Schreibkicks, WG

Schreibkicks – Die Welt bei Nacht mit einem Hausschuh.

Hallo ihr Lieben. Es ist der erste und das bedeutet Schreibkicks-Zeit und Zeit meine Freunde zu besuchen.

Mit dabei sind diesen Monat.

Zum Auffrischen, der Erinnerung. Lissie hat von ihrer Urgrosstante ein Haus geerbt und ihre seltsamen Bewohner. Ich nutze die Schreibkicks für Geschichten rund um die Truppe. Solange sie mir noch Ideen bringen, werdet ihr sie einmal im Monat besuchen können.

 

Hier also Die Welt bei Nacht mit unseren neuen Freunden


Es war dunkel…ich hatte Hunger. Das kam eigentlich nicht so oft vor, ich war eigentlich keine Nachtnascherin. Aber seit ich in diesem seltsamen Haus wohnte, das mir meine Urgroßtante Ernestine vererbt hatte, spielte mein Stoffwechsel verrückt. Was natürlich daran liegen könnte, dass die seltsamen Bewohner zu den seltsamsten Zeiten meiner bedürften. Ich liebte die Dunkelheit – eigentlich. Aber dieses Haus im Dunkeln, das war wirklich verdammt unheimlich.

„Flapp, Flapp, Flapp.“ Ich blieb erstarrt stehen? Was war das denn für ein seltsames Geräusch. Ich drückte mich in die Ecke und versuchte den Atem anzuhalten. Was natürlich nicht gelang, ich war ja lebendig, im Gegensatz zu so manchen Bewohner hier. „Flapp, Flapp, Flapp.“ „Pscht, musst du so einen Krach machen? Du weckst Lissie noch auf. Sie brauch doch auch mal schlaf. Und du, als ihr bester Freund solltest das besonders im Auge haben.“ „Ja was soll ich denn machen, sie hat mich doch in diese Form gepresst. Glaubst du es ist angenehm, als Krake hier durch die Nacht zu schlappen? Mit Beinen wäre das ganze viel einfacher.“ „Ja, ja schon gut. Beschwer dich bei Lissie. Sie mochte dich halt so. Ich verstehe zwar auch nicht wieso. Mit einer Krake kann man doch gar nicht knuddeln.“ „Was weißt du denn? Du bist ein Geist.“ „Hei, ich war nicht immer ein Geist.“ Schniefte Amelia. „Ach entschuldige. Aber du nervst. Ständig hängst du an mir wie eine Klette. Ich bin Lissies Nicht-Mehr-Imaginärer-Freund.“ „Ich will auch einen. Ihr seid so cool. Wo ist eigentlich Waldemar?“ „Na bei Richard, wo er hin gehört. Ich sollte auch bei Lissie sein, statt hier mit dir heimlich durch die Dunkelheit zu flappen.“

Ich atmete aus, um im gleichen Moment meine Hand vor den Mund zu schlagen. Hoffentlich hatten sie mich nicht gehört.

„Was war das?“ „Hm? Was denn?“ Meinte Amelia. Sie schwebte tanzend durch die Gegend. Man musste sie einfach mögen. Sie war eine wahre Frohnatur. Aber was hatten sie nur vor? Es konnte nichts Gutes sein. Ich befürchtete einen Zauber, oder, und davon ging ich sogar noch eher aus – etwas um mich zu erschrecken. Das wäre so Amelias Ding. Sie liebte es einfach zu erschrecken. Was sie am liebsten machte, wenn ich aus der Dusche kam.

„Ach nichts.“ Antwortete Leon. Mein Leon, mein bester Freund. Er würde mich doch nicht erschrecken? Sie bewegten sich in Richtung des Dachbodens. Die Aufräumarbeiten im Haus gingen recht gut voran. Nach dem ich mal auf den Tisch gehauen hatte und jedem eine Aufgabe zugeteilt hatte. Sogar Dracula, der ewige Miesepeter, musste sich nützlich machen. Er hatte die Aufgabe, die Fledermäuse unter dem Dachfirst zu bitten, ihre Exkremente doch bitte außerhalb des Hauses zu verteilen. Guano war zwar ein guter Dünger, aber ich brauchte das stinkende Zeug nicht unter dem Dach. Nicht nur, dass es stank – es hatten sich auch so einige Käfer darin heimelig eingerichtet.

Und ich meine wirklich eingerichtet. Denkt dran, dieses Haus ist magisch angehaucht – eingetaucht, wohl eher. Wenn man also die obere Schicht des Guanos abtrug, konnte man kleine Höhlen sehen. Ihr könnt mir glauben, als ich eine Käferdame mit ihrem Käferherren im, sagen wir mal, Ehebett erwischte, vermied ich das. Was die mich beschimpft haben. Was nicht so schlimm war – schlimm war, dass ich sie verstanden habe. Ganz ehrlich – manchmal glaubte ich wirklich ich müsste doch mal auf die Couch.

Gab es eigentlich Psychiater für Hausbesitzer mit besonderen Bewohnern? Das müsste ich mal googlen. Wäre wohl mal eine Marktlücke. An mir könnten sie schon gut verdienen. Und an meinen Bewohnern bestimmt auch. So manch einer hatte echt eine Macke.

Minerva – unsere liebliche Haushexe. Sie hatte manchmal echte Diven-Angewohnheiten. Da war einfach nichts gut genug. Dann sollte man ihrem Zauberstab besser aus dem Weg gehen.

Ihr könnt es also erraten. Minerva war für die Dekoration zuständig.

Morphi unsere Mumie, hatte noch keine so richtige Aufgabe gefunden. Ich war schon glücklich, wenn man nicht ständig Mullbinden und Staub von ihm fand. Er hatte so ein kleines Problem mit Auflösung. Minerva konnte es immer wieder Rückgängig machen, aber es machte Heidenarbeit. Und in die Nähe des Staubsaugers traute er sich nicht. Er hatte Angst irgendwann mal unachtsam zu sein und sich selbst aufzusaugen.

Amelia hatte ja schon ihren Auftritt. Sie war unser Geist. Sie half mir beim Putzen. Sie kam so toll an die Ecken in die ich nicht gelangen konnte. Eigentlich wollte sie die Deko übernehmen und war etwas angesäuert auf mich. Sie hatte auch ein Gespür für Gestaltung. Ich würde einen Kompromiss schließen müssen. Sonst würde es irgendwann mal zu einem kleinen Zickenkrieg kommen.

Frank war unser grandioser Koch. Seit ich hier wohnte, wagte ich mich nicht mehr auf die Waage. Er war ein grober Virtuose in der Küche.

Und Richard – ja er war unser Hausverwalter und wie ich ein Mensch. Wie hatte ihn die Tante genannt. Adrett. Er war die Seele und wirklich adrett. Ich mochte ihn und war so dankbar, dass er mich unterstütze und ich lernte so viel von ihm, er war schon lange hier. Wie lange eigentlich? Ich musste ihn mal fragen.

Unsere neuesten Mitglieder waren Keya – unsere Baumnymphe, Waldemar – Richards imaginärer Freund und Leon – mein imaginärer Freund. Und was hatte besagter nun vor?

„Flapp, Flapp, Flapp.“ Das Geräusch wurde leiser. Die beiden waren jetzt schon auf dem Dachboden. Ich folgte ihnen leise. Zum Glück hatte ich meine Plüschhausschuhe in Einhorn Design – lacht nicht – die sind echt total putzig und fluffig – an. Es war schon ziemlich kalt in diesem Haus. Sie dämpften meine Schritte. So konnte ich ihnen weiterhin folgen.

„Pass doch auf.“ Fluchte Amelia „Fast wärst du auf die Tröte getreten. Lissie muss echt hier mal langsam Ordnung machen. Das ist ja echt so unordentlich hier und schmutzig.“ Ich stemmte meine Hände in die Hüften. Der würde ich was erzählen. Schon wollte ich losstürmen, aber ich war doch zu neugierig, was hier los war. Ich kniete auf der Treppenstufe. Die war verdammt hart. Wo waren die Zeiten in denen mir sowas nichts ausgemacht hatte? Pst….da waren die anderen. Was?

„Da seid ihr ja. Man kann von Glück sagen, dass Lissie so einen festen Schlaf hat. Man kann euch ja durch das ganze Haus hören. Also wirklich. Wie soll man denn hier was Geheimes aufziehen? Hä?“ Fauchte Minerva. Morphi nickte, nicht ohne eine Staubwolke zu hinterlassen. „Wie geht es denn jetzt weiter, mal?“ Blaffte Dracula. „Ich bekomme langsam Hunger und bald wird es hell.“ „Hell, wir haben Mitternacht. Also stell dich nicht so an. Gott bist du ein Brummbär.“ „Das verbiete ich mir. Ich bin viel zu elegant um mit einem Bären verglichen zu werden.“ Amelia schüttelte ihre Locken und fuhr einfach durch ihn hindurch. Er sprang erschrocken zur Seite. Das war ein ekelhaftes Gefühl. Mit mir machte sie das auch immer. Als würde jemand einen Eisbeutel durch einen ziehen und gleichzeitig die Luft aus einem heraus lassen.

„Kommt jetzt. Ich brauche meinen Schlaf. Lasst uns einen Kreis bilden. Die Tür ist verschlossen. Aber nur mit Magie kann man sie öffnen. Dafür brauche ich eure mentalen Kräfte, die muss ich anzapfen.“  „Das gefällt mir echt so gar nicht. Ich will nicht, dass du von mir zapfst. Wenn dann mache ich das. Von zarten Jungfrauen. So einen kleinen Tropfen ihres lieblichen Blutes.“ Ein heftiger Schubser von Frank holte Dracula wieder zurück. „Hei. Ja ist gut, mach endlich.“ Die Luft fing an zu wabern. Es war wie wenn man eine Szene durch einen Wasserfall beobachtete. Man konnte nur noch Schemen erkennen. Minerva war vertieft in ein unverständliches Gemurmel. Die Wände lösten sich auf. Formierten sich neu, lösten sich auf und bauten sich wieder zusammen. Der Dachboden hatte sich verändert. Er war noch unordentlicher. Denn das Umgebaue, hatte die Sachen noch mehr durcheinander geworfen. Na danke. Dann sah ich es. Eine Tür.

„Da – da ist sie. Ich wusste es. Ich hatte sie gespürt. Das ist die Tür.“ Sie lachten alle und Frank sprang hoch. Ein dumpfer Plumpser ließ den Boden erzittern. „Frank! Du bist zu laut.“ Mich hielt jetzt nichts mehr. Ich stieg weiter hoch und stand in der Tür. „Was ist denn hier los?“. Innerlich musste ich lachen. Ich hatte sie so kalt erwischt. Ein einheitliches Zucken ging durch die Gruppe. „Äh. Lissie? Haben wir dich geweckt?“ „Nein.“ Hinter mir kam ein Geräusch. „Aber mich.“ Richard stand ganz nah hinter mir und strahlte die Wärme eines gerade aufgewachten aus. Er roch gut. Ich drehte mich zu ihm. Seine Haare waren total verwurschtelt. Das stand ihm gut.

Er sah mich an. „Lissie?“ „Ich weiß von nichts. Ich wollte nur was essen, da hab ich die Geheimniskrämer erwischt, wie sie den Dachboden umgestalteten und eine Tür herbei zauberten.“ „Die haben wir nicht hergezaubert. Die war magisch versteckt. Ich habe sie nur gespürt und denke ich weiß was sie bedeutet. Es sollte eine Überraschung für dich sein. Ich weiß doch, wie sehr du reisen möchtest. Das ist unser Geschenk für dich. „ „Eine Tür?“ „Ach je, sie ist auch noch schwer von Kapee. Natürlich nicht die Tür, sondern das was du dahinter sehen kannst.“

Ich ging zu ihnen und wollte die Tür öffnen. „Halt.“Minerva´s Hand schloss sich um meine. „Es wird etwas seltsam werden. Diese Tür öffnet sich nur einmal im Monat. Immer zum ersten des Monats. Du kannst immer reisen, wohin du willst. Es gibt nur einen Nachteil. Es wird immer dunkel sein. Die Welt bei Nacht.“ Ich blickte sie verdutzt an. „Die Welt bei Nacht. Okay. Da gibt es Mittel, oder Zauber, die mir die Möglichkeit geben zu sehen, oder?“ „Da gibt man den kleinen Finger und sie reist den ganzen Arm aus.“ Seufzte Minerva. „Ja ich kann da was zaubern. Und noch was. Diese Hausschuhe, die wirst du brauchen.“ Ich blickte auf meine Füße und wackelte mit den Zehen. „Ihr braucht euch nicht lustig zu machen. Sie sind wirklich schön warm und bequem.“ Minerva rollte die Augen. „Ach Kindchen. Nein, das wird dein Transportmittel sein.“ „Meine Hausschuhe?“ „Die Einhörner.“ „Ach, ja klar. Die Einhörner. Warum bin ich denn da nicht selbst drauf gekommen. Netter Versuch,  Leute. Ich hol mir jetzt einen Snack und verkriech mich wieder ins Bett. Lachen werde ich dann morgen.“ Da riss Dracula die Tür auf und schupste mich durch. Und ich fiel. „Aahhhhhhh – Hiiiilfeee“ „Ich konnte ihre Schwerfälligkeit nicht mehr ertragen. Entschuldigen kann ich mich ja, sollte sie zurückkommen.“ Ein Nicken ging durch die Runde. Keiner sorgte sich um mich.

Ich befand mich im freien Fall und würde entweder gleich sehr unsanft aufkommen oder ewig schweben. Ich trudelte und merkte auf einmal ein Zucken an meinen Füssen. Ich wurde unsanft durchgeschüttelt und aufgefangen. Mein Blick wurde schärfer – ich konnte sehen und sah – Ein Einhorn. Ich saß auf einem Einhorn, das tatsächlich aussah wir mein Hausschuh. Dieses Verrückte Haus.

„Hallo Lissie. Schön dich auch mal aus einer anderen Perspektive zu sehen. Ich bin dein Reisebegleiter. Du hast mir keinen Namen gegeben. Wie willst du mich nennen?“ „Öh – Ich weiß nicht – Littlerock.“ „Eigenartiger Name – aber ok. Damit kann ich leben. Also wohin willst du als erstes fliegen?“ Fliegen – ich konnte es nicht glauben. Ich flog durch die dunkle Nacht um die Welt zu erkunden. Ach ich war glücklich. „Kann ich eigentlich auch durch die Zeit reisen?“ „Das geht auch.“ „Ich werde verrückt. Äh – dann will ich heute erst mal einen Zeitsprung in die Vergangenheit machen und hier landen – sagen wir vor fünfzig Jahren. Ich würde gerne die Anfänge dieses verrückten Haufens erleben.“ „Alles klar – halt dich fest. Tische hochklappen und anschnallen – wir reisen in das Jahr 1969. Ankunft: Jetzt.“ Ein Ploppen erklang und es fühlte sich an, als würde ich aus einer Erbsenpistole geschossen. Was würde ich sehen? Ich war so neugierig.

ENDE

 

Bisher erschienen:

  1. Schreibkicks – die vererbte Zeitkapsel
  2. Schreibkicks – Weihnachstspezial – Die Sache mit dem Rentier
  3. Mach was…mit einer Festtags-Leckerei
  4. Schreibkicks – Märchen der guten Vorsätze
  5. Schreibkicks – Rückkehr der Freunde

29 Gedanken zu „Schreibkicks – Die Welt bei Nacht mit einem Hausschuh.“

  1. Und wieder so ein tolles Wiederlesen – ach, ich liebe diese Geschichten. Und erfahren wir wohl noch was sie weiter erlebt? Und sie kommt doch in das Haus zurück oder?? Jedenfalls DANKE für den tollen Lese-Spaß in all diesen Geschichten! <3
    Liebe Sonntagsgrüße
    Nicole

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    1. Vielen Dank – ich freue mich, dass sie immer noch gefallen. Lissie wird zurück kommen. Sie würde gar nicht mehr ohne ihre Freunde wohnen wollen. Mal sehen, was sie mit ihren Hausschuhen jetzt erstmal erlebt.
      Einen schönen Sonntag.

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  2. Hey Rina,
    eine schön verrückte Geschichte. Mir gefallen die unterschiedlichen Charaktere total gut. Ich kann mir das chaotische Leben mit den ganzen Wesen echt gut vorstellen. Bin gespannt wie es weiter geht.
    Grüße, Katharina.

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  3. Huhu,

    oh, man. Ich liebe diese WG. So witzig. Ich musste öfter lachen. Diese Einhornschuhe. Owei, aber die Idee mit dem Einhorn gefällt mir. Und auch so waren originelle Ideen da. Dracula! So witzig der Typ. Jetzt bin ich auf die Fortsetzung gespannt.

    LG Corly

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      1. Auch das hatte ich schon gelesen. Auch das las ich noch mal im Zusammenhang. Ich find die Idee mit dem Hausschuh und dem Einhorn immer noch so gut.

        LG Corly

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      2. Hihi. Danke schön. Das wäre schon mal was – einfach mal in seine Hausschuhe schlüpfen und auf Reisen gehen…doof, dass es nur Nachts geht.

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