Fantasy, [abc.etüden]

Etüden – Der gehäkelte Ruhestand

Die Schreibeinladung zu den Etüden kommen von Christiane

Die Wortspende kommt von Christiane. Sie lauten:

Drache
edel
häkeln.

Die nächsten Wörter kommen am 05.02.23


Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.

Ich sah auf den Spruch, den ich in das Kissen gebrannt hatte.

„Hey, was soll das? Wie sieht das denn aus? Willst du vielleicht weiter häkeln? Hätte ich gewusst, dass du meine Arbeit dann so versengst. Also wirklich.“

Ich schob meine Brille von meiner Schnauze nach oben.

„Entschuldige mal. Ich dachte, die gehäkelten Dinger würden mit den verrußten Ecken meines Drachenatems authentischer wirken.“

„Authentisch, mit so einem Spruch, ja sehr gefährlich. Tse. Außerdem weiß ich nicht, ob du das nicht irgendwie mit der Quelle versehen musst. Heute muss man so aufpassen, was man verwendet.“

Patrick warf einen Teebeutel in die Tasse. Kopfschüttelnd brummelt er vor sich hin. Drachen. Hätte es nicht eine süße kleine Fee sein können, nein einen Drachen haben sie ihm aufgedrückt. Diese Hüter der Fabelwesen. Ein schwerer Seufzer entkam ihm, während er seine Tasse auffüllte.

„Mir ist so langweilig. Es gibt keine Jungfrauen mehr zu retten, oder als Opfer. Ritter und Prinzen, die ich töten, oder denen ich helfen soll. Nur diese Sightseeing Touristen, die ich bisschen erschrecken darf. Ach, ich wünschte, ich könnte in die Vergangenheit zurück. Ich bin gefangen in einem Alptraum.“ Entgegnete der Drachen.

„Komm, heute Nacht kannst du wieder fliegen. Ist halt dumm, weil du unsterblich bist, außer jemand ersticht dich.“

„Ja, bitte erstich mich mit der Häkelnadel, bieeeette.“

Patrick rollte genervt mit den Augen.

„Du bist so eine Dramaqueen. Echt. Vielleicht solltest du mal zu der Selbsthilfegruppe gehen. „Fabelwesen im Ruhestand – Austausch, Hilfe, Erinnerungen.“

Urus nahm die Broschüre. Eine kleine Träne sammelte sich in seinem großen Auge. Er wischte sie verstohlen weg.

„Selbsthilfegruppe. Wie armselig sind wir geworden. Die Helden der Vergangenheit in einer Selbsthilfegruppe oder Häkelgruppe.“

Patrick trat zu dem großen Drachen, hielt ihm die Teetasse hin und klopfte ihm aufmunternd auf die Flügelspitze.

Action, Allgemein, [abc.etüden]

Etüden – Das Tier im Inneren

Die Schreibeinladung zu den Etüden kommen von Christiane

Die Wortspende kommt von Ludwig Zeidler. Sie lauten:

Fluchtsieger
füttern
wunderbar.

Die nächsten Wörter kommen am 22.01.23


Das Tier im Inneren

Arnaud trat in die Pedale. Er würde es diesmal schaffen. Seinen Atem hatte er unter Kontrolle. Es würde wunderbar werden, wäre er in dieser Etappe Fluchtsieger.

Er legte zum Sprint an. Nur noch 190 Kilometer bis zur Teilstreckengrenze. Das würde er schaffen. Er wollte sein inneres Tier füttern. Es brauchte unbedingt Nahrung. Sieg durch unbändigen Ehrgeiz war die einzige Nahrung, die es akzeptierte.

Die Besucher am Rand der Strecke verschwommen zu einer farbigen Masse. Er konnte die Rufe hören. Sie klangen wie ein Brüllen in seine Ohren. Ein Brüllen, das das Tier in ihm herausforderte. Schneller, schneller, schneller. Er hörte die Stimme seines Vaters aus dem Brüllen heraus.

„Tritt schneller in die Pedale. Wenn du deine Beine noch spürst, wirst du nie siegen. Schneller, Arnaud, sonst wirst du mich nie stolz machen.“

Diese Erinnerung brachte ihn fast ins Schleudern. Schnell gewann er wieder die Kontrolle über sein Fahrrad. Nur noch den Hügel, nur noch diese Etappe, nur noch paar Male kräftig treten.

Seine Muskeln schrien. Er schrie. Sein inneres schrie. Die Masse schrie. Sein Tier brach aus. Es übernahm die Kontrolle und brachte ihn ins Ziel. Er hatte gewonnen. Diese Etappe war seine und die seines Tieres, das er nicht mehr einfangen konnte, auch nicht wollte.

Er strauchelte. Seine Kraft war verbraucht, aber nicht die des Tieres. Er sprang vom Rad, rannte in den Wald, der sich um ihn herum ausbreitete und rannte. Rannte, getrieben von Zwängen und Verpflichtungen.

Er rannte, um sich zu befreien. Morgen, morgen würde er wieder aufsitzen. Solange würde er seinem Tier die Freiheit geben. Morgen würde er es wieder bändigen. Aber erst morgen. Morgen würde er die Fragen beantworten und die Glückwünsche entgegennehmen. Heute gehörte dem Tier, das hatte er so vereinbart.

Das war Teil des Deals.

Thriller

[ABC-Etüden] Schreibeinladung für die Textwochen 40.41.22 |

Die Schreibeinladung zu den Etüden kommen von Christiane

Die Wortspende für die Textwochen 40/41 des Jahres 2022 stammt von Werner Kastens mit seinem Blog Mit Worten Gedanken horten. Sie lautet:

Zeitlupe
behäbig
verprassen.

Ui – das war ungewohnt. Ich hatte die letzte Zeit nur Drabble, Elfchen und weitere kurze Beiträge, dass die 300 Worte mir so viel vorkamen.

Aber ich habe sie unterbekommen. Hier mein blutiger Beitrag.

(Achtung Trigger – es wird blutig)


Wie in Zeitlupe schien die Szene vor Annette abzulaufen. Sie blickte auf ihre Hand, in der das Messer noch lag. Plopp, plopp, plopp, tropfte das Blut auf den Küchenfussboden. Vor ihr lag eine Person. Sie ging in die Hocke. Ein Lachen drängte sich an die Oberfläche. Wer begeht denn einen Überfall mit einer Hasenmaske? dachte sie. Eine unerwartete Ruhe überkam sie. Sie musste überlegen. Sie erhob sich, schaute auf den Läufer und zog diesen herbei. Sie versuchte die behäbige Person auf den Teppich zu rollen. Sie war widerspenstig. Die Schwere des auf dem Rücken liegenden Körpers, liess ihn immer wieder zurückrollen. So geht das nicht, dachte Annette. Ich muss mehr Kraft ausüben. Entschlossen drückte sie gegen den Körper. Ein Schmatzen war zu hören, als er sich aus der Blutlache löste. „So. Und jetzt?“ sagte sie. Ich verprasse hier sinnlos Zeit. Wie entledige ich mich dieser Leichen?

Verdammt, dass ich nicht einfach die Polizei rufen kann. Sie drehte sich um und schaute zum Flur. Da lag eine weitere Leiche. Ein schlanker Körper zeichnete sich unter dem Laken ab. Dieser Einbruch kam wirklich äusserst ungelegen. Wollte sie doch…..aber warte. Vielleicht doch nicht ungelegen? Sie setzte sich auf den Hocker. Öffnete eine Flasche Wein und überlegte.

Nehmen wir an: Sie blickte auf die Leiche ihres Mannes – durch das Laken drang das Blut. Eine Affekthandlung. Sie trank den Wein aus, zerschlug die Weinflasche, begab sich zum ersten Leichnam, schlitzte die Kehle nochmal auf – mit dem Flaschenhals. Nahm das Laken und warf es in den Kamin. Wischte ihre Fingerabdrücke sorgfältig ab. Ging zur zweiten Leiche, verschmierte grosszügig Blut ihres Mannes auf dem Eindringling. Griff zum Telefon. Schickte ein Stossgebet gen Himmel und wählte den Notruf. „Notruf, wie kann ich ihnen Helfen?“ Ein tiefer Schluchzer entkam ihr. „Hilfe. Bitte helfen sie mir. Wir sind überfallen worden.“

Apokalypse, [abc.etüden]

7 aus 12 | Etüdensommerpausenintermezzo II-2022 – Worst Case

 

Während der Sommerpause der Etüden können wir uns trotzdem noch austoben. Christiane hat für das Etüdensommerpausenintermezzo 12 Worte gesammelt, von denen wir 7 verwenden sollen. Inklusive diesen Satzes

Wie wenig wir einander kennen.

Hier die 12 Worte

Flohzirkus

Flughafen

Herrgottsfrühe

Kulleraugen

Milonga

Regionalbahn

Schatten

Sommerpause

Tischtuch

Ukraine

Wasserrationierung

Wasserratte

Der Text darf so lange sein, wie er halt ist. Keine Worteinschränkungen. Bis zum 4.9. läuft das Intermezzo noch. Also haut in die Tasten


Ich hab ein kleines Worst Case Szenario geschrieben, das wahrscheinlich nicht so unrealistisch ist….wer weiss.


Elena drehte den Wasserhahn auf – ein einsamer Tropfen löste sich. Er platschte ohrenbetäubend in die Spüle. So kam es ihr vor. Sie haben es tatsächlich wahr gemacht. Wasserrationierung. Ihr hat ja keiner geglaubt. Alle hatten abgewunken. „So was würden die doch nie machen. Wir zahlen regelmässig unsere Rechnungen. Wenn das kommt, wenn das kommt…..ja – Mietminderung. Auf jeden Fall. Und was hätten sie denn davon uns so leiden zu lassen? Die werden schon eine Lösung finden“. Es hat keiner geglaubt. Lieber sind sie mit ihrem super Ticket in der Regionalbahn in die Sommerpause gefahren. Es hat keiner geglaubt. Und jetzt war es da. Die Strassen waren verweisst. Die kleinen Läden, die sich tapfer geschlagen hatten: Ihre Schaufenster waren mit Zeitungspapier zugeklebt. Manche waren eingeworfen. Vorallem Elektroläden. Klar – wer will nicht den grössten Fernsehen zu Hause haben, wenn man kein Wasser mehr hat? Wie wenig wir einander kennen, merkt man, wenn man dann bei einer Krise alleine dasteht.

Elena streckte die Beine aus. Was jetzt? Mit grossen Kulleraugen sass sie und blickte aus dem Fenster. Etwas braute sich zusammen.

*

In aller Herrgottsfrühe schlich sich ein Schatten durch die Strassen. Dieser Schatten vergrösserte sich von Tür zu Tür an der er vorbeischlich. Bis es ein Mobb war. Dieser Mobb stand jetzt vor einem prächtigen Haus. Nach und nach wurden die Lampen angeschaltet. Eine Unruhe machte sich breit. Der Mann an der Spitze zischte. „Ruhe. Wir wollen hier keinen Flohzirkus. Die Situation ist ernst.“

Er erhob seine Hand, klopfte schwer an die Tür und wartete. Wartet mit dem Mobb. Die Tür öffnete sich. Jemand stand in der Tür, verschlafen und sich die Augen reibend. Eine bekannte Persönlichkeit. Eine wohlige Wärme drang aus der Tür. Das war der zündende Funken. Ein Tischtuch wurde gereicht. Der bekannten Persönlichkeit wurde dieses Tuch übergeworfen und mit Schnüren wurde sie umwickelt. Wie eine Roulade mit bunten Tupfen dekoriert. Der Mobb war nicht mehr zu halten. Sie stürmten das Haus – der Mann an der Spitze zog die umwickelte Persönlichkeit heraus. Ein Blick auf sein Handy verriet ihm, seine Kameraden in allen anderen Städten, in denen die restliche Elite wohnte, war gerade genau in diesem Moment auf dem selben Stand. Alle posteten Bilder in den sozialen Medien von in Tischtücher eingewickelten Menschen. Und all diese Menschen die meinten das Volk weiter und weiter pressen zu können wurden an einen öffentlichen Platz getrieben. Barfuss, mit verrotteten Gemüse und faulen Eiern beworfen, wurden sie durch die Stadt getrieben. Das Militär, das für solche Zwecke schon bereitgestellt wurde, würde den Eliten nicht helfen. Langsam zogen sie sich zurück. Sie würden sich nicht gegen ihr Volk stellen. Sollten sie doch die Leute vor schlimmen schützen. Was gab es schlimmeres, als sein Volk hungern und frieren zu lassen? Seit Monaten, Jahren wurde das Volk nach und nach versklavt.

*

Elena trat vor die Tür. Hier war ihre Antwort. „Was jetzt?“

Vom Himmel kam ein Getöse. Das Ende nahte. Elena war bereit. Sie wusste, dass es so nicht weiter gehen konnte. Gott hatte endgültig die Schnauze voll.

Fantasy, Humor, [abc.etüden]

Schreibeinladung für die Textwochen 25.26.22

Die Schreibeinladung zu den Etüden kommen von Christiane

Kurz vor der Sommerpause haben wir noch eine Etüde

Die Wortspende für die Textwochen 25/26 des Jahres 2022 stammt von Donka mit ihrem Blog OnlyBatsCanHang. Sie lautet:

Wiedergeburt
blümerant
antanzen.

Kurz zur Idee: Ich habe mich auf einigen Buchlädenseiten getummelt und bin über ein – absolut dem Klischee entsprechenden – Buch über Hexen gestolpert. Ich weiss nicht wie oft ich schon gelesen habe…blablabla „an ihrem sechzehnten Geburtstag erwachten ihre Hexenkräfte…“ blablabla

Das hat mich so gelangweilt, dass ich mich fragte – warum immer 16 – warum nicht mal später. Also so entstand mein Text


Späte Reife

„Ich werde noch verrückt.“ Murmelte ich.

„Ach wenn man erstmal fünfzig ist, dann geht man echt auseinander wie ein Hefeteig. Wenn meine echten Hefeteige mal so gehen würden.“ Wütend warf ich das Kleid auf den Spendenhaufen.

So langsam könnte auch mein Taxi mal antanzen. Ich war zu einer schamanischen Hochzeit geladen. Mein Patenkind, beziehungsweise, seine Zukünftige war in irgendeinem Indianischen Reservat gewesen und hat ihren inneren Was-auch-immer gefunden. Ich seufzte tief und griff zum nächsten Kleid. Sah gar nicht so schlecht aus. Also Taubenblau steht mir dann in meinem jetzigen Alter. Es ist echt nicht immer schön alt zu werden.

Es klingelte – mein Taxi. Am Austragungsort. Konnte man das so nennen? Am gewünschten Ort angekommen, suchte ich nach meinem Patensohn. Er sah so lächerlich aus in seiner Kostümierung. In seiner Kindheit an Fasching ist er als Indianer verkleidet durch die Halle gerannt. Ach ja – und jetzt. Er würde heiraten und eine Familie gründen.

Ah – da war die Braut. Es war ein – wie sagt man – Hochzeitszelt? Die engsten Vertrauten des Paares wurden hereingebeten. Mir war ein wenig blümerant.

Wir sassen alle im Kreis um das Brautpaar. Dieses Zelt war mit seltsamen rauch gefüllt und mir wurde extrem schwindelig. Alles drehte sich um mich und ich wurde unelegant ohnmächtig.

Ein unsanfter Schlag auf die Wangen weckte mich unsaft.

„Das ist ihre Wiedergeburt.“ Hörte ich jemanden flüstern.

„Willkommen im Kreis. Ist es geschehen? Deine Kräfte sind erwacht? Willkommen im Hexenzirkel.“

Was Hexenzirkel – ich alte Krähe? Warte – Krähe – haben Hexen nicht Krähen, bin ich eine Krähe? Ich schaute an mir herab. Nein. Ich hatte noch meine Füsse.

„Ja – die Hexenkraft erwacht wenn man so weit ist. Und du bist wohl eine Spät-Erwachende.“

Na klar. Als hätte ich in meinem Alter nicht andere Probleme – eine Hexe. Klar – warum auch nicht? Könnte hilfreich sein im Leben.

Mystery, [abc.etüden]

Schreibeinladung für die Textwochen 23.24.22

Die Schreibeinladung zu den Etüden kommen von Christiane

Ist schon wieder bisschen her. Aber da ich gerade in den Urlaub schlittere, hoffe ich auf mehr Schreiblust

Die Wortspende für die Textwochen 23/24 des Jahres 2022 stammt von Anja mit ihrem Blog Annuschkas Northern Star. Sie lautet:

Yachtclub
besenrein
abspecken.


Das alte Schiff

Andrea hatte ihre Wohnung verloren und sollte diese auch noch besenrein verlassen. Eigentlich hätte sie rebellischer sein sollen. Hätte sie doch die Wohnung einfach so gelassen. Was soll´s. Sie war halt doch einfach zu gut erzogen.

Ein gutes hatte es. Da sie pleite, arbeitslos und wohnungslos war, würde sie jetzt gehörig abspecken. Somit würde es nur Tütensuppen und trocken Brot geben.

Sie sollte zum Yachtclub  gehen. Vielleicht könnte sie bei jemandem anheuern. Hier hielt sie nichts mehr. Was blieb ihr übrig? Andrea grübelte während sie mit ihren sieben Sachen langsam Richtung Hafen lief.

Als Andrea durch ihr Adressbuch im Smartphone ging,  scrollte sie auf die Nummer ihrer Eltern und ihr Daumen schwebte darüber. Ein „Pft“ entfleuchte ihr.

„Ich gehe erstmal zum Hafen. Ich schau mal was es da gibt.“

Andrea schlurfte perspektivlos Richtung Hafen. Dort angekommen war es neblig und schon diesig. Eine Gänsehaut kroch ihr über den Rücken. „Wie gruselig“. Ein altes Schiff erschien aus dem Nebel vor ihr. Es war ziemlich heruntergekommen und die Segel waren zerfetzt. Aber am grausigsten war der Anblick der Galionsfigur. Eine Meerjungfrau. Ihr Schwanz war abgebrochen, ihre Arme nur noch Stummel. Und ihr Gesicht – es war bestimmt mal hübsch – war jetzt entstellt.

Traurig streckte Andrea ihre Hand in Richtung der Meerjungfrau.

„Du Arme – was ist dir den wiederfahren?“

„Der Fluch.“ Raunte es. Andrea zog erschrocken ihre Hand zurück. Drehte sich um und wollte rennen. Aber sie wurde von irgendetwas zurück gehalten. In ihren Ohren rauschte es. „Der Fluch – bis zu dem Zeitpunkt, bis ich jemanden treffe, der Mitleid hat – dann bin ich frei. Es tut mir leid.“ Das war das letzte was Andrea hörte. Seit dem wurde sie nicht mehr gesehen. Dieses alte Schiff erscheint manchmal verirrten Seefahrern und alle bewunderten diese hübsche, aber traurig aussehende Galionsfigur.

Horror, Mystery, [abc.etüden]

Schreibeinladung für die Textwochen 06.07.22

Die Schreibeinladung zu den Etüden kommen von Christiane

Die Wortspende für die Textwochen 06/07 des Jahres 2022 stammt von Kain Schreiber mit seinem Blog Gedankenflut. Sie lautet:

Zwerg
quer
fühlen.

Für alle die Zwerge auch ein bisschen gruselig finden

Der volle Mond schien auf die Ebene und legte der Umgebung ein mystisches Gewand um. Es war ruhig und wenn man sich auf den Boden legen würde, könnte man die eisige Kälte des Winters fühlen. Wenn man sein Ohr auch auf den Boden legen würde, könnte man das knacken des Bodens hören, der sich von der Eiskruste befreien wollte. Aber noch war nicht die Zeit. Geduld war angesagt. Denn mit dem aufbrechen der Eiskruste würde auch anderes aufbrechen. Erinnerungen, die versucht wurden in den heimischen Öfen zu verbrennen. Mythen, die einem des Nachts Alpträume bescherten. Sobald sich die Natur befreit hätte, konnte man quer über die Wiesen und Wälder Bewegungen wahrnehmen, die einem Gänsehaut bereiten könnten. Besser sei es, man vergesse nicht, was man sich so munkelt. Es gäbe seltsames in den Nächten die noch gefroren seien, aber schon den Frühling erahnen ließen. In den entlegenen Dörfern, in denen der ein oder andere ältere Bewohner noch glaubt, und überzeugen kann, ist man sicher. Aber wehe in den Dörfern in denen die Jugend übermacht hat und alle alten Legenden als Humbug abwinkten – in diesen Dörfern konnte man mehr und mehr dieser seltsamen Bewegungen an den Dorfrändern erkennen. Die wenigen Alten, die ungehört blieben, wussten es – sie kannten die Geschichten aus der Vergangenheit, als die Menschen lernen mussten, was da draussen erwachte. Diese Alten konnten nur den Kopf schütteln und über die ganz kleinen Wachen. Denn wenn die Erde sich die Eiskruste vom Leibe schüttelte und man ein leises Kratzen im Boden vernahm, ist es besser des Nachts nicht draussen herum zu laufen. Denn diejenigen, die Bodenschätze schützten und horteten, diese kleinen Wesen, die wollt ihr nicht auf eurer Türschwelle sitzen haben. „Ein kleiner Zwerg“, werdet ihr erfreut aufrufen. Seit gewarnt – sie wollen nichts Gutes euch.

[abc.etüden]

Schreibeinladung für die Textwoche 05.22 | Extraetüden

Meine Etüde zu Christianes ABC-Etüden

Wenn ein Monat 5 Sonntage hat, gibt es die Extraetüden. 1 Woche Zeit um die Worte des Monats zu 500 Worten zusammen zu bringen.

Hoffnungsschimmer, unverzeihlich, nähen,
Wackelpudding, unverdrossen, knistern.

Eine kleine Verschwörungstheorie. 500 hat es nicht gebracht


Man meinte es direkt zu hören: es ging ein Aufschrei durch die Weltbevölkerung. Unverdrossen klickten und wischten sie auf ihren Handys. Sie schalteten den PC an um das unmögliche zu checken. Einige standen mit Beinen aus Wackelpudding vor dem Automaten um auch hier noch mal zu schauen, ob die digitale Welt nicht vielleicht einem Virus anheimgefallen war. Der letzte Hoffnungsschimmer war dahin. Es liess sich nicht mehr ignorieren. Ein knistern ging durch die Bevölkerung. Was sollte jetzt geschehen? Das Internet drohte zusammen zu brechen. Es schien, als würden alle im selben Moment ihre Daten checken. Gut für die, die eine Matratze besaßen, in die sie ihre Reichtümer hatten nähen können. Es gab auch Gewinner – die, die nie was hatten, oder weniger hatten. Diese freuten sich. Erst mal.

Es war unverzeihlich. Jemand hatte den grossen Button gedrückt. Alles war weg? Was jetzt? Das konnte nicht sein. Man musste einfach paar Tage warten und alles würde sich einrenken. Konnte man doch nicht glauben, dass die das machen würden. Was hätten sie denn davon? Ja, was hätten sie davon?

Der erste Versuch die Menschheit zu versklaven war mehr oder weniger gescheitert. Also wo tat es noch weh? Gesundheit – abgehakt. Geld? Geld. Das musste es sein. In ihren Büros saßen sie. Homeoffice? Vielleicht. In geheimen Kellern oder Räumen – ja nennen wir es Homeoffice. Jetzt musste man nur warten. Hunger, Wut, Angst. Alles würde ihnen in die Karten spielen. Sie würden angekrochen kommen. Betteln, jammern, willig sein.

Die anderen könnte man einfach weiter anprangern. Wäre kein Unterschied zu vorher.

Was würde passieren, wenn einer den grossen Button drücken würde und das Geld aller wäre weg?

Unruhig drehte er sich hin und her. Schweiss gebadet wachte er auf. Sein erster Griff ging zum Handy um seinen Kontostand zu checken. Mit angehaltenem Atem wartete er bis endlich die Verifizierung durch war. Sein Blick war starr auf den Bildschirm geheftet. Was würde er sehen?

 

 

 

Geschichtenzauber, Horror, [abc.etüden]

Schreibeinladung für die Textwochen 03.04.22 | ABC-Etüden

Nach zwei Jahren Schreibblockade versuche ich mich einfach mal wieder an einer Etüde. Irgendwie muss doch diese Blockade zu brechen sein. Ist mir auch ein bisschen schwer gefallen, da ich total eingerostet bin. Drückt mir die Daumen, dass ich vielleicht endlich diese Blockade überwinden kann.

Also hier meine Etüde zu Christianes ABC-Etüden

Wortspende kommt diesmal von Tanja mit ihrem Blog Stachelbeermond. Sie lautet:

Wackelpudding
unverdrossen
knistern.

Ich weiss nicht ob ich hier eine Triggerwarnung setzten muss. Wer als Angst vor Dunklen Räumen hat. Bleibt lieber draussen


Zu den heutigen erschwerten Bedingungen, war es kaum noch möglich einen passenden Partner zu finden. Deswegen hatte sie sich bei einer dieser seltsamen Datingapps registriert.

So verlieben wir sie heute. Unverdrossen wischte und klickte sie. Es kam ihr vor wie ein Spiel. Und es war langweilig. Wo war das knistern, das man erlebte, wenn Blicke sich trafen? Die Dates waren ebenfalls langweilig. Natürlich stimmten achtzig Prozent der Profile nicht mit dem im Internet überein. So verlor sie schnell die Lust daran. Bis auf einmal ein Pop-up aufploppte.

„Gelangweilt von herkömmlichen Datingapps? Probieren Sie Extrem-Dating aus. Garantierte Trefferquote“

Ja, warum nicht, das Leben war einfach zu öde geworden. Sie brauchte eine Herausforderung. Schnell waren die erforderlichen Daten ausgefüllt und nun wartete sie. Es war anders, als bei den üblichen Portalen. Hier wurde der passende Partner von der App ausgewählt. Und man wurde zu einem Blind Date geschickt.

Es dauerte nicht lange und eine Message erreichte sie. Datum, Ort und Uhrzeit wurden übermittelt.

Verhaltensregeln: Keine.

Sie fragte sich ob sie noch sexy Unterwäsche hatte und wühlte sich durch ihre Schublade. Extrem-Dating. Da spielten ihre schmutzigen Gedanken Karussell. Der Tag war da. Nervös bestellte sie einen Fahrdienst und kam kurze Zeit später an.

Ein schmuddeliger Hinterhof mit Unrat komplettierte den gruseligen Eindruck. Eine Tür öffnete sich. Eine junge, uninteressierte Frau hielt ihr ein Klemmbrett unter die Nase. Geheimhaltungsklausel. Sie unterschrieb und trat ein. Dunkel umgab sie. Stunden später, sie hatte kein Zeitgefühl mehr, trat sie wieder heraus. Ihre Beine fühlten sich an wie Wackelpudding. Sie blickte mit glasigen Augen auf ihre Hände. Blutverschmiert wischte sie sie an ihrem zerrissenen Rock ab.

„Kommen sie bald wieder.“ Hörte sie noch hinter sich. Sie drehte sich um, und nahm den neuen Anmeldebogen entgegen.

Dating-Extrem – Jedes Date ein todsicherer Erfolg.“😈

Weihnachten, [abc.etüden]

12 – Eine selige Weihnacht | Adventüden

Heute hinter dem 12. Türchen bei Christianes Adventskalender – meine Kleine Geschichte

Irgendwas ist immer

Zum Thema Inhaltshinweise/CN/Triggerwarnungen in den Adventüden bitte hier lesen.

Eine selige Weihnacht (Rina, Geschichtszauberei)

Armut durchflutete die Gassen. Man konnte sie riechen, schmecken, gar sehen. Schaute man durch die verschmutzen Scheiben, sah man Hunger. Kinder saßen am Kamin in Handschuhe, Schal und Pudelmütze eingepackt, der Kälte trotzend. Von Weihnachten war hier nichts zu sehen. Vereinzelt fand man einen mickrigen Tannenzweig. Die Eisblumen an den Fenstern dienten als Fensterschmuck.

In einem dieser Häuser lebte Eileen. Mit ihren acht Jahren fühlte sie sich sehr erwachsen. Sie half der Mutter im Haushalt und dem Vater beim Holz holen. Überall, wo sie entlanglief, schienen die Menschen aufzublühen. Statt grimmig zu gucken lächelten sie. Sie war die gute Seele dieses Dorfes. Schneite es, ging sie mit einer heißen Suppe zur alten Erna, die so schwach war. Mit neuen Geschichten fiel sie in die Wirtsstube ein und erzählte von Weihnachten, Engeln, dem Christkind…

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