Es war BWL, Literatur, Kunst, Rechtswissenschaft dabei. Also nichts was uns hätte retten können. Ich will schnell weiter machen, damit ich zur eigentlichen Story kommen kann.

Also wir waren zu acht. Ich, Andrea, Camille, meine beste Freundin, die leider etwas zu verwöhnt ist. Maritta und Anita kenne ich eigentlich eher aus der Mensa. Wir haben sonst keinen großen Kontakt. Sie gehören eher zu den Jungs. Die Jungs – das sind Mark, den ich echt mag, Jan – kenne ich kaum. Patrick ist einer der netten und Wolle ist ein Schwätzer. Das könnte schon bisschen anstrengend werden. Aber wie Mark schon sagte – die Natur hat genug Platz um sich auch aus dem Weg gehen zu können. Wir trafen uns also am nächsten Tag um acht Uhr. Mehr oder weniger Fit. Steigt mit ein und beobachtet.

Wir fuhren mit zwei Bullis. Mark und Jan hatten sie aufgetrieben. Keine Ahnung wo her. Aber wir hätten alle darin schlafen können. Im Notfall. Aber das hätte ja keiner wissen können, dass tatsächlich einer eintreffen würde.

Wir waren krass drauf, für Studenten des digitalen Zeitalters. Für die Anzahl der Tage, die wir nicht festgelegt hatten, ließen wir unsere Handys zu Hause. Großer Fehler. Dieser Offlinewahn, den Mark predigte kostete einige Leben. Vielleicht hätte es anders ausgehen können, wenn wir ein SOS hätten los schicken können.

„Hei – mach mal passende Musik – Beach Boys oder so, etwas für die Stimmung.“ Blökte Maritta von hinten. Mark fuhr den ersten Bus. Der zweite Bus wurde von Jan gefahren. „Wo wollen wir eigentlich hin?“ Fragte ich Mark. „Noch haben wir kein Ziel. Es sind Ferien und wir sind ungebunden. Wir fahren bis es dunkel wird. Dann werden wir uns ein Plätzchen suchen.“ Ich ließ mich hinten auf die Bank nieder und schnappte mir ein Buch. Endlich mal wieder einen Roman lesen – das vergisst man während der Uni-Zeit total. Ich war ziemlich vertieft als der Bus zum Stehen kam. „Pinkelpause, Leute und vielleicht eine Kleinigkeit essen.“ Ich streckte mich – meine Muskeln waren etwas eingeschlafen, ich genoss es endlich mal auszusteigen. Wir waren auf einem Rastplatz. Es war überhaupt nichts los. Wo waren wir? „Ich weiß nicht. Jan hat mich vorhin überholt und ich bin ihm einfach nachgefahren. Kein Plan, wo wir hier sind. Aber es ist ziemlich abgelegen.“ Das sah ich. Aber das war ok. Einsamkeit war ja das was wir suchten.

Nach paar Minuten Pause fuhren wir weiter. Bis es dämmerte. Mark fuhr auf einer Schotterpiste hinter Jan her. Bestimmt eine halbe Stunde später kamen wir dann zum Halten. „Wir sind da – hier wird heute geschlafen.“ Ich stieg aus. Es war noch hell genug um sich etwas umzuschauen. Es war ein seltsamer Ort. „Wo sind wir hier, Jan?“ „Ich weiß nicht, ich glaub hier hatten die Amis früher ihren Truppenübungsplatz.“ „Na ja, schön ist anders. Sind das da hinten Bunker?“ Wolle drehte sich zu dem von mir gezeigten Platz um. „Ja – das sind Bunker – da können wir uns nachher noch einquartieren. Das wird doch cool. Ein Pfeifchen und dann in einem gruseligen Bunker die Nacht verbringen – ultimativer Kick.“ „Nein Danke.“ Meinte Camille – da hab ich ja mal gar kein Bock drauf.“ „Komm sei kein Frosch.“ Sagte Mark. Und ich kleines verliebtes Huhn nickte wie eins. „Ja Camille, komm, das wird bestimmt lustig.“ Sie blickte mich bittend an. Ich wusste, dass sie eigentlich ungerne in dunkle geschlossene Räume geht. Und es war wohl kaum davon auszugehen, dass es dort Fenster gab. Aber da sie mir vertraute, stimmte sie zu.

Am nächsten Tag starteten wir gemütlich. Wir erkundeten das Gebiet. Es war schon aufregend. Wir fanden alte Schiessstände an denen noch die Ziele hingen – sie waren schon teilweise zerrissen und verrottet, aber die Einschüsse waren gut erkennbar. Dann kamen wir zum Drillplatz. Die Wand – die berühmte, die man immer in den Filmen sah. Ich konnte nicht widerstehen. Ich rannte und klatschte scheiternd an diese besagte Wand. Also ich blamierte mich fürchterlich. Mark nahm Anlauf und überflog sie fast. So kam es mir jeden Falls vor. Ich glaube ich idealisierte ihn ein kleines bisschen. Aber wenigstens scheiterten die anderen Mädels auch. Sogar Wolle scheiterte. Zum Glück.

Wir landeten alle lachend vor der Wand und zogen uns gegenseitig auf. Am späten Nachmittag gingen wir zum Bunker. Eigentlich war mir das auch schon zu spät. Er wirkte schon gruselig. Verfallen, obwohl er aus massiven Platten errichtet war. Irgendwie haftete ihm etwas Unheimliches an. In den Ritzen wuchs Unkraut – aber am Boden war alles frei von Grün. Es führte eine Einfuhrschneise vor ein riesiges Tor. Ich denke, dass dies für Panzer gedacht war. Diese Schneise war mit einer Art grauen Sand ausgestreut. Und in diesem Sand konnte man Tierspuren erkennen. Ich bückte mich und hielt meine Hand dagegen. Sie wirkte klein dagegen. Was für ein Tier war das? „Ich glaube das sind Hundespuren?“ „Nein – das sieht anders aus. Ich glaube das sind Löwenspuren.“ „Löwen, vielleicht hat mal ein Zirkus hier campiert?“ „Vielleicht.“ Murmelte ich. Aber irgendwie sahen mir die Spuren viel zu frisch aus. Jan ging zur Tür runter, ich folgte ihm. Auf dem Absatz befand sich ebenfalls dieser graue Sand und in diesem Sand war ein perfekter Abdruck. Aus dem Bunker heraus. Man konnte es genau erkennen. Wir blickten uns an. „Meinst du hier wurden mal Löwen gehalten?“ „Nein, das macht kein Sinn. Das war bestimmt ein Zirkus.“ Meinte er. Mich schauderte es. „Lass uns zu den anderen zurückgehen Den Bunker können wir auch morgen erkunden. Ich hab keine Lust mehr heute.“ „Ja – geht mir auch so. Lasst uns ein Lagerfeuer machen und was grillen. Ich bekomme Hunger.“ Jan rannte zu den anderen. Ich folgte ihm langsam. Dann blieb ich ruckartig stehen. War da gerade ein Geräusch? Kam aus dem Bunker ein Geräusch. Konnte man da überhaupt etwas hören? Ach, du bildest dir was ein, Andrea. Zuviel Fantasie. Und ich ging etwas schneller zu den anderen, als ich es ursprünglich vorhatte.

Wir hatten einen schönen Abend. Jeder erzählte eine Anekdote aus der Uni. Irgendwelche Fehler, die einem während der Praktika oder Referate passierten – und auch Professoren wurden auseinander genommen. In jedem Fachbereich gab es immer einen, der irgendwie seltsam war. Überheblich oder Schräg.  Es war wirklich sehr amüsant. Wir tranken alle etwas zu viel und als es Zeit wurde sich in die Zelte zurückzuziehen, gab es einige Zusammenschlüsse.  Camille ließ sich von Jan entführen. Maritta  ging mit Patrick. Nur ich, Mark, Wolle und Anita blieben zurück. Ich blickte schüchtern zu Mark. Ich hätte nichts dagegen – aber so richtig wollte ich auch nicht. Nein – das wäre mir doch zu schnell – also sprang ich auf und wollte schnell in mein Zelt. Aber ich hatte doch bisschen zu viel getrunken und schwankte stark. Mark sprang schnell auf um mich zu halten. „Geht es?“ „Mhm – ja danke.“ Murmelte ich. Er ließ mich trotzdem nicht los und brachte mich zu meinem Zelt. „Gute Nacht, Andrea.“ Meinte er und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Ich fühlte mich wie ein Teenager – meine Hand wanderte auf die geküsste Stelle und ich wurde rot und glücklich. Er mochte mich.

Ich zuckte zusammen – da war wieder das seltsame Geräusch, das ich am Bunker gehört hatte. Ich drehte mich einmal schnell um mich herum und versuchte den Schwindel zu ignorieren. Schnell schlüpfte ich in mein Zelt. Schloss den Reisverschluss und schlüpfte in meinem Schlafsack. Jetzt wäre ich froh, Mark wäre mit in mein Zelt geschlüpft. Ich hatte bisschen Angst alleine. Ich rollte mich zusammen und versuchte mit zusammengekniffenen Augen einzuschlafen.

Es gelang – ich schlief ein – aber ein Geräusch weckte mich – oder war es meine Blase – ich konnte es nicht nachvollziehen. Aber definitiv – meine Blase war voll. Bier. Ja Bier trieb – das hätte ich wohl doch vorher bedenken sollen. Ich überlegte wie lange ich es wohl aushalten würde. Ich kam zu dem Schluss – nicht lange. Vorsichtig befreite ich mich aus dem Schlafsack und zog leise den Reisverschluss des Zeltes auf. Ich lauschte. Ich hörte meine Ohren rauschen. War das mein Blut?

Ich griff nach der Taschenlampe, die ich am Eingang deponiert hatte. Ich schaltete sie an und leuchtete durch die Gegend – im Dunkeln wirkte das hier so unheimlich, das ich wirklich noch mal überlegte, ob ich wirklich herausmusste. Aber es half nichts – ich musste. Leise schlich ich an den Rand der Zelte – ich wollte einfach nicht zu weit weg gehen – mir egal, dass ich fast in unser Camp pinkelte. Scham war in meinen Augen nicht wichtig.

Da – schon wieder – ein Geräusch. Während ich immer noch in gebückter Haltung verharrte, hörte ich was. Ein Reisverschluss. Ich atmete aus. Ich stand auf und blickte mich um. Patrick kam aus seinem Zelt. Er kratzte sich und blickte sich um. Dann sah er mich. Er winkte und torkelte in die andere Richtung. Da musste wohl noch jemand sein Bier loswerden.

Ich schmunzelte. Und stutze. Ich hörte ein plumpsen. Patrick war wohl umgefallen. Aber ich hörte auch ein wimmern. Dann kam der Schrei. Ich stolperte rückwärts. In den anderen Zelten gingen die Lichter an. Wolle und Mark waren die ersten, die ihre Zelte verliesen. Um das Camp sah ich Schatten. Irgendwas umkreiste unser Camp. Ich rannte wieder zurück. Stellte mich zu Mark und Wolle. Aus den anderen Zelten kamen Jan, Camille, Anita und Maritta. „Was ist hier los.“ Fragte Camille verschlafen. „Geh zurück und zieh dir eine Hose an – hier stimmt was nicht und du wirst gescheite Kleidung brauchen. „Fauchte ich ihr zu.  Sie stand in einem Shirt und Höschen vor mir und blickte mich verständnislos an. Mein Blick musste sie so verunsichern, dass sie schnell ihre Hose und Schuhe aus dem Zelt holten und sich anzog. Dann nahm ich sie bei der Hand. Ich wollte sie nicht loslassen. Sie war in diesem Moment mein Anker. Die Männer hatten sich zusammengestellt und blickten noch leicht betrunken aus dem Kreis heraus und versuchten etwas zu erkennen. Ich war die einzige mit einer Taschenlampe. Ich versuchte zu leuchten – aber  der Lichtkegel war nicht stark genug. Er ging nicht bis hinter die Zelte. Immer noch konnten wir nur Schatten erkennen.

Wieder hörten wir den Schrei – dann wurde aus dem Schrei ein gurgeln und dann Stille.

Maritta und Anita fingen an zu wimmern. Ich merkte, dass auch Camille anfangen wollte. „Reis dich zusammen – wir brauchen unsere Konzentration. Lass das die anderen beiden erledigen. Das hier ist nicht nur ein Fake – hier ist irgendwas Tödliches. Und ich glaube ich weiß auch was, oder denke es.“ Ich ging zu Jan. „Jan – kannst du dich an die Spuren am Bunker erinnern? Ich glaube da lebt noch was drinnen, das hier um uns herum läuft.“ „Was? Meinst du Löwen?“ „Ja.“ „Du spinnst doch. Wo sollen die denn herkommen?“ „Aus dem Bunker, du Idiot. Wir sind auf Militärgelände der Amis. Wir wissen doch, dass die immer Experimente durchgeführt haben.“ „Oder irgendein Zirkus hat seine Tiere hier entsorgt, dann sind das altersschwache Viecher.“ „Ich weiß nicht.“ „Doch bestimmt. Nur alte Tiere greifen Menschen an.“ Ich zweifelte immer noch, als Mark zu uns kam. „Was ist los?“ Ich unterrichtete ihn über unseren Fund und unsere Theorien.

„Löwen? Ich weiß nicht. Das klingt bisschen zu sehr nach Hollywood.“ „Na klar, die Amis waren ja auch hier.“ Erwähnte ich bisschen angesäuert, weil er mir nicht glauben wollte. Was sonst hatte wohl Patrick erledigt? „Wie kommst du drauf, dass Patrick tot ist? Vielleicht ist er nur unglücklich gestürzt und hat sich den Schädel in seinem Suffkopf angehauen?“ Das war natürlich auch eine Option. Aber ich glaubte nicht dran. „Und was schleicht um das Camp?“ „Füchse? Wildschweine? Was weiß ich?“

„Ach.“ Meinte ich mit einer wegwerfenden Handbewegung. Ich stand auf und ging zu Camille. „Hör zu. Hier stimmt was nicht. Wir müssen zusammen bleiben. „ Sie blickte mich verunsichert an und schaute zu den Männern. „Sollten wir nicht zu ihnen gehen? Sie können vielleicht helfen – sie sind immerhin stärker als wir.“ Ich blickte mich ärgerlich zu den beiden Männern um. „Nein, die glauben mir nicht. Aber wir werden angegriffen.“ „Andrea – ich weiß, dass du immer gleich das Schlimmste annimmst – aber vielleicht ist es auch nur der Alkohol, der aus dir spricht?“ Mein Kopf ruckte zu ihr um. Meine beste Freundin hielt mich für überzogen? Ich war  vorsichtig. Vielleicht zu misstrauisch – aber nicht hysterisch. Im Gegenteil. Ich war die Ruhe selbst. Ich krabbelte in mein Zelt und wühlte in meinem Rucksack. Ein Messer – wo war mein Messer. Ich ging nie ohne Messer aus dem Haus. Ok – das klang jetzt doch bisschen hysterisch – aber Leute – die Situation in unserem Land ist nicht ohne – da kann Frau auch mal ein Messer zum Selbstschutz haben, oder? Ah hier – und das Pfefferspray war auch da. Wie gut – es war ja zur Tierabwehr. Sonst durften sie es ja nicht verkaufen. Passt doch.

Während ich im Zelt wühlte, hörte ich erneut Schreie. Eine Frau – schnell schälte ich mich wieder raus. „Camille?“ „Ich bin hier – ich weiß nicht wer das war. Maritta oder Anita – ich kenn ihre Stimmen noch nicht. Ich spurtete in die Richtung aus der der Schrei kam. Da stand Maritta. Sie hatte die Arme um sich geschlungen und war in die Hocke gegangen. Sie wippte aufgewühlt vor und zurück. „Maritta, Maritta? Was ist los?“ schrie ich sie an. Sie reagierte nicht. Ich knipste die Lampe an und leuchtete nach vorne. Da – eine Spur – der Boden war aufgewühlt. Und eine Schleifspur verlies den Platz. Ich rannte hin – in der einen Hand das Messer, in der anderen die Lampe und verfluchte mich, dass ich nicht an die Stirnlampe gedacht hatte. Blut – die Schleifspur war voll Blut. Und dort? Ich musste würgen. Im Staub lag ein Arm. Ein Frauenarm. Die Männer kamen angerannt. Jan, Wolle und Mark. Ich deutete aufgeregt auf die Stelle mit dem Arm. „Ein Fuchs? Ein Wildschwein? Machen die so was? Ich glaube kaum. Das hier war ein Raubtier. Und kein kleines?“ „Vielleicht ein Wolf?“ Meinte Mark. „Nein, das glaube ich nicht – schau dir die Spuren an – das sind keine Wolfsspuren. Die sehen anders aus. Da kann man keine Krallen im Abdruck sehen. Das hier sind nur Fußballen. Ich sage euch, das sind Löwen. Hört mir doch zu.“ Alle blickten mich entgeistert an. Ich nahm einen Schatten von rechts wahr. Bevor ich eine Warnung ausrufen konnte, sprang der Schatten. Im Sprung schnappte er sich Wolle. Dieser Löwe war riesig. Das war doch kein normaler Löwe. Die anderen drehten sich schnell um und schnappten nach Luft. Sofort gerieten sie in Panik. „Wartet, wartet. „ Schrie ich. Bleibt doch zusammen. Sonst…“ und schon hörte ich den nächsten Schrei. Wieder eine Frau. „Camille? Camille?“ „Andrea.“ Hörte ich sie schluchzend schreien. „Ich bin hier – zwischen den Zelten. Was war das. Ich….Ahhhh“ Mir gefror das Blut. Irgendwas hatte Camille angegriffen. Ich rannte zu der Stelle, die sie mir genannt hatte. Dort lag sie. Sie hatten sie nicht mitgenommen. Warum? Aber da sah ich ihn – ein majestätisches Tier. Den Namen König der Tiere hatte er wahrlich verdient. Ich rannte auf ihn zu. Fuchtelte mit den Armen und schrie. Ich schrie, bis ich fast heiser wurde. Der Löwe blickte mich irritiert an und ließ von Camille ab. Er drehte sich weg und verließ den Platz. Schnell rannte ich zu Camille. „Camille? Camille?“ Ich schüttelte sie sanft. Im Schein der Taschenlampe konnte ich sehen, dass sie eine tiefe Wunde am Oberschenkel hatte. Was ich erkennen konnte,  zum Glück war nicht die Hauptschlagader betroffen, da es zwar heftig, aber nicht sprudeln blutete. Ich zog mein Shirt aus und schnitt es mit dem Messer in Streifen. Schnell machte ich einen unbeholfenen Verband. Dann schnappte ich mir ihren Gürtel und legte noch einen Druckverband an. Ich hoffte das würde die Blutung erst mal stillen. Dann nahm ich sie von hinten unter den Armen und zog sie weiter in den Schatten. Ich wusste nicht, wie ich sie verbergen sollte – aber erst mal weg vom Tatort. Währenddessen schaute ich ob ich Mark oder Jan irgendwo sah. Nichts. Sie hatten uns alleine gelassen. Was Helden. Gut – jeder also für sich. Kein Problem. Das würde ich schaffen, hoffte ich.

Ich startete einen Versuch die verbleibenden Männer zu finden. „Mark? Jan? Wo seid ihr? Camille ist verletzt. Ich könnte eure Hilfe gebrauchen.“ Nichts. Waren sie schon gefressen worden? Hatte ich ihre Schreie überhört, da ich mit Camille beschäftigt war? Ich wusste es nicht. Camille war ohnmächtig. Das war nicht gut. Besser wäre es, sie könnte laut schreien um die Löwen zu verunsichern. Ich musste sie ins Auto bringen. Da wäre sie sicher. Wieder schnappte ich sie unter den Armen. Ich zog sie rückwärts Richtung Auto. Sie stöhnte, ich stöhnte. Ich blieb stehen und lauschte. Nichts. Sie machten keine Geräusche beim Jagen. Da, da war eins der Autos. „Bitte, bitte sein nicht abgeschlossen.“ Betete ich. Ich kam an die Tür, zog am Türgriff – zu. „Warum? Warum habt ihr hier draußen denn abgeschlossen? Wer soll denn das Auto klauen, ihr Idioten.“ Schrie ich verzweifelt. Ich ließ Camille liegen und rannte ums Auto herum. Vielleicht war eine der anderen Türen offen? Nein. Wo war das andere Auto? Ah, da. Schnell rannte ich hinüber. Auf halben Weg spürte ich ihn. Einer der Löwen stürmte auf mich zu. Ich blieb stehen. Ich drehte mich zu ihm. Auf einmal wurde ich ganz ruhig. Alles kam mir wie in Zeitlupe vor. Ich erkannte wie der Löwe zum Sprung ansetzte. Ich hob meinen Arm, machte eine Faust und schlug zu. Ich traf. Ich traf! Ich war überraschter als der Löwe. Ich hatte ihn mitten auf die Stirn getroffen. Zwischen den Augen. Er schüttelte den Kopf und entfernte sich von mir. Fragt nicht, ich konnte meine Hand nicht mehr spüren. Sie war taub – war sie noch da, oder hatte er sie abgebissen? Ich konnte es nicht sagen. Kurz danach setzte der Schmerz ein. Ich glaube, ich hatte mir was gebrochen, aber egal. Erst mal konnte ich zum anderen Auto weiter sprinten. Auch hier versuchte ich alle Türen. Auch alle abgeschlossen. Das konnte doch nicht wahr sein. Ich drehte mich zu Camille um. Was sollte ich nur machen? Ich stand zwischen den beiden Autos und wusste nicht weiter.  Wenn ich die Scheiben einschlug, wäre es kein Schutz mehr –Kurzschließen konnte ich nicht – ich brauchte also sowieso einen Schlüssel. Ich musste einen der Männer finden. Mark oder Jan, das war mir gerade egal. Tod oder Lebendig, war mir auch egal. Sie hatten uns schließlich im Stich gelassen. Ich ging zurück zu Camille. Ich zog sie unter das Auto. Es war ein Versuch. Die Löwen konnten sie erreichen, aber nicht ohne Schwierigkeit. Das war erst mal das wichtigste.

Ich schlich mich in die Richtung der Zelte. Am liebsten hätte ich den Atem angehalten. Ich konnte mich laut atmen hören und mein Herz schlug wie ein Schlagzeug. Für die Löwen musste ich aussehen wie ein phosphoreszierendes Fresschen. Ich war mir sicher, dass ich auch hätte normal laufen können. Denn die Löwen sahen und hörten mich. Da hatten sie mir einiges voraus. Ich konnte nämlich keinen von ihnen entdecken. Dann hörte ich Schritte. Mark. Ich konnte ihn sehen, er kauerte sich hinter das Zelt von Maritta. Und daneben kniete Jan. Ich atmete auf. Sie waren doch noch da. Ich winkte ihnen. Sie winkten zurück. Ich rannte geduckt zu ihnen, und kam mir total lächerlich vor. Die Löwen spielten Katz und Maus mit uns. „Hei, warum habt ihr Idioten die Autos abgeschlossen?“ „Gewohnheit.“ Meinte Mark. „Camille ist schwer verletzt. Ich will sie im Auto in Sicherheit bringen. Gebt mir einen Schlüssel.“ Die beiden schauten sich an. Ich konnte gerade erkennen, wie der Groschen fiel. Die Autos. Nicht zu fassen, dass sie nicht selbst drauf gekommen waren. „Gebt mir einen Schlüssel.“ Forderte ich. Ich hatte etwas beängstigendes im Auge der beiden aufblitzen sehen. Sie würden uns hier lassen. Ich konnte es erkennen. Fast riechen. „Jan! Gib mir den Schlüssel.“ Ich stand vor ihm und hatte das Messer in der Hand. Er blickte mich nicht mal an. Und dann sprangen die beiden auf und rannten los. Ich fluchte und hängte mich an ihre Fersen. Aber ich war viel zu langsam. Nein, nein, nein. Sie durften nicht an die Autos kommen. „Jan! Mark! Bitte. Lasst uns nicht im Stich. Gebt uns eine Chance, lass den Schlüssel da.“ Rief ich verzweifelt.

Ich hörte ein Schnaufen hinter mir. Ich blieb sofort stehen. Drehte mich um und blickte in die Augen des nächsten Angreifers.  Ein wunderschönes Tier mit prächtiger Mähne stand mir genau gegenüber. Ich tastete in meiner Hosentasche nach meinem Pfefferspray. Langsam zog ich es hervor. Langsam hob ich meinen Arm und drückte das Spray. Ich erinnerte mich an die Infos und schloss sofort meine Augen, um nicht selbst was davon abzubekommen. Ich hörte das schmerzvolle und wütende Gebrüll des Löwen. Noch immer mit geschlossenen Augen, warf ich mich zu Boden und rollte mich weg. Im Hintergrund hörte ich wie die Männer sich anbrüllten. „Schnell, Mark schließe die scheiss Tür auf. Mach schon, komm gib her.“ Dann hörte ich ein Gerangel und ein klimpern. Der Schlüssel war auf den Boden gefallen. Ich konnte eine gewisse Genugtuung nicht verhindern. Hektisch fielen die beiden über den Schlüssel her und behinderten sich gegenseitig. Sie bemerkten nicht, wie sie dabei umzingelt wurden. Erst Mark hörte auf sich um den Schlüssel zu bemühen. Während Jan ihn beiseite schubste um den Schlüssel aufzuheben, hatte Mark schon registriert, dass sie keine Chance mehr hatten. In dem Moment, als Jan versuchte den Schlüssel aus dem Bund zu entwirren, stürzten die Löwen auf sie zu. Mark sprang auf und versuchte zu flüchten. Aber er hatte keine Chance. Auf seinem Rücken landete ein mächtiger Löwe. Er begrub Mark unter sich, und ich konnte nur noch die Angst und Hilflosigkeit in seinen Augen erkennen. Jan kämpfte noch und schlug sich tapfer – aber er hatte keine Chance. Er wurde regelrecht zerfetzt. Ich wendete meinen Blick ab. Jetzt lag es an mir. Ich brauchte immer noch den Schlüssel.

Camille lag noch unter dem Fahrzeug. Direkt neben ihr wurden die beiden Männer gefressen. Ich war froh, dass sie ohnmächtig war. Es war ein grausames Bild und die Geräusche waren eklig. Wenn ich nicht gerade unter Adrenalin stehen würde, wäre ich zusammengebrochen. Aber das konnte ich mir nicht erlauben. Ich wollte überleben. Ich musste also abwarten, bis die Löwen fertig waren. Ich drehte mich um. Langsam entfernte ich mich von diesem grausamen Szenario. Sollte ich zu dem Bunker gehen. War ich da sicher, gab es da irgendwas zur Abwehr? Ich könnte mir vorstellen, dass dort Waffen wären. Aber ich konnte eh nicht schießen. Und wer weiß, wie viel Löwen dort noch drin waren. Nein. Jetzt wünschte ich, wir hätten die Handys nicht zu Hause gelassen. Ich zog mich in den Schatten der Bäume zurück und wartete. Ich beobachtete. Am Rande der fressenden Gruppe konnte ich einen weiteren Löwen erkennen. Er war grösser als die anderen, und die waren schon wirklich groß. Er beobachtete. Er überblickte die Gegend. Und dann sah er mich. Ein Brüllen entwich ihm und sein Rudel hörte auf zu fressen. Ich beobachtete ebenfalls. Ich konnte Signale erkennen, die die Löwen untereinander gaben. Das waren doch keine normalen Löwen. Einer der Kleineren löste sich von der Gruppe. Erst ging er langsam in meine Richtung. Ich konnte sehen, wie der Große die Situation beobachtete. Der Kleine blieb langsam. Er trotte auf mich zu. Es wirkte fast spielerisch. Bis kurz vor mir, dann sprintete er auf mich zu. Ich sprang auf, zog mein Messer und trat mit meinem Fuß erst mal in seine Richtung. Ich traf ihn an der Brust. Ein Röcheln entwich ihm. Ich zögerte nicht und stürzte mich mit dem Messer auf ihn. Ich stach auf ihn ein, wie benommen. Ich stach, stach und stach. Das Tier brach zusammen und war tot. Schon kam der nächste auf mich zu. Ich rannte auf ihn zu. Schrie und fuchtelte mit meinen Armen. Er blickte mich verunsichert an. Aber im Hintergrund ging ein leichtes brüllen von dem Großen aus. Und der Löwe stürzte sich mir entgegen. Ich ließ mich fallen. Ich schlitterte unter ihn, mit gezogenem Messer. Seine Gedärme landeten warm dampfend auf mir. Wenn ich Zeit gehabt hätte zu denken, hätte ich mich übergeben. Aber Zeit war Luxus. Denn schon stand der nächste Löwe mir gegenüber. Ich war noch immer aufgepumpt mit Adrenalin und zögerte nicht lange. Mit einem lauten Schrei stürzte ich mich ihm entgegen. Er sprang auf mich zu und landete schwer auf mir. Meine Luft entwich. Ich hatte das Gefühl zu ersticken. Sein Gewicht auf mir war kaum zu ertragen. Er bräuchte mich gar nicht zu zerfleischen. Wenn er auf mir liegen bleiben würde, wäre ich in wenigen Minuten erstickt. Zum Glück war meine Messerhand frei. Ich versuchte sie anzuheben. Was nicht leicht war – aber ich schaffte es und stach zu. Nicht tödlich, aber es war ausreichend um ihn von mir herunter zu treiben. Schnell setzte ich mich und robbte rückwärts von ihm weg. Er brüllte wütend und stürmte wieder auf mich zu. Ich war noch nicht in der Lage aufzustehen. Ich rollte mich weg und er rannte an mir vorbei. Dann versucht ich mich aufzurichten. Es gelang. Meine Kräfte schwanden. Aber ich gab noch mal alles und stürmte hinter ihm her. Ich warf mich auf seinen Rücken und stach ihm in den Nacken. Das Tier brach sofort zusammen. Ich zog zur Sicherheit noch das Messer über seine Kehle. Er sollte nicht gelähmt leiden.

Ich wunderte mich über diesen Gedanken, konnte aber nicht verweilen. Der nächste Löwe stürzte sich auf mich und biss mir in die Wade. Ich schrie laut auf und trat nach ihm. Zum Glück hatte ich Treckingschuhe an. Sieleisteten mir jetzt gute Dienste. Ich traf ihn an der Schnauze. Die Nase platze auf und blutete. Er jammerte und ich trat weiter zu. Meine Wade schmerzte fürchterlich. Ich spürte mein warmes Blut an meinem Bein entlanglaufen. Der Schmerz entzündete meine Wut. Ich richtete mich auf und umklammerte seinen mächtigen Hals Ich konnte ihn nicht ganz umfassen, deswegen krallte ich mich in seiner Mähne fest. Er versuchte mich abzuschütteln. Aber ich blieb hartnäckig. Ich zog mich an ihm hoch und erwischte sein Ohr. Ich biss zu. Dann spuckte ich ein Teil seines Ohrs aus. Er stieg hoch und erwischte mich mit seinen Tatzen. Er riss mir die Haut am Bauch auf. Ich schrie und lies los. Ich hielt meine Hand auf meine Wunde – drei tiefe Kratzer zogen sich über meinen Körper. Schmerzhaft, aber nicht tödlich. Stark blutend, wurde meine Wut noch mehr angespornte. Ich sammelte meine restliche Kraft und stürmte auf ihn zu. Mein Messer landete seitlich in seinem Hals. Eine Fontäne Blut ergoss sich über meine Hand. Das Tier brach zusammen und riss mein Messer mit sich. Oh nein, mein Messer. Hektisch versuchte ich es aus ihm herauszuziehen. Der Griff war vom Blut ganz glitschig. Ich rutschte ständig ab. Verdammt. Ich zog mein Top aus und umwickelte den Griff. Kräftig zog ich und mit einem eklig schmatzenden Geräusch konnte ich es herausziehen. Ich landete auf meinem Hintern und legte mich hin. Mein Atem ging stoßweise. Ich wollte nicht mehr. Aber Camille brauchte mich, und ich wollte leben.

Ich zog mich langsam zum Auto. Meine Beine waren Wackelpudding. Ich würde nie wieder aufstehen können. Quatsch, Andrea. Reis dich zusammen. Du hast es soweit geschafft. Jetzt wirst du nicht sterben. Steh auf. Ich kniete mich hin. Camille war wach. Sie stöhnte und versuchte unter dem Auto hervor zu kommen. „Camille, bleib unter dem Auto, bitte.“ Schrie ich, dachte ich. Aber mehr als ein Flüstern kam nicht mehr hervor. Ich blickte hoch. Der Große bewegte sich in Richtung meiner Freundin. „NEIN!“ Schrie ich. „NEIN – das kommt nicht in Frage. Lass sie in Ruhe. Komm zu mir, lass sie in Frieden.“ Er blickte zu mir. Ich könnte schwören, dass er lächelte. Er zeigte seine Zähne. Es war einfach beeindruckend. Wenn ich nicht so viel Angst hätte, hätte ich den Anblick bewundern können. Ich stand auf. Wankend versuchte ich mich so schnell wie mir möglich war, zu ihnen zu gelangen. Vor dem Auto brach ich zusammen.

Mit dem Messer in der Hand drohte ich ihm. Seine Schnauze war mit dem Blut meiner Freunde rot verschmiert. Zwischen seinen Zähnen konnte ich Fleischfetzen erkennen. Sein stinkender Atem in meinem Gesicht. Mein Gesicht, verschmiert mit dem Blut seines Rudels. Wir blickten uns fest in die Augen. Mein Messer war stichbereit. Seine Zähne waren bereit zuzubeißen. Auge in Auge, blutverschmiert sahen wir uns an. Ich konnte so was wie Respekt in seinen Augen erkennen. Er brüllte mich an. Meine Haare, wenn sie nicht vom Blut nass gewesen wären, hätten sich wie in einem Sturm nach hinten gelegt. Ich öffnete meinen Mund und brüllte zurück. Er legte den Kopf schräg. Schnupperte, schaute mir tief in die Augen, trat drei Schritte zurück und drehte sich um. Er ging hoheitsvoll weg. Ohne sich umzublicken, bewegte er sich in Richtung des Bunkers. Er verschonte mich und Camille. Hatte er Respekt vor mir als Kämpferin? Oder hatte er einfach kein Interesse mehr, weil er satt war? Ich wusste es nicht.

Ich robbte schnell zu dem blutigen Haufen von Jan und Mark. Es war widerlich, aber ich brauchte den Schlüssel. Ich wühlte mich durch Gedärme und Haut und fühlte dann das kühle Metall. Der Schlüssel.

Ich schluchzte. Schnell versuchte ich zum Auto zu gelangen. Ich steckte den Schüssel ins Schloss und er passte. Ein kleines Stoßgebet gen Himmel schickend, lief ich zu Camille. „Camille, wir haben es geschafft. Wir haben überlebt. Komm, Steh auf – versuch es. Du musst schnell ins Auto.“ Sie stöhnte. „Andrea, ich kann nicht…“ „Doch, streng dich an. Hilf mir. Bitte.“ Ich würde bald zusammenbrechen. Sie musste mir einfach helfen. Ich merkte wie ein Ruck durch sie ging. Sie versuchte aufzustehen. Ich stütze sie. Dann half ich ihr ins Auto. Schlug die Tür zu und atmete durch. Ich hatte es geschafft. Ich hangelte mich an der Motorhaube entlang auf die Fahrerseite. Das Schloss klickte, und ich öffnete die Tür. Bevor ich einstieg, blickte ich zum Bunker. Die Sonne ging auf und auf einem Hügel konnte ich den König der Tiere sehen. Er saß dort. Um seine Füße wuselten kleine Löwen herum. Die nächste Generation Killermaschinen. Seine Kulisse vor dem Sonnenaufgang war imposant. Ein Brüllen entwich seiner Kehle. Ich stieg ein, zündete den Motor und fuhr los.

Ich konnte es kaum glauben. Ein Blick in den Spiegel zeigte mir eine andere Andrea. Blutverschmiert mit einer unbekannten härte in den Augen. Ein Blick, den nur Überlebende hatten. Wir hatten überlebt. Aber nicht gewonnen.

ENDE.

 

 

Action, Horror, Tiere, writing friday

[#WritingFriday] Week 43 – Blutiger Wechsel

[#WritingFriday]

ist eine wöchentliche Schreibaktion von Elizzy.

Die Oktoberthemen:

Ich bin etwas spät – aber ich habe heute einen Kasten an einem Baum gesehen, der mich animierte diese böse Geschichte zu schreiben.

WARNUNG – es wird blutig. 


Er sah nach hinten und ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken, denn ein beängstigendes Geräusch schälte sich aus dem dunklen Wald hervor. Wieso hatte er sich überhaupt überreden lassen dieses Mal die Wildtierkameras auszutauschen. „Die Speicherkarte ist voll. Und Lars hat es vergessen auszutauschen. Benny, bist du so lieb und kannst das für mich übernehmen. Mir sitzt die Erkältung noch so im Nacken. Das wäre soooo lieb von dir. Biiiiitte.“ Benny rollte mit den Augen, das war nicht das erste Mal, dass Lars den Wechsel angeblich, vergessen hatte. Und jedes Mal ließ er sich von Roxanne überreden sie auszutauschen. Sie blickte ihn dann immer mit ihren rehbraunen Augen an und da schmolz er einfach wie Eis in der Sonne.

Jetzt verfluchte er seine Schwärmerei. Es war wirklich gruselig. Eigentlich machte es ihm, als Wildhüter nichts aus, im Dunkeln durch den Wald zu streifen. Heute allerdings war er sehr empfindlich. Schon den Weg vom Auto zur Kamera hatte er ständig das Gefühl beobachtet und verfolgt zu werden. Er betrachtete sich die Spuren am Baum. Die Taschenlampe fing einen seltsamen Abrieb ein. Benny bückte sich und strich über die Rinde. Sie war nicht einfach nur abgerieben, wie es die Wildschweine sonst so machten. Sie war, wahrscheinlich von den Hauern, abgehauen. Wie wenn man mit einem stumpfen Beil auf den Baum eingeschlagen hätte. War das Blut? Er leuchtete genauer. Ja, das war eine rote Flüssigkeit und sie sammelte sich an der Wurzel.

Benny drehte sich um und betrachtete die Schleifspur. Unsicher folgte er ihr. Er wusste, dass dies ein Fehler sein würde, aber es war wie ein innerer Drang. Er musste dieser rot verschmierten Spur einfach folgen. Etwa zwei bis drei Meter entfernt stieß er auf den Verursacher dieser Spur. Ein Hirsch. Ein prächtiger, großer Hirsch. Sein Bauch war aufgerissen. Er ging in die Hocke und betrachtete die Wunde. Sie war nicht nur aufgerissen, sie wirkte wie aufgeschlitzt. Er dachte an Wilderer. Immer wieder trafen sie auf illegal getötetes Wild. Es gab immer so kranke Kerle, die meinten sie müssten hier einen auf Jäger machen. Oder diese kranken Tierquäler.

So ein prachtvolles Tier, sinnlos dahingeschlachtet. Er notierte sich den Fundort und schaute ob er einen Sender, oder eine Markierung finden konnte. Als er fertig mit seinen Notizen war, ging er zurück zum Baum. Er öffnete den Kasten in dem die Wildkamera sicher verstaut war, und wechselte die volle Speicherkarte aus.

Der Nebel kroch langsam aus dem Boden heraus auf ihn zu. Er fluchte. Jetzt würde es auch noch gleich eklig kalt werden. Er sollte Roxanne mal nach einem Date fragen, dass er sich nicht immer so bequatschen lassen würde. Jedenfalls nicht ohne dann dafür wenigstens mal eine kleine Belohnung zu bekommen. Er hielt inne. Da war wieder das Geräusch.  Wildschweine. Das war nichts Ungewöhnliches. Aber dieses Geräusch klang anders, als er es kannte. Eine Gänsehaut breitete sich aus. „Ich sollte mich wohl mal beeilen. Irgendwie ist mir das nicht so geheuer.“ Er schloss wieder alle Kabel an der Kamera an, verschloss den Kasten und verstaute alle seine Dinge.

Als er sich umdrehte stand eine Horde Wildschweine vor ihm. Der Eber, der am Anfang stand, hatte eine rot verschmierte Schnauze und seine Hauer waren ebenfalls rot. Benny leuchtete mit seiner Taschenlampe auf die Horde. Sie blinzelten nicht mal. Er machte einen Schritt auf sie zu um die zum Aufbruch zu animieren. Der Eber trat ihm entgegen. Benny stockte der Atem. In dem Strahl seiner Taschenlampe konnte er sehen, dass die Augen des Ebers hasserfüllt blickten. Konnte ein Tier überhaupt solche Gefühle entwickeln, dass sie ihm aus den Augen heraus schienen? Anscheinend schon. Langsam versuchte er sich zurück zu ziehen. Jeden Schritt, den Benny rückwärts machte, machte der Eber vorwärts. Im Hintergrund konnte er das Klicken der Kamera hören. Bei jeder Bewegung schoss sie ein Bild. Das würde eine Dokumentation werden, dachte er bei sich.

In diesem Moment schoss der Eber auf ihn zu. Benny versuchte zurück zu weichen, stolperte über ein Stück Totholz und fiel schmerzhaft. Er robbte auf dem Hintern von dem Eber weg, aber dieser stand ihm schon Gesicht an Gesicht gegenüber. Speichel tropfte aus seinen Lefzen. Der Speichel war rot eingefärbt. Benny konnte noch blutige Fleischreste in den Hauern hängen sehen. Jetzt wusste er, wer den Hirsch getötet hatte. Sein letzter Gedanke war: „Das wird mir doch nie jemand glauben.“ In diesem Moment spürte er einen unbeschreiblichen Schmerz, der ihn durch die Eingeweide fuhr. Er blickte an sich hinunter und sah wie der Eber seine Hauer in seinen Unterleib bohrte. Seine Schnauze drang direkt dahinter ein und wühlte sich durch seine Organe.

Und im Hintergrund dieser grausamen Szene konnte man immer wieder die Klickgeräusche der Kamera hören.

Ende

 

Action, Schreib mit mir, Tiere

Schreib mit mir Teil 6 – Der Stamm

Endlich – ich habe endlich eine der tollen Vorgaben von Jette beendet. Ich hatte sie letztes Jahr schon mit Hand geschrieben und gestern endlich am PC beendet. Bis dahin lag der Block ewig herum und ich habe mich um das Abtippen gedrückt. So gut das Handschreiben für das Gedächtnis ist – so schlimm ist es für den inneren tippfaulen Schweinehund. Aber es ist geschafft. Ich habe eine Geschichte zu DIESER Vorlage geschrieben.

Schreib-mit-mir Teil 6

Setting:

Dein/e Protagonist/in ist Teil eines Kriegerstammes mit eigener Kultur. Sie sind abgeschnitten von anderen Stämmen. Ihre Welt ist weitläufig und einsam. Ein Ereignis verändert alles in seinem/ihrem Stamm. Was für eine Kultur hat der Stamm? Welches Ereignis beeinflusst ihre Kultur?

Gegenstände:

Waffen, Wohnstätten, Kleidung

Personen:

Krieger, Nahrungssucher/hersteller

 

Mohigan stand auf dem Felsen und betrachtete die weiträumige Wildnis. Er erinnerte sich noch, als er ein junger einsamer Wolf war. Er und seine Geschwister rannten und balgten sich. Sie waren so unbedarft – alles konnten sie erreichen – alle könnten sie besiegen. Dann kam die Finsternis über sie. Die Tiere auf zwei Beinen fielen in ihr Territorium ein. Sie kamen mit stinkenden Waffen. Und seine Brüder, Schwestern, Freunde und auch seine Eltern starben.

Mohigan folgte der stinkenden Fährte der Zweibeiner. Er konnte sehen, wie das wunderschöne Fell seiner Mutter zu Kleidung wurde.

Sie waren schon sehr lange abgeschnitten von anderen Rudeln. Sie waren immer schon Krieger. Aber sie liebten den Frieden und hatten sich so weit wie möglich zurück gezogen.  Er blickte hinunter auf ihre Wohnstätte. Die jungen Welpen rangelten und balgten sich. Die Weibchen kümmerten sich um die Aufzucht. Aber es war nun soweit. Sie mussten sich von den Lefzen der Wölfinnen lösen. Sie sollten zu Kriegern und Jägern ausgebildet werden. Sie waren keine Nahrungshersteller – sie suchten nach Nahrung. Der Winter näherte sich und sie müssten sich beeilen. Sie legten ja keine Vorräte an. Sie waren wilde Tier und keine süßen Eichhörnchen – die sehr lecker waren.

Er beobachtete seine Gefährtin Naima. Seine große Liebe und eine Künstlerin im Kampf. Es gab Gerüchte – Die Vögel pfiffen es von den Ästen- der verfeindete Rudel rückte näher – der Mensch breitete sich immer weiter aus – und als Tötungsmaschinen vertrieb er einfach alle Lebewesen. Mohigan wusste nicht ob er kämpfen oder verhandeln sollte.

Kuru stand vor ihm. „Mohigan, es wird Zeit für den Rat. Sie warten schon.“ Mohigan schüttelte sich und folgte Kuru. Da waren sie. Der Kriegsrat. Akuya, Larentia, Kuru, Varg. Die ältesten Mitglieder des Rudels. „Freunde, ihr habt es vernommen, das Rudel von Gumrolf nähert sich unserem Revier. Gumrolf gehört nicht gerade zu den Rednern. Er ist ein Kämpfer und wollte schon früher das Rudel übernehmen. Wir müssen vorbereitet sein.“ Ein Raunen ging durch die Runde. Varg erhob sich. „Mohigan, wir wollen auch nicht verhandeln. Gumrolf wird uns angreifen und sollte er siegen tötet er die Welpen, dich und vielleicht Naima, wenn sie sich sträubt seine Alpha zu werden. Er wird uns alle zu Omegas machen und wir werden verhungern.“ „Ja das geht nicht, wir gehören nicht zu denen, die sich unterdrücken lassen.“ Die Wölfe redeten aufgeregt durcheinander. Auf einmal trat Taya in die Mitte. Sie war eine junge Wölfin, die Alphaelemente zeigte. Aber sie war noch neu im Rudel.

„Mohigan, glaub mir. Deine Wölfe haben Recht. Ich habe bei Gumrolfs Rudel gelebt und gelitten. Den Wölfinnen geht es dort schlecht. Es sind Barbaren. Es gibt dort keine Alpha. Wir werden ihm ungeschützt ausgeliefert sein. Was meinst du was sie mit Naima machen werden. Wir können das nicht friedlich lösen.“ Mohigan war müde. Zuviel Revierkämpfe hatte er schon ausgefochten. Aber sein Rudel hatte Recht. Er konnte Gumrolf nicht friedlich begegnen. Er würde nie die Grenze respektieren und immer wieder versuchen das Rudel zu übernehmen. Er war hinterlistig. Nein – sie würden kämpfen müssen. „Gut wir kämpfen. Nehmt die jungen Wölfe und trainiert sie. Wir suchen Schutz für die Welpen.“ Der Rat löste sich auf. Mohigan ging zu Naima. Seine hübsche Geliebte schlummerte und die neuen Welpen saugten an ihren Zitzen. So ein friedliches Bild. Das musste er sich einprägen, das war es wofür er kämpfen würde.

„Mohigan ist schon alt. Meint ihr er wird es schaffen gegen Gumrolf zu kämpfen?“ fragte Varg in die Runde. Kura antwortete: „Es könnte sein letzter Krieg werde. „Wer wird dann Nachfolger?“ „Tja, das wird wohl ein nächster Kampf zeigen. Aber noch ist Mohigan nicht geschlagen. Also halt deine Klappe Varg und trainiere die Jungtiere.“ Schnauzte Kura.

Der Frühling kam und mit ihm Gumrolf.

„Hallo Gumrolf. Ich sehe, du hast dein gesamtes Rudel dabei. Willst du uns gleich angreifen?“ Hallo Mohigan – mein Bruder. So lange ist es her und jetzt treffen wir uns so unerfreulich wieder. Ich kenne dich – du willst reden.“ „Nein. Die Zeit zum Reden können wir uns sparen. Da wird nichts dabei rumkommen. Meine Wölfe sind unruhig. Zu langen Frieden bekommt den jungen Tieren nicht – also sollen sie sich ihre Sporen verdienen. Es wird Krieg geben. Einen letzten für uns beide. Auf Leben und Tod. Denn wir sind beide alt und es wird endlich Zeit abzuschließen, was damals seinen Anfang nahm.“ „Also gut Bruder, der nächste Vollmond – da soll es geschehen.“ Die beiden verneigten sich voreinander und verliessen den zukünftigen Austragungsplatz hoch erhobenen Hauptes.

Zurück in der Höhle legte sich Mohigan zu Naima. Sie leckte ihm beruhigend über den Kopf. „Mein Liebster. Ich will mit euch kämpfen. Dass soll unser Krieg und unser Triumph werden. Endlich Vergeltung für uns. Unser Sieg über Gumrolf. „Nein meine Liebste. Das kann ich nicht zulassen. Du musst bei den Neugeborenen bleiben. Sie brauchen ihre Mutter.“ „Wir haben genügend Mütter für sie. Die alten Wölfinnen werden sich bestimmt gut um sie kümmern und sie verstecken. Sollten wir versagen wird ein anderes Alphapärchen sie aufziehen. Sie sind sicher und es war keine Bitte von mir, sondern eine Ansage. „Du bist und bleibst ein Dickkopf meine süße Alpha. Wir waren ein gutes Team.“ „Wir sind ein gutes Team.“ „Ja.“

Die Vollmondnacht näherte sich. Mohigan schlief unruhig und träumte. Er träumte von seiner Jugend. Wie er auf seiner Pirsch einen jungen Wolf traf. Sofort war es um ihn geschehen Er wusste irgendwann hatte er sein eigenes Rudel und dort vorne stand seine Alpha. Seine Seelenverwandte. Als hätte sie seine Gedanken gehört, drehte sie sich zu ihm. Ihre Augen leuchteten und sie neigte den Kopf. Von hinten kamen seine Geschwister angerannt. Gumrolf schupste ihn. „Wow Bruder, was hast du denn für ein Prachtweibchen entdeckt? Da wird mir schon ganz anders um die Lenden.“ „Lass deine Pfoten von ihr. Sie gehört mir.“ „Sie gehört dir? Weiß sie das auch?“

Mohigan drehte sich unruhig im Schlaf. Eine weiter Erinnerung  schlich sich in seinen Traum. Er hatte sich von seinem alten Rudel getrennt. Es war Zeit ein eigenes zu bilden. Seine Geschwister folgten ihm – auch Gumrolf. Aber nur unwillig. Eigentlich wollte er ein Rudel mit den Geschwistern bilden. Aber sie wollten ihm nicht folgen. Mohigan bat Naima seine Alpha zu werden und sie war sofort bereit dazu. Allerdings war ihr die Anwesenheit von Gumrolf  unangenehm. Er betrachtete sie immer lüstern und lauernd.

Es war so weit. Der erste Wurf kam. Sie war so stolz. Mohigan war auf der Jagd und nur die Wölfinnen befanden sich im Lager. Gumrolf nutzte die Abwesenheit der Rüden um das Rudel zu übernehmen. Er hatte in der Zwischenzeit ein Rudel ausgestoßener Wölfe um sich gesammelt. Sie überfielen das Lager. Naima war noch zu schwach von der Geburt. Die Wölfinnen konnten sich nicht gegen die Starken und wilden Rüden wehren.  Die einfallenden Wölfe waren gnadenlos. Die Wölfinnen, die sich wehrten oder Naima beschützen wollten, fanden alle den Tod. Die anderen wurden gewaltsam gebändigt. Naima stellte sich vor ihre Welpen und bettelte um ihr Leben. Gumrolf war eiskalt. Er wäre jetzt neuer Alpha und sie sein Weibchen. Er wollte Mohigan´s Welpen nicht haben. Als sie sich auf ihn stürzen wollte, schlug er sie nieder und tötete ihren ersten Wurf.

Mohigan stand plötzlich im Eingang der Höhle und sah seine Geliebte bewusstlos  und seine Welpen in ihrem Blut liegen. Er stürzte sich auf seinen Bruder. Der Kampf war gnadenlos, aber die beiden Brüder sich ebenbürtig. Der Rest von Mohigan´s Rüden kam an und verjagte die Outlaws. Gumrolf blieb nichts übrig sich zurück zu ziehen. Bis zum morgigen Tag – an dem endlich die Abrechnung kommen würde.

Naima beobachtete den Kampf den ihr Geliebter im Traum ausfocht und schmiegte sich enger an ihn. Augenblicklich beruhigte er sich. Jetzt konnte er traumlos weiter schlafen.

Der Tag des Kampfes – der Abrechnung kam – unerbittlich zwitscherten die Vögel. Sie begrüßten diesen dunkeln Tag freudig. Was sollte an diesem Tag schon fröhlich sein? Naima war besorgt. Mohigan weigerte sich, sie mitzunehmen. Aber sie beharrte darauf. Sie war fit genug und die älteren Weibchen kümmerten sich um ihren Wurf. Sie hatten sich und die kleinen schon in Sicherheit gebracht. Sollte das schlimmste eintreffen und sie versagten – wären wenigstens ihre Welpen in Sicherheit. Sie erinnerte sich mehr als schmerzlich an die letzte Begegnung mit Gumrolf.  Ein Schmerz, an den ein körperlicher Schmerz niemals heran kommen würde. Sie würde auf jeden Fall kämpfen. Denn lieber starb sie auf dem Schlachtfeld, als Gumrolfs Alpha zu werden.

Sie wusste wie grausam dieses Leben sein würde. Gumrolf war kein netter Wolf. Er übertraf jede bekannte Grausamkeit.

Es war Zeit. Sie trafen auf dem Austragungsort ein. Gumrolfs Rudel wartete schon ungeduldig. Mohigan stand auf einem Hügel – Majestätisch. Er blickte auf das gegnerische Rudel – atmete tief ein – befahl sein Rudel dort zu bleiben und auf sein Befehl zu warten.

Er ging hinunter – Gumrolf kam ihm entgegen. Sie umrundeten sich, beschnüffelten sich. Ein grollen drang aus Mohigans Kehle hervor. „Bruder.“ „Bruder“. „So ist es also, der Krieg, der vor Jahren begonnen hat, soll heute sein Ende finden. Soll der Stärkere gewinnen.“ Mohigan antwortete: „Der Stärkere, so sei es. Der Stärkere, das wird sich zeigen. Wir sind beide älter geworden. Älter sollte auch Weißer bedeuten, aber unser Treffen hier, zeigt mir, dass dies nicht der Fall ist. Auf Leben und Tod, mein Bruder.“ „Auf Leben und Tod.“ „Möge der Kampf beginnen.“ „ So sei es.“

Gumrolf und Mohigan bedeuteten beide ihrem Rudel den Start zum Kampf. Lautlos rannten beide Rudel aufeinander zu. Jeder Wolf hatte einen Gegner – sie standen sich gegenüber, umrundeten sich, wägten die Stärke des Gegenüber ab und dann ging es los. Wolf gegen Wolf. Bruder gegen Bruder. Ein Kampf auf Leben und Tod.

Es dauerte nicht lange und die ersten schwer verletzten zogen sich aus beiden Rudeln zurück. Naima kämpfte um ihr Leben, um das ihrer Welpen und um das ihrer Liebe. Sie war nicht bereit eines davon aufzugeben. Ab und zu gelang es ihr einen Blick auf Gumrolf und Mohigan zu werfen. Die beiden kämpften wie besessen. Ebenbürtig. Sie waren etwa gleich stark. Es würde hier nur um die Ausdauer gehen. Sie wusste, dass Mohigan in letzter Zeit schwächer wurde. Er hätte es nie zugegeben. Aber sie wusste, dass er sich darauf vorbereitete, von einem jüngeren Wolf als Alpha abgelöst zu werden. Sie würde ihn nie verlassen. Sie würden einfach ein kleines Rudel mit alten und schwachen Wölfen um sich sammeln und ihrem Ruhestand entgegen gehen. Dafür würde sie kämpfen. Es kam nicht in Frage, dass sie hier ihren Seelenverwandten verlieren würde. Ein letzter Hieb, ein Biss in die Kehle und ihr Gegner war geschlagen. Sie tötete nicht – sie unterwarf. Sie war sehr gut darin. Nie wieder würde sie unterliegen. Das war ein innerer Zwang.

Aber auch an ihr ging dieser Krieg nicht spurlos vorüber. Ihr Fell wies schon einige Blutspuren auf. Sie hatte einige tiefe Kratzer und Bisse kassiert. Aber sie spürte nichts. Sie war wie im Wahn. Ein weiter Blick auf die Brüder zeigte ihr, dass Mohigan schwächer wurde.

Mohigan merkte, dass er an Stärke verlor. Gumrolf war so besessen den Platz des Alpha einzunehmen. Eine starke Motivation, dass sich in seiner Kraft zeigte. Gumrolf kämpfte, kämpfte, kämpfte. Er drängte Mohigan immer weiter zurück. Mohigan wehrte sich. Etwas Platz konnte er sich zurück erkämpfen. Aber er würde es nicht mehr lange durchstehen. Dieses Tempo zehrte stark an seinen Kräften.

Gumrolf stürzte sich auf Mohigan. Ein Angriff, den Mohigan nicht voraus gesehen hatte. Ein kräftiger Biss in seine Seite warf ihn um. Schon stand Gumrolf über ihn. „Bruder. Du bist schwach geworden. Müde. Vollgefressen. Dein Leben als Alpha hat dich verweichlicht. Sehr schade. Das hätte vielleicht anders ausgehen können. Aber so – Vielleicht in einem neuen Leben. Weißt du ich habe dich immer geliebt. Aber leider war mein Neid doch grösser als meine Liebe. Keine Angst. Ich kümmere mich um Naima“ Diese Worte fackelten Mohigans Kampfgeist erneut an. Er trat mit seinen Hinterpfoten in  Gumrolfs Magen. Dieser lies ab und war kurze Zeit ungeschützt. Das nutzte Mohigan. Er stürzte sich dieses Mal auf seinen Bruder. Er hing ihm im Nacken und biss kräftig hinein. Gumrolf versuchte ihn abzuschütteln. Aber Mohigan hatte sich festgebissen. Gumrolf strauchelte, sah einen Baum und versuchte Mohigan gegen den Baum zu schleudern. Er war nicht kräftig genug um ihn ernsthaft zu verletzen. Aber der Schlag nahm Mohigan den Atem und er musste los lassen. Sein Blick fokussierte seinen Bruder. Dabei bemerkte er nicht, dass von der Seite ein übereifriger Wolf zum Angriff ansetzte. Gumrolf konnte nicht schnell genug eingreifen. Sein Bruder wurde von diesem übereifrigen Wolf, aus seinem Rudel hinterlistig angegriffen. Eine schwere Bisswunde, setzte Mohigan außer Gefecht. Gumrolf fackelte nicht lange. „Duuu. Du wusstest, dass Mohigan mein Gegner war. Es war euch verboten einzugreifen.“ Gumrolf stürzte sich auf den jungen Wolf und zerfetzte ohne lange Erklärungen abzuwarten, dessen Kehle.

Naima hatte sich dem Geschehen genähert. Sie sah ihren Liebsten auf dem Boden und Gumrolf, wie er sich ihm näherte. Ihr Herz zerbrach. Es übertönte jedes Wort ihres Verstandes. Ihr Mann lag blutend am Boden. Gumrolf würde ihm jeden Moment seine Zähne in die Kehle rammen – ihm den Gnadenbiss geben. Bei ihr setze alle Vernunft aus. Sie schlich sich langsam an die beiden Wölfe an und in dem Moment als Gumrolf sich über Mohigan beugte um ihm ein Ende zu machen, stürzte sie sich auf ihn.

Überrumpelt von dem unerwarteten Angriff fiel Gumrolf auf die Seite. Naima hatte sich in seine Flanke  verbissen. Er schnappte nach ihr. Aber sie befand sich außer Reichweite. Sie biss ein Stück aus ihm heraus. Gumrolf jaulte und zog sich zurück. „Naima, meine Liebe. Das hätte ich dir gar nicht zugetraut. Das letzte Mal als wir uns trafen, warst du ja doch eher passiv. Ich würde ja gerne mein Bedauern ausdrücken über den Verlust deines Wurfs – aber das wäre unehrlich. Nun – bald wirst du einen standesgemäßen Wurf haben. Meine Nachkommen.“ Er lachte gehässig. Naima sah rot. So schnell wie sie konnte stürzte sie sich hasserfüllt auf ihren Gegner. Sie sah nur Blut und kleine Körper, die sich um sie herum verteilten. Nichts anderes konnte sie wahrnehmen.

Mohigan sah durch schmerzverzehrten Blick seine Gefährtin, wie sie sich auf Gumrolf stürzte. Er sah eine Kämpferin. Eine Kämpferin für die Gerechtigkeit. All ihr Hass und ihre Trauer lagen in ihrem Tun. Ein Biss und Gumrolf lag vor ihr. Noch nicht Tod, aber das Genick war gebrochen.

„Naima wer hätte gedacht, dass so viel in dir steckt. Wir wären ein wundervolles Team geworden. Die Wölfe hätten sich bei unserem Namen zu Tode gefürchtet.“ Er schnalzte mit seiner Zunge, es klang fast bedauernd. „Nun, ich bin wohl geschlagen. Das hatte ich anders geplant. Aber so ist das. Man rechnet nie mit dem unerwarteten. Mach schon, bring es zu Ende. Lass mir den Stolz und töte mich.“ Sie trat auf ihn zu. Legte ihre Schnauze um seine Kehle und biss zu. Ein letztes Gurgeln und Gumrolf erschlaffte.

Sie drehte sich um und rannte so schnell ihre Verletzungen es zuließen zu Mohigan. „Mohigan, Liebster. Wie geht es dir?“ „Naima. Ich bin so stolz auf dich. Es war ein Fehler von mir dich zu unterstützen.“ Sie leckte ihm die Schnauze und rieb ihre an seiner. „Aber, hör mir zu. Ich bin zu stark verletzt. Ich werde das hier nicht überleben. Es ist ok. Schau nicht so entsetzt. Ich bin bereit. Ich hatte eine traumhafte Zeit mit dir und dem Rudel. Schöner kann sich ein Alpha sein Leben nicht wünschen. Lass mich gehen. Ich werde auf  dich warten. Deine Zeit hier auf dieser Seite ist noch nicht vorbei. Du wirst die erste deiner Art sein. Du wirst als Alpha ein Rudel führen.“ Sie wollte ihn unterbrechen – „Nein, lass mich ausreden. Es soll so sein. Mein letzter Akt als Alpha – ich übergebe dir das Rudel. Führe sie, bis deine Zeit des Abdankens kommt. Dann werde ich da sein und dich wieder an meiner Seite wissen. Solange werde ich über dich wachen. Ich liebe dich.“ Sie legte sich neben ihn. Sie wartete bis das Leben aus ihm wich. Dann stand sie auf, schüttelte sich. Trauern konnte sich später noch. Ein Rudel war zu führen. Sie war bereit. Aus diesem Krieg war eine Alpha hervorgegangen. Sie würde das Rudel führen. Sie würde weitere Welpen bekommen – aber nie wieder einen Alpha an ihrer Seite haben, bis sie in die ewigen Jagdgründe eindringen würde und ihren einzigen Alpha wieder finden würde.

ENDE

Mach was mit..., Tiere

Mach was mit….Musical

Und wieder ist es soweit. Mach was mit geht in eine neue Runde – in eine musikalische…Mach was mit…Musical ist die Aufgabe bei Herba

Ich habe heute nur was kurzes geschrieben.


Mira war so aufgeregt.  Jetzt sollte es endlich so weit sein.  Sie hatte jahrelang immer nur zugesehen.  Immer heimlich in den Kulissen gesessen, damit sie ja keiner sehen konnte und vor ihr erschrak.  Das schlimmste wäre für sie gewesen, wenn sie jemand gesehen hätte und auf die Straße gejagt hätte.  Den Text und die Bewegungen hatte sie schon lange drauf.  Jetzt hatte sie es endlich organisieren können aufzutreten.  Ihre Freunde hatten sie tatkräftig unterstützt und ihr jedes Mal Mut zugesprochen wenn sie alles hinwerfen wollte. Aber es war vollbracht.  Ihr Auftritt in der großen Flora.  Niemals hätte sie es sich erträumt.  Ihre Mutter hatte sie ständig gerügt, sie solle doch endlich zu Vernunft kommen, sich einen netten Mann suchen und ihr kleine Enkel schenken.  Sie hatte weiß Gott genug Enkel. Jedes ihrer Geschwister war äußerst produktiv.  Und sie liebte jeden ihrer Neffen und Nichten.  Sie halfen ihr sogar fleißig beim Üben und den Kulissen aufbauten.  Und dann war es soweit. Das wohl berühmteste Musical würde heute von ihr als Christine aufgeführt werden.  Sie blickte durch den Spalt im Vorhang.  Da saßen sie alle.  Familie, Freunde, Kritiker, Neider.  Ihre Beine zitterten.  Hatte sie sich zu viel vorgenommen? Nein.  Musical war schon immer das was sie wollte.  Schon als kleines Ding ist sie husch husch an den Schauspielern vorbei gehuscht.  Manchmal hat sie sich am Saum versteckt und hat fleißig mitgesungen.  War sie zu vorwitzig wurde sie entdeckt und mit grellen Schreien vertrieben. Aber nie erwischt. Sie war zu schnell.  „Mira es ist so weit.  Bist du bereit? Toitoitoi meine süße.

Verehrtes Publikum heute in der absoluten Premiere in der Flora.  Phantom der Mäuse-Oper und unser Star: Mira.“

ENDE

Fantasy, Projekt TXT*, Tiere

Das sechste Wort | 2017 – Splitter – Ein Splitter zur Seeligkeit

Das Projekt*txt wird gegenwärtig von Dominik Leitner und Katharina Peham betreut.

Was ist das Projekt *.txt?

Schnell erklärt soll das Projekt *.txt der Inspiration dienen. Einmal pro Monat wird ein Wort verkündet, zu dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Texte schreiben. Es gibt keinen Druck, etwas zu schreiben, kein Datum, bis wann die Texte da sein müssen … es soll also in erster Linie Spaß machen!


Ja – eigentlich sind meine Lieblingstiere Wölfe oder auch Löwen. Aber ich habe in letzter Zeit viele Dokus über Bären gesehen und bin so beeindruckt von diesem süssen Aussehen und der Gefährlichkeit, die sich dahinter versteckt. Aber meine Geschichte ist harmlos.

Es war einer der Tage, an denen man wirklich liegen bleiben sollte.

Es fing mit dem Wecker des Handys an. Diesen Ton wollte ich schon immer ändern, denn er schreit mir ins Ohr „Wake up, wake up, wake up“ Ich vermisse die Zeit, als man diese nervigen kreischenden Wecker hatte auf die man drauf haute oder einfach an die Wand warf. Aber bei einem Handy hat man doch etwas Hemmungen. Also quälte ich  mich aus dem Bett. Das Zimmer war Arschkalt. Schnell kuschelte ich mich wieder in die Decke. Vielleicht sollte ich mir doch mal Holz besorgen.

Ich war gerade wieder dabei einzuschlummern, als das Handy mich schon wieder anschrie. Einen kleinen Herztod später stieg ich aus dem Bett aus. Schlotternd rannte ich ins Bad, na ja was man so rennen nennen konnte bei gefühlten -10°C und frisch aus dem Bett heraus geschrien.

Ich stand vor dem Spiegel und schaute mir meine violetten Augenringe an. Ich sah furchtbar aus. Wie eine gerupfte Krähe. Ich drehte die Dusche auf, damit sie schon warm war, wenn ich versuchte mich wach zu duschen. Ach ich hasste es aufzustehen. Ich könnte den ganzen Tag in dem warmen Bett liegen. Den Winter einfach verschlafen. Das wäre doch was. Ich wäre ein Bär und  könnte mich das ganze Jahr über vollstopfen und dann den ganzen kalten Winter verschlafen.

Dieser Gedanke liess mich schmunzeln. Vor allem hätte ich einen schönen wärmenden Pelz. Ich träumte noch etwas vom Winterschlaf, während ich  mich von oben bis unten einseifte. Dann liess ich das heisse Wasser über mich laufen. Ach, was war das angenehm. Allerdings – wegen mangelnden Holzes – musste ich jetzt bald raus in das kalte Bad. Ich seufzte und drehte das Wasser ab. Ich griff nach meinem Bademantel. Der war so schön kuschelig.

Ich trat an den Spiegel,  der von dem Wasserdampf angelaufen war. Ich nutzte den Ärmel, des Bademantels um mir die Sicht frei zu wischen. Da knarzte es. Der Spiegel hatte einen Sprung. Oh – nein. Da war wohl der Temperaturunterschied zu gross für das Spiegelglas. Na toll. Und dann passierte es. Ein riesiger Splitter löste sich aus dem Spiegel und viel in das Waschbecken.

Wie ich mein Glück kenne, nehme ich jetzt diese Scherbe um sie wieder an zu kleben und schneide mich. Ja. Das würde passen. Allerdings kann ich ja gar nicht verbluten, denn es ist so kalt, dass mein Blut sofort gefriert. Ich schaute verzweifelt zu dieser Lücke, die der Splitter hinterlassen hat.

Was war das denn? Da bewegte sich etwas in der Lücke. Ich schaute genauer hin und ich sah tatsächlich Bewegungen. War ich besoffen. Hatte ich gestern was getrunken um es mir warm zu machen? Ich konnte mich nicht erinnern. Meine Neugier war geweckt. Ich öffnete den Spiegelschrank und fand nur die Nagelfeile. Na – mit einer Nagelfeile, kann man schon einiges bewirken.

Ich schob die Spitze, der Feile in die Lücke unter die gesprungenen, noch haftenden Splitter. Diese fielen jetzt nach und nach in das Waschbecken. Verdammt! Was war das? Hinter dem Spiegel war eine bewegte Landschaft. Eine schöne hügelige Panorama Aufnahme mit bewegten Figuren.

Bären? Und kaum hatte ich das fertig gedacht wurde ich eingesogen. Ich wurde in den kaputten Spiegel gesogen. Und ich landete im grünen Feld voll Klee. Jetzt war es zu viel. Ich hatte bestimmt einen Schlaganfall und Halluzinationen. Ich schaute an mir runter und ich setzte mich. Ich hätte mich vielleicht mal rasieren sollen. Aber bei dem Fell, das ich an den Beinen hatte, würde weder  Wachs, Rasierer oder Creme helfen. Und mein Brazilian Waxing war ja wohl sinnlos gewesen. Ich drehte mich um mich selbst und versuchte einen Blick auf meinen Hintern zu erhaschen. Es gestaltete sich etwas schwierig, aber ich schaffte es. Und was ich sah liess ich vom Glauben abfallen. Ich hatte einen Schwanz – einen süssen Puschelschwanz, den ich sogar bewegen konnte. Hä?

Ich schaute mich um und sah eine Pfütze vor mir. Ich trat heran und sah meinen Verdacht bestätigt. Auch im Gesicht hatte ich mittlerweile eine starke Behaarung. Und süsse kleine runde Öhrchen.

ICH BIN EIN BÄR!? ICH BIN EIN BÄR????

Ich viel gerade um. Ich glaube ich wurde Ohnmächtig. Was ist denn hier passiert? Ich musste gestorben sein. Ich verstand gar nichts. Ich erinnerte mich an meinen simplen Wunsch ein Bär mit Winterschlafmöglichkeiten zu sein. Und wieder viel ich in Ohnmacht.

Ich weiss nicht wie lange ich da so lag. Aber als ich wach wurde hing mir irgendwer am Hintern. Ich sprang auf – nun – ich versuchte es. Aber es war gar nicht so einfach als Bär wieder aufzustehen. Ich zappelte etwas herum und schaffte es dann tatsächlich auf meinen Beinen zu stehen. Und da stand ein Bär. Ich wollte schnell flüchten. Ich suchte in meinem Gehirn, was ich über Bären gelernt hatte. Man sollte sie entweder erschrecken – also sich gross machen, oder Tot stellen. Hm. Also Tot stellen, viel ja wohl aus. Denn ich hatte ja schon verraten dass ich lebte. Also Gross machen. Also drehte ich mich um und brüllte. Nun – ich dachte ich brülle. Aber ich hörte mich an wie eine Katze der auf den Schwanz getreten wurde. Ich räusperte mich oder so was ähnliches.

Der andere Bär stand da und beobachtete mich. Dann schien es, als würde er lachen. Können Bären lachen? Ja – also hier stand einer, der lachte über mich.

Ich grunzte. Oh – reden konnte ich nicht – da hatte der aufgeblasene Bär aber Glück. Aber wie verständigen sich Bären? War mir egal. Ich drehte mich um und schupste ihn einfach  mit meinem sehr imposanten Hinterteil. Oh Mann – die ganzen Diäten waren umsonst. Ich hatte vielleicht jetzt einen Hintern anhängen. Ich seufzte. Und da merkte ich was. Ich hatte Hunger. Und nun? Sollte ich jetzt einen Bienenkorb suchen? Oder einen Fisch fangen?

Der andere Bär setzte sich und beobachtete mich. Ich drehte mich zu ihm und deutete auf meinen Bauch und machte mit meiner Pfote – ach herrjeh  Pfote? – ich liess kurz mal den Kopf hängen. Dann zeigte ich mit meiner Pfote auf meinen Mund. Der Bär legte den Kopf schief und starrte mich an. Ja – klar – was soll auch ein Bär mit dieser Geste anfangen. Wieder seufzte ich. Dann schupste er mich. Er zeigte in eine Richtung und ich machte mich lang. Da war ein Fluss.

Ich stinke doch nicht – vor meinem – nennen wir es Transfer – hatte ich ja geduscht. Also was soll ich am Fluss? Ach du dämliche Kuh – nein Bär. Im Fluss – die Fische. Fische fangen. Ich zuckte mit den Schultern und folgte ihm. Blieb mir was anderes übrig? Nein – Ich ging mal davon aus, dass ich mir keine Gedanken machen musste, dass ich an einen Bösewicht gekommen bin. Ich war schliesslich  keine schwache Frau  mehr, sondern eine starke Bärin.

Der Gedanke gefiel mir.  Also trotteten wir gemütlich nebeneinander her zum Wasser. Ich warf immer mal einen heimlichen Blick in seine Richtung. Denn mittlerweile hatte ich mich überzeugen können, dass es ein männlicher Bär war. Er sah gut aus. Aber wie entscheide ich das. Er sieht aus wie jeder andere Bär, den ich in den Dokus schon gesehen hatte. Aber irgendwie fand ich ihn total attraktiv. Sehr seltsames Gefühl.

Da standen wir nun. Er war schon im Fluss und ich – in diesen kalten Fluss. Ich weiss nicht. Ich bin so verfroren. Ich hielt meine Pfote rein und zuckte zurück. Aber eigentlich war es gar nicht kalt. Das war nur eine Erinnerung. Das Wasser sollte kalt sein. Aber ich war kein Mensch mehr. Also traute ich mich mit den Vorderpfoten ins Wasser – Das war ein tolles Gefühl. Ich zog den Rest meines riesigen Körpers hinter her. Ich balancierte zu dem grossen Bär. Die Steine waren glitschig und ich rutschte aus. Ich tauchte unter und wieder auf. Was ein Gefühl. Das Wasser kitzelte mich. Ich fing an zu rennen. Im Wasser rennen. Mach das mal als Mensch – mir unmöglich – aber als Bär – es war so toll. Ich flitzte durch das Wasser – schlitterte auf den Steinplatten und pustete das Wasser aus meinem Mund.

Der grosse Bär beobachtete mich. Dann kam er und ich schuppste ihn. Er fiel und verschwand im Wasser. Aber es dauerte nicht lange und er tauchte wieder auf. Dann kam er auf mich zu. Er sah sehr böse und einschüchternd aus. Ich blickte ihm mit grossen Augen an und sah mich schon mit aufgerissener Kehle den Fluss hinabtreiben. Ich schloss die Augen und spürte einen Schupser. Da fiel ich und prustete ich. Ich sah in an und stürmte auf ihn zu. Er floh und wir jagten uns durch das Wasser. Was für ein Spass.

Aber ich hatte immer noch Hunger. Also machte ich wieder die Geste des Essens. Warum verstand er mich? Das war mir ein Rätsel. Steckte da auch ein Mensch drin? Warum sollte nur mir so etwas passieren?  Er stellte sich auf einen kleinen Vorsprung im Wasser und beobachtete. Da sprang er. Ein Fisch. Und mein neuer Freund fing ihn. Ganz stolz zeigte er mir seinen Fang und warf ihn ans Ufer.

Das musste ich auch probieren. Das sah ganz leicht aus. Also stellte ich mich auch zurecht und wartete. Ja – so viel dazu, es sah ganz leicht aus.  Ich landete mehr im Wasser, als ein Fisch in meinen Krallen. So würde ich definitiv verhungern.

Der Bär kam zu  mir und ich beobachtete ihn genau. Er konzentrierte sich und ich auch. Dann kam der Fisch und ich konnte genau sehen wie er zuschlug. Ich war beeindruckt. Das Balzverhalten hatte gewirkt. Ich war hin und weg. Das hätte mal ein menschlicher Mann machen sollen – da hätte ich wohl eher laut gelacht.

Aber dieser Bär – er war prächtig und mächtig und ich fühlte mich sicher. Er kniff mich mit den Zähnen in die Schulter und zeigte mir, dass ich ihm folgen sollte. Er lud mich zum Essen ein. Ich hatte ein Date mit einem Bären. Na so was. Hier wurde keine Zeit verschwendet. Aber rohen Fisch. Ich war nie der Sushi Fan gewesen. Aber wie sollte ich als Bär ein Feuer entfachen. Habt ihr mal die Krallen bewährte Pfote eines Bären gesehen. Da ist nichts mit Stock auf Stock reiben. Ausserdem haben wir ja schon Angst vor Feuer.

Vorsichtig schnappte ich mir einen Fisch und biss rein. Waaaa. Eine Geschmacksexplosion.  Oh mein Gott – schmeckte das. Ich hatte noch nie so guten Fisch gegessen. Ich versenkte meine Schnauze in den Fisch und frass. Dann  nahm ich mir den nächsten und schlang ihn mit einem Happ hinunter.

Nach dem Fressen war ich etwas verlegen. Was sollte jetzt geschehen. Was machen Bären so den ganzen Tag? Ich folgte meinem Bären und sah, wie er ständig Grass frass. Ich machte es ihm nach und es war gar nicht so seltsam. Wir kamen an eine Höhle und er blieb davor sitzen. Ich setzte mich ebenfalls. Das war wohl seine Höhle? Und nun? Er deutete an, dass ich hinein gehen sollte. Ich war doch etwas unsicher. Aber er blickte mich so treu an. Ich vertraute ihm. Also ging ich mit ihm in seine Höhle.

Es roch etwas ungewohnt streng. Aber es fühlte sich nicht schlecht an für mich. Er klopfte auf eine kleine Erhebung und ich kam zu ihm. Dann legte er sich hin und ich war etwas verunsichert, sollte ich mich zu ihm legen? Aber er beantwortete meine Frage. Er deutete neben sich und ich kuschelte mich an ihn. Niemals in meinem Leben hatte ich  mich so wohl gefühlt. Ich schloss die Augen und vergass mein altes Leben. Das hier war mein Leben. Niemals wieder wollte ich was anderes als ein Bär sein.

ENDE