Schreibkicks, WG, writing friday

#Writing Friday – der Traum der Fee

 

Ich weiss nicht ob das hier so gut klappt. Ich habe im Zuge der Aktion Schreibkicks eine kleine WG gestartet, die jeden Monat eine kleine Geschichte bekommt. Jetzt habe ich hier mal ein Auskoppelungsversuch und hoffe, dass diejenigen, die der Geschichte nicht folgen trotzdem etwas damit anfangen können.

Dieser Anfang beim #writing friday hat einfach zu gut zu meiner kleinen WG gepasst.

 

Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz: “Sie war tatsächlich zu einer Elfe geworden und das obwohl….” Beginnt

Sie war tatsächlich zu einer Elfe geworden und das obwohl sie keinerlei Fabelwesengene in sich hatte. Wie konnte das nur passieren? Lissi stand auf. Sie versuchte es jeden Falls. Es klappte überhaupt nicht. Diese kleinen, leichten, zerbrechlich aussehenden Flügel an ihrem Rücken ließen es einfach nicht zu, dass sie mit ihren kleinen drolligen Füssen den Boden berührte. Sie flatterte und flatterte – keine Chance, das einzige das geschah – Feenstaub. „Oh nein, ich hab erst mit Mühe und Not alles hier Staubfrei bekommen und jetzt staube ich alles mit glitzernden Feenstaub ein. Das ist doch zum Mäusemelken.“

In dem Moment huschte eine kleine Maus an ihr vorbei. Blieb stehen, drehte sich um und blickte sie an. Lissi blickte irritiert zurück. Eine Maus in ihrem Schlafzimmer. Es wurde immer besser. „Hallo! Mäusemelken – das will ich doch mal dringlichst verbieten. Wir haben gerade mal genug um unsere Schar Jungen zu füttern, da willst du uns melken? Wofür? Um in Mäusemilch zu baden? Ihr Feen haltet euch immer für was Besseres. Da muss es immer exklusiv sein, nicht wahr. Als wenn euch ein Bad im Blütenkelch der Blumen nicht ausreicht. Also so was.“ Schimpfte die Maus beim Weitergehen und schüttelte erbost den Kopf. Sie drehte sich um  und schüttelte erneut den Kopf. „Ähm – entschuldige, das ist nur so eine Redensart. Tut mir leid.“ Rief ihr Lissi hinter her.

„So, jetzt drehe ich wohl komplett durch. Ich kann mit Mäusen reden. Super. Das macht sich gut im Lebenslauf einer Hausmutter seltsamer Wesen. Nicht schlecht. Allerdings wird es echt schwierig hier alles am Laufen zu halten, wenn ich eine kleine Fee bin, oder? Was machen Feen eigentlich den ganzen Tag außer Tanzen und Singen?“

Lissi flog – versuchte zu fliegen – „Autsch – autsch – bekommen Feen eigentlich blaue Flecken, wenn sie beim Fliegen irgendwo hängen bleiben?“ An ihren PC versuchte sie den Deckel des Laptops anzuheben. Sie stand am Rand und legte ihren Zauberstab beiseite und versuchte mit ihren kleinen Händen in den Spalt zu kommen. Dann zog und stemmte sie – der Deckel bewegte sich nicht. „So ein Mist. Was jetzt?“ Sie flatterte aufgeregt hoch und runter und verteilte fleißig weiterhin Feenstaub in ihrem Schlafzimmer. Dann schnappte sie sich ihren Zauberstab und flog zum Fenster. Blickte auf den Gegenstand in ihrer Hand und schlug sich gegen die Stirn. „Wie dämlich. Das ist doch ein Zauberstab, nicht wahr?“ sie begab sich wieder zurück – flatterte vor dem Laptop und schaffte eine eher unelegante Landung. „Abrakadabra – Hex Hex – Laptop öffne dich.“ Sie bewegte den Zauberstab hin und her und nix. Der Laptop blieb verschlossen. „Alohomora – vielleicht ein Potter Zauber?“ Es tat sich nichts.

Sie war also gefangen – denn eine Tür konnte sie so ja auch nicht öffnen. Ob sie durch den Kamin nach draußen kam? Sie versuchte es. Zum Glück war es noch warm genug um ihn nicht anfeuern zu müssen. Sie flog in den Schornstein. „Verdammt ist das Eng hier. Wann war denn der Schornsteinfeger das letzte Mal hier? Ich muss Richard auf jeden Fall Bescheid sagen, dass der kommen muss. Da passt ja noch nicht mal eine Fee richtig durch.“ Sie flatterte und über den Ruß und den Ablagerungen legte sich glänzender Feenstaub. Da würde der Schornsteinfeger schon bisschen dumm gucken. Lissi gluckste. Oben angekommen nahm sie Anlauf und der Schornstein spuckte sie aus. „Uff. Gut und jetzt?“ Sie schaute an sich hinab – das hübsche Feenkleidchen war ruiniert. Sie seufzte, schüttelte sich und bewunderte wie der Schmutz einfach von ihr abglitt.

Sie flatterte weiter und überlegte wer ihr helfen könnte? Minerva – aber sie war noch auf ihrer Reuetour nachdem sie den Wald in einen Wutausbruch verwüstet hatte. Sie würde noch etwas ausfallen. Dracula – das könnte ihm so passen. Sie als kleine Fee, da hätte er einen Aufhänger. Nein, nein. Richard? Der einzige Mensch neben ihr? Ja, das wäre wohl der Einzige. Sie machte sich auf den Weg zum Werkzeugschuppen. Dort verbrachte Richard die meiste Zeit. Sie blickte durch das Fenster und sah ihn in der Ecke sitzen und schlafen. „Aha – so viel Arbeit – so viel Arbeit. Tut mir leid Lissi. Ich kann gerade nicht….das sehe ich ja jetzt. Sie quetschte sich durch das alte Schlüsselloch und flog schnell in seine Richtung. Dabei übersah sie einen Balken. So schnell wie sie flog, konnte sie nicht mehr verhindern, dass sie ungebremst dagegen donnerte. Sie fiel und plumpste unsanft auf den Boden. Dort verlor sie ihr Bewusstsein.

Es klopfte. Lissi drehte sich und murmelte etwas Unverständliches. „Lissi? Komm steh auf, wir wollten doch noch einkaufen gehen.“ Richard? Sie setzte sich abrupt auf. Blickte an sich hinunter und sah – sie war keine Fee. Sie hatte geträumt. Schnell sprang sie aus dem Bett. Drehte sich um einen Blick auf ihren Rücken zu werfen. Keine Flügel. Ein Traum. Das war ja auch kein Wunder, bei den sonderbaren Mitbewohnern. Sie rannte zu Tür, riss sie auf und fiel Richard um den Hals. „Äh – guten Morgen?“ „Keine Fee, keine Fee.“ Richard zog die Augenbrauen nach oben und schob Lissi etwas von sich. „Nein Feen haben wir hier noch nicht. Aber wer weiß das schon, diese kleinen Wunderwesen können sich gut verstecken.“ „Ich zieh mich schnell an und dann gehen wir was einkaufen. Etwas großes, schweres, dass ich dann tragen kann.“ Richard runzelte unverständlich die Stirn und winkte ab. Hier war eh nie etwas normal.

Lissi drehte sich um und schlüpfte schnell in ihre Jeans und ein T-Shirt mit einer süßen Fee darauf. Sie bemerkte es gar nicht. Dann rannte sie wieder zu ihrer Tür, drehte sich um und meinte einen sonderbaren Schimmer zu entdecken. Sie schüttelte den Kopf – nur ein Traum. Während im Schornstein der Ruß entzückend vor sich hin glitzerte, nahm Lissi diesen Traum, als das was er war – ein Traum.

ENDE

Bisher erschienen.

  1. Schreibkicks – die vererbte Zeitkapsel
  2. Schreibkicks – Weihnachstspezial – Die Sache mit dem Rentier
  3. Mach was…mit einer Festtags-Leckerei
  4. Schreibkicks – Märchen der guten Vorsätze
  5. Schreibkicks – Rückkehr der Freunde
  6. Schreibkicks – Die Welt bei Nacht mit einem Hausschuh.
  7. Schreibkicks – Im Spiegel lauert die Gefahr
  8. Schreibkicks – Mai – Lachen heilt alle Wunden
  9. Schreibkicks 2 in 1 – Auf dem Dach vom Glück gegrüsst. Part 1 v 2
  10. Schreibkicks 2 in 1 – Auf dem Dach vom Glück gegrüsst. Part 2 v 2
  11. Schreibkicks – Hitzefrei.
  12. Schreibkicks – Hurrikane

 

Schreibkicks, WG

Schreibkicks – Weihnachstspezial – Die Sache mit dem Rentier

Hallo ihr Lieben – ich hoffe ihr habt einen entspannten Heiligen Abend. Und da es einfach passt, gibt es ein schönes Weihnachtspezial von Sabi.

Die Sache mit dem Rentier.

Mit dabei waren:

Und ich habe tatsächlich eine Fortsetzung zu der Zeitkapsel geschrieben.

Kommt mit und besucht Lissi zum Weihnachtsfest.

Die Sache mit dem Rentier

„Vielen Danke Tante Ernestine.“ Fluchte ich, als ich versuchte das geerbte Haus zu entstauben und zu entmüllen. Es bewahrheitete sich ein Klischee, das sie schon bei ihrer Oma beobachtet hatte: Alte Leute sammelten und horteten alles. Und alles war bei ihrer Tante noch untertrieben. „Lissi?“ rief jemand von unten zu mir in den ersten Stock herauf. Mit Spinnenweben im Haar und staubverschmierter Nase tauchte ich unter dem riesigen Bett auf. Wenn ich mal sauber machte, dann richtig. Und ihr könnt nicht glauben, was so Fabelwesen für einen Dreck machen. Da könnte ich mir auch einen Hund halten. Apropos. Das musst ich vielleicht mit den….äh – ja Bewohnern mal besprechen. Ein Wachhund wäre nicht die schlechteste Idee.

Ach – aber ihr wisst ja nicht um was es geht. Ich hatte ein Haus von meiner Urgrosstante, Ernestine geerbt. Toll, oder? In Gewisser Weise schon. Finanziell hat sie mich abgesichert, da ich nicht mehr zum Arbeiten kommen würde. Nach einigen Wochen dort verstand ich auch warum. Die Bewohner bedürften die volle Aufmerksamkeit. Die Bewohner – Sie waren was Besonderes. Ernestine war eine Weltenbummlerin und Sammlerin. Nicht nur Krimskrams, den ich jetzt nach und nach ausmistete. Auch Artefakte fanden ihren Weg in dieses besondere Haus. Es war eine Art Zufluchtsstätte für Fabelwesen.

Ja – ihr lest richtig. Fabelwesen. Hier wohnten ein Geist, ein Vampir, eine Mumie, eine Hexe, ein Dschinn, und eines von Frankensteins Monstern. Und es musste irgendwo ein Orakel sitzen, das mich als Nachfolgerin auserwählt hatte – aber das hatte ich noch nicht kennen gelernt. Sie soll wohl sehr viel Wert auf ihre Privatsphäre halten.

Von Privatsphäre hatte ich mich, seit ich hier wohnte schon verabschiedet. Schon der Geist machte es unmöglich. Ständig glitschte sie durch die Wände und erschrak mich. Jetzt nicht mehr so schlimm. Außer ich kam aus der Dusche. Das sah schon immer recht witzig aus, wenn sich in dem Duschnebel eine menschliche Figur ohne feste Konturen bewegt.

Amelia, der Geist rief aufgeregt von unten her. „Lissi? Wo bist du denn?“ Ich bin in Morphis Zimmer – Das war die Mumie – jetzt könnt ihr euch vorstellen, warum es da so staubig war.

Ich stapfte also etwas angesäuert hinunter. „Was! “ Vor mir schwebte ein Tablett. “Egg Nogg?” “Dafür rufst du mich runter?„ schnauzte ich Amelia leicht an. Sie manifestierte sich und das erste was ich zu sehen bekam, war ein Schmollmund. „Ich dachte ich überrasche dich mit was Leckerem.“ Schniefte sie. Sie war schon sehr sensibel. „Es ist Weihnachten und du schuftest so viel.“ Kam ein bisschen bockig von ihr. Ich ließ die Schultern hängen. „Entschuldige. Es ist nur so viel Arbeit.“ Amelia lächelte sofort wieder und schwebte mit dem Egg Nogg vor mir her. Ich versuchte ihn zu fangen, bevor sie noch mehr verschüttete. „Hmmm.. der ist lecker.“ „Hat Frank gemacht.“

Im Geiste sah ich die Küche vor mir. Frank war toll, aber durch seine Größe war er etwas ungelenk. So sah es auch dann immer aus, wenn er auftauchte. Und er backte so gerne. Innerlich seufzte ich und trank den Rest. „Apropos Weihnachten.“ Murmelte Amelia. Es ist schon soooo lange her, dass ich Weihnachten feiern durfte, so etwa hundert Jahre. Wir würden so gerne feiern.“

„Äh, Okay, und wie denkt ihr euch das? Wer soll das organisieren.“ Eine leichte Röte legte sich auf ihre durchscheinenden Wangen. „Oh, du musst gar nichts machen. Wir kümmern uns um alles.“ Ich blickte sie zweifelnd an.

In dem Moment kam Minerva, die Hexe die Treppe herunter. „Was ist denn hier schon wieder für ein Trubel. Ach – Amelia, natürlich, wo du bist ist immer irgendwas los.“ „Wir feiern Weihnachten.“ Sang sie und schwebte vom Boden zur Decke und wieder hinunter. „Und du musst zaubern.“ „Was muss ich – ich muss schon mal Garnichts. Weihnachten. So ein Humbug. Das ist doch nur was für Kinder.“ Aus dem Keller stampfte Morphi, die Mumie hoch. „Morphi, glaub nur. Lissi hat ja gesagt zu Weihnachten.“ „Was hab ich?“ Aber sie überhörten mich gerade.

„Was meint denn Richard dazu?“ Amelia hielt still und schien zu überlegen. Würde sie mir eine Lüge auftischen? Es sah ganz so aus. „Der hält sich raus. Er meint, das musst du entscheiden. Ist ja dein Haus.“ Na klar. Der adrette Richard, der mir die letzten Wochen wirklich eine große Hilfe war, hält sich neutral raus. Aus der Küche hörte ich es scheppern. „Was macht Frank?“ „Na kein Weihnachten ohne Plätzchen, oder? Er backt schon die ganze Nacht. Riechst du es nicht.“ „Jetzt wo du es sagst. Tatsächlich, nach dem sich Morphis Staub sich aus meiner Nase verabschiedet hat, rieche ich es. Hmmmm.“ Ich ignorierte das nächste Scheppern.

In dem Moment öffnete sich die Eingangstür und Richard kam herein gestampft. Er stöhnte und schnaufte. Dann trat er sich den Schnee ab. „Oh Mann. Das schneit und schneit.“ Hinter ihm konnte ich einen Schatten erkennen. Der Schatten eines Weihnachtsbaums. Ich stemmte  meine Hände in die Hüften. Dann blickte ich zu Amelia, die gerade dabei war sich aufzulösen. „Moment mal meine Liebe. Wie war das mit dem, wenn ich mein Okay gebe. Wieso hat Richard dann einen Weihnachtsbaum dort hinten versteckt.“ Richard drehte sich und sah, dass er nicht wirklich erfolgreich beim Verstecken war. Er zog entschuldigend die Schultern nach oben.

„Tada.“ Meinte er. Ich runzelte die Stirn. „So nach dem Motto, wenn der Baum schon mal da ist, dann wird sie schon nicht nein sagen?“ „Ja so in der Art.“

„Also wirklich. Ihr seid mir schon welche. Und wann soll ich….“ „Nein nein, du musst nichts machen. Wirklich. Wir kümmern uns um alles.“ Bestätigte Richard, die Aussage von Amelia. Und die schüttelte heftig bejahend ihre blonden Löckchen, mit denen sie schon wie ein Weihnachtsengel aussah.

Ich schnaufte, und hob meine Arme zur Seite. „Nun gut, dann überrascht mich.“ „Yeah.“ Und schon schwebte sie um mich herum. „Hör auf, mir wird ganz schwindelig.“ „Verschwinde jetzt. Leg dich in die Wanne und wenn das Glöckchen läutet ist alles fertig.“ „Und das Putzen?“ „Na, das läuft doch nicht weg, das kannst du doch nach Weihnachten auch noch machen.“ Na danke. „Da könntet ihr auch mal helfen.“ So schnell hatte ich die Truppe noch nie verschwinden sehen. Richard murmelte etwas vom Baum. Minerva davon, die Weihnachtdekoration zu planen und Amelia von Frank in der Küche helfen. Der einzige, der nur verloren herum stand und sich hin und her drehte war Morphi. „Ja, ja schon gut. Mit deinem Zimmer bin ich eh fertig.“ Blinzelnd blickte er mich an und ein staubreiches Danke verließ stöhnend seinen bandagierten Mund. Ich winkte ab und ging nach oben. Dort wollte ich mir Wasser einlassen und mich auf den Weihnachtsabend freuen.

 

Während ich mich in das warme Wasser sinken ließ, ging es in der Küche und im restlichen Haus hoch her. Im Hintergrund ließ ich Weihnachtsmusik laufen und einige Kerzen beleuchteten sanft meine Seifenblasen. Ich war fest bereit alles um mich auszublenden. Das sollten die anderen alles organisieren.

„Frank, Frank. Wie sieht es denn hier aus? Lissi wird ausflippen.“ Er tapste unbeholfen durch die Mehlpampe, die er großflächig in der Küche verteilt hatte. Amelia schwebte aufgeregt um ihn herum und machte es noch schlimmer, da er mit den Armen wedelte und noch mehr herunter holte. Die Milch schwankte gefährlich. In dem Moment als sie fallen wollte, war nur ein Windhauch zu fühlen. Eine Hand schoss hervor und fing sie auf. „Dracula. Was ein Glück bist du da. Wir feiern Weihnachten.“ Flötete Amelia, die heimlich für den stattlichen Fürst schwärmte. „Weihnachten?“ Kam es, in  seiner Grabesstimme, die ihr eine Gänsehaut verursacht hätte, wenn sie noch ein Mensch gewesen wäre. Verliebt blinzelte sie ihn an. „Jaaaa. Weihnachten, ist das nicht toll?“ „Mpf“ kam es nur von ihm.

Richard betrat gerade die Küche. Er stockte. Dann blickte er zu Frank, der unbeholfen zurück blickte. „Tschuldigung.“ Richard seufzte. „Dracula, hier dein Weihnachtsblut.“ „Weihnachtsblut?“ „Ha, ja du wirst lachen. Im Mysteryladen – du weißt schon, in der dunklen Gasse, da verkaufen sie Weihnachtsblut. Angereichert mit Zimt, Nelken und Kardamom. Ist das nicht cool.“ „Was ist das für ein neumodiges Zeug?“ brummte er. „Und dann noch kalt. Das waren noch Zeiten, als ich Transsilvanien unsicher gemacht habe. Die Jungfrauen fürchteten und verehrten mich. Und ihr Blut war so lieblich, es brauchte nicht künstlich angereichert zu werden.“ „Ja, ja. Meinte Minerva, die gerade dazu kam.“ „Ach je Frank!“ Er blickte sie bittend an. Sie seufzte. Schnippte mit den Fingern und die Küche blitzte wieder. „Warum hilfst du eigentlich Lissi nicht beim Putzen?“ Fragte Richard. „Hei, sie muss sich doch nützlich fühlen, oder? Wenn ich alles mit einem Fingerschnipp erledigen würde, wie würde sie sich fühlen? So ohne Nutzen?“ Richard erhob drohend den Zeigefinger. „Verrat mich nicht, sonst verzaubere ich dich. Vielleicht in einen Frosch? Ach, das ist schon so lange her, dass ich das gemacht habe.“. „Schon gut, schon gut. Kommt helft mir bei dem Weihnachtsbaum. Und Frank, die Plätzchen riechen hervorragend. Auch der Braten im Ofen. Du bist einfach ein Meister im Kochen und im Chaos verursachen.“

Sie waren alle gerade in der großen Halle, als es klopfte. „Wer kann das sein?“ „Der Weihnachtsmann.“ Meinte Amelia hoffnungsvoll. Richard blickte sie augenrollend an. „Ja klar.“ Er stapfte zu Tür, während Amelia um den Baum herum schwebte und die Lichterketten anzuhängen. Minerva, stand dabei und beobachtete. Sie plante schon die restliche Deko, die sie ständig hin und her fliegen ließ.

Richard öffnete die Tür. Er stutzte. Drehte sich um und sagte: „Hei Leute. Ich glaube wir müssen den Stall aktivieren.“ Sie blickten alle zur Eingangstür und sahen ein Rentier.

„Rentier.“ Schrie Frank und stampfte aufgeregt zu ihm, mit ausgestreckten Armen. Erschrocken fing die Nase des Rentiers rot an zu blinken. „Rudolph?“ Fragte Richard unsicher?

„Ja, wer denn sonst.“ Schnauzte er unfreundlich. „Hei, warum so grimmig?“

„Lass ihn rein Richard, er bringt den ganzen Schnee und die Kälte ins Haus.“ Blaffte Minerva von der Treppe aus. Richard öffnete die Flügeltür, damit Rudolph mit seinem Geweih durch die Tür kam. „Was machst du hier? Heute ist Weihnachten. Musst du nicht den Schlitten des Weihnachtsmann leiten?“ „Pah, der Weihnachtsmann, der kann mir mal gestohlen bleiben.“ Alle blickten sich ratlos an. „Was ist passiert?“ Fragte Dracula unheilschwanger. „Ihr werdet es nicht glauben. Er nannte mich Fett. Ich sei in den letzten Monaten zu Fett geworden um den Schlitten anzuleiten. Ja was soll ich denn machen. Außerhalb von Weihnachten ist es so tot langweilig am Nordpol und der Bäcker backt und backt und backt. Ich bin halt so ein Süssmaul und jetzt. Schaut euch meine Wampe an.“ Er drehte sich zur Seite und sie konnten einen beachtlichen Bauch bewundern. „Äh, ja. Und was macht der Weihnachtsmann jetzt?“ „Das ist mir doch egal. Soll er sich ein Navi nehmen und zusehen, wie er damit die Kinder findet. Pah.“ Er setzte sich und schlug seine Vorderbeine trotzig übereinander.

„Okay. Und warum kommst du hier her?“ „Ach das weiß doch jeder, dass Ernestine uns aufnimmt, wenn wir in Not sind. Und das ist ja wohl eindeutig eine Notsituation. Ich werde gemoppt. Jawoll.“ „Ernestine ist verstorben. Das Haus gehört ihrer Großnichte Lissi.“ „Oh, meint ihr sie wird mich aufnehmen?“

„Wen soll ich aufnehmen?“ Fragte ich. Der Tumult hatte mich aus der Wanne geholt. Und ich konnte meinen Augen nicht trauen. In meiner Halle saß ein Rentier, dessen Nase aufgeregt rot blinkte. „Äh, wer ist das?“ Sie blickten mich alle zweifelnd an. „Wie meinst du das, wer ist das?“ Fragte Amelia. „Rudolph!! Von ihm wirst du wohl schon gehört haben.“ „Ja schon, aber was….“ „Der Weihnachtsmann moppt ihn, weil er etwas zugenommen hat.“ Unterbrach mich Richard.

„Na klar, Mobbing am Arbeitsplatz macht nirgendwo halt.“ Meinte ich sarkastisch. „Und wo soll er schlafen? Und was ist mit Weihnachten und…“ „Warte – wir haben einen gemütlichen Stall, den kann Minerva schnell herrichten. Oder?“ Richtete er entscheidend seine Frage an sie. „Äh, ja klar. Ich gehe schnell bisschen auskehren und Heu auffüllen.“ Und schon war sie weg. Ich schüttelte meinen Kopf.

Ich blickte von oben über den Haufen zum Treppenende. Wo war ich nur hier herein geraten. Ein halbfertiger Baum stand in der Halle, und ein Rentier saß davor und schmollte.

„Richard, komm doch bitte mal mit mir in die Bibliothek.“ „Äh, ja okay.“ Wir gingen in die Bibliothek. Ich schloss langsam die Tür und dann explodierte ich. „Was, zum Teufel machen wir jetzt. Wir haben das Leitrentier vom Weihnachtsmann in der Halle sitzen. Ein RENTIER!“ „Ja, das war nicht zu übersehen. Diese Sache mit dem Rentier…“ „Die Sache? Die Sache!“

„Beruhig dich, das wird schon alles gut gehen. Ich werde..ja ich werde zum Orakel gehen und sie bitten mir einen Tipp zu geben.“ „Das Orakel. Oh, ja. Da komm ich mit.“ „Äh, nö.“ „Was heißt hier, nö?“ „Man geht nicht zum ersten Mal unaufgefordert zum Orakel. Sie lässt einen holen“ „Wie bitte? Wir haben hier wohl eine besondere Sache, da wird sie bestimmt eine Ausnahme machen.“ „Ich weiß nicht…“ „Schnauze. Auf bring mich zum Orakel.“

Wir betraten einen geheimen Raum, dessen Tür ich nicht mal erahnt hatte. „Äh – Orakel. Wir haben ein Problem.“ „Richard, komm rein. Ach Lissi. Na schön dich endlich mal kennen zu lernen. Wie gefällt es dir denn hier?“ Ich drehte meinen Kopf schief zu Richard und blickte ihn herausfordernd an. Mein Blick sagte nur: „siehst du.“ „Ja gut, danke. Es ist eine interessante Erfahrung, muss ich sagen. Mal was anderes.“ „Ah, sie hat Humor, das ist toll. Was ist das Problem?“ „Wir haben da eine Sache mit einem Rentier.“ Meinte ich. „Ach ja, das hab ich vernommen. Rudolph, nicht wahr? Er ist immer bisschen sensibel. Ich werde den Weihnachtsmann informieren. Der sucht bestimmt schon nach seinem Liebling. In der Zwischenzeit könnt ihr ihn bisschen in Weihnachtstimmung bringen. Lieber, Plätzchen und so..“ „Besser keine Plätzchen, er ist etwas zu pummelig, meint der Weihnachtsmann.“ Das Orakel lachte. „Ja, ja, diese träge Zeit von Weihnachten zu Weihnachten, da ist Rudolph nicht der einzige, der da Probleme bekommt, oder warum meint ihr, ist der Weihnachtsmann so dick? Nicht von den paar Plätzchen von den lieben Kinderlein. So, jetzt lasst mich alleine, ich schaue gerade meine Lieblingsserie, Greys Anatomie, so rührselig.“

Schon standen wir wieder draußen und gingen zurück in die Halle. Wir berichteten was das Orakel und aufgetragen hatte und ließen Weihnachtslieder erklingen. Während des Schmückens sangen wir so falsch wir konnten und Rudolph lockerte langsam auf. Er stand auf und wackelte mit seinem Hintern zu den Liedern und sang kräftig mit.

Dann klopfte es heftig an der Tür. Rudolph versteifte sich. „Das ist er. Ich erkenne sein Klopfen.“ Meinte er trotzig. „Ich will nicht mit ihm reden.“ Ich ging zur Tür. Tatsächlich. Meine Kinnlade viel gerade nach unten. Der Weihnachtsmann stand vor meiner Tür. Er schob mich beiseite und trat ein. „Rudolph, hier steckst du, ich hab mir Sorgen gemacht.“ „Ach ja, klar. Ich bin doch viel zu Fett um übersehen zu werden.“ „Oh Rentier, das war doch nicht so gemeint.“ „Oh doch, du wolltest mich nicht anspannen. Ich würde den Schlitten nicht richtig hochbekommen bei meinem Gewicht. Der Bauch würde dann auf der Erde schleifen.“

Wir zogen geräuschvoll die Luft ein. „Äh – ja das war nicht richtig. Aber ich war gerade nicht so gut drauf, da mir Frau Weihnachtsmann gerade selbst die Leviten gelesen hatte. Sie musste meinen Anzug auslassen. Da bin ich auf dich losgegangen. Verzeih mir mein alter Freund.“ „Ich weiß nicht. Das hat mich ganz schön verletzt.“ Der Weihnachtsmann trat auf das Rentier zu und streichelte es am Kinn. Schon schmiegte er seinen pelzigen Kopf auf dessen Schulter. „Na gut. Und was machen wir mit meinem Bauch jetzt?“

Minerva betrat gerade den Raum. „Vielleicht kann  ich helfen. Es gibt einen Trank gegen fettleibige Rentiere.“ „Das ist nicht dein Ernst, oder?“ Fragte ich. „Klar, denkt ihr das war das erste Mal, dass so was passierte. Ihr seid doch nicht die erste Weihnachtsmann-Rudolph Generation. Also bitte. Wartet hier, ich braue ihn schnell zusammen, dann wird Rudolph schnell seine alte Figur bekommen. Und nein, bevor ihr fragt, das gibt es nur für Rentiere, alle anderen müssen sich anstrengen. Gesetze.“ Lachte sie.

Sie gab Rudolph den Trank und ein glimmern umgab ihn. Da stand er rank und schlank. In voller Pracht. Sein Geschirr lag ihm auch schon an und bei jeder Bewegung klangen die Glocken lieblich. Wir alle hatten offene Münder. Er war einfach so hübsch anzusehen. Der Weihnachtsmann lachte. Dann gab er ein Ho-Ho-Ho von sich und die beiden verließen das Haus. Wir stürmten ans Fenster und konnten gerade noch den Schweif des Schlittens sehen und hörten die anderen Glocken der Rentiere.

„Und allen ein Wohlgefallen.“ Sagte ich. „Jetzt ist das Weihnachtsfest gerettet. Und ich hätte gerne noch ein Glas von dem leckeren Egg Nogg.“

Wir drehten uns zum Baum, der auf zauberhafte Weise fertig dekoriert war. Minerva blickte stolz auf ihr Werk. Der Baum blinkte und blitzte. Die Lichter leuchteten und wurden in den Augen der Truppe gespiegelt. Wie von Geisterhand schwebte vor ihnen ein Tablett mit leckerem Egg Nogg. Und der Schnee legte sich sanft über die Spuren des Schlittens und hüllten das Geheimnis der Weihnacht in eine watteweiche Decke ein.

HoHoHo – euch allen ein frohes Weihnachtsfest.

 

Schreibkicks, WG

Schreibkicks – die vererbte Zeitkapsel

Zeitkapsel, das ist das Wort für den 1.12.18 bei Sabis Schreibkicks. Erst fiel mir nichts dazu ein. Ich googlete bisschen und fand einige eingemauerte Zeitkapseln und auch Dachbodenfunde. Und so ist die Idee zu meiner vererbten Zeitkapsel entstanden.

Ich lade euch in Lissis Haus ein.

Das Thema für den 01.01.2019 lautet:

Mit dabei waren dieses Mal:

Es wird ein Weihnachtsspezial geben: Am 24.12.18 Die Sache mit dem Rentier 


Schreibkicks – Zeitkapsel

Ich erbte ein Haus. Eine verschollene Tante – oder eher Urgrosstante, von der keiner so richtig wusste. Sie wusste aber von mir. Wie auch immer. Ich bekam irgendwann Post von einem Notar. Ein Termin zur Testamentseröffnung. Ich fragte meine Eltern und sie erinnerten sich sehr, sehr dunkel an eine Tante. Sie soll verrückt geworden sein. Sie hatte sich zurückgezogen in ein gruseliges Haus tief im Wald.

Das war eigentlich nicht das Problem. Ich mochte gruseliges. Aber warum hatte sie mich ausgewählt, aus dem ganzen Familienclan? Genaueres würde mir vielleicht der Notar mitteilen können.

Endlich war es soweit. Nachdem ich öfter mit meinen Eltern telefonierte, die vor einigen Jahren nach Spanien ausgewandert waren, war keiner zu einer zufriedenstellenden Lösung gekommen. Die einzige, die mir helfen konnte, war meine Großmutter. Sie warnte mich. „Engelchen, ich weiß nicht ob du dieses Erbe annehmen solltest. Ernestine war immer schon eher seltsam gewesen. Irgendwie affin mit der Geisterwelt. Sie veranstaltete Seancen und ist quer durch die Welt zu besonderen Orten, wie Transsilvanien gereist. Wer weiß, was sie in ihrem Haus so alles gebunkert hat. Nicht dass du dir Tetanus, oder die Gelbsucht holst.“ Innerlich musste ich lachen. Oma war immer eher die pessimistische in der Familie. Ich war gespannt. Heute würde ich mehr erfahren.

Ich suchte ewig einen Parkplatz. Ich fuhr nicht oft in die Innenstadt, aber es ließ sich halt nicht vermeiden. Endlich saß ich im Büro des Notars. Ich war alleine. Was für eine Testamentseröffnung war das, ohne den Rest der Familie?

„Frau Anges?“ „Ja, Herr Herold. Ich bin sehr neugierig, was meine Urgrosstante von mir wusste. Ich wusste nichts von ihrem Dasein.“ „Ja, Ernestine war besonders. Sie war eine Einsiedlerin. Eine sehr dominante und einnehmende Persönlichkeit. Setzen sie sich doch. Möchten sie einen Kaffee?“ „Ja, gerne. Ich bin schon bisschen unterwegs gewesen um hier her zu kommen.“ „Frau Schmidt, würden sie uns bitte einen Kaffee und paar Kekse bringen? Danke. Kekse zum Kaffee, das muss sein. So, dann wollen wir mal.

Ihre Urgrosstante hatte sich vor etwa fünfzig Jahren ein altes marodes Haus gekauft und dort eine Art Einsiedler Dasein gefristet. Sie hatte sich von der Familie zurückgezogen. Auch sonst hatte sie wenig soziale Kontakte. Wie gesagt, sie war nicht die angenehmste Persönlichkeit. Vielleicht wissen sie ja, dass sie viel durch die Welt gereist war. Und sie hat so das ein oder andere seltsame Artefakt mitgebracht. Aber sie hat ihnen einen persönlichen Brief hinterlassen. Der ist noch verschlossen und wird ihnen mit den Schlüsseln zum Haus übergeben, sollten sie das Erbe annehmen.“ Ich nippte an meiner Tasse Kaffee und tunkte einen trockenen Keks ein. Es gab nichts besseres, als einen getunkten Keks. Ich nickte verständnisvoll und wartete auf weitere Erläuterungen. „Wo liegt dieses Haus?“ „Im dunklen Schwarzwald.“ Er legte mir paar Bilder hin. Es war riesig und düster. Es hätte locker eine Kulisse in einem Haunted House Horrorfilm spielen können. Eine leichte Gänsehaut überzog meine Arme. Was würde ich da erben? Ein Geisterhaus? Als hätte der Notar meine Gedanken gelesen: „es sieht schon sehr gruselig aus, oder? Auch von innen. Ich hoffe sie sind nicht ängstlich oder abergläubig? Sie werden hier eine Zeitkapsel erben. Das wird einige Arbeit erfordern. Aber keine Angst, mit dem Haus werden sie auch ein beträchtliches Vermögen erben. Ihre Tante wusste, dass dieses Haus ein Fulltimejob sein wird. Da sie sehr sparsam war, hat sie einiges an Geld anhäufen können.“ „Ok. Aber warum ich, und warum fordert keiner seinen Pflichtanteil?“ „Die Familienmitglieder sind alle schon abgefunden worden. Das hat ihre Tante schon im Laufe der letzten Jahre erledigt. Auch ihre Eltern.“ „Warum haben sie nichts erzählt. Versteh ich nicht.“ „Das werden sie wohl mit ihnen klären müssen. Ich verlese jetzt das Testament.“ Ich saß in einem äußerst bequemen Sessel, den ich dem Notar gerade mal abkaufte. Er war etwas überrascht, aber nicht zögerlich. „Nehmen sie das Erbe ihrer Urgrosstante Ernestine Anges an?“ Ich brauchte nicht lange zu überlegen, das klang nach einem Abenteuer. Warum sollte ich nicht? „Ja, ich nehme das Erbe an.“ „Sehr schön, dann übergebe ich ihnen die Schlüssel, die Unterlagen, den Brief und einen Lageplan. Sie können sofort einziehen. Es gibt einen Hausverwalter, der sich seit dem Ablegen gekümmert hat und auch vorher schon einige Reparaturen für ihre Tante erledigt hatte.“ „Sehr schön. Ich bin sehr aufgeregt und bedanke mich erst mal. Wenn ich noch Fragen habe, darf ich mich an sie wenden?“ „Natürlich, so fern ich ihnen helfen kann, bin ich immer da. Wenn sie mögen, würde ich mich auch als ihr Notar anbieten?“ „Ja, gerne.“ Somit verabschiedete ich mich von Herrn Herold.

Am Auto angekommen saß ich erst mal ein paar Minuten und atmete tief durch. Ich war Hausbesitzerin. Ich würde bald  die Reise starten. Da war noch einiges zu erledigen. Keine Minute wollte ich mehr hier bleiben. Ich hatte mich noch nie in der Stadt wohlgefühlt. Ich kündigte meine Wohnung und meine ungeliebte Arbeit. Leierte eine Auflösung meines Hausstandes an und war zwei Wochen später mit meinen wenigen wichtigen Habseligkeiten unterwegs in den Schwarzwald.

Ich fand den Weg sofort. Es war als würde mich ein unsichtbarer Faden dorthin ziehen. Den Brief meiner Tante wollte ich erst im Haus öffnen. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass dies der einzig wahre Ort war, in dem er gelesen werden sollte. Ich hatte im Internet versucht etwas über meine Tante und ihr Haus heraus zu finden. Aber es gab nicht so viel Einträge. Manchmal wurde sie erwähnt, wenn sie im Zoll Probleme mit ihren Artefakten bekam, aber ansonsten gab es nicht viel. Das Haus war schon sehr alt. 1695 wurde es von einem Fabrikanten gebaut. Aber sonst gab es nichts Außergewöhnliches.

Es gab eine kleine Auffahrt und dann stand ich vor meinem Haus. Es war wirklich riesig. Die Fassade war schon sehr mitgenommen. Grau und teilweise sogar schwarz. Aber ich mochte es und würde bestimmt nichts ändern. Das machte den Charme dieses Hauses aus. Was sollte ich mit so einem riesigen Haus anfangen? Ein Hotel? Wir würden sehen. Ich wühlte in meiner Tasche nach dem Schlüssel. Es war noch so ein richtig alter mit einem tollen Bart. Ich steckte den Schlüsseln ins Schloss und drehte ihn um. Das Schloss war geölt, die Scharniere nicht. Die Tür gab einen tiefen ächzenden Ton von sich, als ich es aufdrückte. Eine große Vorhalle empfing mich kalt. Ich hatte den Grundriss studiert und wusste ungefähr wo sich die ganzen Zimmer befanden. Ich suchte als erstes die Küche auf. Dort fand ich auch, wie erwartet, Holzscheite. Sofort entschloss ich mich ein gemütliches Feuer in dem nostalgischen Ofen zu machen. Dann machte ich mich auf den Weg die Bibliothek aufzusuchen. Das würde ganz bestimmt mein Lieblingszimmer werden. Ich öffnete die Tür und stand vor gefüllten Regalen. Bis zur Decke. Ich überflog die Titel. Und ich stutze. Das waren alles Okkulte Bücher. Geister, Mumien, Werwölfe, Vampire. Nun, ich mochte dieses Thema ja auch. Also war ich schon auf einer Wellenlänge mit meiner Tante. Auch hier schürte ich schnell ein Feuer. Dann ging ich weiter. Ich begab mich nach oben um mir ein Zimmer auszusuchen. Ich wandte mich nach links. Da war eine wunderschön verzierte Tür mit zwei Flügeln. Ich drückte sie auf und fühlte mich wie Sissi. Ein wunderschönes Zimmer empfing mich. Ein Himmelbett mit wunderschönen Vorhängen und antike Möbel. Ich war eine Prinzessin. Ich stürmte auf das Bett zu und warf mich hinein. Die Matratze verschluckte mich und ich wollte nie wieder aufstehen. Wiederwillig verließ ich das bequeme Bett und setzte mich an einen Sekretär. Jetzt erst bemerkte ich, dass es hier schon warm war. Ich blickte mich um und sah ein Feuer im Kamin prasseln. Seltsam. Vielleicht war er Verwalter schon hier gewesen und hatte mir ein Feuer gemacht. Aber ich hatte mich gar nicht angekündigt. Egal, das würde schon stimmen. Ich würde jetzt den Brief meiner Tante öffnen und sehen, was sie denn vorhatte.

Liebste Lissi.

Du wirst dich bestimmt wundern, dass du mein Haus geerbt hast. Mittlerweile dürftest du wissen, dass ich als verschroben gelte. Verrückt und eine Einsiedlerin wurde. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Familie mich verschwiegen hat. Vielleicht sogar aus der Familienbibel gestrichen?

Es gab eine Familienbibel? So was.

Ich will dich nicht zu lange aufhalten. Du wirst das Haus erkunden wollen. Es gibt wenig Regel in diesem Haus. Nur! Achte drauf wo du hingehst. Jedes Zimmer ist bewohnt.

Bewohnt? Hä?

Ja, du liest richtig. Dieses Haus ist nicht unbewohnt. Aber ich denke Richard wird dir noch bisschen erklären können. Ein hübscher junger Knabe, der mir hier sehr oft geholfen hat. Dieses Haus ist was besonders. Ich habe viele Artefakte in Laufe meines Lebens gerettet. Und jedes Artefakt hat einen Bewohner. Sie waren alle in Gefahr. Wenn sie in ein Museum, oder einer anderen Privaten Sammlung gelandet wären, hätte das übel enden können. Hier in dem Haus ist alles abgesichert. Die Menschen außerhalb und die Bewohner hier drinnen. Ich empfehle dir dich erst mal einzurichten und auf Richard zu warten. Er wird dir Näheres erklären. Ein wirklich adretter Bursche. Solltest du noch ledig sein….meinen Segen hast du.

Sie war witzig. Ich hätte sie gerne kennen gelernt.

Ach ja, warum habe ich dich erwählt? Ich war es nicht. Die Geister dieses Hauses haben dich gewählt. Das hier ist ein Familienunternehmen. So zu sagen. Ich bin die erste in dieser Reihe und hoffe, dass du dieses Unternehmen ehrenvoll weiterführen wirst.

Unbekannter Weise umarme ich dich und wünsche dir so viel Spaß in diesem Haus wie ich hatte. Und glaub mir. Es wird manchmal spaßig, manchmal gruselig und auch nervig. Aber du wirst es lieben.

Ich verabschiede mich und übergebe dieses Haus vertrauensvoll in deine Hände ,meine Liebe Nichte.

Ernestine Anges.

HÄ? Ich war bisschen überfordert. Ich würde wohl auf diesen adretten Richard warten müssen. Er würde mich durch diese, wie nannte der Notar es? Zeitkapsel führen.

Am nächsten Morgen wachte ich von dem Geruch frisch aufgebrühten Kaffees und Croissants auf. Ein Tablett stand neben meinem Bett. Sogar eine Rose war darauf. Dieser Richard war seltsam. Ich genoss mein Frühstück. Dann stand ich auf, bereit das Haus zu erkunden. Ich würde nicht warten. Wenn Richard auftauchte, gut, wenn nicht auch egal.

Ich startete mit dem Dachboden. Es war ein Aufgang mit richtiger Treppe. Ich öffnete die Tür und erschrak sofort. Vor mir stand eine Mumie. Fast wäre ich rückwärts wieder runter gefallen. Dann musste ich lachen. Ja, jetzt verstand ich den Witz mit der Zeitkapsel. Ich konnte mir vorstellen, dass manche Artefakte die meine Tante mitbrachte nicht ganz so legal hier waren. Ich schob die Mumie beiseite und begann meinen Rundgang. Ein Sarg. Der Sarkophag der Mumie. Eine alte Öllampe wie aus Aladdin. Es fanden sich noch viele andere Dinge, die ich noch nie gesehen hatte. Hinter mir raschelte es. Ich schreckte auf und drehte mich um. Die Mumie stand in meine Richtung. Es sah aus, als würde sie mich beobachten. Ich schüttelte meinen Kopf und ging weiter. Ein Schaukelstuhl stand am Fenster. Ich musste irgendwie dran gekommen sein. Er wackelte. Ich wollte ihn stoppen, da bekam ich einen Schlag auf die Hand. Vor mir verfestigte sich eine Figur. Ich stand mit offenem Mund da und konnte nicht mehr atmen. „Hände weg, das ist meiner. Ich habe ganz schön kämpfen müssen um den zu bekommen. Du bist ein Mensch, du kannst dir einen eigenen besorgen. Was glotzt du denn so. Hat Ernestine dich nicht auf uns vorbereitet? Morphi sie weiß wohl nichts von uns.“ Ich drehte mich um und erschrak. Die Mumie stand direkt neben mir. „Hallo.“ Ein staubiger Ton entwich seinen verbunden Lippen. Und ich fiel in Ohnmacht.

„Hättet ihr nicht bisschen einfühlsamer sein können? Sie muss euch doch erst kennen lernen.“ „Aber sie wollte meinen Schaukelstuhl. Irgendwo sind doch Grenzen. Schließlich hat sie schon ein Frühstück und Feuer von mir bekommen. Aber beim Stuhl hört es echt auf. Warum bist du so spät Richard? Du hättest da sein sollen, bevor sie hier anfängt zu stöbern.“ „Ja ich weiß. Aber ich wurde aufgehalten. So ist das halt in der Menschenwelt.“ „Ja, ja reib es uns nur rein, dass wir hier gefangen sind.“ „Nicht gefangen, sicher. Ihr wisst, dass ihr fast alle schon gefangen wärt wenn Ernestine euch nicht aufgenommen hätte. Und jetzt ist Lissi an der Reihe. Schließlich hat das Orakel sie ausgewählt.“ „DA! Sie ist wieder wach.“ Ich blinzelte und sah in ein nettes bisschen verknautschtes Männergesicht. „Hi, ich bin Richard.“ „Hi, ich bin Lissi und glaube träume.“ „Äh, nein leider nicht. Das hier ist die Realität. Also wenn man es Real nennen kann. Du wirst hier noch einiges Seltsames erleben. Komm ich helfe dir erst mal auf und wir gehen in die Bibliothek. Frank? Kannst du uns einen Kaffee und Kekse besorgen?“ Ich drehte mich zum angesprochenen um und wollte nicht mehr leben. Frank – Frankensteins Monster? Nein. Ich blickte zu Richard und er hob entschuldigend die Schultern. „Komm mit ich erkläre dir einiges.“

In der Bibliothek setzte ich mich in meinen, schon angelieferten Sessel. „Dann leg los, ich bin ganz Ohr.“ „Ich weiß nicht was Ernestine dir schon mitgeteilt hat.“ „Auf keinen Fall Frankensteins Monster.“ „Äh, ja dann wohl auch nicht Dracula und den Geist in der Flasche. Nun. Sie hat diese Figuren alle gerettet. Sie waren vor der Entdeckung und wären dann in Laboren gequält worden. Leider gibt es einige, die sie nicht retten konnte. Aber den meisten konnte sie ein Zuhause bieten. Aber sie brauchen Wächter. Also dich. Und mich als rechte Hand.“ „Okay. Ich hab ja schon was Schräges erwartet, aber so was im Leben nicht. Wie soll das jetzt hier ablaufen?“

„Nichts Besonderes. Wir sind eigentlich nur da um aufzupassen, dass hier kein ungebetener Gast auftaucht. Die Hexe schläft noch, sie hat einen Schutzzauber verhängt, dass keiner rein und auch keiner raus kann. Außer wir. Wir werden hier leben und happy Family spielen.“ Ich sprang auf. „Gut. Ich bin bereit. Das wird toll, oder?“ „Ähm. Ja.“ Und schon hörte ich ein gepolter und Porzellan das zerbrach. Gut. Es würde eine Herausforderung werden. Aber ich fühlte mich dem voll und ganz gewachsen. Ich würde die Hausmutter einiger der berühmtesten Fabelwesen werden. Und der adrette Richard würde mich unterstützen. Ich war wirklich sehr gespannt auf mein neues Leben.

Ende

Fantasy, Schreibkicks

Schreibkicks – Verwunschene Dörfer

Im Moment bin ich wirklich sehr romantisch – gut auch oft gruselig-brutal – aber diese romantische Ader ist etwas erstaunlich. Bin ja eigentlich nicht so die Romantikerin. Hier habe ich wieder eine längere Geschichte. Ich hoffe es ist nicht zu lange.

Das Thema für den 1.11.18 lautete Herbstmomente

Mit dabei waren dieses Mal:


Ich hab mir hier bisschen künstlerische Freiheit gegönnt. Eigentlich wird die Zeit auf den Februar festgelegt – ich finde es passt besser in den Herbst.


Ich bin Parapsychologin. Ein belächelter Studienzweig und auch nicht so einfach einen Platz darin zu bekommen. Die Einschreibeliste ist ellenlang. Also man muss schon wirklich Glück haben. Ich hatte es und mein Mentor – Professor Pan – ja ich weiß wie sich das anhört. Vielleicht ist er es. Mich würde es nicht wundern. Er ist auf jeden Fall eine Koryphäe auf diesem Gebiet. Ungeschlagen –vielleicht sind noch in den USA vergleichbar gute Wissenschaftler da – aber hier in Deutschland – Professor Pan. Ich erforsche also ganz wild übersinnliche Phänomene. Wobei sich herausstellt, dass die meisten Einbildungen oder Humbug sind – oder sogar Betrügereien. Wobei die Betrügereien mittlerweile wirklich abgenommen haben, da die Menschen zu skeptisch diesen Phänomenen gegenüber geworden sind. Keiner glaubt mehr so richtig an das Übersinnliche.

Ich schon – deswegen habe ich ja auch Parapsychologie studiert. Ich stehe jetzt vor meiner Doktorarbeit. Und ich will das Phänomen Brigadoon erkunden. Die Hundert Jahre sind fast vorbei. Es wird also Zeit nach Schottland zu fahren und mehr darüber heraus zu finden.  Parallel dazu will ich die Legende von Germelshausen stellen. Freude gegenüber dem Bösen.

Laut der schottischen Legende ist Brigadoon ein Dorf in den Highlands. Es ist unsichtbar und taucht alle hundert Jahre für einen Tag auf. Das ist ein Tag der Freude und des Festes. Man kann es dann besuchen und wenn man die wahre Liebe findet auch dort verweilen. Nur darf nie einer der Bewohner das Dorf verlassen – ansonsten ist der Zauber gebrochen und das Dorf verschwindet für immer im Nebel. Ach wie romantisch.

Während Germelshausen als Ort des Bösen bekannt wurde. Es soll bei Dillstedt liegen. Auch dieses verwünschte Dorf erscheint einen Tag alle hundert Jahre. Eine Glocke soll den Weg weißen. Wenn man in der Nähe sei, sollen die Glocken einen in seinen Bann ziehen und in das Dorf locken. Betritt man das Dorf wurde man nie wieder gesehen. Böse Mächte sollen hier ihr Unding treiben. Allerdings gibt es eine Sage, dass hier die Liebe einen jungen Mann gerettet hat.

Ich wollte einfach die beiden Phänomene nebeneinander stellen und vergleichen. Brigadoon – das freundliche und friedliche Dorf, das Liebende betreten können und Germelshausen, das Unbedarfte in seine dunklen Fänge lockt. Bei beiden wird getanzt und gesungen und gefeiert.

Ich hatte gelesen, dass Brigadoon eher im Frühling und Germelshausen eher die düsteren Herbstmomente nutzt und da auftaucht. Noch war ich mir nicht bewusst, wie ich das gestalten würde. Aber die Highlands wollte ich schon immer mal sehen.

In wenigen Wochen würde ich also Brigadoon suchen. Ich war sehr aufgeregt.

Endlich war es soweit. Ich stand in den Highlands – hier sollte Brigadoon auftauchen. Ich hatte mich vorbereitet. Ein Zelt und genügend Vorräte sollten mir die Wartezeit verkürzen. Ich ging meine Unterlagen durch und wartete. Eine Woche später merkte ich eine Veränderung. Ich erhob mich und blickte durch die Gegend. Dort hinten – da schimmerte etwas. Ich hielt den Atem an. Eine Brücke erschien im Nebel. Ich konnte es nicht glauben. Musik drang an mein Ohr. Schnell rannte ich auf die Brücke zu. Brigadoon. Es gab es wirklich. Ich sprintete über die Brücke, als ich abrupt zum Stehen kam. Ich war nämlich genau in die Arme eines jungen Mannes gestürmt, der mich auch prompt auffing und einmal herum wirbelte. „Hallo. Das ist aber mal eine stürmische Begegnung. Wohin so schnell?“ „Oh, Entschuldigung. Ich war nur so außer Häuschen, dass Brigadoon auftaucht. Das es Brigadoon überhaupt gibt.“ „Warum soll es uns nicht geben? Es gibt uns schon sehr, sehr, sehr lange.“ „Ja aber ihr erscheint nur alle hundert Jahre.“ „Ach dieses Ammenmärchen. Das haben wir schon öfter gehört, aber wir sind doch immer da.“ „Vielleicht – aber nicht für uns Außenstehenden Sichtbar.“ Er blickte mich verständnislos an. „Ach, egal. Darf ich kommen?“ „Klar, warum nicht. Wir fangen gerade mit unserer Party an. Komm ich bringe dich zu unserem Dorfältesten, unser Oberhaupt.“

Ich war so aufgeregt, dass ich wie ein kleines Mädchen hinter ihm hersprang. Das Dorf war so malerisch. Alles wirkte so alt und hübsch. Auch der Mann, dem ich folgte. Seine Kleidung war so altmodisch. Es war einfach klasse hier. „Wie heißt du?“ Fragte ich ihn. „Arnold.“ Welch ein seltsamer Zufall. Arnold hieß auch der gerettete junge Mann aus Germelshausen. Sollte da eine Verbindung bestehen? Oder war es einfach Zufall. Gab es in der Parapsychologie überhaupt Zufälle? „Wie heißt du?“ fragte er mich. Gertrud – ja – ich weiß Zufälle und so. Vielleicht – vielleicht.

Er blieb vor einem Haus stehen und klopfte. „Herein.“ „Magnus? Wir haben einen Gast.“ Er drehte sich schnell um. „Wir hatten schon lange keinen Gast mehr. Herein, herein. Willkommen.“ „Gertrud.“ „Ah – Deutsche. Schön, dass du da bist. Setz dich.“ Ich drehte mich zu einem Stuhl um und setzte mich. „Was führt sie hier her?“ „Sie wissen doch bestimmt warum ich da bin?“ „Ich kann es mir denken. Welches Jahr haben wir? Ich hab den Überblick verloren.“ „“2018“ „Ach, was ist die Zeit doch vergangen. Ja – sie sind wegen der Legende da. Natürlich. Vor hundert Jahren war das noch ein Zufall, dass wir entdeckt wurden – aber heute kann ich mir vorstellen, dass sich viel modernisiert hat. Wollen sie mir von ihrer Welt erzählen, dann erzähle ich von meiner.“ „Ok.“ Ich fing an ihm zu umreißen was die letzten hundert Jahre so passiert war und modernisiert wurde. Er staunte und gab oft Geräusche des Erstaunens von sich. Arnold sah aus wie ein Fragezeichen. „Das ist erstaunlich. Gut, jetzt bin ich dran. Ich bin etwa 500 Jahre hier.“ Ich staunte. „Sie sind nicht hier geboren?“ „Nein. Ich bin der Liebe wegen geblieben. Meine Frau ist in der Kirche um das Fest vorzubereiten. Wir treffen sie später. Wie sie ja wissen waren wir verflucht und Gott hat uns gerettet – aber mit der Auflage einmal alle 100 Jahre zu erscheinen und unverändert zu bleiben.“ „Ja, so besagt es auch meine Unterlagen, die ich gefunden habe.“ „Immer wieder kommt jemand mal zu uns. Manche bleiben, aber nur aus Liebe – andere Gründe duldet das Dorf nicht – oder sie gehen und tragen diese Legende aus.“ Wir unterhielten uns noch einige Zeit. „Jetzt wird es aber Zeit zum Dorfplatz zu gehen. Sie bleiben doch noch bisschen?“ „Ja natürlich. Ich kann es nicht abwarten den Rest zu sehen.“ Arnold nahm mich bei der Hand. Leichtes kribbeln machte sich breit. Er war wirklich ein gut aussehender Mann. Wir tanzten die ganze Nacht. Und ich verlor mein Herz. Etwa eine halbe Stunde vor Mitternacht kam Magnus zu mir. „Gertrud – es wird Zeit sich zu entscheiden. Gehen oder bleiben?“ Ich schaute nach Arnold. Ich hatte mich verliebt – aber reichte es aus für immer und ewig hier zu bleiben? Meine ganze Zukunft und Forschung über Bord zu werfen? „Wie soll ich mich entscheiden? Ich mag Arnold – aber ich will auch nicht meine Zukunft weg werfen.“ „Du zweifelst – zweifeln darfst du nicht. Komm, ich bringe dich an die Stadtgrenze. Dort wird dir die Entscheidung einfacher fallen. Du musst sie ganz alleine treffen.“ Dann stand ich an der Grenze. Es war nur noch wenige Minuten bis Mitternacht. In der Mitte der Brücke blieb ich stehen. Ich blickte mich um. Arnold stand dort. Ich war hin und her gerissen. Liebe oder Arbeit. Ich blickte mein Notizbuch an und ging langsam rückwärts die Brücke hinunter in meine Welt. Dann schlug die Uhr. Beim letzten Schlag hatte ich mich entschieden und die Brücke verlassen. Mein Arnold blickte traurig und verschwand im Nebel.

In diesem Moment wusste ich, es war die falsche Entscheidung. Mein Herz brach. Ich brach.

Monate später – ich hatte mich in die Arbeit vertieft um mich abzulenken. Der Herbst stand vor der Tür. Ich wollte alles aufgeben – aber ich hatte viel geopfert für diese Arbeit. Also packte ich wieder mein Zelt und machte mich auf den Weg nach Thüringen. Der Wald hatte schon sein herbstliches Gewand angelegt und die Stimmung die das goldene Licht warf, beruhigte mich. Ich kam noch nicht mal dazu mein Zelt aufzubauen, da hörte ich die Glocken. Verstimmt und unmelodisch lockten sie mich in ihren Bann. Ich ging wie aufgezogen. Dann lichtete sich der Wald – Germelshausen. Ich übertrat die Schwelle und wurde sofort eingefangen von einer Gruppe Jugendlicher. „Hallo schöne Maid. Ihr seid hübsch, wenn auch seltsam gekleidet.“ Ich war seltsam gekleidet? Die Trachten, die getragen wurden kannte ich noch nicht mal. So alt mussten sie sein. „Kommt, kommt. Ihr seid heute genau richtig angekommen. Heut wird gefeiert – bis wir wieder bereit dazu sind. Kommt zu unserem Schulzen. Er wird euch empfangen wollen.“ Ich ließ mich von ihnen mitziehen. Mein erster Eindruck von diesem Dorf war ernüchternd. Es wirkte verfallen und düster. Die Scheiben waren Blind und die Häuser verfallen. Die Menschen auf der Straße grüßten nicht und guckten mich noch nicht mal an. Ein dunkler Nebel verschluckte die Straße. Ich betrat das Haus des Schulzes. Er war nicht so erfreut mich zu sehen. Aber er hieß mich willkommen. „Kommt junge Frau. Esst, trinkt und feiert mit uns später. Es gibt eine Feier zu ehren diesen Tages. Bis wir wieder feiern können, dauert es einige Zeit.“ „Ja ich weiß – hundert Jahre.“ Er blickte mich erstaunt an und dann böse. „Ihr wisst über dieses Dorf bescheid?“ „Ja. Aber es gibt nicht viel Überliefertes. Deswegen bin ich hier. Ich will mehr erfahren.“ „Es gibt nichts zu berichten. Meine Tochter wird sich um euch kümmern. Tut uns den Gefallen und feiert mit uns.“ „Gut, das will ich tun.“ Die Tür öffnete sich und ein hübsches Mädchen in grauen Kleidern erschien. „Kommt mit mir, ich will euch vorbereiten.“ Mich vorbereiten? Das klang bedrohlich. Ich hatte schon Geschichten gehört. Menschen, die dieses Dorf betraten, sollen nie wieder gesehen worden sein. Mir wurde etwas mulmig zu mute. Hatte ich mich hier übernommen und würde hier meinem Schicksal begegnen. Ich dachte an Arnold und mein Herz schmerzte. Eine kleine Träne stahl sich aus meinem Augenwinkel. „Warum weint ihr?“ Fragte mich das Mädchen. „Wie ist dein Name?“ „Annalena“ sagte sie schüchtern. Ich berichtete ihr von Brigadoon und Arnold. „Ihr liebt diesen Mann?“ „Ja – ich liebe ihn und habe mich falsch entschieden. Wenn ich nur die Chance hätte – aber ich werde keine hundert Jahre leben und wenn wäre ich eine alte Frau.“ Sie blickte mich traurig an. „Kommt lasst uns feiern gehen.“ Ich folgte ihr. Wir tanzten und tanzten – ich kam mir vor wie in Trance. Und ich wurde trauriger und trauriger. Die Leute hier waren kalt und abweisend. Sie sangen, tanzten, lachten – aber es wirkte aufgesetzt. Dann spürte ich eine kleine Hand, die sich in meine Schob. „Kommt mit mir.“ Sagte Annalena „Aber seid vorsichtig, dass uns keiner sieht.“ Ich folgte ihr unauffällig. Sie brachte mich an die Dorfgrenze. „Geht. Wenn ihr jetzt nicht geht, könnt ihr nie wieder von hier fort. Und hier ist es nicht schön. Eure Seele wird hier gequält und festgehalten. Wo ihr doch einen Ort habt in der ihr Glücklich werden könnt. Geht nach Brigadoon und betet. Betet, betet, betet. Vielleicht erhört euch jemand und ihr werdet eine Überraschung erleben. Lebt wohl, liebe Gertrud, vergesst mich nicht – hier in dem verfluchten Dorf, aus dem nie einer wieder entkommen kann.“ Und schon verdichtete sich der Nebel. Sie war verschwunden. Im Hintergrund konnte ich die letzten Schläge der verstimmten Glocke hören und schon war das Dorf weg.

Schnell rannte ich zurück zum Auto. Ich packte alles hinein und fuhr Richtung Schottland.

Und hier stehe ich jetzt. Meine Notizen habe ich fertig – ich lasse sie im Auto – für euch. Ich stehe an dem Flecken, den ich damals sah. Ich bete und bete und bete. Ich gebe nicht auf. Ich entschuldige mich und warte. Nichts geschieht. Aber ich will nicht aufgeben. Ich bete. Und auf einmal erscheint eine Brücke. Magnus steht drauf. „Gertrud. Komm schnell. Die Zeit ist knapp. Dieses Wunder geschieht nur sehr, sehr selten. Dein Gefühl muss wirklich sehr tief und innig sein. Komm, komm. Sei Willkommen bei uns. Du musst besonders sein.“ Ich rannte und warf mich in seine Arme. „Ach Magnus – ich war so betrübt über meine Entscheidung.“ Dann sah ich ihn. Er stand am anderen Ende der Brücke. Ich löste mich von Magnus und rannte schleunigst in seine Arme. Meinen Seelenverwandten. Auch hier war jetzt Herbst und das goldene Herbstlicht tauchte mich und Arnold in einen heiligen Schimmer. Wir waren vereint. Nie wieder würden wir uns trennen, für alle Ewigkeiten. Das war ein ganz besonderer Herbstmoment, den ich wirklich jedem wünsche.

Ende.

Quellen

(https://www.glenlaurel.com/about-us/blog/the-legend-of-brigadoon)

(http://www.ancientpages.com/2016/11/02/legend-of-brigadoon-mythical-village-where-time-stands-still/)

http://gutenberg.spiegel.de/buch/germelshausen-5680/1

https://de.wikisource.org/wiki/Th%C3%BCringer_Sagenbuch._Erster_Band/Das_verw%C3%BCnschte_Dorf

Horror, Schreibkicks

Schreibkicks – Die besondere Freundschaft

Und wieder ist ein Monat vergangen. Die Schreibkicks laden zum kreativen Tippen ein.

Und ich leite hiermit den Horromonat ein.

Mit dabei waren:

 

Das Thema für den 01. November lautet: Herbstmomente

Quelle

Freundschaft

Still war es im Zimmer – Vera tapste mit nackten Füssen durch das Haus. Heimlich hatte sie sich eine kleine Taschenlampe aus der Schublade in der Küche genommen. Sie brauchte sie um nachts im Bett lesen zu können. Sie braucht nicht viel Schlaf. Wenn ihre Eltern endlich zur Ruhe gekommen waren, schnappte sie sich ihr Buch und knipste die kleine Lampe an. Aber heute, heute war etwas anders. Sie hörte es. Oder besser,  hörte nichts. Es war tiefe, dunkle Nacht. Da war es zwar immer ruhig – aber nicht so ruhig wie heute. Sie kannte die Geräusche, die das alte Haus nachts von sich gab. Immerhin lebte sie schon sechs Jahre hier.

Leise schlich sie durch den oberen Flur und wartete am Treppenabsatz. War da etwas? Sie konnte es nicht erkennen und traute sich auch noch nicht, das Licht anzuknipsen. Sie wollte sich nicht verraten, sollte jemand im Haus sein. Da knarrte es. Sie erschrak und drückte die Lampe an ihre Brust. Diese hob und senkte sich schnell. Ihr Herz klopfte so laut, dass sie es selbst hörte. Sie hoffte, dass es die Eindringlinge nicht hören würden.

Vera drehte sich um – die Tür ihrer Eltern war verschlossen. Sollte sie sie wecken? Nein. Sie würden nicht helfen können. Eher würden sie bei dem Versuch sterben. Das war Veras Kampf. Mit ihren kleinen, nackten Füssen und der kleinen Taschenlampe schlich sie zurück in ihr Zimmer. Sie brauchte noch etwas um den Kampf aufzunehmen. Es saß in ihrem Schrank.

Leise öffnete sie die Tür ihres Schranks und hoffte, die Türangel würde nicht quietschen. Ihr Vater hatte sie eigentlich geölt, aber manchmal ächzte sie trotzdem noch. Sie knipste die Lampe an und wühlte in ihrem Chaos. Sie war nicht unbedingt die ordentlichste. Lächelnd holte sie sie heraus. Ihre gute Freundin. „Hallo, du. Entschuldige, dass ich dich hier so reingeworfen habe, aber Mami war wirklich sauer gestern auf mich, da ich wieder nicht aufgeräumt hatte. Wir haben Arbeit. Jemand ist im Haus.“ Sie blickte bittend zu ihrem Gegenüber. Da bewegte sie ihren Kopf in ihre Richtung. Ihre Augen fingen an zu leuchten. „Das war wirklich nicht nett. Unter Freundschaft verstehe ich doch was anderes.“ Schmollt sie leicht. Sie stand auf und drückte sie. „Komm, ich hab mich entschuldigt und es wartet Arbeit auf uns. Vor allem auf dich. Jemand ist in unser Haus eingedrungen und ich will nicht, dass meine Eltern irgendwie verletzt werden. Also professionell und ruhig.“ „Na gut.“ Hand in Hand gingen die beiden hinunter. Vera atmete leise durch den Mund, weil sie dadurch besser hören konnte. Sie blickte sich zu ihrer Begleitung um. Ihre Lieblingspuppe – Annabell.

Sie hatte Annabell auf dem Dachboden gefunden, als sie mal kurz von ihren Eltern alleine gelassen wurde. „Stell nichts an und gehe weder auf den Dachboden noch in den Keller. Hast du verstanden, Vera. Das ist gefährlich.“ „Ja, ja – ihr seid doch gleich wieder da. Keine halbe Stunde, habt ihr gesagt.“ Sie blickten sich unsicher an und zuckten mit den Schultern. Ja – nur kurz um die Ecke. Ein Nachbar war gestorben und sie wollten Kondolieren.

Der Nachbar war ganz plötzlich verstorben. Keiner konnte es fassen. Es gab keine Vorzeichen und er war noch keine fünfzig. Plötzlicher Herztod. Aber, Gerüchte gingen durch die Nachbarschaft. Sein Gesicht soll zu einer angstverzerrten Maske erstarrt sein, im Augenblick seines Todes. Solche seltsamen Todesfälle gab es die Jahre über immer wieder – das war auch der Grund, warum Veras Eltern das Haus so günstig bekommen hatten. Keiner wollte in dieser verfluchten Gegend ein Haus kaufen. Aber ihre Eltern glaubten an so was nicht.

Vera fand die Puppe in einer dunklen Ecke. Oder die Puppe fand sie. Denn sie rief nach ihr. Ja. Die Puppe rief nach ihr. „Hallo, Vera. Komm nach oben spielen. Ich will deine Freundin sein. Für immer.“ Vera war schon immer furchtlos und tappte schnurstracks nach oben, mit einem Schürhaken bewaffnet. Sie fand Annabell und es war als wären sie für einander gemacht.

Seit einiger Zeit hatten sich die Todesfälle in der Nachbarschaft gehäuft. Die Häuser wurden verlassen und standen leer. Keiner konnte verkaufen, da keiner dorthin ziehen wollte. Annabell hatte Vera gewarnt. Sie sagte, dass sich was zusammen brauen würde. Und jetzt waren sie da.

Vera huschte schnell in die Küche und zog das große Messer aus dem Blog. Wenn ihre Mutter sie so sehen könnte. Sie würde ausflippen. Da waren sie. Schatten. Zwei Männer bewegten sich vorsichtig durch das Zimmer. Vera schlich ebenso leise, und Annabell kam von der anderen Seite. Sie beobachtete die Bewegung der Männer und in einem, ihr günstig erscheinenden Moment, schlugen sie zu. Annabell von vorne, Vera von hinten.

Vera schnitt dem hinteren Mann mit dem Messer in die Achillessehne und beobachtete zufrieden wie er zusammen brach. Schnell hüpfte sie auf seinen Rücken und stach ihm das Messer in den Hals. Das ware eine Sauerei und sie stöhnte schon, weil sie das noch alles weg machen musste, bevor ihre Eltern erwachten.

In der Zwischenzeit hatte sich Annabell auf den zweiten Mann gestürzt. Sie hing ihm am Rücken und versuchte ihn zu erwürgen. Er rammte sie an die Wand und sie löste sich. Vera stürmte auf ihn zu und stach ihm mit dem Messer in den Oberschenkel. Bevor er schreien konnte, hatte Annabell ihm schon einen Lappen in den Mund gestopft und blickte zu Vera. „Los, jetzt, er ist stark. Stich zu.“ Das ließ sich Vera nicht noch mal sagen und flog förmlich auf den Mann zu und stach ihm mitten ins Herz. Ein leichtes Röcheln war das letzte was er von sich gab.

Ein High-Five konnten die beiden nicht unterdrücken. Es war geschafft. Die Bedrohung ihrer so wertvollen und aufregenden Freundschaft war gebannt. „So, jetzt müssen wir schnell aufräumen und dann können wir noch bisschen schlafen.“ Meinte Vera. „Ich bin so aufgedreht, das ist noch viel besser als durch die Nachbarschaft zu schleichen um die Menschen zu töten. Wir sollten öfter auf Jäger warten. Wie aufregend.“ Antwortete Annabell. Die beiden kicherten leise vor sich hin.

 

Ende

Schreibkicks, Thriller

Blutrote Schwestern und die warme Limonade

Wieder ist ein Monat vergangen – die warmen Tage neigen sich dem Ende zu – der Herbst klopft zögerlich an die Tür. Ich will ihn noch nicht rein lassen – aber irgendwann wird er Einlass fordern.

Kommen wir zu den Schreibkicks – das heutige Thema hat mich ganz schön gefordert – ich hatte mehrere Anläufe – aber nichts hat mir gefallen. Dann bin ich über den Titel Blutrote Schwestern gestolpert – ein Buch, dass ich vor einiger Zeit gelesen habe und mir gut gefiel – hat aber nichts mit meinem Thema zu tun. Aber ihr kennt ja diesen Schlüsselreiz. Inspiriert hat mich die Serie Dietland. Die hat mich ziemlich berührt.

Hier also meine heutige Geschichte zum Thema

Warme Limonade

Weitere Teilnehmer sind:

Nicole

Veronika

Sabi

 

Das Thema für den 01.10.2018 ist: Freundschaft


Blutrote Schwestern und die warme Limonade

„Schwester? Willst du auch etwas von der warmen Limonade?“ „Ich weiß nicht, was du an dieser ekligen, abgestandenen Plörre so magst.“ „Es ist wie ein flüssiger Bonbon – die sind ja auch nicht kühl. Ich weiß nicht – irgendwie schmeichelt dieses warme Getränk meiner Zunge. Sie verwöhnt sie mit intensiven, süßen, manchmal leicht herben Geschmack. Es ist nicht zu erklären. Entweder man mag es oder nicht.“ „Ja, ich nicht – ich ziehe die kalte Variante vor. Aber jetzt komm, wir haben noch einen Auftrag.“

Marissa seufzte und kippte ihre geliebte Limonade hinunter. Sie stand auf und schaute sich nach ihrer Tasche um. Ein wichtiger Auftrag. Ihre Klientin hatte einen neuen Fall. Einen neuen Mann, den sie testen und gegeben Falls  eliminieren sollten. Ihr Ruf als blutrote Schwestern eilte ihnen mittlerweile voraus. Der Sturz des  Patriacharts war ihr Ziel. Jahrelang hatten Frauen unter dem Joch der Männer gelitten.

Für den gleichen Job wesentlich härter und erniedrigender arbeiten müssen. Ständig auf ihr Äußerliches reduziert. Das war seit einigen Jahren vorbei. Irgendwann hatten die Frauen einfach die Nase voll. Sie wurden vergewaltigt, gedemütigt, geschlagen. Schleichend und langsam haben sie den Männern die Vormacht entrissen. Aber noch immer gab es Gewalt gegen Frauen. Deswegen hatten sich die blutroten Schwestern zusammengefunden. Erst waren es nur Marissa und Miriam. Sie waren Schwestern und wurden schon in frühster Kindheit von ihrem Vater misshandelt und die Mutter hatte einfach weggeschaut.

Als Miriam dann schwanger wurde, ihr Vater sie krankenhausreif schlug und sie dadurch ihr Kind verlor, zerbrach was in ihr. Sie wurde radikal. Erst äußerlich, dann innerlich. Kam ihr ein Mann irgendwie dumm, schlug sie zu. Bald musste sie in den Untergrund – aber ihre Taten blieben nicht unbemerkt und die Frauen auf der ganzen Welt standen hinter ihr. Als Marissa endlich den Absprung schaffte, schloss sie sich ihrer Schwester an.

Sie recherchierten und beobachteten. Erst auf eigene Faust. Sie wussten Männer zu deuten. Männer mit deutlich jüngeren albernen Frauen waren als erstes dran. Schließlich mussten sie erst mal üben. Sie überlegten sich verschiedene Bestrafungsstufen. Miriam war die grausamere von beiden. Sie wollte die Betrüger mit einem Scharlachroten Buchstaben auf der Stirn bestrafen. Marissa besänftigte sie und handelte sie auf ein A-Brandzeichen am Handgelenk herunter. Betrug war schlimm – aber nicht so schlimm wie andere Taten, die sie in ihrer Laufbahn kennen lernen mussten.

Dementsprechend starteten die Bestrafungsstufen, bei Brandzeichen, über Folter, Kastration und Tod. Je nach Tat. Mittlerweile war die „Agentur“ gewachsen. Immer mehr misshandelte Frauen hatten sich angeschlossen. Die Polizei verschloss die Augen – keiner mochte die Besuche, wegen häuslicher Gewalt oder Vergewaltigung. Das Matriarchat erhob sich langsam und genüsslich. Aber nicht nur Männer waren ihr Ziel – auch Frauen, die Männer gewähren ließen. Wie Mütter, die die Väter nicht aufhielten. Sie bekamen auch ihre Strafe – nur nicht so extrem.

Heute war wieder ein Fall an sie herangetragen worden. Ein Mann stand in Verdacht seine kleine Tochter zu misshandeln und zu verkaufen. Die Schwesternschaft konnte nicht verstehen, dass es immer noch passierte, obwohl mittlerweile bekannt war, dass dieses Verhalten bestraft wurde.

Miriam und Marissa waren bereit. Mit dem Finger fuhr Marissa über den Boden ihres Glases und leckte sich ihn genüsslich ab. Die Welt würde heute wieder ein bisschen besser werden.

Ende.

Action, Humor, Schreibkicks

Schreibkick #56 – Kalter Kaffee – Willkommen zur Monstersafari

Dieses Mal habe ich es nicht so pünktlich geschafft zum 1. Das Thema der Schreibkicks war:

„Kalter Kaffee“. 

 

Mit dabei waren diesmal

Nicole
Veronika

Das Thema für den 01.09.2018 ist: warme Limonade

Quelle

Ich war noch nie der gejagte, immer der Jäger. Mein Job – Monsterjäger. Sie glauben nicht an Monster? Wie ist das unter ihrem Bett, oder in ihrem Wandschrank, oder gar im Keller? Glauben sie wirklich, das sind Hirngespinste aus ihrer Kindheit? Neihhn. Als Kind ist man nur empfänglicher für ihre Schwingungen. Als Erwachsener winkt man das einfach ab. Haben sie sich noch nie über die vielen sonderbaren Todes- oder Vermistenfälle gewundert? Monsterfutter!

Aber jeder Monsterjäger braucht einen Insider. Ich habe also mein eigenes Monster. Es ist mir als, ich nenne es mal Monsterwelpe, über den Weg gerollt. Es sieht so fluffig aus, könnte sie aber mit einem Biss töten. Meistens sieht es aus wie ein flauschiger Kugelfisch mit Stummelbeinen. Ich nenne ihn Barney. Wenn ich ihn nicht füttere, oder ihm zum Jagen rauslasse, muss ich Angst um meine Körperteile haben. Als er ein kleines Monster war, bin ich irgendwann mal wach geworden, da ich Schmerzen an der Wade hatte. Ja, da hing Barney an ihr und fing an sich durch die Haut zu nagen.

Er liebt kalten Kaffee. Den trinkt er literweise. Kalter Kaffee – na ja. Jedem das seine. Man sollte meinen, dass ein eigenes Monster zu haben unheimlich nützlich sei. Ja normal ist das auch so, aber nicht bei Barney. Barney ist…ein Eigenbrötler. Er hält sich für einen Musiker. Äh. Was er spielt, geht nicht mal als Jazz durch. Aber es beruhigt ihn, und mich entspannt ein ruhiger Barney. Er kann auch anders.

Wo war ich? Ach ja. Ich bin also ein Monsterjäger. Trotzdem viele ihre Existenz noch immer nicht wahr haben wollen, wurden sie von der Regierung anerkannt. Wir sind also jetzt staatlich anerkannte Monsterjäger, und werden noch schlechter bezahlt, als wenn man Privat unterwegs ist. Deswegen gibt es jetzt Monstersafaris. Finde ich persönlich abartig, aber es ist legal. Ich mache nur mit, um zu verhindern, dass unschuldige Monster von diesen Möchtegern Monsterjägern erschossen werden. Wir Profis haben dafür schon einige Zerstörer gefangen und halten sie in einem ausbruchsicherem, nicht erkennbaren Gehege. Heute war wieder so ein Safaritag. Ich quälte mich aus dem Bett, ging in die Küche, schenkte mir Kaffee ein – Bäh! Kalt – „Barney. Warum ist mein Kaffee kalt? „Ist heiß draußen, hab Eiswürfel rein – sehr lecker.“ Ich stöhnte und trank einfach die kalte Plörre.

Es war zehn Uhr. Keine Uhrzeit für mich. Ich bin eher der Nachtmensch. Aber diese Safaris wollten immer früh starten. Also machte ich mich frisch und verließ mit Barney das Haus. Mein alter Honda Accord hatte schon so einige schleimige Attacken miterlebt. Aber er schnurrte immer noch. Manchmal ruckelte er zwar verdächtig, aber wir beide waren noch nicht bereit für den Ruhestand. Oder, sagen wir es mal so – der Ruhestand konnte noch nicht finanziert werden. Am Ziel angekommen scharrten sich die Schönen und Reichen schon wie eine Horde Lämmer zusammen. Sie bekamen von Rob, dem Chef, schon ihre Sicherheitsunterweisung. Sehr gut, ich hasse es, wenn diese Aufgabe mir zufällt.

Ich betrachte die Gruppe, und vorverurteile die Leute schon. Es gibt immer einen Maulhelden, einen Nerd und mindestens ein zickiges Weibchen. Ich blickte in Robs genervte Augen und grinste. Barney setzt sich mit seiner Thermoskanne in den Schatten und trinkt genüsslich seinen Kaffee, während er das Schmierentheater mit den Safaritouristen beobachtet. Ich konnte erkennen, dass er was ausheckte. Barney liebte es, die Menschen zu erschrecken. Besonders die Frauen hatten es ihm angetan. Sie schmeckten so gut. Ihre Cremes, Seifen Parfums kreierten ein besonderes Aroma – außerdem quiekten sie so herrlich. Es konnte also immer mal vorkommen, dass er eine umrannte und ableckte. Das anknabbern hatte ich ihm strengstens verboten. Das kam nicht immer so gut, bei den Gästen an. Hahaha.

Die Leute meiner Gruppe stiegen in den Safaribus. Wir würden etwa fünfundvierzig Minuten zum Jagdgebiet fahren. Heute waren alles Anfänger, die würden wir in ein leichtes Gehege fahren. Ein munteres Gequatsche, das meine Nerven noch mehr zum Zerreißen anspannten, erhob sich während der Fahrt. Ich hatte mir abgewöhnt zuzuhören, da es meist eh nur die Prahler waren, die irgendwelche haarsträubenden Geschichten erzählten.

„Verehrte Jäger, „ ich hörte ein leises Glucksen aus Barneys Ecke. „Wir sind an unserem heutigen Ziel angekommen. Erinnern sie sich bitte an die Sicherheitsvorschriften. Und gehen sie keine unnötigen Risiken ein. Bleiben sie bitte immer in meiner Sichtweite und stellen sie das Reden ein. Vielen Dank und eine erfolgreiche Jagd.“

Quälend langweilige Stunden verrannen wie Sirup, der von einem Löffel tropfte. Ab und zu zeigte sich immer wieder eines der kleinen Monster, die hier keinerlei Gefahr liefen erschossen zu werden. Diese Truppe war unterirdisch schlecht im Schießen.

Ich sah gerade zu Barney, der sich an eine der top gekleideten Zicken heranschlich. Er sah fluffig aus, wenn er wollte. So bisschen lebensmüde war er ja schon. Ein richtig platzierter Schuss und es wäre aus. So manchen Streifschuss hatte er schon kassiert. Aber heute wäre das wohl ungefährlich. Er verwandelte sich gerade in ein Gremlin, dass nach Mitternacht gefüttert wurde, als er plötzlich innehielt. Auch ich vernahm ein sonderbares Geräusch. Mein Walkie-Talkie knackte: „Mark? Code Red. Wir haben einen Ausbruch aus Sektor eins.“ Sektor eins. Da waren die wirklich bösen Monster verwahrt. Nicht für Safarianfänger geeignet. Da kamen nur Vollprofis und wir hin. Wir trainierten dort den Ernstfall.

„Verdammt!“ Ich schoss in die Luft, um meine Gruppe aufmerksam zu machen. „Leute, schnell ins Auto. Es gab einen Zwischenfall. Gefährliche Monster haben sich auf den Weg hier her gemacht. Denken sie an die Sicherheitsunterweisung und begeben sie sich zum Fahrzeug.“ Ich hätte auch zu blökenden Schafen reden können, die hätten mir eher zugehört. Es kam wie es kommen musste, die Gruppe erwachte, fing an zu grölen und begab sich auf Monsterjagd. Sie ließen mich einfach stehen. Ich glaube, ich brauche nicht zu erwähnen, dass das nicht gut ausgehen konnte. Schon brach aus dem Gebüsch, das erste bösartige Monster aus. Es sah schon recht furchterregend aus. Die Frauen schrien, die Männer grölten. Und das Monster richtete sich nach dem Lärm aus. Ich glaube ich hatte schon erwähnt, dass Barney fluffig, aber tödlich ist? Heute bewies er mir dies, seit langer Zeit, mal wieder. Er stürzte sich auf das heranbrechende Monster, schlug seine Zähne in dessen Kehle, riss und zerrte bis das Monster umfiel. Es war tot. Jetzt sollte man seine Augen abwenden und ich unterlasse auch die genaue Schilderung der weiteren Ereignisse. Nur so viel – Barney war sehr hungrig.

Währenddessen verlor ich meine Gruppe. „Mark an Rob. Ich brauche Unterstützung. Meine Gruppe ist Out of Control.“ „Ich habe schon ein Team geschickt. Schau nur, dass diese Idioten nicht gefressen werden.“ „Das ist leicht gesagt. Die sind schlimmer als ein Sack Flöhe.“

Schon brach das nächste Monster aus dem Dickicht. Oh einer Meiner. Den hatte ich vor etwa zwei Jahren gefangen. Eine tiefe Narbe hatte ich davon behalten und miese Alpträume. „Hallo, alter Kumpel – so sehen wir uns früher als erwartet. Ich dachte ich könnte noch bisschen mit dir üben, bevor ich dich erlöse.“ „Marrrrk.“ Raunte das Monster und seine Augen glühten orange, wie glühende Kohle. „Endlich komme ich zu meiner Rache.“ „Dann lass uns tanzen.“ Kaum hatte ich das ausgesprochen, stürzte das haarige Ungetüm auf mich zu. Ich stürmte ihm mit meiner Machete entgegen und er mir, mit seinen messerscharfen Krallen. Es war ein recht ausgeglichener Kampf. Ich war recht gut in Form und wich aus, parierte, schlitzte. Aber auch mein Gegner war Fit. Bösartige Monster waren immer Fit. Das musste das Böse in ihnen sein.

Im Augenwinkel sah ich Barney, uns zusehend und genüsslich etwas blutiges knabbern. Er hatte ja schon seinen Einsatz, das reichte ihm. Das Monster und ich kugelten durch die Gegend, dann erwischte mich ein Krallenhieb und riss mir meine Schulter auf. Ich glaube ich konnte den abgenutzten Knorpel erkennen. Mir wurde schwarz vor Augen und kurz bevor ich Ohnmächtig wurde, erhob sich Barney, stürzte sich auf meinen Gegner und tötete ihn mit einem Hieb. Warum hatte er mich kämpfen lassen? „Na du musst doch deinen Ruf wahren, aber nicht sterben. Ich habe keine Lust mir ein neues Zuhause zu suchen. Also reiß dich zusammen. Steh auf, schüttle den Staub ab und weiter geht es. Komm ich spucke dir mal auf die Wunde.“ Gesagt, getan und schon hatte er mich angespuckt. Es war echt eklig, aber ihr Speichel hatte einen schmerzstillenden und desinfizierenden Effekt. Es schmerzte höllisch, aber nur kurz, dann war ich wieder einsatzfähig.

Ich rappelte mich noch etwas wackelig auf um nach meiner Gruppe zu schauen. Mensch, hatte ich jetzt noch eine Lust die zu retten. Ich war nicht so gut im Retten. Jagen, ja, Retten, nein. Ich blickte mich also um und sah auch schon das Chaos. Viele Monster, die auf dieser Lichtung Katzenspiele mit meinen Leuten trieben. Die Gruppe sah schon sehr mitgenommen aus. Blutig, zerschrammt und ich glaube auch schon einige tiefe Wunden erkennen zu können. Es wurde Zeit, dass meine Verstärkung eintraf, sonst könnten sie nur noch Leichen bergen. Kaum ausgedacht, viel auch schon der Erste, einem ganz üblen Genossen zu Opfer. Ich zog meine abgesägte Schrotflinte und schoss. Das merkte dieses Monster gar nicht, während er seinen massigen Kiefer über den Kopf des Touristen stülpte und zubiss. „Nein! Verdammt!! Barney, hilf mir.“ „Nö, die interessieren mich nicht. Von denen gibt es doch genug. Das wird noch mehr von ihnen herlocken.“ „Aber…“ „Kein Aber, ich rette nur wenn ich will, und ich will nicht. Also verärgere mich nicht, sonst rette ich dich auch nicht mehr.“ Drehte er sich um und ging auf einen umgestürzten Baum zu. Dort setzte er sich hin und zog, woher auch immer, seine Thermoskanne hervor. Er goss sich gemütlich einen Kaffee ein und schmollte. Man muss sich das überlegen, ER schmollte. So waren Monster halt. Sie empfanden nicht wie wir Menschen. Sie konnten jemanden mögen, vielleicht auch lieben, aber der Rest war ihnen echt egal. Ohne schlechten Gewissen.

Gut – mir blieb also nichts anderes über, als zu retten was, oder wer noch ging. Aber es sah übel aus. Im hinteren rechten Quadranten sah ich einige Frauen zusammen getrieben. Nicht nur Barney mochte sie besonders gerne, auch die anderen Monster mochten das zarte Fleisch mit dem leckeren Aroma. Ich stürzte zu ihnen hin und lud die Flinte nach. Ich schoss und traf. Einige kleinere Monster fielen, die anderen merkten noch nicht mal, dass sie getroffen waren. Es gab Monster, die Feuer entfachen konnten. In dieser Gruppe, waren gleich drei davon und sie feuerten, auf die Frauen. Die Männer hatten sich in trügerische Sicherheit gebracht. Ich sah wie sie sich in der entgegengesetzten Richtung unter einem Felsvorsprung zusammenkauerten. Leider sahen sie nicht, was dieser Felsvorsprung wirklich war. Während ich noch versuchte die Frauen zu retten, bewegte sich dieser Felsen. Erhob sein Bein und setzte es gerade auf die Männergruppe ab. Ich überlasse eurer Fantasie, was mit den Körpern passierte. Die Frauen grillten, die Männer flachten ab. Tja und mein Team kam gerade um die Ecke.

Sie sprangen aus dem Auto, angeführt von Rob. „Mark, wo ist deine Gruppe?“ „Hm – ich glaube du solltest schon mal anfangen eine Erklärung für die Presse zu verfassen und hoffen, dass auch alle ihre Schuldbefreiungserklärung unterschrieben haben. Denn von ihnen ist nichts mehr außer paar Gedärme und Extremitäten übrig.“ „Ach verdammt. Verdammt, verdammt. Das gibt wieder Papierkram. Scheiße. Lasst uns aufräumen. Erstmal müssen wir die verbleibenden Monster erledigen, dann die Leichenteile zusammensammeln und – naja verpacken. Ach dieser Papierkram.“ „Was ist denn passiert, warum konnten sie denn überhaupt ausbrechen?“ „Azubis. Unnützes Pack. Wir sollten keine Azubis mehr annehmen. Sie sollten eigentlich nur Futter verteilen und wieder raus und so ein selten dämlicher Trottel, hat das Tor nicht richtig gesichert. Ja – da muss ich auch noch viel schreiben. Azubis haben wir dieses Jahr nicht mehr. Das wird nicht leicht zu erklären sein. Aber es wird das Publikum anlocken.“ Ich zuckte mit den Schultern. Autsch – wo war Barney – er könnte mich noch mal anspucken. Er saß in der Sonne und genoss seinen eiskalten Kaffee. Blickte zu mir und winkte.

So war das als Monsterjäger und Guide. Unfälle passierten, da aber die Regierung Monster anerkannt hatten, wurden auch Unfälle geduldet. Die Überbevölkerung machte alles möglich. By the Way. Durch den Unfall wurden noch paar Touren geöffnet. Hätten sie nicht Interesse daran an einer Monstersafari teil zu nehmen? Melden sie sich doch kurz auf unserer Homepage Monsterjaeger:at:Lebensmuede.com an. Es gibt noch freie Plätze.

 

Drama, Horror, Schreibkicks

Schreibkicks – Monster

Jeden ersten des Monats gibt zuckt es in den Gehirnwendungen und eine Geschichte für Schreibkicks wird ausgespuckt. Jedes Mal wieder erstaunt mich was ich dabei schreibe.

Das Thema für den 1.7.18 ist Monster

Veronika
Eva
Sabi

Das Thema für den 1.8.18 lautet:


Monster

Peggy lag in ihrem Bett.  In ihrem Zimmer war es dunkel. Sie hasste es, wenn es dunkel war. Sie wohnten an einer stark befahrenen Straße. Das war auch der Grund, warum ihre Mutter ihr nie erlaubte draußen zu spielen. „Es ist zu gefährlich. Du brauchst nur zu stolpern und fällst auf die Straße. Dann kommt ein Auto und überfährt dich. Und auf den Ärger habe ich keine Lust.“ Peggy zog sich dann immer mit ihrem Lieblingshasen in ihr Zimmer zurück. Sie hatte keine Freunde. Sie war immer das Bastardkind und keiner wollte mit ihr spielen. Aber es war egal. Sie hatte ihren Hasen.

Vor etwa einer Stunde hatte ihre Mutter die Wohnung verlassen. Und sie hatte vergessen, das Nachtlicht anzumachen. Aber Peggy hatte Angst. Sie wollte nicht aufstehen, um es in die Steckdose zu stecken. Ihre Mutter war oft unaufmerksam. Ihr Vater hatte sie verlassen, als sie noch ein Baby war. Ein Loser sei er, sagte ihre Mutter. Peggy wusste nicht was es bedeutet. Aber ihre Mutter war immer sehr aufgeregt, wenn sie nach ihm fragte. Peggy hatte deswegen aufgehört zu fragen.

Da Peggy keinen Vater hatte, war sie oft alleine zu Hause. Ihre Mutter hatte zwei – manchmal drei Arbeitsstellen. Also sah sie sie nicht so oft. Und wenn, war sie immer müde und genervt. Peggy wusste, dass sie sich dann besser in ihr Zimmer zurückzog. Manchmal, wenn ihre Mutter sehr müde und etwas betrunken war, wurde sie böse. Dann schimpfte sie und schubste Peggy. „Du bist schuld an meiner Situation. Wegen dir konnte ich nie die Uni besuchen und dein verdammter Vater hat sich schön verdrückt und mir dich zurück gelassen. Hätte ich dich doch besser abgetrieben.“ Dabei trank sie immer direkt aus der Weinflasche. Peggy wusste nicht was Abtreibung bedeutete –sie war erst fünf. Aber sie merkte, dass es nichts Gutes bedeutete.

Manchmal kam ihre Mutter mit Freunden nach Hause. Die waren immer laut und sie hatte wirklich Angst vor diesen Männern. Sie wirkten immer bedrohlich. Ihre Mutter schubste sie dann immer unsanft in ihr Zimmer und schloss die Tür ab. Da vergaß sie immer das Nachtlicht. Peggy stürzte sich immer schnell auf ihr Bett, denn sie wusste –unter ihrem Bett lebte ein Monster. Sie hatte es noch nie gesehen, aber oft gespürt. Denn immer wenn es absolut dunkel war, kam es hervor und schnüffelte. Peggy hatte sich immer die Decke über den Kopf gezogen und versuchte nicht zu atmen. Sie konnte natürlich nicht lange die Luft anhalten – dann versuchte sie immer ganz leise zu atmen. Die Lichtkegel der Autos, die an ihrem Haus vorbei fuhren, tauchten das Zimmer immer in eine gruselige Atmosphäre. Alle Gegenstände scheinen sich zu bewegen und zu atmen. Die Puppen hatten glühend rote Augen und teuflisches Grinsen auf den Lippen.

Heute war wieder so eine Nacht. Ihre Mutter war wütend und betrunken aus dem Haus gestürmt und hatte Peggy sich selbst überlassen. Da sie das gewohnt war, war das auch kein Problem. Sie wusste was wichtig war. Sie konnte die Notrufnummer wählen. Den Herd bedienen und den Toaster nutzen. Sie machte richtig gute Käsesandwiches. Wenn sie nachts alleine war, machte sie immer zwei Sandwiches. Sie hoffte mit dem Zweiten, das Monster unter ihrem Bett zu besänftigen.

Heute – zehn Jahre später hatte sich ihre Situation nicht verändert. Sie lebte immer noch bei ihrer Mutter, nur war die Stimmung ihrer Mutter von Jahr zu Jahr, von Falte zu Falte schlimmer geworden. Waren damals die Männer noch gruselig, aber nicht gefährlich, wirkten sie jetzt immer heruntergekommener und lüsterner. Nicht selten musste sie sich schlüpfrige Kommentare von den ekligen Männern anhören. Sie rannte immer schnell in ihr Zimmer und verschloss selbst die Tür. Das Nachtlicht brauchte sie nicht mehr. In den zehn Jahren hatte sie vertrauen in ihr Monster entwickelt. Es war wie ein unsichtbarer Freund. Sie erzählte ihm oft, ohne dass sie es je gesehen hätte, von ihrem Leben, oder was sie erlebt hatte. Von ihren Träumen und Zielen. Ganz besonders schlimme Tage erzählte sie ihm auch – und manchmal meinte sie ein Schluchzen zu hören. Aber nie hatte sie sich getraut im Dunkeln unter ihr Bett zu schauen. Das war fast wie ein geheimer Pakt.

Dann kam der erste Kontakt. Peggy lag in ihrem  Bett. Die Scheinwerfer der Autos zauberten verschiedene Lichter an die Decke. Sie hörte ihre Mutter lachend die Wohnungstür öffnen und Larry im Schlepptau. Larry war schon oft hier gewesen. Er war besonders eklig. Immer meinte er, dass er irgendwann mal Peggy beglücken wollte. Irgendwann. Eine Gänsehaut lief ihren Rücken entlang. Sie drückte ihre Augen zu und flüsterte leise ihrem Freund unter dem Bett zu.

Ihre Tür öffnete sich. Sie hielt die Luft an. Die Tür, sie hatte vergessen sie zu verschließen. Sie zog die Decke über ihren Kopf. So wie sie es als kleines Mädchen schon getan hatte um sich vor dem Monster zu verstecken. Wieder war ein Monster in ihrem Zimmer. Aber dieses Mal nicht unter ihrem Bett. Dieses Monster stank furchtbar nach Schweiß, Zigaretten und Alkohol. Er atmete schwer und sein Atem röchelte. „Peeeeggy! Meine Süße kleiner Kirsche. Es wird Zeit dich zu pflücken. Larry will dir was Schönes zeigen. Komm schon Kleine, zier dich nicht. Du weißt doch um was es geht. Ich will nur bisschen Spaß mit dir haben. Es wird auch nicht wehtun. Naja. Mir jeden Falls nicht. Ich kann natürlich nicht versprechen, dass es dir nicht weh tut.“ Raunte er in den Raum.

Peggy zitterte. Sie hatte es geahnt, irgendwann würde so was passieren. Aber sie hatte gehofft, dass ihre Mutter sie schützen würde. Sie hätte es besser wissen müssen. Die Frau, die sie geboren hatte, die sie immer für ihr verkorkstes Leben verantwortlich gemacht hatte, würde sie nicht schützen. Sie merkte wie Larry seine Hand unter die Decke schob. Er erreichte ihre nackten Beine und schob seine Hand langsam weiter hoch, Richtung Schoss. Peggy versteifte sich und kniff die Augen zu. Seine Hand wanderte weiter. Als er am Ziel ankam, sprang sie aus dem Bett und schrie. Sie schrie so laut, dass ihre Mutter erschien. Sie erfasste die Situation und sagte: „Peggy. Halt die Klappe, die Nachbarn werden sich noch beschweren. Jetzt stell dich nicht so an. Larry ist nicht der schlechteste, den du für dein erstes Mal haben könntest. Außerdem wird er gut dafür bezahlen. Also leg dich hin und lass ihn einfach dran. Es wird Zeit, dass du deine Schulden bei  mir endlich bezahlst. Schließlich bist du selbst schuld an diesem  Zustand. Wärst du nicht, hätte ich ein besseres Leben und du müsstest jetzt nicht dafür zahlen.

Ungläubig schaute sie ihre Mutter an. Natürlich. Für Geld machte ihre Mutter alles. Sogar die Jungfräulichkeit ihrer Tochter verkaufen. „Larry, komm mach schon. Schnapp sie und leg sie aufs Bett. Sie wird schon mitmachen. Sonst hole ich bisschen Wein um sie gefügig zu machen. Dann wird sie auch entspannter sein.“ Larry lachte und Peggy schrie. In dem Moment bebte ihr Zimmer. Sie dachte es wäre ihre Angst, die das Zimmer beben lies. Larry blieb stehen und blickte sich verunsichert zu ihrer Mutter um. „Ein Erdbeben?“  „Was? Hier gibt es kein Erdbeben, das sind der Alkohol und deine Geilheit. Kannst es kaum abwarten eine Jungfrau zu nehmen.“ Schmutzig lachte ihre Mutter. Fast sah es aus, als würden ihre Augen rot leuchten. Jetzt sah Peggy, die wahren Monster in ihrem Leben.

Plötzlich flog ihr Bett auf die Seite. Das erste Mal in ihrem Leben sah sie ihr Monster unter dem Bett. Es war groß und sein Fell war dunkelbraun, fast schwarz. Seine Augen leuchteten und seine Zähne waren spitz und groß. Peggy war gebannt. Sie hatte keine Angst. Sie wusste, dass das Monster nicht ihr was tun würde. Larry robbte zurück und eine Pfütze bildete sich um ihn. Ihre Mutter schrie. Nicht lange.  Das Monster sprang auf sie zu. Es wuchs und  mit einem Happs hatte es ihre Mutter verschluckt. Schlagartig war es ruhig. Langsam drehte es sich um und blickte auf Larry. Dieser wollte gerade anfangen zu schreien, als ihm dasselbe Schicksal ereilte. Schneller als Peggy es erfassen konnte hatte das Monster Larry verschluckt. Es leckte mit der Zunge über die dicken fleischigen Lippen und rülpste herzhaft. Dann stellte er ihr Bett wieder auf seinen Platz und wollte sich gerade wieder drunter verstecken, als Peggy auf ihn zulief um ihn zu umarmen. Das Monster stutze. War er doch nur ein Monster und alle hatten Angst vor ihm. Aber Peggy nicht. Er setzte sich aufs Bett und nahm Peggy auf seinen Schoss. Dann wiegte er sie wie ein kleines Kind bis ihre Tränen versiegten und sie einschlief.

Das Monster unter ihrem Bett hatte sie vor den wahren Monstern gerettet. Seit diesem Tag schlief es nie wieder unter ihrem Bett und Peggy hatte nie wieder  Angst.

Ende

Fantasy, Schreibkicks

Schreibkicks – Dumme Fee bei Licht

Wieder haben wir den ersten – es ist Schreibkicks-Time.

Ein so tolles Thema für den heutigen 1. aber ich hab mich echt schwer getan eine Geschichte zu finden. Ich hatte soviel Ideen – aber ich konnte sie nicht greifen. Trotzdem habe ich eine kleine Geschichte gefunden. Hier meine Dumme Fee bei Licht für die Schreibkicks bei Sabi

Mit dabei waren diesesmal

Das neue Thema für den 1.7.18 lautet:Monster

 


Es war einer der Tage an dem Fee am besten in ihrer Blüte hätte bleiben sollen. Barb war eh keine Morgenfee – eher eine Morgenmuffelfee. Bei dem Gedanken  musste sie schmunzeln. Morgenmuffelfee. Sie saß an ihrem Blütenstempel mit einer frischen Tasse Nektar. Die Sonne würde bald untergehen. Sie liebte den Sonnenuntergang – die Sonne verwandelte den Himmel in eine brennende Fassade. Die Tiere kamen langsam zur Ruhe und es wurde gemütlich. Hier im Feenwald mit der schönen Blumenwiese auf der Lichtung, schien immer die Sonne. Immer – Feenmagie. Gemütlichkeit war Barbs Passion. Sie konnte diese übereifrigen und hektischen Feen nicht verstehen, die immer so aufgezogen wirkten, wie ein Uhrwerk. Nein, nein sie brauchte ihre Zeit um anzuspringen. Und sie war langsam. Schon im Feenuntericht hatte die Lehrerin das immer liebevoll betont. Hier war alles so liebevoll. Manchmal zum kotzen liebevoll. So ein kleines Gewitter oder mal ein Streit zwischen Feen, das wäre mal was. Das bewunderte sie an den Menschen. Die lebten meist ihre Emotionen aus. Allerdings waren da die negativen meist dominant – das war auch nicht schön.

Barb schüttelte ihre Flügel auf und seufzte. Es wurde Zeit die Welt etwas netter zu machen. Sie flog los um ihren Zauber in die Schlafzimmer kleiner Kinder zu bringen. Hübsche Träume verteilte sie mit ihrem Feenstaub und die Wünsche merkte sie sich. Sie würde sie Nikolaus weiterleiten. Sie liebte ihre Arbeit und sie war wirklich froh, die Nachtschicht zu haben. Sie liebte diese Ruhe. Aber es war nicht ungefährlich. Nachts waren die Räuber unterwegs. Aber sie war erfahren und überheblich. Das musste man schon mal sagen. Denn als Barb lustig trällernd losflog und den Feenwald verließ war sie sich so sicher, dass sie wie immer ihr Bestes geben würde. Niemals hätte sie gedacht, dass sie um ihr Leben bangen müsste.

Sie flog also so vor sich hin, absolut sicher fühlend, als ihr Flug ganz plötzlich gestoppt wurde. Sie hing fest. Ihre Flügel hingen in einem Netz. Einem Spinnennetz. Sie erinnerte sich an einige Warnungen ihrer Lehrerin über diese Netze. In ihr sitze meist eine gefräßige Spinne und die Chance lebend herauszukommen stehe bei null. Barb wollte sich die Hand auf die Stirn hauen – aber sie klebte fest. Ja – klar – ich hätte heute einfach wirklich in meiner Blüte bleiben sollen. Jetzt hatte sie ihre weniger liebevolle Situation. Ganz so sicher und großmäulig war sie nun nicht mehr. Was würde jetzt passieren? Die Bewohnerin des Netzes schien nicht da zu sein. Das konnte gut sein. Dann hätte Barb die Möglichkeit sich zu befreien. Sie war immer noch zu überheblich. Sie dachte wirklich aus diesem Dilemma heraus zu kommen. Sie würde es noch merken.

Barb starte ihren Versuch sich zu befreien. Aber wie jedes Insekt, das sich in einem Spinnennetz verfing, verklebte alles noch viel mehr. Es wurde so schlimm, dass sie sich überhaupt nicht mehr bewegen konnte. Sie dachte wehmütig an ihre gemütliche Blüte, die sie wohl nie wieder sehen würde. Sie wurde immer schwächer und verlor so langsam ihren Mut. Der Mond schien. Es war Vollmond und sein Strahl traf sie genau. Es war als würde sie im Rampenlicht stehen. Eine Dumme Fee im Licht. Wenn es nicht so traurig wäre, würde sie über den Gedanken lachen. Aber ihre Situation war wirklich ernst. Bald würde die Spinne kommen und dann wäre ihre Zeit um. Sie überlegte Fieberhaft. Aber es viel ihr immer schwerer einen klaren Gedanken zu fassen.  Die Fäden des Netzes schnitten langsam tief ein. Das würde Narben geben, ihre schöne makellose Haut wäre auf immer verschandelt. Ach weh – als hätte ich nicht andere Probleme – wahrscheinlich brauch ich mir darüber keine Gedanken mehr zu machen. Bald bin ich Spinnenfutter.

Dann war es soweit. Sie spürte wie das Netzt sich bewegte. Die Spinne war zu Hause. „Ah – was ist mir denn da leckeres eingeflogen? Eine Fee. Ich wusste, dass dies eine gute Stelle für ein Netz ist. Perfekt. Ihr sollt hervorragend schmecken.“ Oh – es gab schon unvorsichtige Feen vor ihr. Warum hatte das nie jemand als Warnung erzählt. Sie seufzte. Wahrscheinlich aus dem gleichen Grund aus dem sie es nie jemanden erzählen würde – sie waren alle Tod. Sie versuchte zu zappeln – aber sie konnte sich nicht mehr bewegen. „Ja zapple nur, um so fester schlingen sich die Fäden um dich. Ich muss dann nur noch meinen Stachel in dein zartes Fleisch rammen und dich aussaugen. Das wird ein Fest. Und der Mond bescheint meine Abentafel. Kann es perfekter sein?“ „Ach liebe Spinne, du wirst doch keine Fee essen wollen. Wir bringen doch überall Glückseligkeit hin. Auch zu dir. Ich erfülle dir drei Wünsche wenn du mich frei lässt.“ Die Spinne zögerte. „Was soll ich mir schon wünschen? Ich hab alles. Ich lebe, ich esse gleich und dann kann ich schlafen. Mehr benötige ich nicht. Ich bin kein Mensch, den du  mit materiellen Dingen locken kannst.“ „Nein natürlich nicht. Ich weiß doch. Aber vielleicht wünschst du dir was anderes. Hast einen Traum?“ „Nein. Ich bin eine einfache Spinne. Ich bin zufrieden mit meinem Leben und gleich werde ich auch satt sein.“ Die Spinne kam immer näher. Barb wurde es ganz anders. Bloß nicht ohnmächtig werden. Vielleicht habe ich die Chance mich zu befreien wenn sie die Fäden aufschneidet?

Das Netzt schwang unter dem Gewicht der Spinne auf und ab – Barb wurde ganz übel. Dann auf einmal blickte sie in zwei große Augen. Die Augen eines Menschen. Die Spinne blieb stehen. Stutzte und zog sich schnell zurück. Sie wusste – ein Mensch bedeutete meistens Probleme. Meist zerstörten sie ihr Netz und ihre Mahlzeit konnte entkommen. Sie hoffte in diesem Fall würde dieser Mensch einfach unter dem Netz durchschlüpfen. Aber natürlich war das Schicksal nicht  mit ihr. Sie würde sowohl ihre Beute, als auch ihr Netz verlieren. Sie stampfte wütend mit ihren acht Beinen auf. Eine Fee. Wie wahrscheinlich war es noch mal eine zu erwischen. Das würde nie wieder geschehen. Sie fluchte leise.

Der Mensch – es war ein junger Mann – blickte sich das Netz an. Der Strahl des Mondes beschien Barb immer noch. „Eine kleine dumme Fee, hm? Hast wohl bisschen Pech gehabt? Gut, dass ich gerade vorbei kam, als du der Spinne das Angebot der Wünsche machtest. Die Spinne nimmt sie nicht an – aber ich. Wenn ich dich befreie, dann bekomme ich die Wünsche.“ Barb blickte verdutzt in dieses Gesicht, das eigentlich ganz nett wirkte. Ach Menschen. Wie konnte sie nur Menschen  mögen. Alles was sie an ihnen so mochte zerfiel gerade zu Staub. Sie hatte die Wahl einen Menschen drei Wünsche zu erfüllen oder zu sterben. Was würdet ihr machen?

Barb blickte zum Versteck der Spinne. Sie lauerte und Barb lief eine Gänsehaut über die Arme. Nein, sie war nicht bereit zu sterben. Sie wollte leben. „Gut Mensch, befrei mich und ich erfülle dir deine Wünsche. Aber wähle sie weise. Wünsche können gefährlich werden und ich werde nicht eingreifen.“

Der Mann schnitt sie aus ihrem Gefängnis frei und packte sie in seine Tasche. Aus der dummen Fee bei Mondlicht im Netz wurde eine Dumme Fee, die ehemals an das Gute im Menschen glaubte. Sie würde ihre Pflicht dem Menschen gegenüber erfüllen. Aber er sollte nicht erwarten, dass seine Wünsche gut enden würden. Erzwungene Wünsche wurden immer bestraft. Barb lächelte leise. Er würde sich wünschen, seine Wünsche besser eingesetzt zu haben. Sie würde am Ende als Siegerin heraus gehen und freute sich jetzt schon auf den nächsten Tag in ihrer Blüte mit einer leckeren Tasse Nektar.

ENDE

Drama, Schreibkicks

Schreibkicks – Vorfreude auf Sommergenüsse

Schreibkicks. Hier wird von Sabrina immer zum 1. des Monats ein neues Thema bekannt gegeben, dass dann am folgenden 1. des kommenden Monats auf seinem Blog gepostet wird

Das heutige Thema lautet: Vorfreude auf Sommergenüsse

Es ist etwas melancholisch geworden und ich muss zugeben – eine kleine Träne hat sich beim Schreiben in die Augen geschmuggelt.

Teilgenommen haben:

Das neue Thema für den 1.6.18 lautet: Dumme Fee bei Licht


Das Sonnenlicht kitzelte Fee in der Nase. Sie musste herzhaft niesen und lachen. Vorfreude auf Sommergenüsse nannte ihr Großvater es immer, wenn sie eine Eiswaffel in der Hand hielt und sich ein Wettschlecken mit dem schmelzenden Eis lieferte. Sie saß oft schon im Morgengrauen mit ihm am See. Er mit seinem Anglerhut an dem die Köder hingen, sie mit der Box voll Würmer. Dann saßen sie einfach still nebeneinander und genossen den wunderbaren Sonnenaufgang und ihre Nähe. Manchmal tauchte sie ihre Füße ins Wasser und spielte mit den großen Fußzehen an den Steinen. Kleine Fische kamen Neugierig angeschwommen um das von ihr aufgewühlte Wasser nach Nahrung abzusuchen. Dabei passierte es oft, dass sie an ihren Füssen knabberten. Sie jauchzte vor Freude, dass die Fische keine Angst vor ihr hatten. Dieses Glücksgefühl. Die frühen Stunden und Stille, neben ihrem Großvater, dass war es was sie tief und innig vermisste. Je tiefer sie in die Schule eintauchte umso weniger Interesse hatte sie und umso seltener besuchte sie ihren Großvater. Irgendwann nur noch in den Ferien, dann nur noch zu Geburtstagen und Weihnachten. Der Alltag, das Lernen und studieren fraß ihre Zeit und sie selbst. Dass sie unglücklich in diesem Konstrukt war, merkte sie nicht. Es wurde einfach erwartet – sie musste lernen, was aus sich machen, viel Geld verdienen. All das schaffte sie und dabei wurde sie immer unsichtbarer. Keiner sah mehr die Frau, nur noch ihre Leistungen, ihren Namen in der Fachpresse. Sie war eine der besten Neurochirurginnen.

Ein Mal kam ihr Großvater zu Besuch. Seine kleine Anglerin wollte er mal an ihrem Arbeitsplatz besuchen. Sie wirkte so gehetzt – es schmerzte ihn, sie so zu sehen. Sie hatte keine Zeit für ihn und sah nicht die verletzten Blicke, die er ihr zuwarf. Er drückte sie ganz fest. Dann gab er ihr ein Paket, drehte sich um und verließ die Klinik, mit traurigen Schritten ohne sich um zu blicken. Er weinte, er weinte um das kleine Mädchen, das glockenhell lachte wenn Fische an ihren Zehen knabberten.

Er weinte um den Verlust seiner Kleinen und deren Freiheit. Seine kleine Fee. Sie wurde gebrochen und in die passende Schublade gequetscht. Dieser süße, freie Geist war eingesperrt und ging zu Grunde. Er wusste um seine Gesundheit und hoffte, dass sein Tod ihre Wiedergeburt sein würde. Ein Hühnerei Großer Tumor in seinem Gehirn. Ihr Fachgebiet. Aber er war kein Fallbeispiel, er war der Mann, der sie schon immer liebte und immer lieben würde.

Keine drei Monate später bekam sie einen Anruf. Ihre Mutter. Der Kontakt zwischen den beiden Frauen war fast gänzlich eingeschlafen. Ihre Eltern brachte sie immer nur mit Druck, Lernen und weinen in Verbindung. Und wieder brachte sie Fee zum Weinen. Ihr Großvater war gestorben. Sie solle zur Testamentseröffnung kommen. Ihr harter Panzer – schwer angelegt – bekam massive Risse. Sie saß in ihrem Büro. Im Regal lag noch ungeöffnet das Paket, das er mitgebracht hatte. Sie stand auf, holte es, öffnete es und brach weinend zusammen. In dem Paket lag sein Anglerhut. Ihre mühsam aufgebaute und gestylte Fassade konnte nicht mehr aufrecht gehalten werden.

Sie nahm sich unbegrenzt frei. Packte ihre Sachen. Dann fuhr sie mit dem Auto nach Hause. Das Haus ihres Großvaters war immer ihr zu Hause. Das ihrer Eltern nur eine Unterkunft mit Essen. Ihre Familie wieder zu sehen ließ sie kalt. Mit dem Anglerhut in der Hand, den sie nervös knetete und der dabei immer eine leichte Duftnote von ihm entließ, saß sie da. Ihre Familie schnatterte im Hintergrund. Jeder wollte etwas. Als wenn er ein reicher Mann gewesen wäre. Reich im Geiste, aber nicht an Gütern. Er hatte nie viel Reichtum angesammelt. Das war ihm nie wichtig gewesen. Die Natur –das war sein Reichtum. Fee merkte wie etwas in ihr erwachte. Sie hielt sich still und wartete. Sie wusste es: „Meiner Enkelin Fee vermache ich meine kleine Hütte am See. Für ihre Wiedergeburt.“ Ein Raunen ging durch die Anwesenden. Alle atmeten auf – das verfallene muffige Teil wollte keiner haben. Auch Fee atmete auf. Denn sie wollte es unbedingt. Jetzt saß sie im Boot, auf ihrem See mit der Urne vor ihr und dem Hut auf dem Kopf. Neben ihr die Anglerbox. Sie lächelte und war wieder ein Kind. Dann öffnete sie die Urne und entließ ihren Großvater in die Freiheit. Sie lachte. Hier war ihr zu Hause. Hier hatte sie ihre Seele deponiert – in Sicherheit. Jetzt war sie wieder vollkommen. Vollkommen und Frei. Sie trällerte ein Lied, das sie von ihrem Großvater gelernt hatte und erinnerte sich an die Vorfreude auf Sommergenüsse – aus der Vergangenheit und freute sich auf die in der Zukunft.

ENDE