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Writing Friday – Luisas Komplettstory

Eckdaten

Protagonist / Protagonistin:      Luisa 31 Jahre

Ort: Sie kommt aus Berlin / wandert nach Barcelona aus

Zeit: Jahr 2023

Schreibform: Geschichte

Einstieg in die Geschichte (wähle zwischen einer der beiden Optionen aus und schreibe deine Geschichte weiter)

  • Luisa ist Künstlerin und möchte mit ihrer Kunst Fuss fassen – beschreibe ihre Arbeit, ihr neues Apartment und welche Ideen sie für ihre nächsten Bilder hat

oder

  • Luisa ist Fotografin und möchte mit ihren Fotos die Welt verändern – beschreibe ihre Arbeit, ihr neues Apartment und welche Fotos sie umsetzen möchte

 

Der Anfang der Geschichte

Diesmal würde es gelingen, ich konnte es spüren. Das Gefühl, welches mich nun überkam war anders. Irgendwie vertrauter und doch war es neu. Ich blickte nach rechts und hörte das wohlige Rauschen des Meeres. Vertraut und doch neu. Ich sah einige Möwen, konnte Salz in der Luft schmecken und wusste, diesmal würde es länger anhalten. Ich kam erst gestern an aber es fühlte sich so an als wäre ich nie fort gewesen. Dieser Neuanfang würde ein wirklicher Neuanfang werden. Ich hatte alles zurückgelassen. Freunde, Familie und selbst meine Wohnung hatte ich gekündigt. Die einzige Last, die ich von zu Hause mitnahm war mein Job. Zu Hause, wie seltsam – ich hatte keines mehr. Ich wollte ein neues erschaffen.

 

2023, das sollte mein Jahr werden. Mit 31 hatte ich keinen Mann und keine Kinder. Mein Leben bewegte sich nicht mehr vorwärts. Es stagnierte und engte mich zusehends ein. Meine Entscheidung Berlin, sogar Deutschland zu verlassen, fiel mir leichter als ich erwartet hatte. Meine Eltern waren natürlich nicht sehr begeistert. Aber – wie lange soll ich mein Leben nach anderen ausrichten? Und Spanien war ja wirklich schnell zu erreichen. Ich wollte meine Kunst weiter ausbauen. Ich befand mich in einem Loch. Und das einzige, das für mich eine Lösung darstellte – ich musste mein Leben ändern, oder einfach mal raus aus dem Trott, der mich drückte, meine Kreativität erstickte. Erst überlegte ich, ob ich einen Roadtrip machen sollte. Warum nicht.

 

Aber da ich doch recht schnell in Spanien Fuß fassen wollte und auch ein bisschen unsicher war, buchte ich einen Flug nach Barcelona. Mit meinem Koffer, meiner Staffelei stand ich am Flughafen. Die schon vernommenen Geräusche und Gerüche des Meeres beflügelten mich. Ich wühlte den Zettel aus meiner Hosentasche mit der Adresse eine kleine Pension, die ich von Deutschland aus schon kontaktiert hatte. Ein Taxi brachte mich dort hin. Es war malerisch. Schön eingewachsen. Alles grün und geheimnisvoll. Bevor ich mich anmeldete, zog ich meinen Skizzenblock hervor und machte schnell paar Striche, die ich später ausarbeiten wollte. Die Tür öffnete sich und eine mütterliche Frau trat heraus. „Luisa? Aus Deutschland?“ Erschrocken wand ich mich zu ihr. Ich hatte jegliches um mich herum ausgeblendet. „Oh ja. Sie sind Anna?“ „Ja, kommen sie herein?“ „Oh ja, Entschuldigung. Es ist so schön hier, ich hab die Zeit vergessen.“ Ich trat in das Haus und sogleich fühlte ich mich angekommen. Ein Gefühl der Ruhe überkam mich. Ich war zu Hause. Anna brachte mich in mein Zimmer und es war traumhaft. Es war sehr groß mit einem traumhaften Balkon auf dem ich gerade einen Sonnenuntergang bewunderte. „Sie können sich gerne zum Essen den anderen anschließen, aber wenn sie noch bisschen Zeit brauchen. Hier ist ein gefüllter Kühlschrank und eine kleine Kochplatte.“ „Oh vielen Dank. Ich komme gerne. Kleinen Moment.“ Ich stellte meine Taschen ab und folgte Anna. Im großen Aufenthaltsraum befanden sich gemütliche Sitzecken und eine große Tafel an der schon einige Leute saßen. Ich hielt mich erst mal im Hintergrund und betrachtete die bunte Truppe. Es schienen alles eher Leute wie sie zu sein. Frei, ungezwungen, künstlerisch angehaucht. Später verabschiedete ich mich und ging in mein Zimmer zurück. Ich setzte mich in den bequemen Sessel, der ihr den Blick nach draußen gewährte. Blickte mich um und genoss die ruhigen erdigen Farben, in denen das Zimmer gehalten war. Ein gemütliches Bett lud ein, eine Runde zu schlafen, aber ich war einfach zu aufgedreht. Ich ging ins Bad, das mit einer Dusche, Toilette und Waschbecken recht klein war, aber ausreichend. Ich schüttete mir paar Hände Wasser ins Gesicht, um mich bisschen zu erfrischen. Danach nahm ich meine Staffelei, die Skizze und meine Farben. Ich würde die Welt um mich herum mit meinen Augen erfassen. Malen, wie ich sie fühlte. Und sehen wie sich meine Künste entwickelten. Vielleicht würde es funktionieren und die Freiheit, die ich hier empfand, würde sich in meinen Bildern wiederfinden.

Erste Wendung (wähle zwischen einer der beiden Optionen aus und schreibe deine Geschichte weiter)

Luisas Arbeit wird beschädigt

oder

In ihrem Apartment wird etwas gestohlen

Ich war jetzt schon einige Wochen in Barcelona. Die kleine Pension war mein Hafen. Hier fühlte ich mich so wohl. Aber ich wusste – das ist nur vorübergehend. Ich brauchte was Eigenes. Aber dafür war noch genügend Zeit. Der Rest meines Lebens, vielleicht. Wer weiß.

Ich stand auf meinem Balkon und ließ meinen Blick auf die untergehende Sonne über dem Meer schweifen. Die kleinen Wellen glitzernden wie Diamanten. Ich merkte sofort, wie die Anspannung von mir abfiel.

Bis jetzt war ich mit meiner Kunst noch nicht wirklich weiter gekommen. Zum Geld verdienen hatte ich mich an die Strandpromenade begeben und bot Touristen Porträts oder Bilder vor ausgewählten Hintergründen an. Es lief gar nicht schlecht. Aber es war nur zum Geld verdienen. Es war nicht meine Leidenschaft. Meinen Bildern fehlte irgendwas. Sie waren schön, ich liebte sie – aber sie waren nicht lebendig. War ich doch noch nicht ganz hier angekommen? Hing ich noch an der Heimat?

Es war nicht leicht alles wirklich so abzustreifen. Die Videochats mit den Eltern machten es auch nicht leicht. Sie vermissten mich, ich vermisste sie. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, wieder zurück in das kalte, abweisende Deutschland zu gehen. Nein, ich war hier und blieb hier. Wenn ich das alles verinnerlicht hätte, dann würden die Bilder lebendiger werden.

Ich sah unter mir, wie sich Katzen um die Futterreste stritten, die Anna ihnen hingeworfen hatte. Ich schnappte mir schnell meinen Skizzenblock und hielt dies kurz fest. Ich würde versuchen dieses Bild so getreu und lebendig wie möglich einzufangen. Vielleicht sollte ich mein Handy zur Hilfe nehmen? Schnell ging ich hinein und schnappte mir mein Smartphone. Ich war keine Fotografin, aber ich nutzte dieses Medium gerne, um Szenen festzuhalten, die ich zeichnen wollte.

Auf einmal hörte ich ein lautes rumpeln. Mein Balkon lag nicht sehr hoch. Zwei der streitenden Katzen hatten sich versucht auf meinem Balkon aus dem Weg zu gehen, was nicht gelang. Sie schrien und rannten durch mein Zimmer. Ich war zu einer bewegungslosen Säule erstarrt. Ich konnte sehen, wie die beiden auf meinem Stapel abgedeckter Bilder stürmten. Davor stand ein Metallgestell, das ich gerne zum Ablegen meiner Palette und Pinsel nutzte. Wie Zeitlupe sah ihn umkippen. Genau in die Richtung der Bilder. Ein „Ratsch“ bedeutete mir, dass etwas Schlimmes geschehen war.

Zweite Wendung (wähle zwischen einer der beiden Optionen aus und schreibe deine Geschichte weiter)

Ein Bild von ihr landet auf einem Kunstblog. Schreibe über die Auswirkungen.

oder

Sie erhält die Möglichkeit selbst eine Kunst / Fotografie Ausstellung zur organisieren. Berichte davon

Nach der Zerstörung meiner Bilder durch raufende Katzen, stand ich in meinem Zimmer und betrachtete, was ich bisher gemalt hatte. Porträts. Die sicherten mein Einkommen. Was mir aber am meisten Spaß machte, waren Menschen vor Motiven in Szene zu setzen. Das war es, was ich ausbauen wollte. Dabei überließ ich es den Leuten zu wählen, ob es realistisch oder fiktiv sein sollte. Ich war erstaunt, wie viele sich für Fantasymotive entschieden. Besonders mochte ich es ja, wenn Kinder kamen. Ihre Fantasy war so rein und mir machte es so Spaß diese kleinen Wünsche umzusetzen. Ich wurde besser und besser. Meine Bilder entwickelten eine Eigenbewegung. Wie ein Hologramm. Erklären konnte ich mir das nicht, wo hatte ich auf einmal diese Sichtweise und Umsetzung her?

Ich war jetzt dort, wo ich mit meiner Kunst sein wollte. Sie lebte – ich lebte durch sie.

Heute kam ich nach vielen Stunden Strand und einem vollen Skizzenblock in meine Pension zurück. Die Leute, die ich am ersten Abend kennenlernte, saßen schon am Tisch und unterhielten sich impulsiv. Eigentlich wollte ich am liebsten sofort in mein Zimmer verschwinden und meine Skizzen anfangen zu übertragen. Mein liebstes Zeichenmedium war mittlerweile Kreide. Damit konnte man schöne, weiche Übergänge zaubern. In Gedanken schon am Ausarbeiten, rief mich meine neueste Freundin, Anna, zu sich.

„Luisa. Komm doch zu uns. Wir essen und trinken leckeren Wein. Es ist Freitag und wir wollen das Wochenende gebührend begrüßen. Was meinst du? Ein bisschen Wein?“ Dabei lockte sie mich mit einem schon gefüllten Glas. Ich überlegte gar nicht lange. Der Tag heute war erfolgreich und ich konnte es auch mal ruhig angehen lassen.

Der Platz neben Anna war von Javier besetzt. Bis jetzt hatte ich keine großen Anstrengungen unternommen, mich nach einer Beziehung umzuschauen. Ich wollte keine Ablenkung und war auch gar nicht offen. Aber Javier und ein Gläschen Wein ließen mich ein bisschen in meine selbstgewählte Abstinenz wanken. Vielleicht würde ich nachgeben, vielleicht heute, vielleicht morgen.

Da wir alles Künstler waren, blieb es nicht aus, dass wir irgendwann vor einem Tablett saßen und uns in Kunstforen und Kunstblogs wieder fanden. Heftig diskutieren wir über die verschiedenen Bilder und Skulpturen, die wir dort entdeckten. Ich nahm gerade einen tiefen Schluck meines ungezählten Glases Wein, als ich mich erschrocken verschluckte.

„Anna, warte, blättere noch mal zurück bitte.“ Anna schaute mich überrascht an, aber kam meiner Bitte nach. Ich schluckte hektisch den Wein. Nahm das Tablett und klickte auf das Bild.

Auf mein Bild. Das war eines meiner Bilder.

„Das ist eines meiner Bilder. Leute, was ist das für ein Blog, der meine Bilder zeigt?“ Ich versuchte, die Homepage zu öffnen. Das Netz war so quälend langsam. Maria – meine Zimmernachbarin – hatte in der Zwischenzeit ihr Laptop hochgefahren. Wenige Klicks und wir waren auf der Homepage einer Bloggerin. Sie war eine Kunst-Reise-Bloggerin. Und nicht gerade unbekannt. Ich überflog ihre Startseite. Sie reiste durch die Welt, um Kunst zu fotografieren. Keine altertümliche Kunst, sondern Kunst unbekannter Künstler, die sie auf ihren Reisen auf Promenaden und ähnlichen fand. Und eines meiner Bilder war dabei. Es war eines meiner Lieblinge. Die beiden Katzen, die unter meinem Balkon zankten. Bevor sie meine Bilder zerstörten. Das hatte ich so gut auf die Leinwand gezaubert. Wahrscheinlich, weil ich da noch voll Emotionen war.

„Was jetzt? Leute, was soll ich jetzt machen? Soll ich sie anschreiben? Warum hat sie mich nicht direkt angesprochen?“

„Wo hast du das überhaupt gemalt, das ist doch hier bei uns?“ Fragte jemand aus der Runde.

„Ja, ich war so sauer an dem Tag, dass ich meine Staffelei mit an den Strand nahm. Das Meer hat mich beruhigt und ich konnte es beenden und auch meinen Frust loswerden. Da muss sie es fotografiert haben. Darf sie das eigentlich ohne meine Genehmigung veröffentlichen?“

„Du solltest sie anschreiben. Ich glaube, sie arbeitet auch mit vielen bekannten Galerien zusammen. Vielleicht kann sie dir eine Ausstellung organisieren. Oder sie interviewt dich und schreibt eine Story über deine Bilder. Das wäre doch auch mal was.“ Ich nickte. Anna hatte recht. Das war eine Chance, die ich nicht verstreichen lassen dürfte.

„Leute, nicht böse sein, aber ich muss mich gerade um meine Zukunft kümmern gehen. Bis morgen, ihr Lieben.“ Ich schnappte mir noch ein Snack und rannte auf mein Zimmer. Im Augenwinkel konnte ich Javier mit seinen traurigen Hundeaugen sehen. Vielleicht morgen.

Ich konnte es kaum abwarten, bis mein PC endlich hochgefahren war. Schnell ging ich auf die Homepage von Petra Maximilian. Der-Kunst-Reise-Blog.

Ich ging auf das Kontaktformular und verwarf ein Schreiben nach dem anderen. Was schrieb man denn bei so was? „Hallo, ich habe mein Bild auf deiner Homepage gefunden. Du darfst das nicht ohne meine Zustimmung veröffentlichen. Aber ich bin nicht abgeneigt, wenn es eine Gegenleistung gibt. Interview, oder eine Galerie, die meine Bilder aufnimmt.“ Nein, das war wirklich unhöflich.

„Hallo, ich bin Luise und habe eines meiner Bilder bei dir gefunden. Können wir uns austauschen? Ich würde gerne wissen, ob dir mein Bild so gut gefällt, dass du mich einer Galerie empfehlen würdest und vielleicht ein Interview mit paar meiner anderen Bilder in dem Bericht? Das wäre so toll. Ich hoffe auf eine Antwort. Liebe Grüße Luisa.“ Senden.

Ich drückte so schnell auf senden, dass ich ja keinen Rückzieher machen konnte. So. jetzt musste ich nur noch warten. Warten und malen. Vielleicht könnte ich endlich durchstarten. Ich wusste – mich würden jetzt paar unruhige Nächte erwarten. Oder doch nicht?

„Bling“. Ich hatte Post.

„Hallo Luisa

Hier ist Petra von Der-Kunst-Reise-Blog. Ich hoffe, es war okay, dass ich dein Bild bei mir veröffentlicht habe. Es ist einfach ein ganz tolles Motiv und so realistisch. Ich bin die Tage in Barcelona. Wollen wir uns treffen? Dann können wir uns austauschen. Liebe Grüße Petra“

Ich war sprachlos. Ich hatte eine Verabredung mit meiner Zukunft.

 

Die Katzen hatten sich zwischenzeitlich verzogen, ich konnte sie nebeneinander herlaufen sehen. Als würden sie sagen: „Arbeit erledigt. Den Rest muss sie jetzt schaffen.“

Mit Tränen stand ich vor den zerstörten Gemälden. Ich blickte auf die Straße. Die beiden Katzen saßen nebeneinander und blickten herausfordernd zu mir herauf. Ich wischte die Tränen ab. Das war ein Hinweis. Ein Zeichen. Meine Bilder sind nichts. Ich muss tiefer gehen. So sehr es schmerzte, sah ich in dieser Zerstörung doch auch was Positives. Ich musste meine Seele finden. Und diese auf die Leinwand bringen.

Das Ende (wähle zwischen einer der beiden Optionen aus und schreibe deine Geschichte zu Ende)

 

  • Luisa ist angekommen. Greife das Gefühl vom Anfang nochmals auf und schreibe ein rundes Ende.

oder

  • Luisa möchte wieder zurück, das Abenteuer war genau das: Ein Abenteuer. Greife das Gefühl vom Anfang auf und schreibe ein passendes Ende.

 

oder

  • Luisa ist angekommen. Greife das Gefühl vom Anfang nochmals auf und schreibe ein rundes Ende.

 

Ich stand vor meiner Pension. Meine Koffer waren gepackt. Es würde weiter gehen. Kurz erinnerte ich mich, wie ich aus dem Flughafen kam und die Sonne mich begrüßte. Wie ich hier an der Pension ankam und das Meer mich begrüßte. Als die Tür aufging und Maria mich begrüßte und mich auf mein Zimmer brachte. Ich hatte das Gefühl, hier wird es losgehen. Und so war es. Nach einem Sinneswandel meiner Kunst gegenüber fand ich endlich meine Leidenschaft.

Als ich mich mit Petra Maximilian traf, schien es, dass der Knoten, der mich gefangen hielt, platzte. Sie kam zu mir, um meine Bilder zu betrachten.

Petra erzählte mir kurz, wie sie ihren Blog führte. Sie machte regelmäßig in Ländern Urlaub, wo sich viele Künstler sammelten. Meist war das Meer da ausschlaggebend. Es schien, die Wellen würden die Kreativität fördern. So kam es mir auch vor, wenn ich am Strand saß. Petra erzählte mir, dass sie hin und wieder auch gerne Interviews mit Künstlern führte. Da ihre Seite auch von Galeristen besucht wurde, kam es nicht selten vor, dass Künstler eingeladen wurden, ihre Bilder bei ihnen auszustellen.

„Also Luisa, wie sieht es aus. Bereit, dein Leben voranzubringen?“ fragte mich Petra.

„Äh – meinst du das ernst? Klar, dafür bin ich hier hergekommen und habe alles in Deutschland aufgegeben. Ich bin sowas von bereit.“

Petra rieb sich die Hände.

„Ich zeichne das mit dem Handy auf und übertrage es später, ist dir das recht so?“

„Ja klar.“ Meinte ich

„Ich mache das mit Szenen auch oft.“

„Gut: fangen wir an. Wie bist du auf die Idee gekommen, dass deine Kunst in Spanien vielleicht erfolgreicher wäre?“

L:“Oh – das ist keine leichte Frage. Ich bin auf YouTube schon einigen Künstlern und Künstlerinnen gefolgt. Und auch ihren Werdegang. Ich konnte sehen, wie sich ihre Kunst von steif zu locker wandelte. Ich buchte einen Urlaub hier her und wollte das ganze auf mich wirken lassen. Dann sprach ich mit einigen an der Promenade und alle sagten mir, sie würden hier viel intensiver malen.“

P:“Aber es ist doch noch mal ein großer Schritt, alles aufzugeben und hier auszuwandern?“

L:“Ja klar, man hat zu Hause Sicherheiten, einen Job, Familie, soziales Netz, Freunde. Aber es bleibt eine Leere. Ich hatte mir sechs Monate vorgenommen, bevor ich mich entscheide.“

P:“Und, sind die sechs Monate um?“

L:“Tatsächlich an dem Tag, an dem wir Kontakt aufnahmen.“ Ich lachte und fühlte, wie ein Knoten nach dem anderen um meinen Brustkorb sich löste.

P:“Was bedeutet das jetzt für dich? Bleibst du, oder gehst du wieder nach Hause?“

Ich musste bisschen überlegen, in mich reinhören und ich hörte meine Stimme.

L:“Ich bleibe.“

Petra nickte verständnisvoll.

P:“Erzähl von deiner Kunst. Warum diese Motive?“ Sie zeigte auf meine Bilder im Hintergrund.

Ich drehte mich zu meinen Bildern um und betrachtete sie liebevoll. Ich hörte das Klicken der Kamera nicht, da ich so vertieft in meine Gedanken war.

L:“Ich liebe es, Menschen zu zeichnen. Auch Tiere, aber Menschen, wenn sie ganz locker sind und unbeschwert. Und woanders sind sie das als im Urlaub. Sie wollen gezeichnet werden und ich sehe welcher Hintergrund zu ihnen passt. Sie strahlen es aus. Und meine Stifte und später die Kreide scheinen sich selbständig zu machen. Es ist, als würde ich meinen Körper dem Medium überlassen und erst wieder kommen, wenn es fertig ist.“

P:“Faszinierend. Man kann aber auch erkennen, dass in deinen Bildern viel Leidenschaft und Leben steckt. Als würden sie sich bewegen. Es ist wirklich erstaunlich. Was hast du jetzt vor?“

L:“Ich bleibe und werde versuchen mich weiterzuentwickeln. Ich werde paar Galerien ansprechen und hoffen, dass ich eine Ausstellung bekomme. Ein Atelier werde ich mir suchen. Es wird Zeit, hier richtig anzukommen und mir ein Heim aufzubauen.“

Ich erinnerte mich an das Interview, als wäre es gestern. Es dauerte nicht lange und es erschien auf Petras Blog. Danach dauerte es nicht lange als die ersten Galerien bei mir anfragten. Es war erstaunlich. Ich glaube, dieses Interview war der Befreiungsschlag. Meine Fesseln waren gelöst, ich sah sie vor mir, wie sie um meine Füße locker gewandt lagen. Ich holte aus und kickte sie weg. Weit weg von mir und sie lösten sich auf.

Ich nahm meine Koffer, drehte mich um und ging zum Auto. Javier wartete schon, um mich zu meinem neuen Haus zu bringen. Ich hatte eine kleine Finca erstanden, mit einer Scheune, in der ich mein Atelier eingerichtet hatte. Getauft hatte ich sie Corazon de Esperanza (Herz der Hoffnung).

ENDE

 

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